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25 Jahre Wut - und Revierderby

Vor 25 Jahren erschütterte ein Bayern-Trainer die Fußballwelt: Die Sprüche von Giovanni Trapattoni sind längst legendär. Alex Steudel erinnert sich.

Foto: FC Bayern TV

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Der Bundesliga-Spieltag ist an diesem Wochenende so spannend, dass ich aktuell nicht weiß, wohin ich meinen Fokus lenken soll. Vielleicht zum Revierderby am Samstagabend, weil ich sehen will, ob Schalke 04 sein Formhoch aufrechterhält und wie Borussia Dortmund das Aus in der Champions League weggesteckt hat.

Oder Bayern München. Nach dem Triumph gegen den Weltverein PSG geht's zurück ins Alltagsgeschäft, das FC Augsburg bereithält und nicht Europas Elite. Mein Wahl fällt wohl auf RB Leipzig gegen Borussia Mönchengladbach. Und das hat mit der Person auf dem Chefsessel zu tun.

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Max Eberl tritt als RB-Manager erstmals gegen seinen Ex-Klub an. Das verspricht sportliche Brisanz, hässliche Fan-Kundgebungen und ganz viel Aufklärungsarbeit danach. Max Eberl ist am Sonntag zu Gast im Sport1 Doppelpass. Da wird's, mit Blick zurück in die jüngere Vergangenheit, einiges zu besprechen geben.

Ein traditionelles Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk

PS: Ich mache jetzt ein paar Tage frei. Kommende Woche wird Alex Steudel an dieser Stelle täglich den Fever Pit'ch Newsletter gestalten.


Jubiläum I: 25 Jahre Trap-Rede

Von Alex Steudel

Oft kopiert nie, erreicht: Auf den Tag genau vor 25 Jahren beschimpfte Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni seine Mannschaft in einer legendären Wut-Rede. Es war eine andere Zeit, also im Vergleich zu heute. Die Münchner hatten allen Grund, wütend zu sein, sie standen in der Bundesliga sieben Punkte hinter dem 1. FC Kaiserslautern (!) und waren in den sieben Spielzeiten zuvor nur zweimal Meister geworden. Das ist aus heutiger Sicht undenkbar.

Und es war sogar schlimmer als das. Die Bayern hatten eben auf Schalke verloren. Sie schieden eine Woche nach Traps Grammatik-Anfall im Viertelfinale der Königsklasse aus (gegen Borussia Dortmund!!). Sie waren müde, sie warteten seit 28 Jahren (!!!) auf den Gewinn der Champions League. Bayern-Fan sein bedeutete damals noch: leiden.

Heute ist alles ganz anders. Die Bayern haben 2013 ein Zehn-Jahres-Meister-Abo abgeschlossen, das sich gerade automatisch zu verlängern scheint. Sie holten in dieser Zeit zweimal die Champions League. Sie gewinnen eigentlich alles, was nicht rechtzeitig weggeräumt wird. Alleine in diesem jungen Jahrzehnt haben sie schon elf Schalen und Pokale ins Regal gestellt. Elf.

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Der FC Bayern 1998 war: Flasche leer. Der FC Bayern 2023 ist: Flasche randvoll.

Das liegt unter anderem daran, dass viele Trainer, die nach Trap kamen, alles andere als "ein Idiot" waren: Hitzfeld, van Gaal, Heynckes, Guardiola, Flick. Jetzt Nagelsmann. Sie ließen ihre Teams aber auch lieber offensiv spielen, das hat geholfen.

Die Trap-Rede am 10. März 1998 verpasste ich übrigens leider, ich war damals bei der Abendzeitung und hatte an diesem legendären Dienstag frei. Doch so viel frei konnte man gar nicht haben, um am besten Auftritt in der Geschichte des Giovanni Trapattoni vorbeizukommen. Ab Nachmittag bis in den Abend und die nächsten Tage war die Beschimpfung seiner Mannschaft DAS Gesprächsthema in München, in Bayern, in Deutschland, in der ganzen Welt.

Trap ging viral, ehe es das Wort viral so richtig gab; weil das Internet noch "dieses" Internet war.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Die beschimpften Profis von damals (Scholl, Struuunz, Basler) sind alle in Spielerrente. Kritisiert wird beim FC Bayern heute zwar auch, aber mit doppelt gezogener Handbremse und einer Ladung Wattebausch zwischen den Zähnen.

Eine Wutattacke à la "Was erlaube Sané?" oder "Coman! Ist immer verletzt!" könnte man sich heute nicht vorstellen. Auch, weil das in der Businesswelt Bundesliga ein ganz und gar unwirtschaftlicher Vorgang wäre. Noch am selben Tag würden nämlich die angegriffenen Spieler und ihre Berater damit anfangen, Pläne für einen lukrativen Vereinswechsel zu schmieden.

Aber, wie gesagt: Die Welt war eine andere, die Situation der Bayern auch. Phasen, die heute als Krise bezeichnet werden, hätten 1998 für Glücksgefühle gesorgt.

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"Mussen zeigen jetzt, ich will, Samstag, diese Spieler mussen zeigen mich, eh…, seine Fans, mussen alleine die Spiel gewinnen. Mussen allein die Spiel gewinnen!", tobte Trap damals am Ende seiner Rede.

Aber am Samstag zeigten die Spieler gar nichts. Das Heimspiel gegen den VfL Bochum ging 0:0 aus. Tabellenführer Kaiserslautern besiegte 1860 München, vergrößerte damit seinen Vorsprung auf neun Punkte und wurde später Deutscher Meister. Als Aufsteiger. Das war zu viel. Trap musste Arrivederci sagen. Ja, es waren andere Zeiten.

Das dritte Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer es sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.


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Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, 1. FC Köln - VfL Bochum

TV-Sportprogramm heute
Das TV-Programm heute

Samstag

15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Bayern München - FC Augsburg, RB Leipzig - Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart, Hertha BSC - Mainz 05
18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Schalke 04 - Borussia Dortmund

20.30 Uhr, SPORT1: 2. Liga, Fortuna Düsseldorf - Heidenheim

Sonntag

11 Uhr, SPORT1: Doppelpass (mit Max Eberl)

15.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, SC Freiburg - TSG Hoffenheim
17.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, Werder Bremen - Bayer Leverkusen
19.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, VfL Wolfsburg - Union Berlin


Jubiläum II: Schalke mittendrin statt nur dabei

Trainer Thomas Reis vom Fußball-Bundesligisten Schalke 04 geht mit großer Vorfreude in sein erstes großes Revierderby gegen Borussia Dortmund. "Jetzt bin ich zum ersten Mal mittendrin statt nur dabei", sagte der langjährige Bochumer vor dem 100. Bundesligaduell der beiden Erzrivalen am Samstag: "Ich habe das immer von außen verfolgt, es ist eins der wichtigsten Spiele in Deutschland."

Nach dem 2:0 am vergangenen Wochenende im kleinen Derby bei seinem Ex-Klub VfL Bochum sieht Reis den Tabellenvorletzten auch gegen den BVB, der aktuell Platz zwei belegt, nicht chancenlos: "Wir sind in einer ganz guten Phase. Vor ein paar Wochen hat noch jeder darüber geredet, wie hoch das Ergebnis ausfällt. Jetzt hat sich das Blatt ein bisschen gewendet."

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Verzichten muss Reis wie schon in Bochum auf Dominick Drexler (Muskelfaserriss), Thomas Ouwejan (Adduktorenprobleme), Jere Uronen (muskuläre Probleme), Tim Skarke (Fußprellung) und Soichiro Kozuki (Sprunggelenksverletzung).

Zudem fällt auch Innenverteidiger Sepp van den Berg, der zuletzt nach einem Bänderriss im Sprungelenk in der Regionalliga-Mannschaft Spielpraxis sammelte, nach einem "minimalen Rückschlag" aus. Schalke und Dortmund sind die einzigen Bundesligisten, die in der Rückrunde noch ungeschlagen sind.

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