Inhaltsverzeichnis
Eine Assoziation liegt nahe, wenn die Joghurtfirma "Ehrmann" zur Medienrunde einlädt und Uli Hoeneß auf der Bühne hat: Man denkt zwangsläufig an deren alten Werbeslogan "Keiner macht mich mehr an". In diesem Fall: Lothar Matthäus.
Hoeneß hatte beim Werbetermin seines FC Bayern für die neue Partnerschaft mit Ehrmann gar keine Lust auf den diplomatischen Dienst und attackierte Matthäus wie zu besten Zeiten, als er ihm Greenkeeper-Qualitäten absprach.
Der Anlass war banal: Matthäus, inzwischen ein oft gebuchter TV-Experte, hatte den Sinn hinter der geplanten Verpflichtung des Leverkusener Verteidigers Jonathan Tah hinterfragt: "Den braucht Bayern nicht."
Und bei der Gelegenheit kritisierte Matthäus gegenüber Sport-Bild auch die Rolle von Hoeneß im Tagesgeschäft des FC Bayern. Dessen ständigen Einlassungen zur Transfer- und Personalpolitik würden die Einnahmen unnötig drücken.
Das konnte und wollte Hoeneß nicht auf sich sitzen lassen. Er holte zu einem Gegenschlag auf seine unnachahmliche Weise aus: Ihm und allen anwesenden Journalisten sprach er die Befähigung zum fehlerfreien Lesen der Faktenlage ab.
“Für die Baustellen ist ja bei uns der Lothar Matthäus zuständig. Wenn ich seinen Schmarrn da immer jeden Tag lesen muss: Das geht mir langsam auf den Sack.” Uli Hoeneß
Nicht er habe den Verkauf von teuren Spielern angeordnet, um die neuen Spieler bezahlen zu können - sondern der Aufsichtsrat. Dass er selbst dem Aufsichtsrat angehört und ein gewichtiges Machtwort mitspricht, ging bei seiner Wut unter.
Man wird den Eindruck nicht los: Vermutlich wusste Hoeneß zu diesem Zeitpunkt schon, dass Tah doch nicht zum FC Bayern wechselt. Seine Wutrede auf Matthäus erfüllte ihren Zweck: Er hatte vom Thema abgelenkt, dass Bayern leer ausgeht.
Die Bayern kennen das Gefühl seit Monaten: Sie wollen was und bekommen es nicht. Trainer wie Xabi Alonso zum Beispiel. Oder Spieler wie Xavi Simons von RB Leipzig. Noch ist nicht geklärt, wer jetzt Nein sagte: Bayern oder doch Tah.
Hoeneß hat den FC Bayern dadurch groß gemacht, dass er Konkurrenten die besten Spieler abgeluchst hat. Zum Beispiel den Gladbachern Matthäus vor über 40 Jahren. Nun kommt Tah nicht. Weil er zu teuer wurde?
Die Rivalen werden sein offensichtliches Ablenkungsmanöver mit Amüsement zur Kenntnis nehmen. Und Matthäus sicherlich auch. Die Hoeneß-Worte werden ihm nicht zusetzen. Schlagzeilen lieben sie ja beide. Die Medien übrigens auch.
