Bundesliga-Manager zeigen dem DFB die Gelbe Karte
Die Frauen-Bundesliga will sich mit einer millionenschweren Investition professioneller aufstellen - und verzichtet plötzlich auf den eigenen Verband

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Die Sache war eigentlich ausgemacht. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf der einen und die 14 Erstliga-Klubs auf der anderen Seiten wollten die Frauen-Bundesliga aufs nächste Level haben. Die Rahmenbedingungen sind ja günstig: Die EM 2029 findet in Deutschland statt und wird die Begeisterung für Frauenfußball befeuern.
Gestern dann der Paukenschlag: Die Bundesliga-Vereine machen’s ohne den DFB. Und das, obwohl Präsident Bernd Neuendorf auf dem DFB-Bundestag einen Zuschuss von 100 Mio. Euro versprochen hatte. Und auch, obwohl die Einigung kurz vor der Unterzeichnung stand. Ungeheuerliches muss passiert sein, dass der Deal platzte.
Die Vereine sagen: Der DFB habe Eckpunkte in der vertraglich fixierten Zusammenarbeit unnötig und zeitfressend infrage gestellt. Der DFB beeilte sich mit einer Pressemitteilung, um seine „Verwunderung“ über die Darstellung der Situation zu äußern: „Unterschriftsreife Verträge haben bislang nicht vorgelegen.“
„Um nicht weiter Zeit zu verlieren“
Die Klubmanager, allen voran Jan-Christian Dreesen, Vorstandschef von Bayern München, aber ließen keinen Zweifel, dass ihnen das DFB-Verhalten auf die Nerven ging. „Um nicht weiter Zeit zu verlieren“, so Dreesen, habe man „einstimmig“ die Gründung eines eigenständigen „Frauen-Bundesliga FBL e.V.“ beschlossen.
Das ist nicht nur ein Affront Richtung DFB, das ist eine Warnung. Die Bundesliga-Vertreter senden das Signal: Wir brauchen den Verband nicht, um unseren Profifußball zu unseren Bedingungen aufzustellen. Der DFB verstand sich immer als Gralshüter des deutschen Fußball. Nun lernt er: Man braucht ihn nicht mehr.
Beim Frauenfußball ist das schnell umgesetzt. Wo nicht viel ist, kann man viel bewegen. Die Profiklubs verstehen das Projekt als Geschäftsmodell: Bis zu 700 Mio. Euro wollen sie in den nächsten Jahren investieren. Das tun sie nicht, wenn sie nicht an den Return On Investment glauben würden: dass sich die Sache lohnt.
Was bedeutet das für die Männer-Bundesliga?
Die folgende Frage liegt quasi auf der Hand: Und wie sieht’s beim Männerfußball aus? Nicht wenige Bundesliga-Klubs empfinden den DFB mit seinen Millionen von Amateurkickern eher hemmend, wenn’s um Geschäft geht, und Geld fürs Gemeinwohl im Unterbau sollen sie auch noch abdrücken.
Da liegt der Gedanke nahe, dass die Abspaltung beim professionellen Frauenfußball die Vorstufe zu einer viel größeren Emanzipation ist: Wozu braucht die Bundesliga überhaupt den DFB? Schiedsrichter, Nachwuchsarbeit, Uefa und Fifa, Nationalmannschaft, schon klar: Themen gibt’s genug. Aber kann man das nicht selbst?
Bei der vor Jahren geplanten Super League konnte die Uefa die große Abspaltung der Topklubs in letzter Minute verhindern. Im Kleinen wurde der DFB jetzt überrascht. Entweder bleibt das jetzt ein einmaliger Vorgang. Und wir erleben gerade den Startpunkt zu einer Revolution im deutschen Fußball. Aufpassen muss der DFB, so oder so.



