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Naht das Ende von Vizekusen?

Bayer kann am Sonntag mit einem Sieg gegen den BVB Platz 1 behaupten und die unglaubliche Serie fortsetzen. Dieses Team schreit nach Meisterschaft

Foto: Imago / Jürgen Schwarz

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Ich habe das Gefühl, meine Tastatur wehrt sich förmlich dagegen, mich einen Text eingeben zu lassen, der von einem möglichen Deutschen Meister Bayer Leverkusen handelt. Aber hilft ja nix. Mit Gewalt hämmere ich die Buchstaben ein, denn Leverkusen ist besser denn je und wirklich in der Verfassung, etwas Historisches zu schaffen: Erstmals Meister zu werden und die Spottbeschreibung "Vizekusen" loszuwerden.

Es ist unvorstellbar und noch ein Stück Wegstrecke dorthin, gut, aber am Sonntag kann der fünfmalige Vizemeister einen großen Schritt tun und daheim höchstpersönlich den BVB aus dem Weg räumen: 13 Punkte läge Leverkusen nach einem Heimsieg im Ligaknaller vor den Anspruchsmeistern.

Zweifelt jemand dran? Ich nicht. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso hat am letzten Wochenende ganz easy den Startrekord der Guardiola-Bayern (34 Punkte aus zwölf Spielen) eingestellt, gewinnt immer alle Heimspiele und zeigt stets sensationellen Fußball.

Borussia Dortmund hat zwar das Achtelfinale der Champions League erreicht, aber die Angewohnheit, in Phasen anwachsenden Selbstbewusstseins über Wollmäuse zu stolpern.

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Leverkusen ist Tabellenführer. Vor dem FC Bayern, weit vor dem VfB, locker weit vor dem BVB. Hallt am 18. Mai 2024 wirklich "Wir gratulieren Bayer Leverkusen zur Deutschen Meisterschaft 2024" durch die deutschen Stadien?

Wir alle müssen uns langsam an diesen Gedanken gewöhnen, auch wenn alles an diesem Satz so dermaßen verrückt klingt, dass ihn die Stadionsprecher der Bundesliga sicherlich ein paar Monate vorher zu üben beginnen werden, damit er am 34. Spieltag unfallfrei rüberkommt.

Deutscher Meister Bayer Leverkusen!

Ist undenkbar, aber irgendwie charmant. Schließlich ist Leverkusen eine Art Zwitterwesen der Bundesliga: der Traditionsplastikklub. Die Mannschaft wird einerseits von der Bayer AG am Leben gehalten und dafür von Millionen Fans verspottet, andererseits spielt Leverkusen seit 1979 in der ersten Liga. Immerhin 4000 Bayer-Sympathisanten reisten am vergangenen Spieltag nach Bremen und sahen ein 3:0, das lockerer eingetütet wurde als Aspirin Granulat.

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Wir überblicken die Tragweite dieses Satzes noch gar nicht. In den Geschichtsbüchern würde dann nämlich Simon Rolfes als Baumeister der ersten Meisterschaft in 120 Jahren Klubgeschichte stehen. Manager-Legenden wie Reiner Calmund und Rudi Völler müssten ins Kleingedruckte verschoben werden. Und Florian Wirtz hätte mit 21 geschafft, was Vollborn, Lucio, Kirsten, Schneider, Kießling oder Ballack in über Dutzenden von Lebensjahren dort nie hinbekamen.

Aber genug geschweift. Wir dürfen nicht vergessen: Die Dortmunder und die Münchner sind an diesem (Fern-)duell-Wochenende im Vorteil. Die Bayern haben am Mittwoch beim 0:0 gegen Kopenhagen die Kahn'schen Eier geschaukelt, der BVB spielte schon Dienstag, während die Leverkusener am späten Donnerstagabend in Göteborg ranmussten.    

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