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Über Fußball-Fachchinesisch und Mehmetschollianer

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Irgendwann werden sie beim FC Bayern nostalgisch auf das Kapitel Alaba zurückschauen und säuseln: "Es war einmal ein Piranha…" Inzwischen spielt längst keine Rolle mehr, ob David Alaba seinen Stammverein wegen der Kohle verlässt oder wegen einer neuen Herausforderung, die er vermutlich im Ausland sucht. Das ist jetzt wurscht: Er ist weg. Und: Der Abwehrspieler wird Bayern München eher menschlich als sportlich fehlen.

Wenn sich plötzlich Häme wie Hass über ihn ergeht, weil er eine berufliche Veränderung annimmt, dann ist das nicht fair. Niemals hat David Alaba die Öffentlichkeit über seine Wechselgedanken belogen. Man mag ihm vielleicht vorhalten, dass er einen windigen Berater losgeschickt hat, der ihm einen neuen Arbeitgeber findet. Unüblich ist das Gebaren nicht. Darum sollte man ihm dankbar sein: dass er die Bundesliga so viele Jahre bereichert hat.

Einen windelweichen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Über Fußball-Fachchinesisch und Mehmetschollianer

Club-Trainer Robert Klauß über seine Taktik-Sprache

Nürnbergs Coach rechtfertigt seine denkwürdige Pressekonferenz: "Ich werde in 20 Jahren genauso über Trainer sprechen, die dann in meinem jetzigen Alter sind."

Von Alex Steudel

Der allseits verspottete Robert Klauß hat große Diskussionen darüber ausgelöst, wie fachlich Fußball klingen darf und wo die Grenze zwischen hochgestochenem Geschwafel und klarer Analyse verläuft. Alle Welt rätselt seit der fachchinesischen Pressekonferenz des Nürnberger Zweitligatrainers: Darf eine Mannschaft abkippen? Wer erlaubt ihr, dass sie breitzieht? Und wer schreitet ein, wenn jemand plötzlich asymmetrisch daherkommt?

Eigentlich wollte der einstige Nagelsmann-Assistent nur den Journalisten auflaufen lassen, der behauptet hatte, beim 1:2 gegen den FC St. Pauli sei kein Matchplan zu sehen gewesen – der Schuss ist gründlich nach hinten losgegangen. Die Ausführungen von Klauß waren Wasser auf die Mühlen der Mehmetschollianer, die seit Jahren gegen sogenannte Laptoptrainer hetzen.

Der Vorwurf: Laptoptrainer sprechen so verklausuliert, dass der Stammtisch kein Wort mehr versteht.

Ich kann das zwar nachvollziehen, denn ich versuche selbst, stets präzise zu formulieren. Wenn ich zum Bäcker gehe, sage ich zum Beispiel nicht: "Ich hätte gern etwas von dem im Backstraßenprozess verarbeiteten Teigprodukt, dessen Korn zuvor von der Kleie extrahiert wurde."

Ich verlange stattdessen: Roggenbrot.

Ich glaube trotzdem, dass die schlichten Fußballwahrheiten von einst, auf die sich Fußballromantiker gern berufen, im Berufsalltag nie existierten.

Es handelt sich da eher um Klischees. Franz Beckenbauer, dessen vielzitiertes "Gehts raus und spielts Fußball" älteren Fußballfans heute noch Seufzer der Lust entlockt, soll seine Mannschaften tatsächlich akribisch und fachlich einwandfrei eingestellt haben (auch dank Co-Trainer Holger Osieck).

Und glaubt wirklich jemand, Schalke 04 wäre unter Huub Stevens Uefa-Cup-Sieger geworden, wenn er in der Abschlussbesprechung kaum mehr als ein brummeliges "Leute, heute muss die Null stehen!" ausgestoßen hätte? Wurde Otto Rehhagel Europapokalsieger mit Bremen und Europameister mit Griechenland, weil er seinen Spielern in 15-sekündigen Mannschaftsmeetings zurief: "Heute spielen wir mit Libero!"

Ich glaube, hinter verschlossenen Türen ging es schon immer streng fachlich zu, nur eben früher in anderem Wortlaut als heute. Klauß hat das ähnlich ausgedrückt: Er komme ja auch nicht mehr mit, wenn Jugendliche über das Zocken am Computer reden. "Das ist vielleicht ein Generationenproblem.“

Die Begriffe, die wir benutzen, ändern sich eben dauernd und überall. (Jaja, ich weiß: Man sagt nicht BEGRIFFE, man sagt DAS WÖRDING.) Früher bin ich zum Beispiel ins Flugzeug gestiegen. Heute boarde ich.

Das Ergebnis ist aber dasselbe: Danach bin ich drin im Flieger.

Die gesammelten Steudel-Kolumnen gibt’s jetzt als Taschenbuch und eBook. Titel: "Das Fußball-Jahr 2020 unter besonderer Berücksichtigung des HSV", 254 Seiten.

Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

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Champions League heute im Fernsehen

20.15 Uhr, Sport1: Fantalk

21 Uhr, Sky: FC Porto - Juventus Turin

21 Uhr, DAZN: FC Sevilla - Borussia Dortmund

Im Video: So bereitet sich der BVB auf das Sevilla-Spiel vor

Der BVB steht in der Champions League gegen Sevilla vor einer Mammutaufgabe. Am Dienstag haben die Borussen das Abschlusstraining in Spanien absolviert.

Rose-Kavalier

Wer neuer Trainer in Mönchengladbach werden könnte

Sport1-Kolumnist Tobias Holtkamp sieht Gladbach-Sportdirektor Max Eberl vor seiner bisher schwierigsten Trainerwahl. Drei Punkte sind entscheidend.

Von Tobias Holtkamp

Fünf Millionen Euro bekommt Mönchengladbach für Marco Rose vom BVB. Diese Ausstiegs-Möglichkeit hatte der Trainer in seinem Vertrag aufnehmen lassen - sie war 2019 sogar Bedingung dafür, dass er unterschreibt. (Die Details des Rose-Wechsels)

Manager Max Eberl versucht die Trennung so emotionslos wie eben möglich zu sehen und auch zu kommentieren, wohl wissend, dass auch er Rose nur mithilfe einer Ausstiegsklausel zur Borussia holen konnte. Fußball da oben ist Geschäft. Wer träumt oder auf Romantik hofft, verliert.

Im Dezember, irgendwann um Weihnachten, wurde Eberl bewusst, dass er sich mit dem Trainermarkt beschäftigen muss - intensiver, als er sowieso immer ein Auge drauf hat. Er kannte die Entwicklungen und Sehnsüchte in Dortmund, dazu die Klausel in Marco Roses Vertrag.

Eberl, der das Thema in der Öffentlichkeit für seinen Vereinen hervorragend moderierte, trifft die neue Faktenlage nicht unvorbereitet.

Seit mehreren Wochen durchleuchtet er zusammen mit Chef-Scout Steffen Korell die Profile vermeintlich geeigneter Kandidaten. Ihren Ideen haben sie keine Grenzen gesetzt, sie wollen der ambitionierten Borussen-Mannschaft die bestmögliche Führungskraft präsentieren.

Drei Punkte, so heißt es in der Hennes-Weisweiler-Allee, auf der Geschäftsstelle der Borussia, seien dabei entscheidend: Ein hervorragender Ausbilder soll der Neue sein, kommunikativ ähnlich stark wie Vorgänger Rose und zumindest nicht unerfahren im modernen Spitzenfußball mit seinen intensiven Anforderungen, zum Beispiel einer dauerhaften Doppelbelastung.

Eberl hat mit Marco Rose selbst dafür gesorgt, dass der Druck fast riesig ist. Er braucht einen Nachfolger für die bestehende Idealbesetzung.

Bei Mönchengladbach rumort es gewaltig

Bei Sportbuzzer blickt RND-Sportchef Heiko Ostendorp auf den Wechsel von Gladbach-Trainer Marco Rose zum BVB. Aus seiner Sicht könnte dieser schon vor dem Ende der Saison Folgen haben – die Stimmung scheint zu kippen.

Eberls wichtigste und wohl schwierigste Trainerwahl muss funktionieren, eine Delle in der beeindruckenden Entwicklung der letzten Jahre würde Probleme auslösen - die Borussia darf nicht an Attraktivität einbüßen.

Ein Kandidat, dessen Name zuletzt häufiger fiel, Florian Kohfeldt von Werder, ist in meinen Augen - noch - keiner. Der Trainer, der bisher nur in Bremen gearbeitet und noch nie eine Spitzenmannschaft mit ihren besonderen Anforderungen geführt hat, ist zu unerfahren für einen Champions-League-Verein, der ständig Programm, Druck und einen herausfordernden Kader hat.

Das Risiko, dass Kohfeldt der Schritt in die nächste Etage noch überfordert, ist zu groß. So gut er kommuniziert, so wenig erfahren ist er im Klub der Großen. Er hat noch nie europäisch gespielt.

Und die anderen? Gerardo Seoane, der neue Trainer-Star in der Schweiz (zuletzt zwei Mal Meister mit Bern), war schon vor Rose auf Eberls Zettel. Er würde jetzt noch besser passen - die Rose-Millionen müssten aber direkt in die Schweiz überwiesen werden, Seoane (Vertrag bis 2023) kostet.

Jesse Marsch von Red Bull Salzburg ist weiter als Kohfeldt, spielte Champions League, wurde Meister in Österreich und arbeitete davor auf Topniveau in Leipzig - immer mit außergewöhnlichen Talenten.

Eine noch größere Lösung wäre Erik ten Hag von Ajax Amsterdam, der zur Guardiola-Zeit die U23 beim FC Bayern trainierte. Der Niederländer gilt als Top-Ausbilder, erreichte mit Ajax das Halbfinale in der Champions League.

Ten Hags Fußball folgt allerdings einer anderen Idee als der von Rose, Ballbesitz steht über allem. Die Borussia müsste sich umstellen.

Doch ein Neu-Start steht sowieso bevor. Wieder eine Herausforderung für Borussia Mönchengladbach - an der sie, allen Schwierigkeiten zum Trotz, aber auch wachsen können.

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