Bayern: Kahn-Nachfolger in den Startlöchern


Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Namen kommen, klar. Dass es so schnell geht, war aber nicht abzusehen. Bereits gestern bestimmte eine mögliche Bayern-Rochade die Nachrichtenlage im Sport: Oliver Kahn, der fast brandneue Vorstandsvorsitzende des Krisenklubs, könnte schon bald der alte Vorstandsvorsitzende sein und vom scheidenden Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen abgelöst werden, der ja auch als DFL-Chef gehandelt wird.
"Ehemaliger Banker aus Ostfriesland übernimmt die Bayern" – ich gebe zu, diese Überschrift ist ganz nach meinem Geschmack. Die Frage ist jetzt: Was stellt Dreesen, der tatsächlich bei verschiedenen Banken Karriere machte und aus Aurich/Ostfriesland kommt, und der bisher die sportlich eher nicht superwichtigen Fachbereiche verantwortete, dann mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic an?
Neue Bosse angeschlagener Unternehmen neigen ja nicht dazu, zum Amtsantritt zu sagen: "Wir stecken in der Krise! Deshalb: Weiter so!"
Ex-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge, gerade erst in Rente gegangen, soll übrigens ebenfalls daran denken, sich wieder ins Tagesgeschäft einzumischen. Und Ex-Manager Uli Hoeneß hatte damit nie aufgehört.
Mich erinnert das ein bisschen an den Hollywood-Streifen The Expendables. Beeeindrucken tut's mich trotzdem etwas, ich gebe es zu. Wenn alles stimmt, muss man den Bayern eines lassen: Sie halten sich nicht lange mit Gejammer auf.
Bahnt sich hier das größte Beben ihrer Klubgeschichte an?
Einen krisensicheren Mittwoch wünscht
Euer Alex Steudel
Unruhige Zeiten nach einer Chaos-Saison
Von Tobias Holtkamp
Das ist keine schöne Nachricht für die Fans des FC Bayern, aber es deutet einiges daraufhin, dass die laufende Chaos-Saison nur der Anfang einer langen und ziemlich schwierigen Phase beim deutschen Rekordmeisters sein wird.
Nach Jahren der Dominanz mit zehn Meistertiteln in Serie haben sowohl strategische Fehlentscheidungen als auch eine Verkettung, zumindest aus Vereinssicht, unglücklicher Umstände dafür gesorgt, dass die Bayern im Jahr 2023 weitaus mehr Probleme als Dominanz haben!
Der Eindruck der Unschlagbarkeit ist einer allgemeinen Gewissheit gewichen, dass sie wieder zu packen sind. Für jeden Gegner. Dass es kein Fußballwunder mehr braucht, gegen Bayern München Tore zu schießen und Punkte zu holen. Sondern einfach eine anständige Leistung.
Felix Magath hat mal formuliert: „Disziplin bringt Erfolg. Aber Erfolg zerstört Disziplin.“ An diesem Punkt, das zeichnet sich deutlich ab, sind die Bayern. Ganz oben, im Vorstand, aber auch in Teilen der Mannschaft. Und im Team drumherum.

Immer mehr, dieses Gefühl grassiert bei Mitarbeitern, gucken zuallererst auf sich. Welchen Schritt sie, persönlich, als nächstes machen könnten. Wie sie ihren eigenen Ruf verbessern und ihren „Marktwert“ steigern können. Statt als erstes, zweites und drittes an das Gemeinsame zu denken! An die Mannschaft, an die kollektiven Ziele und Herausforderungen.
Es wird einige Zeit dauern, dieses Themas Herr zu werden. Teure Spieler, die ersetzt werden müssten, haben laufende, langfristige Verträge. Und viele Entscheider, gar nicht nur in der ersten Reihe, haben sich eingerichtet in der Wohlfühlwelt des mitgliederstärksten deutschen Sportvereins. Nach Veränderung ruft da kaum einer, viel zu ungemütlich.
Nun kommt aber noch ein anderer Punkt dazu, der die These, dass die fetten Bayern-Jahre erst einmal vorbei sind, deutlich unterstreicht: die Arbeit der anderen.
Nicht nur der BVB mit Vorstandsboss Hans-Joachim Watzke hat in den vergangenen Jahren so viele richtige Entscheidungen getroffen, dass gelegentliche Fehleinschätzungen gar nicht ins Gewicht fielen. Hervorragende Transfers, eine ausgezeichnete Trainerwahl und gut vorbereitete Wechsel im Management sind nur eine Auswahl von Themenbereichen, die die Dortmunder besser gestaltet haben als der FC Bayern.


Und Watzke, der BVB-Anführer, ist ja mittlerweile auch der oberste Bundesliga-Chef.
Aber auch Leipzig kommt. Den RB-Klub sehen viele in der Branche als größten Bayern-Herausforderer überhaupt. Die Möglichkeiten in Leipzig sind wahnsinnig groß, ihr Know-how sowohl im Geschäftlichen als eben im Fußball mittlerweile ebenso.
Unter Max Eberl, Rouven Schröder und Trainer Marco Rose braut sich, mit extremer Power und Unterstützung aus der Firmenzentrale (mit Oberboss Oliver Mintzlaff), richtig was zusammen. Das Leipziger Selbstbewusstsein ist riesig, sie wollen den FC Bayern auf Dauer ablösen. Das Potenzial dazu scheint mehr vorhanden als bei jedem anderen Herausforderer zuvor.
Bayern München bekommt in den nächsten Jahren, das ist sicher, die stärksten Gegner seit vielen, vielen Jahren.
Doch zunächst haben sie vor allem mit sich selbst zu tun. Und zwar einiges.
Top-Transfer? Dieser Name fällt schon in der Bayern-Kabine. #FCBayern https://t.co/XQOVRRu15G
— SPORT1 (@SPORT1) May 23, 2023
Heute im Fernsehen

Was sonst so los ist
Bundesliga-Absteiger Hertha BSC will die Tilgung seiner 40 Millionen Euro schweren Anleihe um zwei Jahre auf 2025 verschieben – und warnt die Anleger, dass die Alternative zum Entzug der Zweitliga-Lizenz und in die Insolvenz führen könnte. https://t.co/6nAUAfve9s
— SZ Sport (@SZ_Sport) May 23, 2023



BILD-Reporter über den größten HSV-Tag - Nach Magaths Traumtor stürzte ich in den Brunnen https://t.co/cNThwQpi5O #Fussball #News #Sport
— Bild FUSSBALL (@Fussball_Bild) May 23, 2023
Das Füllkrug-Dilemma: Stürmer dringend gesucht!
Von Alex Steudel
Wir alle kennen diesen unermüdlich werbenden Jobbörsenpartner von Eintracht Frankfurt und seine lustigen TV-Spots. Nennen wir die Firma Ingrid. Sie meint, die passende Arbeitskraft für jeden Posten finden zu können. Leider ist sogar Ingrid überfordert, wenn es um das Thema dieser Kolumne geht: Deutsche Stürmer, die auch das Tor treffen. Der wichtigste Posten im deutschen Fußball ist trotz größter Anstrengungen, das zu ändern, seit langem unbesetzt.
Das klingt erst mal komisch, denn in der Bundesliga laufen eine Menge Stürmer herum, die dafür bezahlt werden, Tore zu schießen. Und das ist gerade der Witz: Sie werden dafür bezahlt und tun's trotzdem nicht.
Die Folge: In der Torjägerliste dieser Saison steht nach 33 von 34 Spieltagen Niclas Füllkrug auf Platz eins, obwohl der Bremer jämmerliche 16 Tore erzielt hat, und fünf davon waren auch noch Elfmeter. Bleibt es am Samstag dabei, wäre das der absolut historische Torschützenkönigminusrekord. Man müsste Füllkrug ein Kanönle überreichen.
17 Tore ist die Marke, die womöglich fällt. Fredi Bobic (1996) sowie Thomas Allofs und Roland Wohlfarth (1989) halten diesen Rekord, den keiner haben will. 17 Saisontore schießt ein Erling Haaland im Schlafanzug. Robert Lewandowski erzielte einmal insgesamt 41 Tore, hatte aber ein Trikot an.

Letzte Saison erreichte Polens Superstürmer Lewandowski die Füllkrug-Marke 16 bereits am 14. (!) Spieltag. Der Norweger Haaland schoss in der Premier League seine Saisontore 16 und 17 am 22. Oktober 2022, also Spieltag 13.
Füllkrug ist bereits 30 Jahre alt. Weil er der einzige Deutsche ist, der für seinen Verein zumindest alle 217 Minuten das Tor trifft (Elfer rausgerechnet, die mach' ja sogar ich rein), und weil er bei der WM sage und schreibe zweimal zuschlug, wird er gerade wie der heilige Strafraumgeist gehandelt und heftig umworben.
Warum ist das so? Wir waren doch mal eine Stürmernation. Müller, Rummenigge, Völler, Klinsi, Klose. Ich finde eigentlich nur drei mögliche Erklärungen dafür: Entweder gibt es unter den Millionen Kickern in Deutschland einfach keine Talente, oder der deutsche Fußball ist unfähig, sie zu entdecken, oder er entdeckt sie zwar, fördert sie dann aber falsch.
Es gibt hierzulande 127.917 Fußballmannschaften und null Goalgetter (männliche).
Schon bei der EM 2021 kam Deutschland auf lediglich zwei Stürmertore (Kai Havertz, immerhin). Bei der WM 2022 in Katar lamentierten wir dann so richtig laut über den fehlenden Knipser.
Früher schossen uns die Stürmer zu Titeln, heute schießen sie aufs Stadionddach.
Der FC Bayern, den Uli Hoeneß zum FC Deutschland machen wollte, hat nicht mal EINEN deutschen Mittelstürmer im Kader, Thomas Müller mit seinen sieben Saisontoren geht allenfalls als hängende Spitze durch.
Und Borussia Dortmund wird jetzt wahrscheinlich wegen des für die Elfenbeinküste auflaufenden Stürmers Sebastian Haller Meister – fünf Feldtore schoss er allein in den letzten drei Spielen, das entspricht einem halben Saisonfüllkrug. Die DFB-Hoffnung Youssoufa Moukoko sitzt derweil auf der Bank, der (immerhin erst) 18-Jährige hat sein letztes Spiel über 90 Minuten im November gemacht.
Wie soll das nur enden? Wer schießt bei der EM 2024 die Tore? Fragen über Fragen.
Wir haben in Deutschland einen Bundestrainer (Hansi Flick), wir haben sogar eine Planstelle für einen Aufpasser für den Bundestrainer (Rudi Völler), was wir nicht haben: einen Nationalstürmer.
Wobei, Aki Watzke könnte ja mal wieder sagen: "Rudi, mach' du es doch!"
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