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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Darf man einem Bundesliga-Verein den Abstieg wünschen? Eigentlich ja nicht. Weil aber mindestens zwei Klubs jede Saison absteigen, darf man durchaus den Gedanken äußern, wen man lieber nicht in der ersten Liga sehen möchte. Oder umgekehrt: Wen man im Oberhaus behalten will.
Seit knapp einem Jahr läuft bei Fever Pit'ch eine Umfrage, die wir "Traum-Bundesliga" genannt haben. Die konkrete Frage lautet: Welche 18 Vereine würdest du am liebsten in der Bundesliga sehen? Zur Auswahl stehen nur die 56 Vereine, die seit 1963 mindestens ein Jahr in der Bundesliga gespielt haben.
Inzwischen haben 9.200 Fußballfans an der Umfrage teilgenommen, was einen repräsentativen Rückschluss darüber erlaubt, welche Fußballvereine die beliebtesten in Deutschland sind. Bayern liegt im Ranking auf Platz 10. Das verwundert eher nicht. Hier die Zwischenbilanz der Umfrage:
Borussia Mönchengladbach – 93,5 %
Borussia Dortmund – 93,4 %
Eintracht Frankfurt – 92,4 %
1. FC Köln – 91,4 %
Werder Bremen – 90,1 %
Schalke 04 – 88,5 %
Hamburger SV – 87,4 %
1. FC Kaiserslautern – 83,7 %
VfB Stuttgart – 83,2 %
Bayern München – 77,6 %
SC Freiburg – 71,5 %
1. FC Nürnberg – 70,3 %
1860 München – 63,0 %
VfL Bochum – 54,4 %
FC St. Pauli – 52,8 %
Union Berlin – 46,9 %
Hertha BSC – 45,3 %
Fortuna Düsseldorf – 44,9 %
Was auffallend ist: Man wünscht sich fünf Zweitligisten und sogar einen Drittligisten in der Traum-Bundesliga. Und nicht: RB Leipzig, Mainz 05, Bayer Leverkusen, FC Augsburg, VfL Wolfsburg und TSG Hoffenheim, obwohl sie sportlich qualifiziert sind. Ist jemand überrascht?
In seiner Kolumne schreibt heute Tobias Holtkamp Klartext, warum er TSG Hoffenheim, immerhin seit 2008 erste Liga, den Abstieg nahelegt. Das hat nicht nur sportliche Gründe, sondern auch etwas mit Tradition und Reputation zu tun. Ist das gerecht? Ganz sicher nicht. Aber was ist schon gerecht beim Fußball?
Einen traumhaften Dienstag wünscht
Euer Pit Gottschalk
TSG Hoffenheim: Abstieg kratzt kaum jemanden
Von Tobias Holtkamp
Es ist ziemlich egal, welche Formtabelle man sich von der Bundesliga-Datenbank ausspucken lässt, die letzten 5 oder auch die letzten 10 Spieltage: Schlusslicht ist immer die TSG Hoffenheim.
Es ist wirklich ein Wahnsinn, im ausschließlich negativen Sinne, was sich der Kader, eigentlich ein ansehnlicher Mix aus hochtalentierten und erfahrenen Spielern, in den letzten Monaten zusammenkickt.
Letzter Sieg: 3:0 auf Schalke, Mitte Oktober. Es folgte ein beispielloser Absturz. Von Platz 4 auf Platz 15 in 11 Spielen.
Wer mal in Zuzenhausen war, am Trainingszentrum der TSG Hoffenheim, der weiß, dass man viel moderner und zeitgemäßer den Fußball nicht lehren und täglich vermitteln kann. Dass die Spieler im Grunde alles haben - außer vielleicht den nötigen Bock, sich mal wieder zu zerreißen. Und ihre zweifellos vorhandene Klasse für ihren Arbeitgeber auf den Platz zu bringen.
Statt nur die guten Seiten des Profifußballerlebens zu genießen. Welche Wohnung? Welches Haus? Welches Auto? Wo leben, wohin im Urlaub? Und vor allem, wie lange noch Hoffenheim? Welche Möglichkeiten gibt's noch? Was sagen die Berater? Die ganze Klaviatur.
So ehrlich müssen wir sein: Die Bundesliga würde ein Hoffenheimer Abstieg nicht wirklich treffen. Natürlich wird hier niemanden etwas Schlechtes gewünscht, aber gerade in Anbetracht der anderen Kandidaten da unten, Schalke, Hertha oder Bochum, wäre es sogar gut für die Liga, wenn am Ende die TSG abgehen würde.
Gar keine Frage, es ist herausragend, was sie aufgebaut haben in und um Hoffenheim. Was Mäzen und Finanzier Dietmar Hopp für die Region getan hat mit seinem Fußballprojekt. Viele im Weltfußball haben deutlich mehr Millionen in ihren Klub gesteckt - und das viele Geld darin vor allem verbrannt.
Die TSG Hoffemheim wirtschaftet außerordentlich gut und vorbildlich. Gerade im Winter verkauften sie ihren 20-jährigen Angreifer Georgino Rutter für 28 Mio. Euro Ablöse an Leed United. Inklusive Boni sollen sogar 40 Millionen möglich sein. Rutter war 2021 für 750.000 Euro aus Frankreich gekommen. Ähnliche Geschäfte gelingen den TSG-Verantwortlichen immer wieder.
Und doch sind sie für die allermeisten Bundesliga-Klubs einfach ein unattraktiver Gegner. Hoffenheim weckt keine großen Emotionen, hat kaum Tradition, bringt die wenigsten Fans mit und wertet die Liga, gerade im Gegensatz zu den vielen Dickschiffen des deutschen Fußballs, kaum auf.
Eine Bundesliga mit Schalke und Hertha, dazu dem HSV, Kaiserslautern und beispielsweise Hannover, Düsseldorf oder St. Pauli, das wäre die Wunsch-Konstellation der Fans. Und auch des Fernsehens. Wenn Hoffenheim spielt, zum Beispiel gegen Augsburg oder Wolfsburg, sind die Zuschauerwerte kaum im messbaren Bereich.
Samstag kommt Borussia Dortmund nach Sinsheim. Gut möglich, dass die TSG danach auf einem Abstiegsplatz steht. Klingt hart, aber: Bundesweit würde es kaum jemanden kratzen.
Champions League heute im Fernsehen
20.15 Uhr, SPORT1: Fantalk
21 Uhr, Amazon Prime: Eintracht Frankfurt - SSC Neapel
21 Uhr, DAZN: FC Liverpool - Real Madrid
Der Glaube ans Champions-League-Finale
Vor dem Champions League Achtelfinale gegen den SSC Neapel geben sich die Frankfurter Spieler selbstbewusst. Mittelfeldspieler Djibril Sow glaubt in der Radiosendung "FFH Guten Morgen, Hessen" sogar daran, dass das Finale der Königsklasse möglich ist.
Im Fußball ist alles möglich, besonders dann, wenn man Eintracht Frankfurt heißt - so formuliert es Djibril Sow, als ihn Julia Nestle auf ein mögliches Champions League Finale anspricht. Allerdings gibt er auch unverblümt zu, dass hier natürlich auch der persönliche Wunsch seine Einschätzung etwas beeinflusst. Er sage das, "einfach weil ich daran glauben möchte".
Bis es so weit ist, stehen allerdings noch einige schwierige Spiele an. Zuerst gegen den SSC Neapel - aktuell mit großem Abstand der Spitzenreiter der italienischen Liga. "Momentan eines der besten Team in Europa", sagt Djibril Sow, "aber das macht es ja auch irgendwie spannend". Positiv sei auf jeden Fall, dass der Druck in diesem Spiel definitiv nicht auf Seiten der Eintracht sei.
Auffälligster Spieler bei Neapel ist zur Zeit Sturmstar Victor Osimhen, der diese Saison in 24 Spielen bereits 19 Tore für seinen Club geschossen hat. Sich nur auf ihn zu konzentrieren, wird aber nicht reichen, sagt Sow: "Neapel ist eine Mannschaft, die eigentlich keinen einzigen großen Star hat, sondern viele super Spieler. Da müssen wir auf jeden einzelnen aufpassen. Da wird sicherlich nicht nur einer im Fokus stehen."
Nagelsmann-Strafe: Zeit für ein Exempel
Von Pit Gottschalk
Man darf davon ausgehen, dass Bayern-Trainer Julian Nagelsmann eine Sperre aufgebrummt bekommt. Dessen Attacke auf Schiedsrichter Tobias Welz ("weichgespültes Pack") nach dem 2:3 in Gladbach nannte Schiri-Boss Lutz-Michael Fröhlich "abgrundtief respektlos".
Der DFB kann jetzt nicht mehr anders: Jede Milde gegenüber Nagelsmann würde die eigenen Schiedsrichter brüskieren und für Unruhe im Verband sorgen. Die Unparteiischen standen schon vor dem Nagelsmann-Ausraster mit dem Rücken zur Wand. Zunehmend wird ihre Kompetenz infrage gestellt.
Inzwischen steht mehr auf dem Spiel als der branchenübliche Zoff zwischen einem aufbrausenden Trainer und einem Schiedsrichter, der eine umstrittene Entscheidung (Rot für Bayern-Verteidiger Upamecano) getroffen hat. Die Frage ist: Was müssen sich Schiedsrichter gefallen lassen?
In anderen Sportarten wird jeder Angriff auf die Integrität und Unparteilichkeit des Schiedsrichters sofort und diskussionslos bestraft. Beim Fußball hat man sich daran gewöhnt, dass Entscheidungen des Schiedsrichters nicht selten in einer Rudelbildung, in Schubserei und eben in Wortgefechten enden. Das ist fatal.
Die rätselhafte Einbindung des Videbeweises ("VAR") und die nicht immer verlässliche Regelauslegung ("Handregel") jazzen die Emotionen so hoch, dass Grenzüberschreitungen an der Tagesordnung sind. Dummerweise: immer von Spieler- und Trainerseite. Damit muss Schluss sein!
Denn die Protagonisten auf dem Rasen unterschätzen ständig ihre Wirkung auf den Amateurbereich: Was sich die Profis ganz oben herausnehmen, erfährt unten in den Kreis- und Bezirksligen ihre Wiederholung - mit schlimmen Folgen für die Schiedsrichter, die unterklassig pfeifen.
Zu oft sind sie Jagdobjekt von Übeltätern, die sich noch weniger im Griff haben, und verlieren die Lust am Pfeifen. Wollen wir Amateurfußball ohne Schiris? Darum wird es Zeit für ein Exempel. Das mag Nagelsmann als ungerecht empfinden, weil er sich entschuldigt hat. Eine Wahl hat der DFB kaum.
Der DFB-Kontrollausschuss ist zwar ein unabhängiges Gremium, das sich der politischen Großwetterlage nicht beugen darf, sondern den Einzelfall (nämlich Nagelsmann) betrachten muss. Aber das große Ganze darf man im Blick behalten. Das Wort "Pack" wäre sonst nur der Auftakt zu noch peinlicheren Ausfällen.