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Abstieg Schalke 04: Zeitpunkt der Rückkehr ungewiss

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Bayern München und Borussia Dortmund haben sich in der erhitzten Debatte um die Super League klug verhalten und sind dem Lockruf des schnellen Geldes, mit dem Investoren sie köderten, nicht gefolgt.

In nur 48 Stunden implodierte die Idee der Super League. Die ersten Gründungsmitglieder zogen ihre Teilnahme zurück (zuerst Manchester City), anderswo traten Geschäftsführer zurück (zuerst bei Manchester United).

Das Rückzugstempo war der Lautstärke des Protests geschuldet, den Trainer und Spieler, Fans und Medien anstimmten. Uefa-Präsident Ceferin trat als Chorleiter auf, was in der Perversität des internationalen Fußballs gipfelt.

Ausgerechnet die Uefa, Raubritter des Fußballs, führt sich nun als Retter des Fußballs auf. Der Verband also, der mit seiner unverschämten Reform der Champions League eine eigene Super League aufbauscht.

Die Heuchelei und Unverfrorenheit bei der Uefa machen einen wütend: Die Öffentlichkeit begreift die Europacup-Reformen nicht mehr als Ausbeutung, sondern als ein kleineres Übel, mit dem man leben kann. Unfassbar.

Hier die jüngste Entwicklung zur Super League: Bitte klicken!

Einen aufgebrachten Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Abstieg Schalke 04: Zeitpunkt der Rückkehr ungewiss

Die Nacht der Tränen

Nach der 0:1-Niederlage in Bielefeld gibt es keine rechnerische Chance mehr auf eine Rettung. Erstmals seit 1990/91 steigt Schalke 04 ab.

Von Pit Gottschalk

Vereinsvertreter des FC Schalke beteuerten gleich nach dem 0:1 in Bielefeld, dass der Abstieg in die 2. Liga nicht an diesem Mittwochabend passiert ist, sondern seine Ursache in den vielen Monaten zuvor findet. Chaos bei der Kaderplanung, Strategiewechsel im Vereinsmanagement, Fluchtbewegung der Klubbosse, Zickzackkurs bei der Mannschaftsführung, amateurhafte Trainerauswahl und nicht zuletzt der Schuldenberg - es mangelt tatsächlich nicht an Begründungen, warum der Irrweg im Unterhaus landen musste.

Aber die Einsicht, dass so ein Abstieg schon lange vor dem Tag des Abstiegs begonnen hat, macht wenig Hoffnung auf eine rasche Erholung. Denn der scheinbar harmlose Befund bedeutet ja auch: Man hat die vielen Warnungen, die es in der Vergangenheit gab, geflissentlich ignoriert. Die Symptome jedenfalls waren nicht zu übersehen und sind von einer staunenden Öffentlichkeit, Medien und Fans, oft genug benannt worden. Woher soll der Glauben kommen, dass nun wirksame Handlungen folgen?

Die unterschiedliche Auffassung, ob Schalke die Profifußballer ausgliedert oder nicht, legt den Schluss nahe, dass sich der gesamte Verein noch nicht über seine gemeinsame Ausrichtung im Klaren ist. Sportvorstand Peter Knäbel spricht zwar davon, dass man längst die Hausaufgaben für die Zeit in der 2. Liga erledigt hat. Aber dass man mehr erledigt hat als die reine Pflichterfüllung, ist nicht ersichtlich. Das wird jedoch bitter notwendig. Der Wiederaufstieg ist keine Selbstverständlichkeit. Frage nach beim HSV.

Da ist nichts mehr zu machen

Ein 0:1 gegen Arminia Bielefeld sorgt für Gewissheit: Schalke 04 muss zum vierten Mal in seiner Geschichte in die 2. Liga.

Glück auf!

Selten war der Abstieg eines Klubs so verdient wie bei Schalke. Selten aber war auch der Verlust für die Bundesliga so groß.

Gerald Asamoah mit Tränen-Interview

Das Schalker Urgestein Gerald Asamoah kann seine Emotionen kaum zurückhalten - und wird deutlich.

Der Abstieg in die 2. Liga ist deshalb Chance und Risiko zugleich. Eine Chance, weil man Fehler der Vergangenheit in einem Erneuerungsprozess beseitigen kann und die Rückkehr als Belohnung begreifen darf. Ein Risiko, weil man die Dauer eines solchen Erneuerungsprozesses nicht glaubwürdig einschätzen kann. Es ist gibt zu viele Menschen, die jetzt auf Schalke mitreden wollen, und wo viel geredet wird, wird auch vieles zerredet und mündet in Kompromissen. Eine Vision verlangt aber Kompromisslosigkeit.

Dazu gehört Schonungslosigkeit bei der Darstellung der Probleme und nicht die Schönfärberei der vergangenen Jahre. Die Menschen im Ruhrgebiet können mit der ungeschminkten Wahrheit besser umgehen als mit Gaukelei. Eine Region, die quasi Strukturwandel zum Programm erhebt, verdient einen Verein, der bei Veränderung und Modernisierung Vorbild ist. Dazu gehört auch, dass man sich den direkten Wiederaufstieg nicht leisten kann, sondern junge hungrige Spieler reifen lässt. Man soll es halt offen sagen.

++ Bundesliga aktuell ++

2:0! Samstag kann Bayern München Meister werden

Die Bayern gewinnen problemlos gegen Leverkusen und kann am Samstag in Mainz seinen neunten Meistertitel in Serie perfekt machen. Nur eine Formsache?

2:0! Eintracht Frankfurt zurück in der Erfolgsspur

Nach dem mühevollen 2:0 über Augsburg überwiegt bei der Eintracht die Erleichterung - die Königsklasse ist nahe.

2:1! RB Leipzig überrascht: Erster Funkel beim 1. FC Köln

Jonas Hector hat die Riege der Doppelpacker des 1. FC Köln in dieser Spielzeit beim 2:1 gegen RB Leipzig erweitert - und eine besondere Geschichte fortgesetzt.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Borussia Dortmund - Union Berlin, TSG Hoffenheim - Mönchengladbach, Werder Bremen - Mainz 05, VfB Stuttgart - VfL Wolfsburg

Und die Super League kommt doch!

Reform: So sieht die Champions League ab 2024 aus

Während alle Welt über die geplante Super League diskutiert, beschließt die Uefa eine Champions League mit zahlreichen umstrittenen Änderungen. Am Montag gab das Exekutivkomitee grünes Licht für das neue Regelwerk.

Von Alex Steudel

Ach, wie schön das war: Die Bösen haben attackiert, und sie wurden erstmal abgewehrt. Trainer, Klubchefs, Profis, Fans – alle gemeinsam verteidigten ab Montagfrüh händchenhaltend die Lehre des reinen Fußballs. So viel Einigkeit gab's seit den Ostermärschen nicht mehr.

Alle wollen sie den Fußball vor den Bösewichten befreien, die mit der Super League drohten. Am Ende ereilt die dann hoffentlich ihre gerechte Strafe: auf eine einsame Fußballinsel mit ihnen! Und dort in der Endlosschleife Relegationsspiele des HSV gucken müssen.

Happy End, Abspann.

Okay, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Tatsächlich ist die Woche für die wahren Freunde des Fußballs nicht gut gelaufen: Mitten im Superleague-Chaos hat nämlich die Uefa schön geräuschlos ihre neue und ziemlich verrückte Champions League durchgeboxt. Die jüngsten Ereignisse spielten dabei dem Verband voll in die Karten.

Schon kurios: Die von der Uefa sind plötzlich die Guten, und was sie planen, ist auf einmal das kleinere Übel.

Falls es jemand vor lauter Superleaguehassen verpasst haben sollte - hier kommt’s noch mal in Superzeitlupe: Am Montag wurde beschlossen, dass die Champions League ab 2024 in eine 36er-Liga übergeht. Zum besseren Verständnis: 36 sind 16 Klubs mehr, als zum Beispiel in der ohnehin aufgeblähten Premier League in England spielen. 36 sind soviel wie die gesamte deutsche erste und zweite Liga zusammen.

Es kommt noch besser. An dem Tag, an dem die ganze Fußballwelt das Böse bekämpfte, wurde in Nyon eine Liga beschlossen, die so supergroß ist, dass nicht mal mehr alle Mannschaften gegeneinander spielen werden können, sondern eher zufällig aufeinandertreffen.

Zur Erinnerung: Im Fußball spielt man ja eigentlich gegeneinander, also jeder gegen jeden. Ob in einer WM-Gruppe, in der Bundesliga oder auf dem Kleinfeldhobbyturnier.

Die Uefa ist nicht der moralische Sieger

Im europäischen Fußball ist einiges durcheinander geraten. Zum Beispiel, dass die Uefa jetzt als moralische Instanz dasteht. Das ist sie nicht.

Aber bald nicht mehr. In der neuen Champions League bestreitet jedes der 36 teilnehmenden Teams zehn Spiele nach dem Zufallsprinzip, dann wird die Saison abgebrochen und zusammengezählt. Also das Geld.

Die Punkte sind nicht so wichtig, denn in der neuen Königsklasse (in der es übrigens wie in der Super League kein Financial Fairplay mehr gibt) erreicht selbst der Tabellen-Vierundzwanzigste noch die Playoffs. Ich wiederhole: Wer nach zehn Spielen 23 andere Klubs vor sich hat, darf trotzdem aufs Champions-League-Finale hoffen. Scheitern gibt's nicht – klingt für mich irgendwie genau so wie Super League.

Super League, Champions League, neue Champions League – ich bin total verwirrt. Ich weiß gar nicht mehr so genau, wogegen ich sein soll. Ich weiß nur eins: Ich will meinen Fußball zurück.

Die gesammelten Steudel-Kolumnen gibt es auch als Taschenbuch und eBook: Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

Rücktritt und Rückzug: Rolle rückwärts bei der Super League

Zwei Tage nach dem großen Beben steht der nächste Super-League-Hammer bevor. Angeblich wird die Liga schon wieder aufgelöst. Alle Aktuellen Infos im Ticker.

Alle mal herhören!

Heute mit Bo Svensson (Mainz 05)

Jürgen Klopp holte 2007 den dänischen Defensivspieler nach Mainz. Seitdem ist Bo Svensson eng mit den Rheinhessen verbandelt. Erst als Spieler, dann als Jugendtrainer und nun - nach einem Intermezzo beim FC Liefering, dem Farm-Klub von RB Salzburg - als Cheftrainer. Seit seinem Amtsantritt im Januar lebt der Verein wieder auf. Nach 14 Spielen abgeschlagen mit nur sechs Punkten auf Rang 17 träumt Mainz nach vielen tollen Spielen nun wieder vom Klassenerhalt. Im Podcast „Leadertalk“ spricht der 41-jährige Fußballlehrer mit Business-Coach und Autor Mounir Zitouni über seine Emotionalität, seine Menschenführung, was das Projekt Mainz 05 für ihn bedeutet und welche Rolle Thomas Tuchel und Jürgen Klopp innegehabt haben.

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