Boom beim BVB? Ich falle nicht drauf rein

Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel hat aus der Vergangenheit gelernt: Traue keinem Dortmunder Aufschwung, ehe er zu Ende gegangen ist

|1. Oktober 2025|
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Foto: IMAGO/HJS

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Alle Welt staunt über die Dortmunder. Sie sind so ruhig und machen ihren Job: Der BVB hat einen top Saisonstart hingelegt. Die Abwehr funktioniert, alle rennen gegen den Ball, die Stürmer sind effektiv.

Da stimmt doch was nicht.

Weiter im Programm. Platz zwei in der Liga nach fünf Spieltagen, nur zwei Punkte hinter den verlustfreien Bayern. Saisonübergreifend hat Schwarzgelb sogar seit 13 Spielen nicht verloren. Und bei der Klub-WM war erst im Viertelfinale gegen Real Madrid Schluss, was die Dortmunder im Infantino-Speech zum fünft- bis achtbesten Klub der Welt macht.

Hüstel.

Müssen wir uns jetzt alle vor Niko Kovac verneigen? Der Trainer hat in acht Monaten die legendären Zickzack-Schwankungen aus dem Spiel genommen und heute Leistungswerte vorzuweisen, die an Vorgänger erinnern, deren Namen sich krisengestählte Fans seit Jahren nachts vor dem Einschlafen zuflüstern: Jürgen Klopp! Thomas Tuchel!

  • Kovacs Punkteschnitt: 2,06. Besser war in der BVB-Geschichte nur Klopp (2,12).
  • Anzahl der Gegentore: 1,19 pro Spiel. Besser war nur Tuchel – 1,13.
  • Geschossene Tore: 2,16 pro Spiel. Besser war nur Tuchel – 2,43.

Hat der Ex-Münchner Kovac den Dortmundern etwa sein Bayern-Gen transplantiert?

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Sogar die Mini-Diva Julian Brandt bleibt neuerdings nicht mehr manchmal mitten im Spiel stehen wie ein ICE auf offener Strecke. Stürmer Karim Adeyemi? Schaut zwar weiterhin 90 Minuten pro Spiel, als würde er weltweit exklusiv die Fußballregeln kennen, arbeitet dafür nach hinten wie eine Mischung aus Gattuso und Zorc.

Manchmal frage ich mich schon: Was hat Kovac gegen Adeyemi und Brandt in der Hand?

Aber ich falle nicht drauf rein. Ich traue aus historischen Gründen keinem BVB-Aufschwung, ehe er zu Ende gegangen ist.

Fans und Experten des Klubs, der in den vergangenen 13 Jahren nur kümmerliche DFB-Pokale gewonnen und dabei acht Trainer verschlissen hat, wissen: Siege sind in Dortmund der Stoff, aus dem Krisen sind. Je besser der BVB spielt, desto wahrscheinlicher werden Überheblichkeit und Strömungsabriss und „Zurück auf Los“.

Vielleicht nicht gleich heute in der Champions League gegen Spaniens Stolperklub Athletic Bilbao (null Siege im gesamten September) oder am Samstag ebenfalls zu Hause gegen Mitverfolger RB Leipzig – aber spätestens in der Länderspielpause werden sie ins Denken geraten, die Dortmunder, und sich plötzlich wieder laufstrecken-und-gegen-den-ball-arbeits-unabhängig unbesiegbar fühlen.

Im ersten Spiel nach der Pause geht’s übrigens in die Allianz-Arena. Gegner am 18. Oktober: der FC Bayern. Hab‘ ich’s nicht gesagt?

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