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Arsenal bleibt für Real Madrid unbezwingbar

Das Wunder von Madrid bleibt aus! Die Königlichen können im Viertelfinal-Rückspiel gegen Arsenal nicht überzeugen – der Titelverteidiger ist raus und die Gunners erstmals seit 2009 im Halbfinale des Wettbewerbs

|17. April 2025|
UEFA Champions League soccer match Real Madrid vs Arsenal at Santiago Bernabeu stadium in Madrid. Spain 16 April 2025 Fran Garcia 900 Cordon Press PUBLICATIONxNOTxINxFRAxESP 900 CordonxPress LOF - Real Madrid vs Arsenal
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IMAGO/CordonPress

Inhaltsverzeichnis

Die Stimmung im Estadio Santiago Bernabéu kochte, Real Madrid hatte schließlich einen 0:3-Rückstand aufzuholen. Die Königlichen ließen sogar das Dach ihres Fußball-Tempels schließen, um eine noch hitzigere Atmosphäre in der spanischen Hauptstadt zu haben. Den ersten Aufreger des Spiels gab es im Strafraum der Königlichen: Bei einer Ecke in der 11. Spielminute zog Raul Asencio seinen Landsmann Mikel Merino am Trikot zu Boden, Schiedsrichter Francois Letexier entschied auf Elfmeter, eine harte aber vertretbare Entscheidung. Thibaut Courtois hielt die Königlichen jedoch im Spiel und konnte den Strafstoß von Bukayo Saka halten.

In der 24. Minute hieß es dann Elfmeter auf der Gegenseite – nachdem Kylian Mbappé im Zweikampf mit Declan Rice zu Boden gegangen war, entschied der Unparteiische zunächst auf Strafstoß, doch dieser wurde anschließend nach VAR-Eingriff zurückgenommen, weil der Franzose zu leicht zu Boden ging und dem Anschein nach wohl zusätzlich hauchdünn im Abseits stand.

Zwei Tore in zwei Minuten, dann der K.O.

In der 65. Minute traf dann zum Übel aller Real-Fans Bukayo Saka zum 0:1. Der junge Engländer lupfte den Ball sogar noch über Thibaut Courtois. Doch wie Reals Abwehr in dieser Szene verteidigt hat, ist für mich unbegreiflich. Saka kann in dieser Szene fast „spazieren gehen“ und ohne Probleme den Führungstreffer erzielen. Mit diesem Abwehrverhalten hat man es dann auch nicht verdient, im Halbfinale der Champions League zu stehen.

Zwei Minuten später sorgte dann ein individueller Fehler von Arsenal-Verteidiger William Saliba für den Ausgleichstreffer. Der Franzose brauchte bei einer Ballannahme zu lang, Vinícius Junior schnappte sich den Ball und traf zum 1:1. In der Nachspielzeit machte Gabriel Martinelli dann nach einem Arsenal-Konter den Deckel drauf und schob den Ball an Courtois zum 1:2 vorbei. Es sollte diesmal keine „Remontada“ in Madrid geben.

Wenige bis keine Ideen von Real Madrid

Die Offensive der Königlichen ließ zu wünschen übrig: Carlo Ancelotti startete mit der üblichen Offensiv-Power bestehend aus Vinícius Junior, Kylian Mbappé und Rodrygo. Alle drei Superstars waren ein Schatten ihrer selbst – in beiden Viertelfinal-Spielen. Selten habe ich alle drei Spieler mit so wenigen Chancen und offensiven Akzenten gesehen. Die offensiven Ansätze der Blancos waren harmlos, viel zu harmlos. Zu ungefährlich, um in einem Champions-League-Viertelfinale einen Drei-Tore-Rückstand aufzuholen. Ein richtiger „Dirigent“, wie es Toni Kroos war, hätte Real Madrid in diesem Spiel auf jeden Fall geholfen, doch mit Jude Bellingham und Aurélien Tchouaméni standen in Reals Mittelfeld zwei andere Spielertypen auf dem Platz. Auch der eingewechselte Luka Modric konnte mit seiner Kreativität nicht die nötigen Momente kreieren, die es für Real gebraucht hätte.

Der FC Arsenal entwickelt sich langsam zum „Angstgegner“ von Real Madrid, denn die Königlichen konnten noch nie gegen die Gunners gewinnen. Vor dem Viertelfinale in diesem Jahr begegneten sich beide Teams schon einmal, und zwar im Champions-League-Achtelfinale der Saison 2005/06. Durch ein entscheidendes Tor von Thierry Henry setzte sich Arsenal damals nach Hin- und Rückspiel mit 1:0 durch, im späteren Finale gegen den FC Barcelona war das Team aus London nur 15 Minuten vom ersten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte entfernt. Arsenal ist durch den Sieg im Bernabéu 2006 und den Sieg in dieser Saison das erste Team, das seine ersten beiden Auswärtsspiele im Stadion von Real Madrid gewinnen konnte.

Real Madrid verdient ausgeschieden

Die Leistung vom FC Arsenal in Hin- und Rückspiel gilt es anzuerkennen – im Halbfinale treffen die Gunners nun auf Paris Saint-Germain, beide sehnen sich seit vielen Jahren nach dem Champions-League-Titel und beide spielen aktuell auf einem extrem hohen Niveau Fußball. Die Leistung der Königlichen war viel zu wenig, um verdient im Halbfinale zu stehen. Bereits im Hinspiel gefiel mir die Defensive überhaupt nicht, zwei unnötige Fouls führten zu den Freistößen, die Declan Rice im Emirates-Stadion gnadenlos nutzte und somit einen traumhaften Doppelpack erzielte. Aber auch im Bernabéu konnte sich die Abwehrkette bestehend aus David Alaba, Antonio Rüdiger, Raul Asencio und Lucas Vázquez, der Real als Kapitän aufs Feld führte, nicht auszeichnen. Weitaus mehr Sorgen bereitete mir jedoch die Offensive, die nahezu unsichtbar war. Von Spielern wie Kylian Mbappé und Vinícius Junior erwartet man in Spielen dieser Klasse viel mehr – nämlich, dass sie den Unterschied ausmachen! Das ist in Hin- und Rückspiel völlig fehlgeschlagen und nicht passiert. Der Rekordsieger der Königsklasse muss sich nun den unangenehmen Fragen stellen: Warum konnten die Superstars von Ancelottis Mannschaft gegen Arsenal keinen Stich setzen? Bezeichnend für die fehlende offensive Schlagkraft ist dann umso mehr, wenn das einzige Real-Tor durch einen individuellen Fehler eines Arsenal-Spielers fällt. Die Mannschaft von Mikel Arteta steht hochverdient im Halbfinale der Königsklasse!

Ancelotti, Modric und Vázquez: Sind Abschiede unumgänglich?

Real Madrid scheidet erstmals seit 2004 (gegen die AS Monaco) in einem Viertelfinale der Champions League aus – für den Verein, der den Erfolg als sein Eigentum betrachtet, ist ein Aus im Viertelfinale weit hinter den eigenen Ansprüchen. Entsprechend sitzt Real-Trainer Carlo Ancelotti nun auch nicht mehr fest im Sattel, zumal die Meisterschaft in Spanien auch verpasst werden könnte. Sollte Real Madrid weder die Liga, die Champions League oder die Copa del Rey (wo man im Finale gegen den FC Barcelona steht) gewinnen, ist das Aus von Carlo Ancelotti unumgänglich. Mit der Meisterschaft, dem spanischen Pokalfinale und der Klub-WM können die Blancos jedoch noch drei Titel in dieser Saison gewinnen, am Anfang der Saison gewann man bereits gegen Atalanta Bergamo den UEFA Super Cup.

Aufgrund seiner Verdienste für den Klub und die zahlreichen Titel, die er mit den Königlichen gewonnen hat, hätte es Ancelotti meiner Meinung nach verdient, über seinen Abschied selbst zu entscheiden – vielleicht sogar schon in diesem Sommer. Der Italiener hat bei den Königlichen offiziell noch bis 2026 Vertrag. Eine titellose Saison wäre bei den Königlichen eine Katastrophe – Ancelotti wäre in dem Fall definitiv im Sommer nicht mehr Trainer von Real Madrid. Als potenzieller Nachfolger wird in der spanischen Hauptstadt seit geraumer Zeit Xabi Alonso gehandelt. Doch eine zweite Real-Entlassung würde dem Stellenwert von Carlo Ancelotti nicht gerecht werden.

Verschiedene Personalien bei Real Madrid werden nun intensiver diskutiert. So ist die Zukunft der Real-Legenden Luka Modric und Lucas Vázquez keinesfalls gesichert, die Tendenz geht laut spanischen Berichten sogar in Richtung Abschied. Somit könnte das Viertelfinal-Rückspiel gegen Arsenal für beide Leistungsträger das letzte Spiel in der Königsklasse gewesen sein. Mir hat das Viertelfinale gegen Arsenal – und einige andere Spiele in dieser Saison – gezeigt, dass die Zeit von Lucas Vazquez und auch David Alaba bei Real Madrid abgelaufen ist. Beide Spieler sind mittlerweile sehr verletzungsanfällig und zeigen nicht mehr die Leistungen, die sie in ihren besten Zeiten abrufen konnten. David Alaba kommt in der laufenden Saison wettbewerbsübergreifend nur auf 13 Einsätze, auch weil er Real wegen eines Kreuzbandrisses über ein Jahr fehlte. Der Österreicher hat bei Real allerdings noch bis 2026 einen Vertrag. Bei Luka Modric deuten die Zeichen auch auf einen Real-Abschied hin. Der Ballon-d’Or-Sieger von 2018 ist mittlerweile 39 Jahre alt und auf seiner Position haben die Königlichen gleich mehrere vielversprechende Optionen für die Zukunft. Ein Abschied der Real-Legende wird also immer wahrscheinlicher.

Das Real-Aus in der Champions League zeigt, dass die Probleme des weißen Balletts tiefer liegen. Vielleicht leitet das Viertelfinal-Aus und eine (bisher) enttäuschende Saison nun eine neue Ära bei den Galaktischen ein. Diese Viertelfinal-Leistung war jedoch sehr blass für das sonst so königliche Weiß.