zum Inhalt

4,4 Mrd. Euro TV-Geld: Jetzt halten alle die Hand auf

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Als Sportjournalist muss man ein paar Minuten Mathematik anwenden, um die Ursache für die jüngsten Sticheleien in der Bundesliga vollumfänglich zu verstehen. Das Resultat der Rechtevergabe hat es nämlich in sich: Kleine Klubs wollen ein größeres Stück vom TV-Kuchen. Doch der Reihe nach.

Das letzte Jahr der laufenden Rechteperiode (Saison 2020/21) bringt den 36 Klubs der ersten und zweiten Liga so ungefähr 1,4 Milliarden Euro ein. Das erste Jahr der neuen Rechteperiode (Saison 2021/22) dagegen nur etwas mehr als eine Milliarde Euro. Die Differenz: minus 400 Mio. Euro.

Im Schnitt bekommt also jeder Klub zehn Millionen Euro weniger. Nach dem Verteilungsschlüssel heißt das konkreter: Ein Mittelklasse-Verein der ersten Liga muss ab kommenden Sommer mit 32 Mio. Euro weniger auskommen. Langfristige Spielerverträge kann der Klub aber nicht sofort kürzen.

Schlimmer noch: Wenn dieser Klub jetzt anfängt, die Finanzlücke mit dem Verkauf von Spielern zu stopfen, ist der Kader geschwächt. Eine schlechtere Platzierung danach bedeutet aber: noch weniger Anteil am TV-Geld. Schnell gerät man in einen gefährlichen Strudel. Das wissen die meisten Manager.

An eine Jagd auf die Tabellenspitze ist in einer solchen Situation überhaupt nicht zu denken. Man muss schon froh sein, wenn man in den Bereich der Europacupplätze kommt. Die Qualifikation für die Champions League oder Europa League bringt zusätzlich Geld. Aber wem gelingt das schon?

Also zücken die Vertreter der kleinen Vereine vorsorglich ihre Waffen und machen klar: Der Rückgang bei den Medienerlösen träfe sie heftiger als die Großklubs, so Jan Lehmann, Finanzvorstand bei Mainz 05: Man sei von diesem TV-Geld einfach "abhängiger". Im Klartext: Sie wollen mehr Geld.

Man kann sich vorstellen, was Bayern München und Borussia Dortmund darüber denken. Ihre Argumentation: Die Attraktivität der Liga und der Medienwert seien ihnen geschuldet, so BVB-Geschäftsführer Aki Watzke zuletzt. Darum wollen sie extrem mehr Geld als die anderen Klubs haben.

Die Wahrheit ist: In dieser Frage gibt es kein Richtig oder Falsch.

Was stimmt: dass die Kluft zwischen den Vereinen oben und unten größer geworden ist. Es ist kein Zufall, dass dieselben fünf Vereine die Tabelle anführen, die dort schon voriges Jahr standen. Die Bundesliga braucht aber Abwechslung. Würde eine gerechtere Geldverteilung Spannung bringen?

Die Prognose wäre gewagt. Es geht um eine Wahrscheinlichkeitsrechnung: Wer mehr Geld hat, kann mehr wagen. Eine Garantie gibt es nicht, dass mit mehr Geld mehr Erfolg kommt. Bayern wurde auch deshalb Seriensieger, weil sie mit dem Geld, das sie hatten, sehr gut umgingen.

Das kann nicht jeder Bundesliga-Verein von sich behaupten.

Einen durchfinanzierten Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

4,4 Mrd. Euro TV-Geld: Jetzt halten alle die Hand auf

Das Murren der Kleinen wird lauter

Unruhe bei den deutschen Profiklubs: Sie fordern, dass die TV-Gelder zukünftig gerechter verteilt werden. Aber was heißt hier eigentlich: gerechter?

Nach der Vergabe der Medienrechte am deutschen Profifußball streiten die 36 Klubs über die Verteilung der Gelder. Doch mit der internen Auseinandersetzung wird es nicht getan sein. Schließlich muss auch der 2023 auslaufende Grundlagenvertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) neu verhandelt werden.

Laut dem Vertrag muss der Profifußball eigentlich drei Prozent seiner Einnahmen an den DFB abgeben. 2013 wurden diese Einnahmen pro Jahr aber auf höchstens 866 Mio. Euro und die Abgaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) auf 26 Mio. Euro festgelegt. Im Gegenzug bezahlt der DFB 20 Mio. Euro pro Jahr als Beteiligung an den Vermarktungseinnahmen der Nationalmannschaft.

Da die gedeckelte Summe auf der Einnahmeseite der Profis nichts mehr mit der Realität zu tun hat, wollen viele Amateurvertreter mehr Geld sehen. Die Wortwahl von DFB-Präsident Fritz Keller ist zwar freundlich, verrät aber dennoch die Ansprüche des Verbandes. "Ich bin davon überzeugt, dass wir zu gegebenem Zeitpunkt gute Gespräche mit der Liga führen werden", äußerte der 63-Jährige: "Damit auch künftig die Basis die nötige Unterstützung erhält, um ihren vielfältigen und wichtigen Aufgaben in der Breite nachkommen zu können."

Das DFL-Präsidium wird sich am Mittwoch treffen, um den Weg zu einer Entscheidung über den Verteilerschlüssel der Mediengelder am Jahresende festzulegen. Die DFL hat 4,4 Milliarden Euro für die vier Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25 erzielt. Die Entscheidung über die Verteilung liegt allein beim Präsidium.

Heute im Fernsehen

21.15 Uhr, Sky: Premier League, FC Liverpool - Crystal Palace

Spannung in Liga 3

Eintracht Braunschweig spitze, MSV Duisburg patzt

Eintracht Braunschweig sichert sich durch einen Sieg Platz eins der 3. Liga. Auch Würzburg ist siegreich. Duisburg und Rostock verlieren hingegen Punkte.

Was sonst noch so los ist

Ist Werder Bremen noch zu retten?

Der feine Unterschied zu einstigen Wundern

Mit Wundern von der Weser kennt sich Weserkurier-Kolumnist Dieter Eilts aus, er war ja bei Werder Bremen selbst oft dabei.

Neue Vertrage für Markus Gisdol und Horst Heldt

Beim 1. FC Köln könnte Manager Horst Heldt verlängern. Auch der Vertrag von Markus Gisdol soll ausgedehnt werden.

"Ich bin schon ordentlich abgestraft worden"

Als Kapitän zeigt Christopher Trimmel Nähe zu den Fans. Das wurde bestraft. Jetzt zeigt er sich einsichtig.

Julian Draxler will PSG-Vertrag erfüllen

Vor drei Jahren führte Julian Draxler die Nationalmannschaft  zum Confed-Cup-Erfolg. Seitdem wurde es ruhig um ihm.

DFB-Sportgericht bestätigt Kostic-Sperre

Vier Pokalspiele: Filip Kostic von Eintracht Frankfurt wird für sein Foul an Ömer Toprak lange gesperrt.

"Habe Riesen-Respekt"

Alex Meier ist in 14 Jahren bei Eintracht Frankfurt eine Ikone geworden. Jetzt fängt er in seiner Heimat neu an: als Trainer.

Heidenheim hat Schicksal des HSV in der Hand

Eigentlich wollte der HSV nach dieser Saison zurück ins Oberhaus, doch der Klub aus Baden-Württemberg könnte dies verhindern.

Die Lösung: Schalke verstaatlichen!

Von Alex Steudel

Die aktuelle Schalke-Saison erinnert mich ein bisschen an diese berüchtigte Game-of-Thrones-Folge, in der alle Serienlieblinge gerade noch lächelnd bei einer Hochzeitsparty sitzen und dann plötzlich in einem Rutsch ausgelöscht werden. Damals waren die Zuschauer auch alle geschockt und fragten sich: Und wieso sollte man das jetzt noch weitergucken?

Immerhin haben sich die Schalker dramaturgisch schlauer angestellt und Sudden Death in die Länge gezogen: Das Meucheln wurde gleichmäßig auf die ganze Spielzeit verteilt. Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies fing an, er brachte den Klub im Sommer 2019 in Schock-Stimmung, als er dumme Witze über unseren Nachbarkontinent machte.

Und er schloss jetzt sein Werk ab, indem er sein Werk abschloss. (Also ganz wörtlich gemeint: Die Invasion in seine Schweinebucht ergab ja gerade, dass Afrika-Kenner und Fabrikant Tönnies nebenbei beruflich Corona produziert, und zwar nicht nur, wenn's dunkel ist.)

Von diesen Ereignissen wird sich Schalke so wenig erholen wie von der Verpflichtung des stets etwas gelangweilt wirkenden Trainers David Wagner. Wie sagen Spötter nach Auftritten seiner Elf inzwischen: Scheiß Spiel, aber wenigstens haben wir gut geschlafen.

Kurz: Schalke ist im freien Fall. Der einzige Ausweg, den ich sehe: Den ganzen Laden verstaatlichen. Wie die Lufthansa.

Zerbricht Schalke an Clemens Tönnies?

Bei den Königsblauen rumort's gewaltig. Der Widerstand gegen Klub-Boss wächst. Auch in der Bevölkerung. Doch S04 hängt an seinem Tropf.

Vergessen wir nämlich nicht, dass Schalke nicht nur zu wenige Punkte hat, sondern obendrein dermaßen pleite ist, dass sogar der HSV daneben wirkt wie ein FC Bayern, den gerade Google und Tesla übernommen haben. Den Schalkern steht das Wasser bis zum Scheitel, und wäre die Qualität der abgelieferten Leistungen beim Liga-Elften preisrelevant, man müsste bei Dauerkarten 19 Prozent Wenigerwertsteuer abziehen.

Es macht ja inzwischen sogar das Gerücht die Runde, dass die fehlenden 60 Millionen Euro pro Saison bei der TV-Rechtevergabe in dieser Woche darauf zurückzuführen sind, dass alle Bieter schon mal Schalke rausgerechnet hatten. Man nennt das Verlustvortrag, glaube ich.

Ich finde jedenfalls, dass Verstaatlichung Sinn macht. Wenn Windhorst Hertha hat, VW den VfL Wolfsburg, Red Bull Leipzig und Kühne den HSV, wieso sollte dann nicht Angela Merkel S04 kriegen? Wenn eine Schalke schafft, dann Mutti.

04 Gründe, warum er Chef bleiben sollte

Der mächtige Strippenzieher hält weiter an seinem Posten fest. Hier kommen 04 Gründe, warum das eine total gute Idee ist.

Die aus einer Verstaatlichung resultierende Bezeichnung "Zombie-Unternehmen" steht zwar eigentlich eher dem HSV, passt aber nach den jüngsten Schalker Vorstellungen auf dem Rasen und besonders bei Tönnies vorm Büro auch ganz gut zu S04.

Einen Eingriff der EU-Wettbewerbshüter müssen wir nicht befürchten, weil sich bis nach Brüssel herumgesprochen hat, dass diesen Klub selbst ein Neun-Milliarden-Euro-Zuschuss maximal auf Platz sieben hieven würde. Schalke kauft dann nämlich Torwart Alex Nübel aus München zurück und wundert sich anschließend, dass das Geld weg ist.

Nein, bei Schalke weiß leider keiner, wie's geht. Also nach oben geht. Deshalb: Verstaatlichen! Wenn Lufthansa, wieso dann nicht auch Schalke? Immerhin werden da sogar die Spiele pünktlich angepfiffen.

Alle mal herschauen!

Das Prinzip Jeansjacke

Sat.1 kehrt 2021 zurück in die Bundesliga-Berichterstattung. Anlass, noch einmal in die Neunzigerjahre zu blicken, als der Sender sich vorgenommen hatte, den Fernsehfußball zu revolutionieren.

Kommentare

Aktuelles