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Bangen um Eriksen: Uefa verpasst das richtige Signal

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Wie jede andere Fußballfan habe ich am Samstag die Hände vors Gesicht geschlagen und konnte nicht glauben, was ich auf dem Fernsehbildschirm sah: Christian Eriksen am Boden, Ärzte und Spieler um ihn herum, ein Kampf auf Leben und Tod. Durfte das ZDF diese Bilder zeigen?

Als Journalist gerät man sofort in einen Zwiespalt. Einerseits will man zeigen, was ist, und andererseits das Öffentliche zum Privaten erklären. Wo die richtige Balance zwischen diesen zwei Polen liegt, verrät das Bauchgefühl. Die sogenannte Empathie. Spekulieren darf niemand.

Insofern sei's hier mit allem Nachdruck festgehalten: In der Extremsituation eines Fußballspiels, das seine Leichtigkeit verlor, hat das ZDF, allen voran Kommentator Bela Rethy, der im passenden Moment schwieg und innehielt, eine Menge richtig gemacht. Das verlangt Respekt und Anerkennung.

Einen sorgenfreien Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Bangen um Eriksen: Uefa verpasst das richtige Signal

Handeln der Uefa ist Wahnsinn

Das Wichtigste ist, dass Christian Eriksen offenbar auf dem Weg der Besserung ist. Ihn deshalb selbst als Gewinner aufzuführen, wäre vielleicht etwas verwegen. Nicht aber, die Uefa als Verlierer zu bezeichnen. Mit ihrem Vorgehen hat die Uefa eine große Chance verpasst zu verdeutlichen, dass das Geschäft nicht über allem steht.

Von Julian Meissner

Er brachte tatsächlich einige Gewinner hervor, dieser fürchterliche zweite Fußballabend der EM 2021.

Dänemarks Kapitän Simon Kjaer, der erst Leben und dann Würde seines kollabierten Mitspielers Christian Eriksen beschützte.

Belgiens Romelu Lukaku, der seinen Treffer gegen Russland seinem Vereinskollegen widmete.

Schiedsrichter Anthony Taylor, der schnell und adäquat reagierte. Die Ärzte natürlich.

Sowie Christoph Kramer, der im ZDF klar formulierte, dass man das Spiel der Dänen gegen Finnland nach den extremen Ereignissen nie und nimmer an diesem Abend hätte wieder anpfeifen sollen.

Emotionaler Post von Eriksen-Mitspieler Braithwaite

Nach den schrecklichen Szenen rund um den beim EM-Spiel Dänemark gegen Finnland kollabierten Christian Eriksen (29) äußert sich jetzt ein Teamkollege.

Nachdem in Kopenhagen dann doch genau das geschehen war, sprach der TV-Experte aus, was es war: Wahnsinn.

Die Mannschaften hätten sich ihrerseits den Wiederanpfiff gewünscht, hieß es von Seiten der Uefa. Eriksen selbst habe aus dem Krankenhaus zu seinen Mitspielern gesprochen und sie zum Auflaufen bewegt. Druck von offizieller Stelle zur Fortsetzung noch am gleichen Abend habe es keinen gegeben, bestätigten die Teams.

Und doch es wäre für den organisierenden Verband nur angebracht gewesen, seine Fürsorgepflicht wahrzunehmen und den Spielern diese Entscheidung abzunehmen. Ein Signal zu setzen, dass man zumindest für einen Moment innehält.

Ja, die Logistik. Ja, der Spielplan.

Aber wer das nackte Entsetzen in den Gesichtern der dänischen Spieler sah, als ihr Teamkollege vor ihren Augen ums Überleben kämpfte, durfte sich nicht wundern, dass sie nicht mehr zu ihrer Leistung fanden. Und von der sportlichen Wertigkeit dieser absurden zweiten Hälfte abgesehen: Zu solch einem Event gehören mehr als die Akteure auf dem Rasen.

Niemand sollte im Schockzustand Fußball spielen müssen

Es war falsch, das EM-2021-Spiel Dänemark gegen Finnland nach dem Kollaps von Christian Eriksen fortzusetzen. Es braucht klare Regeln.

Sanitäter, Sicherheitskräfte, Journalisten, auch die Fans – sie alle wurden nicht gefragt, ob sie es für angemessen hielten, das Theater einfach fortzusetzen ohne sich sammeln, ohne das Geschehene verarbeiten zu können.

Das Wichtigste ist, dass Eriksen offenbar auf dem Weg der Besserung ist. Ihn deshalb selbst als Gewinner aufzuführen, wäre vielleicht etwas verwegen.

Nicht aber, die Uefa als Verlierer zu bezeichnen.

Mit ihrem Vorgehen hat sie eine große Chance verpasst zu verdeutlichen, dass das Geschäft nicht über allem steht.

Eriksens Zusammenbruch und die Rolle des Fernsehens

Das Drama um den Dänen hat TV-Sender auf die Probe gestellt. Nicht überall hat man sie so gut bestanden wie beim ZDF.

++ EM aktuell ++

3:1! Österreich feiert ersten EM-Sieg überhaupt

Nur ein kleiner Sieg im internationalen Sport, aber ein großer Triumph für Österreichs Fußball: Zum allerersten Mal überhaupt hat das rot-weiß-rote Nationalteam bei einer Europameisterschaft einen Sieg eingefahren. Durch das 3:1 gegen Nordmazedonien trugen sich Marko Arnautovic und David Alaba in die Geschichtsbücher ein.

3:2! Holland gewinnt Tor-Spektakel gegen die Ukraine

Die Niederlande feiern nach einem wilden Ritt einen erfolgreichen Start in die EM 2021. Ein später Treffer ließ Oranje gegen die Ukraine doch noch jubeln. Die 16.000 Zuschauer in der Johan-Cruyff-Arena erlebtem ein temporeiches und entsprechend unterhaltsames Spiel.

1:0! England besiegt den EM-Fluch gegen Kroatien

Bei der zehnten EM-Teilnahme gewinnt die englische Nationalmannschaft zum ersten Mal ein Eröffnungsspiel - und das verdient. Trainer Southgate geht mit seiner Aufstellung ins Risiko und liegt damit richtig. England gewinnt durch das Siegtor von Raheem Sterling mit 1:0 gegen Kroatien.

Warum England jetzt reif für den Titel ist

Von Alex Steudel

Ich habe die Engländer im EM-Tippspiel als voraussichtliche Turniersieger eingetragen, obwohl englische Nationalmannschaften nichts besser können als keinen Titel zu gewinnen. England stand noch nie in einem EM-Finale und hat auch das einzige Turnier, das es je gewonnen hat, nicht richtig gewonnen: die WM 1966.

Der Videoassistent hat kürzlich festgestellt, dass damals der Ball im Wembleystadion vor der deutschen Linie runterkam, nicht dahinter. Das Finale muss also wiederholt werden. Bisher scheiterte das Vorhaben daran, dass Uwe Seeler eine neue Hüfte hat und Bobby Moore 1993 gestorben ist.

Heute ist England mein Favorit, weil ich gelesen habe, dass Nationaltrainer Gareth Southgate seine Mannschaft seit neun Monaten Strafstöße üben lässt.

Elfmeterschießen ist ja die große Schwachstelle, das Alesia der Engländer. Kein Wunder, ein Deutscher (Karl Wald) hat es erfunden. In großen Turnieren ist England bei acht Versuchen sechsmal gescheitet (zweimal, also immer, gegen Deutschland).

Gefühlt hat jeder Engländer in seinem Leben irgendwann mal einen Elfmeter verschossen. Übrigens auch Trainer Southgate 1996 im EM-Halbfinale gegen sä Görmäns. Aber: Der Mann hat daraus gelernt.

Einige seiner Spieler hatten das ständige Elfertraining schon so verinnerlicht, dass sie gestern nach dem 1:0 gegen Kroatien damit anfingen, die Reihenfolge der Elfmeterschützen zu besprechen, um dann erstaunt festzustellen, dass der Schiri bereits ins Hotel gefahren war.

Was ebenfalls für England spricht: 2020/21 gab's coronabedingt keine Winterpause. Für niemanden. Früher war das anders. Da reisten die anderen Nationen immer in bester Verfassung zu den Turnieren an, und nur die Engländer mit ihrer 20er Liga und zwei Pokalwettbewerben und 428 Saisonspielen inklusive einem zwischen erstem und zweitem Geschenkauspacken an Heiligabend waren nach zehn durchgespielten Monaten komplett übermüdet.

Diesmal sind alle Teilnehmer gleich durchgenudelt. Ein großer Vorteil für England: Niemand hat mehr Erfahrungen mit Plattsein.

Elfmetertraining plus Corona, außerdem finden ab dem Halbfinale alle Spiele in England statt – da kann eigentlich nichts schiefgehen.

Steudel-Kolumnen gibt es auch als Taschenbuch und eBook: Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

EM heute im Fernsehen

12 Uhr, Sport1: EM Aktuell

15 Uhr, MagentaTV: Schottland - Tschechien

18 Uhr, ARD: Polen - Slowakei

21 Uhr, ZDF: Spanien - Schweden

23.15 Uhr, Sport1: EM Aktuell am Abend

Was sonst noch so los ist

"Nicht immer lieb, lieb, lieb, lieb, lieb sein"

Auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beschäftigt das Drama um Christian Eriksen. Antonio Rüdiger wählt empathische Worte – und zeigt sich mit Blick auf das Frankreich-Spiel angriffslustig.

Die Streichkandidaten bei Joachim Löw

Joachim Löw muss sich zeitnah entscheiden, welche Spieler aus dem Kader für den EM-Auftakt gestrichen werden.

Zuschauer stürzt von der Tribüne

Beim EM-Spiel im Wembley-Stadion ist ein Zuschauer am Sonntag schwer verletzt worden.

Sprücheklopfer

Alle mal herhören!

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