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Wunderbarer Abstiegskampf!

Vergesst Bayern! Im Tabellenkeller der Bundesliga geht's hoch her. Hertha SBC wechselt den Trainer und holt einen alten Bekannten zurück. Ob's hilft?

Foto: Imago / Sven Simon

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Der 28. Spieltag lässt mich bei unserem Bundesliga-Tippspiel erneut fassungslos zurück. Lausige vier Punkte habe ich geholt. Neben dem RB-Sieg gegen Augsburg habe ich nur, aber immerhin, darauf bin ich stolz, den Schalker Sieg gegen Hertha BSC vorausgesagt (5:2). Leider nutzt mir der überraschende Punktgewinn wenig: Dass Hertha nicht die Nerven hat, um ein Kellerduell auf Schalke erfolgreich zu gestalten, ahnten wohl die meisten Tipper. Auch wenn der FC Schalke 04 als Tabellenletzter angetreten war.

Der Hauptstadt-Klub ist so verlottert, dass der direkte Abstieg in die 2. Liga wahrscheinlicher erscheint als eine Rettungsaktion in der Relegation wie im vorigen Jahr (mit Trainer Felix Magath). Gestern folgte, was folgen musste: Trainer Sandro Schwarz wurde samt Mitarbeiterstab beurlaubt, Hertha-Legende Pal Dardai übernimmt zum dritten Mal das Kommando Klassenerhalt. Sechs Spieltage dauert die Saison 2022/23 noch. Danach ist klar, welche zwei Traditionsvereine direkt runter ins Unterhaus müssen.

Trainerwechsel bei Hertha BSC ist jetzt offiziell: Pal Dardai ersetzt Sandro Schwarz
Dass Sandro Schwarz nach dem 2:5 auf Schalke nicht mehr tragbar sein würde, hatte sich abgezeichnet. Nun soll es wieder einmal Pal Dardai bei Hertha richten.

Die ersten Kandidaten sind: Hertha, Schalke und Stuttgart. Bochum hat ein kleines Polster aufgebaut, und Augsburg und Hoffenheim sollten sich nicht zu sicher fühlen. Oder stolpern sogar Köln und Bremen in den Abstiegssumpf? Man weiß es nicht. Kollege Alex Steudel ist vom Abstiegskampf so begeistert, dass er mutig sagt: Vergesst den Titelkampf - unten im Keller ist's viel lustiger! Das hindert uns aber nicht daran, den Dortmundern (nicht zum ersten Mal) heute die Leviten zu lesen. Auch ihr irres 3:3 in Stuttgart beeinflusst den Abstiegskampf.

Einen tiefblickenden Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk


Vergesst Bayern: Wunderbarer Abstiegskampf!

Von Alex Steudel

So mancher Fan oder Reporter versteigt sich ja gern in die Behauptung, Abstiegskampf sei "wie ein Krimi". Der Vergleich hinkt ein bisschen, wo doch beim Tatort am Ende die Bösen in den Knast müssen, während im Abstiegskampf nur eine zweite Liga droht, in der es deutlich mehr zu verdienen gibt als in jeder Gefängnisdruckerei.

Außerdem kennt die Bundesliga keine Bösewichte. Es laufen höchstens ein paar Leute herum, die nicht wissen, was sie tun.

Aber diese Kolumne soll nicht vom FC Bayern handeln.

Die Bayern können wir angesichts der jüngsten Ereignisse vergessen. Selbst wenn sie Meister werden, ist die Münchner Saison abgehakt. Nein, ich habe seit Freitag meine Satellitenschüssel auf Abstiegskampf ausgerichtet. Und alles richtig gemacht. Ich erlebe Drama auf allen Kanälen.

1:1 bei Union Berlin: VfL Bochum holt Bonuspunkt im Abstiegskampf
Beim Tabellendritten Union Berlin erkämpft sich der VfL Bochum ein 1:1 (0:1)-Remis. Mit dem Punktgewinn kann der Revierklub sehr gut leben.
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Ohne seinen Top-Stürmer Niclas Füllkrug verlor Fußball-Bundesligist Bremen am Sonntag gegen Freiburg. Seit sechs Spielen wartet Werder auf einen Sieg.

Die Bremer, denen die Weser bis zur Hüfte steht, versemmelten gegen Freiburg eine Führung binnen vier Minuten – 1:2. Bei Schalke-Hertha BSC (5:2) und Stuttgart-Dortmund (3:3) fielen zusammen 13 Tore.

Und was für eine irre Stimmung herrschte dort! Also im Vergleich zur Stimmung in der Allianz-Arena, wo dem Einlassticket ein Ruhekissen beigelegt werden müsste. Als Stuttgart zweimal gegen den Tabellenzweiten BVB ausglich und das Daimlerstadion fast in den Neckar fiel, bekam sogar ich auf meinem Hamburger Sofa Gänsehaut und musste an alte gewonnene Schwabenmeisterschaften denken. Stuttgart macht es seither immer Last Minute. Immer. Es ist Wahnsinn.

Den wahren Fußball, die echte Emotion, die reine Lehre findest du offenbar nicht mehr an der Tabellenspitze. Dort herrscht eher Gedümpel und Ratlosigkeit. Wenn ich Ratlosigkeit will, kann ich Tagesschau gucken.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Abstiegskampf dagegen ist rauer als Titelrennen und hat doch mehr Klasse. Ich habe zum Beispiel am Wochenende die erste Trainerentlassung seit Wochen erlebt, die ich auch verstand.

Fast die Hälfte der Liga schwebt in Elversberg-Gefahr, und Woche für Woche ändert sich das Bild, geraten vermeintlich Gerettete (wie Bremen) erneut ins Straucheln, wittern Fans Verrat, müssen Trainer gehen (Hertha), bekommen Totgesagte wieder Oberwasser.

Kein Wochenende vergeht ohne Auferstehung. In der aktuellen Jesus-Tabelle haben der FC Schalke 04, Bochum und der sagenhafte VfB Stuttgart die Nase vorn. Diese drei und fünf weitere, also insgesamt acht Bundesligavereine befinden sich sechs Spieltage vor Schluss mehr oder weniger stark im Abstiegsdilemma.

Aber nur zwei Klubs sind im Europapokal vertreten. Was sagt uns das über die Bundesliga? Sie hat einen Hang zum Abstieg.

FC Schalke 04 in Abstiegsnot – DAS macht den Grund dafür ganz deutlich
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Das tut Schalke im Abstiegskampf richtig weh! Fährmann, Skarke und Brunner haben sich schwer verletzt. Sogar das Saison-Aus droht.

Die TV-Rechte-Inhaber sollten darauf reagieren. Sky könnte zum Beispiel ab sofort jeden Samstag eine Abstiegskonferenz anbieten. Und kommende Saison am besten vom fünften oder sogar – falls der HSV aufsteigt – ersten Spieltag an.

Die Abo-Modelle müssen ebenfalls der Realität angepasst werden. Ein neues Sky-Paket "Abstiegsangst", das nur Loser-Truppen covert,  hätte das Zeug zum Verkaufsschlager, weil sich damit inzwischen fast jeder Fan angesprochen fühlt. DAZN könnte mit einem Angstschweiß-Feed nachziehen und über eine Zitter-Cam bei Neu-Abonnenten punkten.

Das dritte Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer es sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.

Immer wieder sonntags


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BVB: Nicht nur eine Frage der Mentalität

Von Thomas Häberlein

Es hat sich in den vergangen Jahren ja ein erschütternde Hoffnungslosigkeit breitgemacht in der Fußball-Bundesliga. Dass der FC Bayern deutscher Meister wird, immer und immer wieder, wurde in zunehmendem Maße als vorgeschrieben in der Spielordnung zur Kenntnis genommen.

Begleitet in schöner Regelmäßigkeit von der eher pflichtschuldigen Einlassung: "Wenn die Bayern mal schwächeln, wollen wir da sein."

Und nun? Die Bayern schwächeln. Also: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Borussia Dortmund: BVB-Stars wurden über Bayern-Patzer nicht informiert
Dortmund am Tag nach dem Dumm-Dümmer-3:3 in Stuttgart. Sportdirektor Sebastian Kehl (43), sonst immer ansprechbar für Medien, bat um Verständnis.…

Borussia Dortmund hat am Samstag beim VfB Stuttgart auf unfassbare Weise einen Sieg verschenkt und die vielleicht einmalige Chance verspielt, mit den dahindümpelden Bayern gleichzuziehen. Wir wollen da sein?

Leere Worte, wenn der Wille nicht erkennbar ist wie beim aberwitzigen 3:3 des BVB in Stuttgart. "Es gibt Gründe, warum wir es in den letzten zehn Jahren nicht geschafft haben, ganz oben zu stehen", sagte der erschütterte Trainer Edin Terzic danach.

VfB Stuttgart: Das ist dann wohl der Hoeneß-Effekt
Nur zwei Wochen hat der neue Trainer Sebastian Hoeneß gebraucht, um den VfB Stuttgart fußballerisch zu verbessern. Das reicht noch nicht.

Terzic benannte die Gründe nicht näher, aber auch die aktuelle Version des BV Borussia Dortmund scheint, sorry, nicht die Willenskraft, die Siegermentalität mitzubringen, um die Gunst der Stunde zu nutzen.

Ja, es sind noch sechs Spieltage, und der FC Bayern in seiner aktuellen Verfassung scheint indisponiert genug, seinen aktuellen Vorsprung zu verspielen. Doch falls es noch mal so weit kommen sollte: Wird Borussia Dortmund dann da sein?

Einstweilen bleibt unerklärlich, wie sich Dortmund am Samstag in der zweiten Halbzeit trotz der Mahnungen des Trainers präsentierte. Es war beschämend, wie der BVB da seine Vorteile preisgab, wie er seine Chancen verspielte. Und es schließt sich die Frage an: Was soll der Trainer machen, wenn ihm seine Mannschaft nicht zuhört, wenn sie auch selbst nicht begreift, was es braucht, um einen Sieg vom Silbertablett herunterzunehmen?

Keiner da, wenn Bayern schwächelt: Warum eine Münchener Meisterschaft 2023 ein Desaster für die Konkurrenz wäre
Trainerwechsel, Kabinenschläge, Maulwurf-Leaks – der Rekordmeister tut in dieser Saison alles, um nicht Meister zu werden. Aber die vermeintliche Konkurrenz aus Dortmund und Leipzig droht am Ausnutzen dieser Schwäche zu scheitern. Es wäre ein Gau für die ganze Liga.

Die Frage müssen sie sich übrigens nicht nur bei Borussia Dortmund stellen. Auch Julian Nagelsmann hat ja, ob es nun ungeschickt war oder nicht, häufig darauf hingewiesen, dass die Mannschaft nicht wie von ihm vorgegeben gespielt habe.

Seine Vorgesetzten haben dennoch nur ihm die Schuld dafür gegeben. Dass aber auch die Münchner Mannschaft erkennbar ein Mentalitätsproblem hat, hat am Samstag auch der neue Trainer Thomas Tuchel angesprochen.

Thomas Häberlein ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)


Was sonst so los ist

"Bei allem Respekt vor Choupo-Moting, aber…"

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Im Leben von Urs Meier dreht sich alles um Entscheidungen – bis heute. 27 Jahre lang – von 1977 bis 2004 – war er Schiedsrichter, sein Weg führte von der Schweizer Provinz aufs internationale Fußballparkett mit Champions League, Europameisterschaft, Weltmeisterschaft. 883 Einsätze insgesamt. Im Zwischenstopp-Podcast spricht er über Bestechungen, Morddrohungen, Rituale, Leistungsdruck, Gerechtigkeitssinn und Altersgrenzen.

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