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Leverkusen ab heute im Klub der glorreichen Vier

Mit einem Sieg heute schafft Bayer das, was bisher nur Bayern, HSV und Gladbach schafften: Meister und Europacupsieger im selben Jahr zu werden

Fotomontage: Imago / Sven Simon

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Ist es euch aufgefallen? Hinter der Überschrift dieser Kolumne steht kein Fragezeichen. Warum sollte es da auch hin, wie könnte heutzutage ein vernünftig denkender Mensch davon ausgehen, dass Bayer Leverkusen in der Lage ist, ein Spiel zu verlieren?

Die Mannschaft von Xabi Alonso hat das Problem, dass sie nicht weiß, wie man das macht. Sie verlässt erst den Platz, wenn das gewünschte Ergebnis erzielt ist. Und selbst Unentschieden sind seltener geworden als Blamagen des FC Bayern.

Weil es heute Abend im Europapokalfinale gegen Atalanta Bergamo per Definition kein Unentschieden geben kann, verzichte ich also auf das Fragezeichen gern und spare damit obendrein Eintipp-CO2.

Es folgt also Pflichtspiel ohne Niederlage Nummer 52.

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Im gedanklichen Vorfeld dieses Textes stand ein anderes Fragezeichen: Wo werden wir diese Leverkusener nach dem Sieg heute in Dublin geschichtlich einordnen müssen – wer wurde Deutscher Meister und Europapokalsieger im selben Kalenderjahr?

Ich habe mich ganz oldstyle und händisch durch die Listen gearbeitet. Es gab ja eine Menge deutsche Europapokalsiege, aber eben sehr, sehr selten welche, die mit einer Deutschen Meisterschaft einhergingen. Das ist übrigens durchaus nachvollziehbar: Es ist eine Sache, Meister zu werden und dann zwölf Monate später einen Europapokal zu gewinnen, und eine andere, beides gleichzeitig hinzubekommen.

Um es kurz zu machen: Bayer Leverkusen wird mit dem Finalsieg gegen Bergamo von bis kürzlich Vizekusen auf ein ganz anderes Level springen: auf eines mit dem FC Bayern 1974, 2001, 2013 und 2020, mit Borussia Mönchengladbach 1975 und dem Hamburger SV 1983. (Für die jüngeren Fußballfans: Der HSV ist heute eher regional bedeutend.) Nur diese drei Mannschaften haben es in der Geschichte des deutschen Fußballs geschafft, in einem Jahr internationaler Doppelmeister zu werden.

Und Bayer Leverkusen ist ab heute Mitglied im neuen Klub der glorreichen Vier!

Leverkusens Gegner: Nie mehr “Vizelanta” - Bergamo will den Europa-League-Titel
Atalanta Bergamo hat sich in der Serie A aus dem Mittelmaß zum Spitzenteam entwickelt. Im Europa-League-Finale gegen Leverkusen sollen die fantastischen Vier helfen – und sich Prophezeiungen aus der griechischen Mythologie erfüllen.

Mehr ist da nicht. Borussia Dortmund zum Beispiel gewann 1997 die Champions League, aber die Meisterschale wanderte nach München. Vorübergehende Wunderklubs wie Werder Bremen oder der FC Schalke 04 wurden 1992 und 1997 „nur“ Europapokalsieger und nicht Meister (sondern Stuttgart und wie gesagt die Bayern). Auch als Leverkusen 1988 den Europapokal holte, wurde ein anderer Verein Meister: Bremen!

Die Frankfurter besiegten vor zwei Jahren im Europa-League-Finale die Glasgow Rangers natürlich nur, weil sie zuvor die Bundesliga mit Ruhepuls abgespult hatten.

Ein ständiges Hin und Her war’s also. Okay, mit viel guten Willen: Der 1. FC Magdeburg schaffte den östlichen Doppelschlag 1974.

(Demnächst in diesem Newsletter: Die Kolumne „Leverkusen nach dem Triple Mitglied im Klub der glorreichen Zwei“)

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