zum Inhalt

Trainer-Rauswurf in Köln: Ein grundsätzliches Versagen

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Ich hasse Tippspiele. Als Sportjournalist kann man nur verlieren. Tippt man gut, heißt es: Ist ja auch kein Wunder… Tippt man schlecht: So viel Ahnung hast du aber auch nicht… Aktuell liege ich beim Bundesliga-Tippspiel von Sport1 mit meinen 332 Punkten genau zwischen Thomas Helmer (321) und Mario Basler (342), was das Risiko von Häme und Sticheleien auf exakt 50 Prozent drückt. Ein paar Punkte fehlen also noch, damit ich beide Kerle zumindest für ein Jahr zum Schweigen bringen kann.

Einen vertippten Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Trainer-Rauswurf in Köln: Ein grundsätzliches Versagen

Urlaub umgeplant: Friedhelm Funkel steht bereit

Der 1. FC Köln reagiert auf die Niederlage im Kellerduell mit Mainz 05. Trainer Markus Gisdol wurde entlassen. Ein Nachfolger steht schon parat.

Von Pit Gottschalk

Der 1. FC Köln ist der lebende Gegenbeweis, dass der ständig wiederholte Trainerwunsch nach ein bisschen Geduld irgendwann Früchte trägt. Mit Markus Gisdol hatte der Verein samt Sportchef Horst Heldt mehr als Geduld.

Der Trainer bekam vorzeitig und ohne Not einen neuen Vertrag, als er die Mannschaft Mitte 2020 aus dem Gröbsten herausholte, und obendrein Treueschwüre im Wochenrhythmus. Half nur alles nicht.

Mit dem 2:3 gestern gegen Mainz 05 vergrößerte Köln als Tabellenvorletzter den Rückstand zum rettenden Bundesliga-Platz 15 auf drei Zähler bei minus neun Toren. Die Gisdol-Beurlaubung im Anschluss war überfällig.

Sowas passiert im Profigeschäft halt. Man wird niemals ausschließen können, dass die komplexe Zusammenarbeit zwischen Trainer und Verein nur eine begrenzte Haltbarkeit erlebt. Trainer werden dafür sehr gut bezahlt.

Horst Heldt ist deshalb kein Vorwurf zu machen, dass Markus Gisdol bei ihm gescheitert ist. Trainer halten im Schnitt zwei Jahre. Manche gehen später, die Gisdols dieser Liga früher.

Markus Gisdols indiskutable Bilanz

Die Mannschaft des 1. FC Köln gab alles und folgte dem Plan des Trainers Gisdol, doch Siege sprangen zu selten dabei heraus.

Was man Horst Heldt aber ankreiden muss, wirft ein schlechtes Licht auf die bisweilen kurzsichtige Arbeitsweise in der gesamten Bundesliga. Der Fall Gisdol ist nur ein weiterer Beleg dafür.

Ursprünglich dauerte Markus Gisdols Arbeitsvertrag bis Sommer 2021. Als er vor anderthalb Jahren kam, schaffte er mit Köln so überraschend die Wende, dass sich niemand mehr den Fakten zuwendete.

Jedenfalls konnten anschließend zehn Spiele ohne Sieg nicht den Glauben an den Heilsbringer erschüttern. Man verlängerte seinen Vertrag um zwei Jahre vorzeitig bis 2023. Warum eigentlich?

"Kompentent" und "vertrauensvoll" nannte ihn Heldt. Wer so Schönes sagt, blendet anschließend alle Warnzeichen aus, die bei schlechten Resultaten unübersehbar sind. Heldt forderte Geduld ein und lebte Geduld vor.

So folgte auf den ersten der zweite Fehler. Die besten Zeitpunkte für einen Trainerwechsel sind immer die Sommer- und Winterpausen: Nur dann kann der Nachfolger die Mannschaft auf die Saisonhälfte ausgiebig vorbereiten.

"Denke nicht dran, ob ich im Mai mit dem FC absteige"

Der 1. FC Köln hat mit 2:3 durch ein spätes Gegentor mit 2:3 verloren. FC-Kapitän Jonas Hector saß nach der Mainz-Pleite enttäuscht an der Bande vor der Südkurve.

Diese Winterpause gab's 2020/21 nicht. Aber dafür Länderspielpausen. Wenn an einem Wochenende keine Bundesliga stattfindet, bleiben Trainern immerhin zwei Wochen Zeit. Er hat ja nicht nur Nationalspieler.

Horst Heldt ließ auch diese Gelegenheit Ende März verstreichen und handelte erst am Sonntagabend, als ob das eine Abstiegsduell Aussagen über die Zukunftsaussichten eines Trainers produzieren könnte.

Dem neuen Mann, vermutlich Friedhelm Funkel, bleiben jetzt nur fünf Tage Zeit, seine Mannschaft auf das Rheinderby gegen Bayer Leverkusen einzustellen, und sechs Spieltage, den Klassenerhalt zu schaffen.

Allein an diesem schmalen Zeitfenster ist zu erkennen, wie groß die Hektik sein muss. Abstiegskampf wird zum Roulette: Schwarz oder Rot. Alle haben gewusst, dass es so kommt. Offenbar nur die Führung des 1. FC Köln nicht.

Horst Heldt wird sich deshalb auch den Fragen nach der Qualität seines Krisenmanagements stellen müssen. Treue zum Trainer ist das eine, die Loyalität zum Verein das andere. Er handelte einfach zu halbherzig.

Immer wieder sonntags

"Die haben nie selbst Fußball gespielt"

Das Kellerduell gegen einen direkten Konkurrenten spät gewonnen, drei wichtige Punkte und dazu einiges an Euphorie eingefahren - und trotzdem regte sich Mainz-Trainer Bo Svensson nach dem 3:2 in Köln auf.

1:0! Schalke feiert den zweiten Saisonsieg

Der FC Schalke 04 kann noch gewinnen: Das fast abgestiegene Bundesliga-Schlusslicht bezwang den FC Augsburg am Sonntagnachmittag mit 1:0. Im Abstiegskampf kommt der zweite Saisonsieg indes zu spät.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, TSG Hoffenheim - Bayer Leverkusen

Ist der FC Bayern 64 Prozent Lewandowski?

Hansi Flick und Hasan Salihamidzic - muss einer gehen?

Der Haussegen beim FC Bayern hängt schief! Es kracht weiterhin gewaltig zwischen Trainer Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

Von Alex Steudel

Eine Jahrhundertmannschaft, ein Traumtrainer, das Sextuple – was haben wir die Bayern hochgejubelt. Und jetzt ist plötzlich alles anders. Aktuell stellt sich dem gemeinen Fußballfan nur noch eine Frage: Wieviel von den Super-Bayern war eigentlich wirklich FC Bayern – und wieviel Robert Lewandowski?

In München hängt viel zu viel vom Weltfußballer ab. Eben noch traf der beste Stürmer des Planeten dreimal gegen Stuttgart, dann verletzte er sich. Kaum war er weg, mühten sich die Bayern zu einem knappen 1:0 gegen Leipzig. Danach ging es vollends bergab: Heimniederlage gegen Paris, Unentschieden gegen Aufsteiger Union Berlin.

Lewandowski traf diese Saison in 36 Pflichtspielen 42-mal. Vier Tore hat der FC Bayern in drei Lewandowski-freien Begegnungen geschossen. In den drei Spielen vorher waren es elf. Torstatistisch gesehen macht das ein polnisches Minus von 64 Prozent.

Ist der FC Bayern ohne Lewandowski nur ein Drittel wert?

Wenn wir schon beim Fragen sind: Wessen Aufgabe war es eigentlich, das Ganze vorauszusehen? Also den Mangel wegzuplanen? Na klar, sowas macht der Sportvorstand. Hasan Salihamidzic.

Leider fiel Brazzo vor Saisonstart nichts Besseres ein, als Eric Maxim Choupo-Moting zu holen. Der Ersatzstürmer aus Paris ist eine einzige Enttäuschung. Beim 1:1 gegen Berlin wurde der frühere HSV-Profi ausgewechselt. Das muss man sich mal vorstellen: Der Mann, der den besten Spieler der Welt im Notfall ersetzen können soll, behauptet sich nicht mal in Bayerns B-Elf. Nicht mal gegen Berlin.

Kein Wunder, dass Trainer Hansi Flick und sein Salihamidzic dauernd aneinander geraten. Flick ist unzufrieden. Er wollte zum Beispiel auch Choupo-Moting nicht.

Der Bayern-Präsident versuchte gestern, das Verhältnis schönzureden: Flick und Salihamidzic bräuchten ja "kein Liebespaar" sein, sagte Herbert Hainer. Ein schlimmer Satz. Im Fußballgeschäft bedeutet er: Die hauen sich hier noch die Köpfe ein.

Eine Sport1-Umfrage ergab am Wochenende: 84 Prozent von über 43.000 Teilnehmern sind der Meinung, dass Salihamidzic gehen muss. Ich weiß nicht, ob Flick mit abgestimmt hat, und ich kann mich an kein verheerenderes Votum gegen einen Bayern-Angestellten erinnern, seit 1989 das Olympiastadion "Nachtweih raus!" schrie.

"Die müssen kein Liebespaar sein"

Bayern-Präsident Hainer gibt vor dem Champions-League-Rückspiel Einblicke in das Verhältnis zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic.

Ich persönlich beteilige mich an sowas natürlich nicht. Ich fordere keine Entlassungen. Es wird sich doch irgendein Job an der Säbener Straße finden lassen, in dem Salihamidzic, der frühere HSV-Spieler, aufblüht.

Wobei das wichtigste Duell des Jahres ja schon morgen steigt: Rückspiel in Paris. Scheidet der FC Bayern im Viertelfinale der Champions League aus, folgt der besten Saison aller Zeiten gleich eine der schlechtesten seit Langem.

Dann ist's nix mehr mit Sextuple, dann ist der FC Bayern wieder Single.

Die gesammelten Steudel-Kolumnen gibt es auch als Taschenbuch und eBook: “Das Fußball-Jahr 2020 unter besonderer Berücksichtigung des HSV”, 254 Seiten.

Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

Was sonst noch so los ist

Eintracht Frankfurt furios: Keiner stoppt Jovic und Silva

Angeführt vom starken Angriffsduo André Silva und Luka Jovic: Bei Eintracht Frankfurt stürmt die halbe Mannschaft zum 4:3 gegen VfL Wolfsburg.

Ansgar Knauff bringt "das gute Gefühl" zurück

Das Offensiv-Talent sorgt mit seinem Siegtreffer in Stuttgart für eine Stimmungswende bei Borussia Dortmund.

"Der wirre Weghorst"

Wout Weghorst, Stürmer des VfL Wolfsburg, verpasst es, sich im ZDF-Sportstudio von Verschwörungstheorien zu distanzieren.

Union: Klassenerhalt geschafft – und jetzt?

Union Berlin nimmt nach dem 1:1 bei den Bayern Glückwünsche zum Klassenerhalt entgegen.

Khedira, der Kindergarten-Cop

Bei Hertha BSC sei es "wie im Kindergarten", sagt der Trainer. Einer müsse "für Ordnung sorgen". Nämlich Sami Khedira.

"Sportdirektoren, die Fifa spielen"

Der frühere HSV-Torwart Frank Rost rechnet in einem Interview mit dem Profifußball ab.

Schiri-Fehler: Sponsor will DFB-Verträge kündigen

Flyeralarm beklagt eine Benachteiligung der Würzburger Kickers in der 2. Liga. Der Firmenchef übt scharfe Kritik am DFB.

Alle mal herschauen!

Union-Manager Ruhnert zerlegt DFB-Direktor Bierhoff

Nächste Attacke von Union Berlin in Richtung DFB: Nach Präsident Dirk Zingler hat nun auch Manager Oliver Ruhnert hart gegen die Führung der Nationalmannschaft geschossen. Laut Ruhnert habe DFB-Direktor Oliver Bierhoff "überhaupt keine Ahnung" von Nachwuchsarbeit.

Kommentare

Aktuelles

PSG kurz vor erneutem Titelgewinn

PSG kurz vor erneutem Titelgewinn

4:1 in Lorient: Mit einem Heimsieg am Samstag gegen Aufsteiger Le Havre wäre die zwölfte Meisterschaft der Vereinsgeschichte perfekt.