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Es tut weh, Messi so bei Inter Miami zu sehen

Der Altmeister aus Argentinien zieht ins Achtelfinale der Klub-WM ein. Aber das Duell mit PSG wird ihm erneut vor Augen führen, dass seine beste Zeit vorbei ist. Er wurde 38 und muss trotzdem in Miami spielen, spielen, spielen - damit das neue Stadion Zuschauer anzieht

|25. Juni 2025|
Messi im Sonderangebot. Foto: Fever Pit'ch
Messi im Sonderangebot. Foto: Fever Pit’ch

Messi im Sonderangebot. Foto: Fever Pit'ch

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Wäre er noch der gute alte Lionel Messi gewesen – er hätte seiner Mannschaft in Miami noch auf dem Rasen eine Standpauke gehalten. Der Frust war dem amtierenden Weltmeister anzusehen.

Stattdessen pustete er die Backen hinter seinem inzwischen kräftigen Bart auf und erduldete stoisch, wie ihm der Gegner in Mannschaftsstärke das Trikot als Souvenir entwendete.

Ich saß auf der Pressetribüne und sah unten auf dem Spielfeld einen halbnackten Messi, der das inszenierte Spektakel im Hard Rock Stadium von Miami hinnahm wie einen Verkehrsunfall.

2:0 hatten er und Inter Miami im letzten Gruppenspiel bei der Klub-WM gegen Palmeiras geführt und dann die Führung in der zweiten Halbzeit leichtfertig verspielt. Sowas ärgert Messi.

Denn das 2:2 bedeutet nichts Gutes: Der Einzug ins Achtelfinale ist zwar geschafft, aber die neue Herausforderung heißt jetzt Paris Saint-Germain. Dort hat Messi bis 2023 gespielt.

Als Messi PSG verlassen hatte, lief’s dort besser

In Paris haben sie ihm jahrelang die Millionen hinten und vorne reingesteckt, aber er war nicht in der Lage, PSG zum Gewinn der Champions League zu schießen. Als er weg war, lief’s besser.

Paris Saint-Germain geht als Europapokalsieger ins direkte Duell, Messi wird mit diesem Inter Miami keine Chance aufs Weiterkommen haben. Das Palmeiras-Spiel hat’s erneut gezeigt.

Messi trabte meistens im Schritttempo zwischen Mittelkreis und Strafraum, machte keinen Schritt zu viel und Abwehrarbeit schon gar nicht. Er vertraute allein der Genialität seines linken Fußes.

Obwohl das Trikot längst in neuen Händen war, trug er seine Spielführerbinde noch, damit jeder sieht, wer hier der Boss ist. Während des Spiels hatte man das nicht immer erkennen können.

Wo ist der Messi, der das Spiel diktiert? Wo der Messi, der Gegenspieler wie Slalomstangen behandelt? Man sieht’s im Stadion sofort: Er ist zum Standfußballer verkommen. 

Messi mit 38 Jahren im Altherrenklub

Kein Wunder. Der Argentinier wurde gestern 38 Jahre alt und tritt dem Altherrenklub seiner Mitspieler Luis Suarez Óscar Ustari bei. Eigentlich bräuchte er das alles nicht mehr.

Trotzdem kickt er bei Inter Miami im Vorruhestand und muss damit klarkommen, dass er nie mehr das Niveau erreicht, das ihn zum Weltfußballer und 2015 mit Barcelona zum Triple-Sieger machte.

Man leidet auf der Tribüne mit Messi: Die Qualität seiner Mitspieler bei Inter Miami kommt mir wie eine Majestätsbeleidigung an einem der Größten im Weltfußball vor. 

Wann immer er einen Kurzpass spielt oder eine Torgefahr provoziert: Es passiert zu oft, dass einer aus dem Team den Ball verstolpert, versiebt und verschenkt. 

Es ist wie beim Tennis-Doppel in Wimbledon: Du hämmerst die besten Aufschläge ins Feld, bringst jeden Return zum Gegner – aber dein Mitspieler haut den nächsten Ball ins Netz.

Messi wie ein Maskottchen

Inter Miami ist bei der Weltmeisterschaft der besten Klubs der Welt nur dabei, weil Fifa-Präsident Gianni Infantino eine Ausnahme erlaubt hat. Messi ist immer gut fürs Marketing. Ein Maskottchen.

Laut Transfermarkt.de beträgt sein jetzt 18 Mio. Euro. Aber die Zahl ist Quatsch. Für Inter Miami ist Messi unbezahlbar. Sein Vertrag beim Beckham-Klub läuft zwar Ende Dezember aus.

Aber Inter Miami hat keine Wahl: Präsident Mas muss den Vertrag mindestens ein Jahr, wenn nicht sogar zwei Jahre verlängern. Sonst platzt dieses Kunstgebilde Inter Miami sofort. 

Direkt am Flughafen entsteht das neue Inter-Stadion „Miami Freedom Park“. Ein Prachtbau für 25.000 Zuschauer. Baukosten: 350 Mio. US-Dollar. Und mit Infrastruktur: eine Milliarde Euro teuer.

Man stelle sich nur vor: Die neue Inter-Heimat wird 2026 fertig – und Messi spielt nicht mehr dort. Wie soll das gehen? Miami hat gar keine Wahl: Messi muss bleiben. Koste es, was er wolle.

Messi-Sonderangebote im Shopping-Center

Sein Jahresgehalt soll noch immer 20 Mio. US-Dollar betragen. Aber mit der Vermarktung kommt er angeblich auf 50 bis 60 Mio. Dollar im Jahr. Eine Million pro Woche: Wahnsinn!

Und damit sich das alles rechnet, wird das Phänomen Messi vermarktet wie die Freiheitsstatue. In Miami verfolgte mich sein Name auf Schritt und Tritt. Sogar im Shopping-Center.

Messi in Blau und Weiß ohne Foto, Messi in Schwarz mit Foto: Nicht mal im Bekleidungsgeschäft „JC Penny“ in der berühmten Aventura Mall in Miami kommt man an Lionel Messi vorbei. 

Drei T-Shirts aus der Messi-Collection locken an der Kleiderstange und werden zum Sonderpreis verhökert: 20 Prozent auf alles. Konkret: 28 statt 35 US-Dollar für ein einziges Messi-Shirt.

Im Supermarkt ist Messi kaltgestellt: Sein Erfrischungsgetränk „Messi Mas+“ ist in gefährlich bunten Geschmacksrichtungen erhältlich. Zwei Stück für 4 US-Dollar.

Messi bei Laune halten

Bei den Zahlen, wie viele Messi-Trikots Inter Miami seit der Verpflichtung 2023 verkauft hat, muss man vorsichtig sein. Es gibt keine offiziellen Zahlen. Aber 1,2 Millionen wurden nie dementiert.

Um eine Einordnung zu geben: Von Messi wurden mehr Trikots verkauft als von den 25 anderen Top-Spielern in der Profiliga MLS zusammen. US-Fußball ist: Messi, Messi und sonst nichts.

So einen Werbeträge muss man bei Laune halten. Die Stadionzuschauer tun das auf ihre Weise, sobald Messi auch nur den Ansatz eines Lebenszeichens auf dem Rasen zeigt.

Dann werfen sie Arme wie zum Gebet in die Luft und röhren Messi Name in der längsten Dehnung, die ein Vokal hergibt, durch die Arena. Das hat schon einen religiösen Charakter.

Ich sitze unter den Zuschauern und denke mir nur: Das da unten hat doch nichts mit Fußball zu tun. Und schon gar nichts mit dem Messi, der die Fußballgeschichte neu geschrieben hat.

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