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Mats Hummels wechselt mit 35 Jahren das erste Mal ins Ausland. Nach monatelangen Gerüchten um seine Zukunft hat er nun bei der AS Rom für ein Jahr unterschrieben. Kollege Pit Gottschalk steht dem Wechsel sehr kritisch gegenüber.
Ich bin da anderer Meinung. Zuallererst ist es großartig, dass Hummels dem europäischen Spitzenfußball erhalten bleibt. Die Roma ist ein leidenschaftlicher Verein, und Hummels führt die Historie von Rudi Völler und Thomas Häßler fort, die ebenfalls in der ewigen Stadt spielten.
Die Serie A ist in etwa auf einem Level mit der Bundesliga. Die Roma erlebt unter Vereinslegende Daniele De Rossi als Trainer einen radikalen Umbruch. Die Champions League ist das Ziel.
Wie kann Hummels da helfen? Hier sind sechs Gründe:
1. Führung
Die Roma braucht nach dem Umbruch Führung. Es ist die erste komplette Saison unter de Rossi. Sie haben insgesamt 22 Spieler verpflichtet und 20 Spieler abgegeben. Mit Artem Dovbyk, voriges Jahr 24 Tore bei Girona in Spanien, konnten sie einen der begehrtesten Mittelstürmer verpflichten. Manu Koné kam vor einigen Tagen aus Gladbach. Aus der Bundesliga kennen wir noch Angelino und Evan Ndicka. Das sind alles super talentierte Spieler, aber (noch) keine Führungsspieler. Hummels kann, wenn er das sprachlich hinbekommt, de Rossis verlängerter Arm werden.
2. Stabilität
Mats Hummels ist sicher nicht mehr der schnellste Spieler, eher noch der langsamste. Aber er kann einer Defensive Stabilität geben. Gerade ein dynamischer Verteidiger wie Nebenmann Ndicka sollte von Hummels Ruhe ungemein profitieren. Ihm kommt zu gute, dass die Serie A traditionell ein geringeres Tempo als die Bundesliga hat. Älteren Spieler hilft das ungemein. Andrea Pirlo, Olivier Giroud oder Edin Dzeko können davon ein Lied singen.
3. Kopfballstärke
Nach dem Abgang des Engländers Chris Smalling braucht Rom einen neuen Turm in der Defensive. Hummels ist mit 1,91 Metern genau das. Natürlich hilft diese Fähigkeit auch bei offensiven Standards. Hummels hat allein in der letzten Saison drei Kopfballtore erzielt.
4. Kurze Pässe
Die Roma kann den Ball zwar laufen lassen, aber muss von hinten ihre Offensive besser einsetzen. Die Sechser Cristante und Paredes sind eher Zerstörer als Gestalter. Torchancen entstehen gerade eher aus Balleroberungen. Hummels kann mit seiner Übersicht und seiner Genauigkeit direkt weiterhelfen.
5. Lange Bälle
Aktuell ist die Roma auf Platz 17 bei zielgenauen langen Bällen. Hummels ist da die perfekte Ergänzung. Torjäger Dovbyk, gleichzeitig kopfballstark und schnell, braucht sich nur die Füllkrug-Videos aus der letzten Saison anschauen.
6. Internationale Erfahrung
Die Roma träumt nicht zu Unrecht von der Europa League. 2023 scheiterten sie im Finale an Sevilla, 2024 im Halbfinale an Leverkusen. Jetzt ist der Weg frei. Hummels kann gerade in einem Do-Or-Die-Spiel mit seinen Skills defensiv den Unterschied machen. Das hat er gerade in Dortmund gezeigt. Seine Performances gegen PSG sind jetzt schon reif fürs Museum. Die Teilnahme am Europapokal wird auch ein Grund für Hummels Wechsel gewesen sein. Ein internationaler Vereinstitel fehlt noch in seiner Sammlung.
Mein Fazit
All das heißt nicht, dass es auf jeden Fall klappen wird. Ich habe letztes Jahr ähnliches Text zu Bonucci bei Union geschrieben. Aber ich sehe sehr gute Chancen auf einen starken letzten Step in seiner grandiosen Karriere. Mit der Roma wird er wahrscheinlich nicht um die Meisterschaft mitspielen.
Aber eine Top4-Platzierung und gute Pokalauftritte sind mit der vielversprechenden Mannschaft auf jeden Fall möglich. Wenn er in ein, zwei Jahren so verabschiedet wird, wie er gerade empfangen wurde, hat Mats Hummels alles richtig gemacht.