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1:2! Bayern versinkt im VAR-Chaos

Schiedsrichter Tobias Stieler muss zweimal seine Elfmeterentscheidung einkassieren, weshalb Leverkusen gewinnt und den BVB zum neuen Tabellenführer macht

Foto: Imago / Sven Simon

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Ich verstehe ja, dass alle Welt auf die Schiedsrichter schimpft, sie geben zurzeit wirklich keine gute Figur ab. Tiefpunkt war gestern Abend das Spiel der Bayern in Leverkusen, das von Tobias Stieler hätte geleitet werden sollen. Der arme Mann war sogar tatsächlich physisch anwesend, wie TV-Bilder beweisen, mehr aber auch nicht, denn die ganze Drecksarbeit erledigte der Video Assistant Referee.

Der VAR musste Stieler in beiden wichtigen Szenen des Spiels davon überzeugen, dass seine Schwalbenentscheidung inklusive Schwalben-Gelb, jedesmal gegen Leverkusen und Amine Adli, falsch war - so etwas hatte man noch nicht gesehen. So bekam Bayer zwei Elfmeter zugesprochen, die fällige Gelbe und danach (theoretisch) Gelb-Rote-Karte gegen Adli verschwamm in einem peinlich berührten, von einem Schulterzucken begleiteten Stieler-Lächeln. Statt in Unterzahl und womöglich deutlich zu verlieren, kippte Leverkusen den Rekordmeister vom Sockel der Liga. Borussia Dortmund ist jetzt VA-Erster.

Der Clou: Modernste Schiedsrichtertechnik machte es möglich, dass ein Spiel nicht völlig verpfiffen wurde und einen gerechten Ausgang fand, und trotzdem sind wir jetzt alle noch unglücklicher mit unseren Schiedsrichtern als zuvor. Das nennt man wohl ein Paradoxon.

Apropos Unglücklich. Als ich Bundestrainer Hansi Flicks Kader für die anstehenden Länderspiele gegen Peru und Belgien sah, fiel mir ein, dass es mal eine Perspektivnationalmannschaft und eine B-Nationalmannschaft gab. Ein Experimentierkader, in dem nicht die besten deutschen Spieler stehen, ist für mich, ich zitiere Rudi Völler: der nächste noch niedrigere Tiefpunkt in der jüngeren Nationalmannschaftsgeschichte. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass sich auch während der Kaderbekanntgabe der VAR einschaltet. Hat er aber nicht.

Einen unaufgeregteren Montag wünscht
Alex Steudel

PS: Fever Pit'ch geht mitsamt der Bundesliga in die Länderspielpause. Pit Gottschalk meldet sich an dieser Stelle am Freitag in einer Woche zurück.  


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Stuttgart am Ende, Hertha am Handy: Abstiegskampf wird immer verrückter

Von Alex Steudel

Seit Fans gedenken ist Abstiegskampf das Beste, was die Bundesliga zu bieten hat. Das liegt vor allem daran, dass Jahr für Jahr deutlich mehr Mannschaften unten um den Klassenerhalt als oben um die Schale kämpfen. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das nicht weiter verwunderlich: Während die Teilnahme am Titelkampf dauerhaft herausragende Leistungen erfordert, genügt für einen Platz im hinteren Drittel der Tabelle konstantes Herumgestümper, was bekanntlich ohne größere Kraftanstrengung jedem möglich ist. Sogar ich kann das.

In dieser Saison bewerben sich ungewöhnlich viele, nämlich gleich sechs, sieben Mannschaften für die beiden direkten Abstiegsplätze und die traditionsreiche Relegation gegen den HSV: Hertha BSC, VfB Stuttgart, 1. FC Köln, VfL Bochum, Schalke 04, TSG Hoffenheim, eventuell sogar der FC Augsburg.

Das Faszinierende an dem Treiben, das sich daraus ergibt: Nichts und niemand schreibt schönere Geschichten als die Ratlosigkeit.

Labbadia über seine Zukunft beim VfB: “Wenn es einer kann, dann bin ich das”
Der VfB Stuttgart ist nach der Niederlage gegen den VfL Wolfsburg auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Trainer Bruno Labbadia steht aber nicht zur Diskussion.

Das gilt besonders im Fall des VfB Stuttgart, der einerseits über einen sehr guten Kader verfügt, aus dem andererseits offenbar nichts rauszuholen ist, zumindest nicht von Bruno Labbadia.

Ausflüchte stehen in Phasen der Beschämung hoch im Kurs, und Labbadia gelang es am Wochenende tatsächlich, die Ausrede als solche auf ein neues Niveau zu heben: Er führte die kommende Länderspielpause an, um quasi bereits vorab künftige Niederlagen rückwirkend zu erklären. Ja, wirklich.

Wegen der vielen Reisen seiner Spieler, sagte Labbadia, habe man nun "14 Tage Leerlauf" im Training zu verkraften (die in Wirklichkeit eher zehn sind, aber seien wir jetzt mal nicht kleinlich).

Dieses Argument geht nach hinten los wie selten zuvor eines. Wenn Trainer Labbadia dermaßen viele Nationalspieler in seinem Kader hat, dass Länderspielpausen zum Problem werden – wie kann er dann in der Bundesliga auf Platz 18 stehen?

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Okay, mir ist klar, dass Abstiegskampf ans Nervenkostüm geht. Wer weiß, welchen Unsinn ich schreiben würde, wenn diese Kolumne im Abstiegsstrudel steckte und ich mit den Nerven runter wäre. Ich werde also nicht weiter auf Labbadia herumhacken. Außerdem hat er ja am Wochenende von VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth eine Jobgarantie bekommen, und die hält bekanntlich mindestens sieben Tage.

Und in Länderspielwochen sogar 14.

Es geschahen am 25. Spieltag auch anderswo seltsame Dinge. Während des 1:3 in Hoffenheim etwa ließ sich der Herthaner Florian Niederlechner nach seiner Auswechslung beim Handy-Daddeln auf der Ersatzbank erwischen. Ein unverzeihlicher Fehler. Die Berliner sollten sich glücklich schätzen, im Zeitalter des Internets und handlicher Smartphones zu leben, sonst hätte Niederlechner womöglich eine dicke Tageszeitung, einen Commodore VC20 oder seine Rollschuhe rausgeholt, und der Skandal wäre weitaus größer ausgefallen.

Der Stürmer hatte jedenfalls auch so gleich mehrere Demütigungen hinzunehmen. Er musste sich auf Social Media entschuldigen, und er musste sich von Kevin-Prince Boateng, der nicht ganz höchsten moralischen Instanz Berlins, als Zeuge der Verteidigung entlasten lassen.

Angeblich, so Boateng, hat Kollege Niederlechner das Handy nur gezückt, um die Tabellensituation zu prüfen. Ich glaube das gern, denn Samstagnachmittags haben die Börsen zu.

Ist Abstiegskampf nicht ein unglaublich aufregendes Unterfangen? Ich könnte ewig so weiterschreiben, weil er so ergiebig ist. Schön fand ich zum Beispiel die Aussage von Hoffenheims Österreicher Christoph Baumgartner. Angesichts des ersten TSG-Sieges in 15 (!!) Anläufen sagte er. "Jetzt sollte Ruhe einkehren."

Eine wirklich spektakuläre Einschätzung, wenn man gerade auf Platz 15, nicht auf Platz 5 gesprungen ist, und zwar nach einem Sieg gegen Hertha BSC, das auswärts weniger Gewinne macht als die Wirecard-Aktie in ihrem Spätstadium.

Hoffenheims Trainer Pellegrino Matarazzo, der seinen Punkteschnitt soeben von null auf sagenhafte nullkommafünf katapultiert hat, wird das mit der Ruhe vermutlich nicht bestätigen können; er bekam im Gegensatz zu Labbadia keine Jobgarantie.

Wie gesagt, es gibt nichts Unterhaltsameres als Abstiegskampf. Mit Ausnahmen, leider. Sandro Schwarz, Trainer von Hertha BSC, analysierte am Wochenende staubtrocken: "Wir haben keine gute Leistung gezeigt und Geschenke verteilt. Auch die Reaktion nach dem Rückstand war nicht gut. Wir haben deshalb völlig verdient verloren. Alle Entscheidungen des Schiedsrichters waren richtig!"

Schrecklich. Langweilig. Dieser Mann kann einem den Abstiegskampf echt vermiesen.

Das dritte Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer es sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.


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