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Bayern: Ohne Müller, oder was?

Thomas Müller hat bei Trainer Thomas Tuchel einen Stammplatz auf der Ersatzbank. Das hat er nicht verdient.

Thomas Müller auf der Bank. Foto: Imago / Sven Simon
Thomas Müller auf der Bank. Foto: Imago / Sven Simon

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit zehn Jahren Ungeheuerliches in der Sportschau sah: Im Februar 1979 wurde Gerd Müller, Bomber der Nation, nach 82 Spielminuten ausgewechselt - zum ersten Mal in seiner Karriere. Sein Trainer beim FC Bayern hieß damals Pal Csernai und wollte beim Auswärtsspiel in Frankfurt wohl ein Signal senden, dass er keine Rücksicht auf große Namen nimmt. Einige Tage später bat Gerd Müller um Freistellung bei Bayern München. Es war das Ende einer einzigartigen Symbiose von Spieler und Verein.

Ungeheuerliches ist beim Müller der Neuzeit zu sehen: Thomas Müller kommt bei Trainer Thomas Tuchel nicht zum Zug und fristet ein Dasein als Bankdrücker. Beim 3:2 in Augsburg wurde er in der Schlussminute eingewechselt. Bild titelte dazu: "Müller-Tiefpunkt unter Tuchel erreicht". Es ist nicht überliefert, ob er seine rechtzeitige Vertragsverlängerung bis Juni 2025 bedauert, die Mitte Dezember bekannt gemacht wurde. Noch anderthalb Jahre Ersatzbank kann für einen Nationalspieler mit 126 Länderspielen aber keine Perspektive darstellen.

Er ist jetzt 34 Jahre alt, kennt keinen anderen Profiverein als Bayern München und liebt offenbar alles, was mit dem Rekordmeister zu tun hat. Trotzdem wird ihm der 18-jährige Mathys Tel vorgezogen. Trainer Tuchel steht nicht im Verdacht, ein Csernai zu sein. Er will keinem Spieler Böses. Seine Taktik aber verlangt ein Tempo, das Thomas Müller nicht mehr hat und vermutlich niemals hatte. Das bringt beide in eine vertrackte Situation: Der eine kann dem anderen nicht so viel Spielzeit geben, wie es der Status verlangt. Was also tun?

Gerd Müller flüchtete damals nach Florida zu den Fort Lauderdale Strikers. Die Erfahrung in den USA hat ihn nicht glücklich gemacht. Bastian Schweinsteiger dagegen sammelte auf der Zielbahn seiner Karriere Reputation im Ausland, erst bei Manchester United, dann bei Chicago Fire. Niemand könnte Thomas Müller garantieren, wie das Abenteuer in der Fremde ausginge. Nur: Ihn auf der Ersatzbank zu sehen, manchmal lachend, meistens betröppelt, kann keine Lösung sein. Er hat dem Fußball noch einiges zu geben. Egal wo.

Einen ausgeruhten Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk


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⚽️ Wohin mit Kloppo?

Foto: Imago / Propaganda Photo

Von Alex Steudel

Jürgen Klopp verlässt im Sommer den FC Liverpool. Diese Ankündigung hat mich eiskalt erwischt. Eine Leere macht sich seither in mir breit. Man kann schon sagen: Die Fußballwelt hat gebebt am Freitag. Es fühlte sich an, als hätte Jesus den wöchentlichen Stammtisch mit den Aposteln aufgelöst.

Ein Leben ohne Klopp? Undenkbar.

Nachdem ich gehört hatte, dass der erfolgreichste Schwabe seit Gottlieb Daimler seinen Reds den Rücken kehrt, wanderten meine Gedanken sofort umher:

  • Birgt das Drama womöglich auch eine Chance?
  • Welche Station könnte die nächste sein? Außer England (liverpoolbedingt) und HSV (jeanshosenbedingt) schien alles möglich.

Aber er will ja nicht. Hat er danach gesagt.

No club, no country for the next year.

Der Steudel! bei Fever Pit’ch
Für den Newsletter schreibt Alex Steudel erfrischende Kolumnen.

Next Year? 2025? Wer soll das aushalten? Ich setze jetzt darauf, dass Fußballer, wenn's um ihre Abschiede geht, schneller umkippen als früher Andy Möller. Klopp verließ zum Beispiel 2015 Dortmund und stand drei Monate später mit Daumen raus an der A1, in der Hand ein Schild: "To Anfield Road – please take me with".

Nun passieren völlig unlogische Dinge. Der Mann ist noch gar nicht weg, da rufe ich schon: Komm' zurück, Kloppo!

Jürgen Klopp kämpft mit den Tränen bei bei Liverpool-Hymne
Emotionale Szenen bei Spiel eins nach dem Klopp-Hammer. Liverpool-Legende Jürgen Klopp (56) kämpft im FA-Cup sichtlich mit den Tränen.

Fans der größten Klubs der Welt wünschen plötzlich ihre eigenen Trainer zum Teufel, um für "The Normal one" Platz zu machen.

Komm' sofort her, Kloppo!

Mal ehrlich, was außer Fußballmannschaften trainieren sollte er denn tun? Werbung? Geht nicht. Klopp ist doch eh überall präsent, mehr TV-Spots kann kein Mensch drehen, so große Werbeblöcke gibt's gar nicht. Und sich in der dazugewonnenen Freizeit weitere neue Haare einsetzen zu lassen scheitert daran, dass der Kloppf schon ganz bepflanzt ist.

Klopp-Aus in Liverpool: Weg zum DFB ist frei
In einer emotionalen Videobotschaft verkündet Trainer Jürgen Klopp seinen Abschied am Saisonende. Jetzt muss er endlich Bundestrainer werden!

Ein fußballtypisches Auszeitnehmen auf dem Golfplatz ist ebenfalls undenkbar – beim Golfen braucht's nämlich Geduld und Ruhe, die natürlichen Feinde des Jürgen Klopp. Und wenn der Ball am 16. Loch vorbeirollt, bringt das beste Gegenpressing nichts.

Der 56-Jährige aber redet sich vermutlich ein, wie schön das alles wird, so ganz ohne Stress und Fußball, und dass er jetzt endlich Zeit hat für die tollsten Unternehmungen. Reisen etwa. Wir wissen aus vielen Erzählungen: Die Reise ist für den Fußballer das, was Australien für Abiturienten ist, nur mit mehr Bier. Ich befürchte jedoch, dass Vollgas-Klopp die Sache schneller abfiedeln wird als eine handelsübliche japanische Reisegruppe.

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Muhammad Ali löste das Problem auf die beste Weise: Er feierte Comebacks im Sekundentakt. Das macht Mut.

Bitte, komm' zurück, Kloppo!

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