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Nagelsmann zu spät bei den U21-Junioren
Der DFB-Nachwuchs begeistert bei der Europameisterschaft in der Slowakei und spielt am Samstag das EM-Finale gegen England. Es ist unverständlich, dass der Bundestrainer sich vorher nicht blicken ließ

IMAGO/Beautiful Sports
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Die deutschen U21-Junioren spielen eine sensationelle Europameisterschaft in der Slowakei und gewinnen sogar das Duell mit Frankreichs Top-Talenten: Das 3:0 befördert das DFB-Team ins EM-Finale am Samstag gegen England.
Ganz gleich, wie das Endspiel ausgeht: Der Deutsche Fußball-Bund darf mit dem guten Gefühl aus dem Turnier gehen, dass der eigene Nachwuchs vielversprechender aufgestellt ist, als die landläufige Meinung manchmal vermuten lässt.
Denn Tatsache ist: Die deutschen Profis, die auf dem Sprung zur großen Karriere sind, vorneweg Jungnationalspieler Nick Woltemate vom VfB Stuttgart, schneiden besser als die größten Rivalen aus Spanien und Frankreich ab. Deutschland ist begeistert!
Wen man auf der Stadiontribüne vermisste: Bundestrainer Julian Nagelsmann – er war während des EM-Turniers nicht zu sehen. Er hat, immerhin, sein Kommen zum Finale angekündigt. Doch das ist nur ein schwacher Trost.
Nagelsmann hat kürzlich seinen millionenschweren DFB-Vertrag bis 2028 verlängert. Man darf also davon ausgehen, dass er mit einigen dieser U21-Junioren die Nordamerika-WM 2026 und die Insel-EM 2028 bestreiten wird.
Es wäre ein Zeichen von Respekt und Wertschätzung gewesen, wenn er nicht nur zum Tag des Endspiels anreist, sondern schon vorher seine Aufwartung macht. Sein Trainerkollege Antonio Di Salvo liefert ihm ja Talente zu.
Sein DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig verteidigt Nagelsmanns Off-Tage mit einer Verbalattacke auf TV-Experte Markus Babbel. Überzeugen konnten seine Argumente nicht. Was interessiert uns, dass auch andere Trainer fehlten?
Englands Nationalcoach Thomas Tuchel hatte eine gute Entschuldigung: Er war bei der Klub-WM in den USA, um sich mit den schwierigen Bedingungen an den Spielorten vertraut zu machen. Auch das tat Nagelsmann nicht.
Seine Abwesenheit ist ärgerlich. Er hätte ein Jahr vor der WM lernen können, welchen Einfluss die Hitze auf den Trainingsplan hat. Wie anders der Rasen in den USA beschaffen ist. Welche Belastungen die Entfernungen verursachen.
Außerdem gewinnt jeder Trainer im Stadion ein Gefühl dafür, wie sich Spieler in Extremsituationen verhalten, wie sie auf Turnierstress reagieren. An der Klub-WM nehmen ja Bayern und Borussia mit seinen Nationalspielern teil.
Zeit hätte Nagelsmann gehabt. Seit den zwei verlorenen Länderspielen in der Nations League Anfang Juni hatte er keine Verpflichtung am Spielfeldrand mehr. Sein nächstes Länderspiel findet am 4. September statt – in der Slowakei.
Man versteht jetzt, warum der Zweifel wächst, ob das mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung wirklich eine so gute Idee war. Fleiß und Präsenz sind das Mindeste, was ein Bundestrainer in seinem Job einbringen sollte.
Denn dasselbe, Fleiß und Präsenz, erwartet man ja genauso von den U21-Junioren, die sich in ihrer Sommerpause für Deutschland ins Zeug legen.