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Bitte nicht aufhören, Julian Nagelsmann!

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Samstag war ich im RB-Stadion in Leipzig und habe die gute Stimmung auf den Rängen genossen. Kein Pyro, keine Häme, keine Gewaltandrohung. Stattdessen Anfeuerung, obwohl die Heimmannschaft im DFL Supercup schnell gegen Bayern München zurücklag. Eine tolle Atmosphäre.

Als ich mein Samstagabendgefühl auf meinem Twitter-Account zum Ausdruck bringen wollte, tat ich, was ich selten tue: Ich zögerte. Ich, der erklärte Liebhaber von Klartext, hatte keinen Bock auf die zu erwartenden Shitstorms von Menschen, die lieber hassen statt lernen.

RB Leipzig loben - darauf steht bei Twitter die Höchststrafe. Mit einer kleinen Bemerkung zum VfL Wolfsburg erlebte ich am Wochenende einen Vorgeschmack: Ich fand die Stadionatmosphäre bei 1860 München gegen Borussia Dortmund nicht besser als bei Heimspielen in Wolfsburg.

Prompt kam, was kommen musste: Schubladendenken. Gute Stimmung bei 1860: Natürlich, was sonst!? Gute Stimmung in Wolfsburg: Was ist mit dir los, ey!? Nicht mal der gut gemeinte Hinweis auf die leckere Bratwurst in Wolfsburg bremste diejenigen, die Schaum vorm Mund tragen.

Und die übrigens ganz bestimmt dieselben sind, die in eigener Sache stets Meinungsfreiheit für sich beanspruchen, damit Häme unters Volk gebracht werden kann. Mit der Herleitung von Tradition ist Bigotterie nicht zu erklären. Vielleicht ist's einfach ein Phänomen unserer Gesellschaft.

Also lieber kein Kommentar zur Stadionatmosphäre in Leipzig? Ich löschte meinen formulierten Tweet und schwieg. Mit diesem Vorwort möchte ich heute meine Beichte ablegen und um Vergebung bitten. Schere im Kopf: Das soll nicht wieder vorkommen. Nicht bei Fever Pit'ch.

Einen lautstarken Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

2 Tage bis Bundesliga-Start

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Bitte nicht aufhören, Julian Nagelsmann!

Von Alex Steudel

Ich mache mir Sorgen um Julian Nagelsmann, den Bayern-Trainer, der stets sagt, was er denkt, und dabei keine Rücksicht auf Verluste nimmt. Ich bete, dass das so bleibt, aber ich fürchte, irgendwann könnte er damit aufhören, also dann, wenn es ihn nur noch nervt, dass sich immer häufiger jemand findet, der sich darüber aufregt, was er gesagt hat. Ich nenne es das Mehmet-Scholl-Syndrom.

Aber warum gibt's das überhaupt?

Nach einem Jahr beim Rekordmeister ist es ja fast schon ein Wunder, dass der erst 35-Jährige das weiter so durchzieht. Unzählige andere Menschen vor Nagelsmann erschraken und reagierten schnell, wenn sie merkten, was es für einen Unterschied macht, ob du als Linksverteidiger des VfL Osnabrück einen raushaust oder als Spieler von, sagen wir mal: Borussia Dortmund.

Als Nagelsmann noch Trainer in Hoffenheim war und Niklas Süle/Sebastian Rudy den Klub verließen, sagte er: "Der Bauer muss sich auch ab und zu von seinen Kühen und Schweinen trennen." Heute würde er vermutlich einen Offenen Brief des Bauernverbands und einen von "Vegetarier für Deutschland" (falls es die gibt) bekommen, und von 27 Bundestagsabgeordneten gäbe einen Einlauf (sorry, das war ein Wortspiel, ich hoffe, dass es kein Protestschreiben des Deutschen Darmverbands zur Folge hat). Auf Twitter würden sich so dermaßen viele Leute über ihn aufregen, dass der Aktienkurs um 4 Dollar steigt.

Als Nagelsmann kürzlich sagte: "Wir sind hier nicht bei der freiwilligen Feuerwehr Süd-Giesing", da lachte keiner, es gab wütende Proteste, und am Ende musste Nagelsmann der Feuerwehr einen Höflichkeitsbesuch abstatten und 29mal sagen, wie wichtig Feuerwehren sind.

Der Witz ist: Er hatte nur einen lockeren Spruch gemacht. Niemand zweifelt daran, dass die Freiwillige Feuerwehr tolle Arbeit leistet, und ich bin mir sicher: auch nicht Nagelsmann. Er weiß nur besser als andere, dass er sich in einer Unterhaltungsbranche aufhält. Seine Vorlage wurde trotzdem dankend aufgenommen.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

In Deutschland haben wir schon immer Probleme mit Humor, sonst hätten wir nicht Mario Barth. Eine Menge Sportler wissen das, sie haben es nämlich am eigenen Leib erfahren und deshalb irgendwann gar nichts mehr gesagt, weil es viel sicherer ist, nach Bundesliga-Medien-Dienstverordnung zu sprechen. (Jaja, schon klar, es gibt sie nicht, das war ein Witz, liebe DFL!).

"Wir sind alle sehr enttäuscht. Aber wir verlieren zusammen, und wir gewinnen zusammen. Jetzt müssen wir analysieren und nach vorne schauen."

Das berühmteste Beispiel ist der ehemalige Fußballspieler Mehmet Scholl: Er war wirklich witzig, aber viele verstanden das nicht. Sie taten, was man bei Humor nie tun darf: den Fehler suchen. Sein "Hängt die Grünen auf, solange es noch Bäume gibt" war vielleicht etwas hart, aber erstklassiger Humor. Das "Es ist mir völlig egal, was es wird. Hauptsache, er ist gesund" des werdenden Vaters Scholl zöge heute eine siebenwöchige Genderdiskussion nach sich. Dabei war es einfach nur saulustig.

Vor langer Zeit rief mich Scholl übrigens mal aufgelöst an, weil er in der Pressekonferenz einen Witz über kanadische und amerikanische Städte gemacht hatte, die Pointe habe ich vergessen, aber Scholl spielte mit dem Vorbild "Mailand oder Madrid - Hauptsache Italien". Danach hatte ein Reporter, der den Gag nicht verstand, einen Text darüber geschrieben, wie einfältig Fußballer seien - Scholl zum Beispiel könne nicht mal die USA und Kanada auseinanderhalten. Scholl beschloss irgendwann, gar nichts mehr auseinanderzuhalten, er schwieg nur noch.

Hoffentlich macht das Nagelsmann nicht auch. Denn ich mag seinen ein bisschen vorlauten, superschnellen Humor, der um die Ecke geht, ehe er sein Ziel findet. Manchmal ist er aber ganz einfach schnurstracks geradeaus. Als der Komplettpleiteverein FC Barcelona Bayerns Topstürmer Robert Lewandowski lockte, sagte er nur, was die ganze Fußballwelt dachte: "Es ist der einzige Klub in der Welt, der kein Geld hat, aber jeden Spieler kauft, den er will. Es ist irgendwie komisch, irgendwie verrückt." Das war toll.

Ist ihm dieser Satz nur rausgerutscht?

Ist ihm dieser Satz nur rausgerutscht?

Die Bayern-Offensive ist tief besetzt. Vor allem deshalb überrascht es, dass Trainer Julian Nagelsmann einem Spieler fast eine Startelf-Garantie aussprach.

"Ein schwieriger Moment für mich"

"Ein schwieriger Moment für mich"

Nach dem Wirbel um seinen Barca-Wechsel  sagt Robert Lewandowski in München Servus. Dabei gibt es nach den jüngsten Vorwürfen auch ein Gespräch mit Hasan Salihamidžić.

Aber natürlich gab's auch für diese Wahrheit Einläufe (schon wieder, sorry Darm-Verband!), einen sogar vom eigenen Vorstand, Oliver Kahn, der nach seiner Karriere als Torwart jetzt nur noch Diplomaten-Titanendeutsch spricht.

Und als Nagelsmann nur sagte, dass Harry Kane ein toller und teurer Fußballer sei (ist ja streng genommen nicht mal ein Witz), schlugen sämtliche Richterskalen bei Tottenham Hotspur bis zum Anschlag aus. Trainer Antonio Conte jammerte persönlich bei einer Pressekonferenz über dieses unbotmäßige Verhalten, und am Ende musste Nagelsmann zum Handy greifen und ihn besänftigen.

"Am Trainingsgelände gibt es keinen Glühwein und auch keinen Schnaps, weil ich auch noch Auto fahren muss. Zuhause habe ich beides im Kühlschrank ", hat Nagelsmann mal zu irgendeinem Dienstjubiläum gesagt, und es fanden sich in den sozialen Netzwerken sicher einige Menschen, die darauf hinwiesen, was für ein Trottel doch einer sein müsse, der Glühwein in den Kühlschrank stellt.

So ist es eben: Viele Mannschaften kommen nicht mit Nagelsmanns Tempofußball zurecht, und viele Menschen nicht mit seinem Tempohumor. Ich liebe diesen Humor aber, und das Letzte, was ich möchte, ist, dass Nagelsmann irgendwann entnervt vor den Humorlosen kapituliert und fortan „Ich denke nur von Spiel zu Spiel" sagt.

Ein guter Teil meiner Vorfreude auf die am Freitag beginnende Bundesliga-Saison hat wirklich damit zu tun, dass ich hoffe, wieder viel Lustiges von Leuten wie ihm oder Freiburgs Christian Streich zu hören.

Vor fünf Jahren verglich Nagelsmann übrigens das Verhältnis Trainer-Verein mit seinem Privatleben: „Das ist in einer Liebesbeziehung genauso. Da hat man mal einen Partner und denkt: Das ist das Beste, was einem passieren konnte. Und nach einem halben Jahr denkt man sich: Um Gottes Willen, was habe ich mir denn da angelabert?“

Sehr witzig. Auch aus aktuellem Anlass. Aber lassen wir das.

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