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Alle weg! Endlich der Befreiungsschlag beim DFB

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Was erwarte ich eigentlich von einem Fußballverband? Vom DFB-Konstrukt zuerst das eine: dass alle Fußballspiele von der Kreisklasse bis zu den Profiligen ordnungsgemäß angesetzt, ausgerichtet und gewertet werden. Dazu gehören demokratische Prozesse bei Entscheidungen, Auslosungen und Ligen-Zuordnung, Schiedsrichterwesen, Sportgerichte - halt alles, was für einen Spielbetrieb notwendig ist. Dann kommt etwas hinzu, was zwar schriftlich irgendwo in den Statuten niedergeschrieben steht, aber von allen Beteiligten, die Verantwortung tragen, gelebt werden muss: das Vertreten von Werten, die der Fußball verkörpert und die den Fußball verkörpern.

Man hat dafür ganz drollige Begriffe. Vorbild sein. Eine Instanz. Richtungsweisend. Signalwirkung. Diese Begriffe kreisen immer um dasselbe: Fußball ist mehr als ein 1:0. Ich habe das direkt von Egidius Braun gelernt, dem früheren DFB-Präsidenten. Der Kartoffelhändler aus Breinig war zu meiner Jugendzeit DFB-Schatzmeister und von Amts wegen ständig auf Reisen. Nie hat er aber vergessen, was die Amateurvereine ausmacht, die Basis. Bei jeder Gelegenheit kam er zu uns in die Nachbargemeinde, um zum Beispiel über die Instandhaltung und Finanzierung der Flutlichtanlage beim FC 13 Roetgen zu debattieren. Er ließ keinen Ehrenamtlichen alleine.

Er rief die Mexiko-Hilfe ins Leben, weil er Menschen auf der Seite der Welt helfen wollte, und schenkte Dorfvereinen in der Eifel Nationaltrikots, weil sie sich vorbildlich an Spendenaktionen beteiligt hatten. Nein, als Führungsfigur war er beim DFB kein einfacher Zeitgenosse, er konnte laut werden, wenn die Bürokratie in der Otto-Fleck-Schneise hakte. Niemand hätte aber infrage gestellt, dass er Fußball für ein Geschenk in seinem Leben hielt. Dass er dabei angenehme Seiten des Fußballs schätzte, muss dann kein Widerspruch sein. An Egidius Braun, heute 96 Jahre alt, muss ich denken, wenn ich mir heute die Zustände und Leute beim DFB ansehe. Ich vermisse ihn.

Einen verbundenen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Alle weg! Endlich der Befreiungsschlag beim DFB

DFB-Präsident Keller vor Rücktritt - auch Vize Koch hört auf

Die DFB-Führungsspitze zieht Konsequenzen aus der tiefen Verbandskrise. Präsident Fritz Keller hat seine Bereitschaft zum Rücktritt erklärt. Auch Generalsekretär Friedrich Curtius wird zeitnah gehen, DFB-Vize Rainer Koch 2022 nicht mehr kandidieren.

Von Pit Gottschalk

Der Rückzug der DFB-Führungsspitze war überfällig und alternativlos. Längst war ein Zustand erreicht, der die Schuldfrage für den dauerhaften Machtkampf obsolet machte. Wenn der Vizepräsident öffentlich die Legitimation des Präsidenten infrage stellt, der Präsident in seiner Wut Nazi-Vergleiche anstellt und der Generalsekretär im Verdacht von Illoyalität steht, ist die Hoffnung auf eine Befriedung der Situation verflogen. Es konnte nur eine Lösung geben: Alle zurücktreten!

In den vielen Monaten der offenen Schlammschlacht haben die Funktionäre mit ihrem eigenen Ruf den des Verbandes beschädigt. Der DFB als oberste Interessenvertretung des Fußballs und dessen Werte hat eine herausragende Stellung in Deutschland. Wer aus Kalkül sein eigenes Machtstreben über die Interessen des Verbandes hebt, begeht Verrat an diesen Werten. Allesamt wollten sie, von Fritz Keller über Rainer Koch bis Friedrich Curtius, nur das Beste. Und das war ihr eigenes Wohlergehen.

Der DFB ist dabei so verknöchert und verquast worden, dass weder die Aufarbeitung von Skandalen (Sommermärchen und Vermarktung) noch die Modernisierung (Nationalmannschaft und Statuten) hinreichend gelingen konnte. Echte Profis wie der DFL-Geschäftsführer Christian Seifert suchten rechtzeitig das Weite. Zurück blieben Funktionäre, denen nicht einmal ein Treffer an der ZDF-Torwand gelingt. So ist der deutsche Fußball gerade: eine einzige große Baustelle.

In drei Jahren lädt Deutschland erstmals seit 1988 zu einer Europameisterschaft ein. Welches Deutschland will dieser DFB eigentlich 2024 repräsentieren? Eines mit Gezank und Unprofessionalität? Der Rückzug an der Verbandspitze muss jetzt ein Befreiungsschlag werden, die Nachfolger sollten frei von allen Altlasten sein und unbefangen in der Kürze der Zeit das EM-Turnier herrichten. Warum also nicht Philipp Lahm zum DFB-Präsidenten machen?

Man traut dem WM-Kapitän von 2014 ja auch zu, dass er die Organisation der Europameisterschaft übernimmt. Man hat beim DFB in einem Jahrzehnt   Funktionäre, Politiker und Quereinsteiger als Präsident verschlissen. Vielleicht wird es jetzt mal Zeit, dass man einen Fußballer nimmt, der über jeden Zweifel als Sportsmann erhaben ist und außerdem intelligent genug, die Dinge zu durchschauen. Ja, Philipp Lahm ist in seinem Auftreten langweilig. Aber genau das braucht der DFB nach den turbulenten Monaten: professionelle Langeweile.

Die Sicht der anderen

Zum Aus von Fritz Keller und Co.

Der herbeigesehnte Befreiungsschlag für den größten Sport-Verband der Welt ist nach monatelanger Lähmung und katastrophaler Außendarstellung da.

Keller und Curtius kündigen Rückzug an

DFB-Machtkampf: Präsident Keller und General Curtius kündigen ihren Rückzug an. Doch nun übernimmt interimsmäßig just DFB-Vize Koch.

Endlich ist der DFB mal konsequent

Aber auch für Vizepräsident Rainer Koch und Schatzmeister Stephan Osnabrügge gibt es keine langfristige Zukunft. Endlich werden Konsequenzen gezogen.

Heute im Fernsehen

18 Uhr, Sky: Bundesliga, Schalke 04 - Hertha BSC

Was sonst noch so los ist

"Das kann eine gute Sache mit mir und dem FC werden"

Steffen Baumgart wird ab der kommenden Saison der neue Cheftrainer beim 1. FC Köln. Im Sport1-Interview spricht er über die neue Herausforderung.

Manchester City ist Meister

Im vergangenen Jahr jubelten Jürgen Klopp und der FC Liverpool. Nun holt Manchester City den Titel der Premier League.

Neuer Job für Peter Neururer

Der frühere Bundesliga-Trainer bekleidet ab sofort einen Vorstandsposten beim Regionalligisten Wuppertaler SV.

Bayern-Stars auf dem Abstellgleis

Der FC Bayern München plant den Kader für die kommende Saison. Ein Trio könnte den Klub im Sommer verlassen.

Thomas Müller: Mit leichten Gebrauchsspuren zur EM

Hat ihn Bundestrainer Joachim Löw schon angerufen?

Ein DFB-Comeback von Thomas Müller wird einem Pressebericht zufolge immer wahrscheinlicher. Danach hat Bundestrainer Joachim Löw mit ihm gesprochen.

Von Alex Steudel

Jogi Löw nimmt ihn also doch mit. Den 31-Jährigen. Als Auto bist du mit 31 offiziell Oldtimer und darfst ein Sonderkennzeichen tragen. So eins mit einem "H" hintendran. Die Voraussetzungen erfüllt Thomas Müller: "Nur leichte, angemessene Gebrauchsspuren, kein Fehlen wesentlicher Teile, keine erkennbaren Unfallrestschäden oder Anzeichen unsachgemäßer Instandsetzung", so verlangt's der Tüv.

Müller erreicht zwar nicht mehr die eingetragene Höchstgeschwindigkeit, hat aber auch keine künstliche Hüfte. Ich fänd's gut, wenn er bei der EM mit so einer Oldtimer-Rückennummer aufläuft. Konsequent wäre 13H.

Die Geschichte ist in jeder Hinsicht kurios. Der aussortierte Weltmeister Müller beschloss, einfach so lange sehr gut zu kicken, bis ihn der Bundestrainer zurückholen müsse, wenn er keinen Volksentscheid riskieren wollte. Die Coronakrise spielte dem Bayern-Profi in die Karten. Sextuple-Müller fräste sich ein Jahr lang brüllend durch leeren Stadien, seine laute Stimme hat sich jedem Fußballfan eingeprägt. Manchmal träume ich davon, dass mich Müller schreiend durch den Supermarkt treibt. "Jetzt rechts, Mensch! Hafermilch! Hol sie dir! Los!"

Ich gebe zu, ich war dagegen. Neuaufbau ist für mich etwas anderes. Als Deutschland Ende 2018 das tolle Spiel gegen Frankreich mit den pfeilschnellen Stürmern Werner, Sané und Gnabry machte, wurde Müller eingewechselt und störte nur. Ich dachte: Das war's für ihn. War's dann auch.

Ich habe Respekt davor, wie er sich dagegen gestemmt hat, dass er aus dem Sortiment genommen wurde.

Meinetwegen soll er halt zurückkommen, die Story klingt gut. Den Titel gewinnen wir sowieso nicht, dafür ist unsere Abwehr zu schwach. Ich sag' nur: Mbappé, Ronaldo. Aber vielleicht spielt Müller ja bei der EM hinten und schreit sie alle weg.

Die gesammelten Steudel-Kolumnen gibt es auch als Taschenbuch und eBook: Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

Alle mal herschauen!

EM-Kader des DFB: Für Leon Goretzka wird es knapp

Einen Monat vor EM-Beginn plagt Bundestrainer Joachim Löw die Sorge um den maladen Oberschenkel von Leon Goretzka. Dafür bahnt sich die Rückkehr von Bayern-Teamkollege Thomas Müller an.

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