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Bayern raus! Desaster in der Champions League

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Im DFB-Pokal raus, im Viertelfinale der Champions League raus, am Ende wohl nur Deutscher Meister: Der FC Bayern München wird in den nächsten Tagen und Wochen Fragen beantworten müssen, die ins Eingemachte gehen. Jeder fühlt es: Der Rekordmeister rutscht ins Ungewisse.

Der Klärungsbedarf ist groß. Die unerledigten Vertragsverlängerungen von zu vielen Leistungsträgern. Die unrunde Kaderplanung des Sportvorstands. Der permanente Aderlass in der Mannschaft. Der sprachlose Vorstandsvorsitzende. Der mangelhafte Biss. Das Training.

Das ist die eine Seite. Die andere: Bayern München war der einzige Klub, der die Bundesliga in der K.o.-Phase Königsklasse vertreten hat. RB Leipzig, VfL Wolfsburg und vor allem Borussia Dortmund konnten mit der Spitze in Europa nicht mithalten. Wie schlecht ist die Bundesliga wirklich?

Im Uefa-Ranking liegt Deutschland auf Platz vier hinter England, Spanien und Italien, aber verteidigt den Vorsprung auf Frankreich nur deshalb, weil Bayern München Punkte sammelte und über fünf Jahre das Klub-Ranking bei der Uefa anführt. Nochmals: Was heißt das für die Bundesliga?

Vielleicht haben wir uns täuschen lassen, dass Bayern München zweimal in zehn Jahren die Champions League gewonnen hat und zwei weitere Klubs, Borussia Dortmund und RB Leipzig, gelegentlich weit kamen. Zur Wahrheit gehört: Außer Bayern war da nicht viel.

Den Qualitätsverlust der Bundesliga, dass außer Bayern kein anderer Verein dauerhaft hochtourig fährt, ist bei jedem Vergleich mit der Premier League sichtbar. Beim genannten Klub-Ranking der Uefa belegen drei englische Vereine die Plätze zwei bis vier. Das ist Leistungsdichte pur.

Wo ständig Druck besteht, entstehen Diamanten. Bayern München spürt keinen Druck mehr in der Bundesliga. Wenn Bayern also in nächster Zeit Sinnfragen gestellt bekommt, sollten wir den Fragenkatalog unbedingt ausweiten und es beim Namen nennen: Quo vadis, Bundesliga?

Einen aussagekräftigen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Bayern raus! Desaster in der Champions League

"Größte Enttäuschung seit zehn Jahren"

"Größte Enttäuschung seit zehn Jahren"

Die Sensation ist perfekt, der FC Bayern scheitert im Viertelfinale der Champions League – am Tabellensiebten der spanischen Liga, aber auch an sich selbst. Die Expertenrunde geht beim Sport1-Fantalk hart in die Kritik mit den Münchnern und Trainer Nagelsmann.

Von Kerry Hau

Ja, es war ein mehr als ordentlicher Auftritt gegen ein in bester Chelsea-2012-Manier aufspielendes, lange wenig entgegenzusetzendes Villarreal. Ja, es deutete bis zur 88. Minute überhaupt nichts auf diesen Super-GAU hin. Doch es passt zu dieser Münchner Mannschaft, dass eine einzige Wackel-Szene kurz vor dem Ende reichte, um ihr den Zahn zu ziehen.

Das Champions-League-Aus als Spiegelbild der Rückrunde! Gegen Villarreal zeigte sich, woran es seit nunmehr zehn Wochen im Bayern-Spiel hapert, nämlich an Verlässlichkeit und an einem klaren Plan.

Während die Abwehr immer für einen Schnitzer gut ist, stehen sich vorne alle auf den Füßen und sind auf individuelle Qualität – speziell in Person von Kingsley Coman und Robert Lewandowski – angewiesen.

Die Bayern spielen merkwürdig unsicher und uninspiriert. Dafür muss sich gewiss Trainer Julian Nagelsmann verantworten. So dürfte gewiss auch die Einwechslung von Alphonso Davies für Lucas Hernández – wenngleich der Franzose verletzungsbedingt nicht mehr weitermachen konnte – nicht als allerklügste Entscheidung in seine Vita eingehen.

Bayern München gescheitert

Bayern München gescheitert

Die Münchner präsentieren sich als Mannschaft ohne Wucht im wichtigen Spiel. Villarreal spielt taktisch und technisch fast fehlerfrei.

Die Probleme der Bayern sind aber weitaus tiefgreifender. Und für die kann der Trainer, so sehr dieses Aus allein aufgrund der blutleeren Vorstellung im Hinspiel auch auf seine Kappe geht, wenig.

Zum Beispiel, dass die Verantwortlichen ihm wie schon Hansi Flick in der Vorsaison keinen Kader zur Verfügung gestellt haben, der den Bayern-Ansprüchen gerecht wird. 14, maximal 15 Spieler sind auf Top-Niveau, danach wird es dünn. Kein Wunder, weil Leistungsträger wie David Alaba, Jerome Boateng oder Thiago nicht adäquat ersetzt wurden – und von Edel-Backups aus dem Triple-Kader 2020 wie Coutinho oder Ivan Perisic jede Spur fehlt.

Nagelsmann muss zudem mit der Realität leben, dass er in München weniger Trainer sein kann als in Leipzig und Hoffenheim. Der 34-Jährige hat mehr Eigenbrötler als Leader in seiner Kabine, die sich nur widerwillig auf Neues einlassen – kritische Töne an Taktik und so manchen Trainingsformen inklusive.

5 Fragen, die man stellen muss

5 Fragen, die man stellen muss

Das Ergebnis: Die nächste Bayern-Saison mit nur einem Titel. Welche Dinge jetzt hinterfragt werden müssen.

Bezeichnend, dass einige vermeintliche Leistungsträger schon seit mehreren Wochen sportlich abtauchen, wenn es darauf ankommt. Nicht nur Leroy Sané und Serge Gnabry, auch Thomas Müller und Joshua Kimmich. Um nur ein paar zu nennen.

Bezeichnend auch, dass nach dem Spiel nur vereinzelte Spieler vor die Südkurve gingen und sich bei den Fans für den besten Support seit Jahren bedankten. Sieht so wirklich eine geschlossene Einheit aus?

Diese Frage müssen sich auch die Bosse Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic und Herbert Hainer stellen – und vielleicht auch mal wie ihre Vorgänger Tacheles reden anstatt sich in Schönrednerei und Zurückhaltung zu flüchten.

Merkwürdiges Kahn-Interview zu Robert Lewandowski

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Es klang erst alles so gut, doch dann ruderte er zurück. Bayern-Boss Oliver Kahn mit einem merkwürdigen Interview zu Lewandowski.

++ Champions League aktuell ++

Drama pur im Bernabéu! Real Madrid schlägt Chelsea

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Real Madrid zieht auf hochdramatische Art und Weise in das Halbfinale der Champions League ein. Der FC Chelsea kann den 3:1-Sieg der Königlichen aus dem Hinspiel nach 90 Minuten ausgleichen, in der Verlängerung bringt Karim Benzema das Estadio Santiago Bernabéu mit einem Kopfballtor zum Beben. 2:3-Niederlage – und dennoch ist Real Madrid weiter. Jetzt geht es gegen Manchester City oder Atlético Madrid.

Heute im Fernsehen

TV-Programm

21 Uhr, DAZN: Champions League, Atletico Madrid - Manchester City, FC Liverpool - Benfica Lissabon

Atlético-ManCity: Ich bin heute Team Simeone

Von Alex Steudel

Bis vor kurzem sah meine Welt so aus: Pep Guardiola gehört zu den Guten, und Diego Simeone ist das Böse. Unter normalen Umständen säße ich heute mit blau-weißem Fähnchen vor dem Fernseher, um im Viertelfinale der Champions League Manchester City anzufeuern.

Nicht dass ich den Scheich-Klub aus England besonders toll finde, im Gegenteil. Vielmehr war Peps Gegenüber Simeone, der Trainer von Atlético Madrid, immer mein persönliches rotes Tuch. Ich gönnte ihm nicht das Schwarze unter den Fußballschuhen.

Aber eben nur bis vor kurzem.

Die Engländer hassten ihn schon als Spieler, weil er David Beckham bei der WM 1998 zu einer roten Karte trieb. Heute hast alle Welt Simeone dafür, was er als Trainer dem Fußball antut. Um es zu gewinnen, zerstört der Argentinier das Spiel; er tritt mit einer roboterartig verteidigenden Konstruktion an, die er Mannschaft nennt.

Im Hinspiel gegen Manchester brachte der 51-Jährige sieben Verteidiger. Atlético schoss in 90 Minuten ein einziges Mal aufs Tor und hatte 30 Prozent Ballbesitz. ManCity gewann nur 1:0.

Das Simeone-System mag Atlético aus der Versenkung zurückgeholt haben, mich erinnert es an Otto Rehhagels griechisch-kontrollierte Offensive bei der EM 2004. Hinten drinstehen, und vorne hilft der Liebe Gott.

Ich habe eingangs "Bis vor kurzem" geschrieben, und das hat einen Grund: Ich kann Simeone leider nicht mehr hassen. Schuld ist die relativ neue Amazon-Doku über sein Leben. Sie ist sehr gut. Was nicht so gut ist: Sie hat mein schönes Feindbild kaputtgemacht.

Wie gern würde ich "El Cholo" heute Abend das Aus gönnen. Ich schaffe das nicht, weil ich vier Stunden "Simeone. Living Match by Match" gesehen habe.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Ich will nicht ins Detail gehen, jeder soll sich seine Meinung selbst bilden. Aber ich bin jetzt Simeone-Versteher. Der Mann ordnet alles dem Erfolg unter, er tut immer das, was er tun muss. Er ist nachdenklich, kreativ, erstaunlich und empathisch. Ein unglaublicher Familienmensch dazu.

Und was ich vorher am wenigsten gedacht hätte: Ausgerechnet Diego Simeone, der Typ mit dem irren Blick, hat ein großes Herz und prall gefüllte Tränensäcke.

Einmal sitzt er mit seinen drei Söhnen, alle Fußballprofis, am Tisch seiner gigantischen Villa, und sie wiederholen für die Kameras ein Familienritual, bei dem sich jeder über den anderen auslassen, jeder die Stärken und Schwächen des anderen benennen darf. Da geht's ans Eingemachte. Am Ende heulen alle.

Ausgerechnet Diego Simeone, das HB-Männchen des Fußballs, der Mann, der sich am Spielfeldrand aufführt, als hätte er gerade einen Kontoauszug des HSV gelesen, wird in diesem Sechsteiler zu einem nachdenklichen Menschen, den die Angst vor Niederlagen plus die Liebe zu seinem Beruf und zu seiner Familie umtreibt.

Der insgesamt vierstündige Film bietet alles, wofür man Fußball liebt. Und es fließen, was ich in einer Simeone-Doku niemals erwartet habe, mehr Tränen als bei einem Hertha-Heimspiel.

Simeones Vater kommt übrigens auch oft vor. Die Liebe ist innig. Jeder sieht, wie sehr ihn Diego und die Enkelkinder verehren. Nach den Dreharbeiten zur Doku, jetzt Ende März, verstarb Carlos Simeone.

Beim darauffolgenden Heimspiel von Atlético gab es im Stadion eine Schweigeminute. Die Kameras zeigten, wie Simeone am Spielfeldrand stand und vor 51.000 Menschen heulte. Auch das hat mich berührt.

Ich bin heute Team Simeone.

Steudel-Kolumnen gibt's auch als Buch – der Titel: "UND AM ENDE GEWINNEN IMMER DIE BAYERN", 268 Seiten. Hier bestellen!

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