Bastian Schweinsteiger: Blutiger Weg zur Legende
Viele Narben, ein Ziel: Bastian Schweinsteigers Weg führte durch Schmerz und Zweifel – bis zum größten Moment seiner Karriere in Rio.

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Rio de Janeiro, 13. Juli 2014. WM-Finale gegen Argentinien. Bastian Schweinsteiger taumelt – aber er spielt weiter. Unter dem Auge klafft eine Wunde, Blut läuft über sein Gesicht. Sechsmal wird er in diesem Spiel hart gefoult, öfter als jeder andere Spieler. Immer wieder geht er zu Boden – und steht wieder auf.
Als der Schlusspfiff ertönt, liegt er erschöpft im Gras: Weltmeister, gezeichnet, aber ungebrochen. Dieses Bild geht um die Welt – und es erzählt seine Karriere in einem Moment: viele Titel, viele Rückschläge, viele Narben. Doch am Ende hat er, inzwischen Hall-of-Famer im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund, alles gewonnen.
Ein Leben zwischen Triumph und Trauma
Schweinsteigers Weg nach Rio war keiner der geraden Linien. Er führte über verlorene Endspiele, verschossene Elfmeter, über Momente, die andere Karrieren beendet hätten. Aber Schweinsteiger wuchs an ihnen.
2012 – das „Finale dahoam“ in München. Er läuft zum entscheidenden Elfmeter an, trifft den Pfosten. Chelsea gewinnt die Champions League – Bayern verliert. Schweinsteiger steht da, regungslos, die Schultern schwer.
„Er war sensibel, er war verletzlich“, erinnert sich sein Trainer Jupp Heynckes. „Aber ich habe ihm gesagt: Diese Talsohle musst du durchschreiten. Dann kommst du stärker zurück.“
Ein Jahr später, 2013, steht er wieder im Finale – diesmal in Wembley. Diesmal geht Bayern als Sieger vom Platz, Schweinsteiger hebt den Pokal. Ein Kreis schließt sich.
Der Umbau eines Talents
Dass Schweinsteiger überhaupt so weit kam, war keine Selbstverständlichkeit. Als er 2002 beim FC Bayern debütierte, war er mehr Lausbub als Leitfigur: weiße Fußballschuhe, Stutzen bis über die Knie, wechselnde Haarfarben – ein Junge, der auffallen wollte.
„Er hat alles gemacht, was man als Trainer nicht mag“, erinnert sich Hermann Gerland. „Aber er hatte Herz, Willen und dieses unglaubliche Talent.“ Und das zeigte er auch bei der Heim-WM 2006 – unbekümmert, unangepasst, voller Energie.
Unter Louis van Gaal begann 2009 die Verwandlung. Der Holländer zog ihn aus der Flügelposition ins Zentrum – und machte aus dem Spaßvogel den Strategen. Aus Schweini wurde Schweinsteiger: der Denker, die ordnende Hand, derjenige, der in der Mitte stand, wenn alles schwankte. Für Jupp Heynckes war er „zusammen mit Sergio Busquets der beste Mittelfeldspieler der Welt“.
Es war die Zeit, in der Bayern den europäischen Fußball dominierte – und Schweinsteiger das Rückgrat der Mannschaft wurde. Nicht nur im Verein, sondern auch in der Nationalelf, mit der er 2014 zur WM nach Brasilien reiste.
Der General von Rio
Er war angeschlagen, müde von einer langen Saison, aber er führte die Mannschaft – lautlos, konsequent, diszipliniert. Im Halbfinale gegen Brasilien, beim legendären 7:1, dirigierte er das Spiel, hielt das Zentrum zusammen, während vorne Klose, Kroos und Khedira trafen. Und im Finale gegen Argentinien trug er das Spiel – und das Blut im Gesicht – wie ein Abzeichen. „Das war das Spiel, bei dem ich am meisten Energie gespürt habe“, sagte er später. Es war auch das Spiel, das ihn unsterblich machte.
Narben, die bleiben
Nach dem Titel kam die Müdigkeit. Verletzungen, Schmerzen, das Gefühl, alles erreicht zu haben. 2015 verließ Schweinsteiger nach 17 Jahren den FC Bayern und wechselte zu Manchester United. Unter José Mourinho wurde er aussortiert, blieb aber professionell – ruhig, respektvoll, loyal.
2017 ging er in die USA zu Chicago Fire. Zwei Jahre später kehrte er nach München zurück – für seinen Abschied. Ein volles Stadion, stehende Ovationen, „Fußballgott“-Rufe aus der Südkurve.
Die Bilanz eines Lebenswerks
Acht deutsche Meisterschaften, sieben Pokalsiege, Champions-League-Sieger, Weltmeister. Zahlen, die für sich sprechen. Und doch erzählt sich seine Karriere nicht über Trophäen, sondern über Widerstand.
„Für mich ist das Wichtigste: Erinnerungen. Das Schönste, was man hat“, sagt Schweinsteiger in der Doku Memories. Er meint nicht nur Siege, sondern auch das, was ihnen vorausging: die Narben, die Niederlagen, die Stürze. Die ihn zur Legende machten.
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