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Thomas Tuchel zu Chelsea: Das kann heikel werden

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Als Borussia Dortmund Thomas Tuchel trotz DFB-Pokalsieg 2017 feuerte, ging ich mit einem Klubmanager eine Wette ein, wohin es den umstrittenen Trainer verschlagen könnte. Ich wettete Paris Saint-Germain, er Chelsea.

In dieser Woche wird wohl die Bestätigung kommen, dass wir beide - etwas zeitversetzt - recht hatten. Wieder wird man Tuchel notwendiges Kapital zur Verfügung stellen, damit die Mannschaft erfolgreich Fußball spielt. Gut so!

Dass Tuchel ein herausragender Trainer ist, steht außer Zweifel. Dass er Titel gewinnen kann, hat er bewiesen. Mit dem Finaleinzug in der Champions League 2020 brachte er PSG den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Was ihm fehlt: Dass er in seinem Klub eine Ära prägt und nicht wieder nach zwei, drei Jahren das Weite suchen muss. Eine Ära prägen - das heißt: wie Vorgänger Jürgen Klopp beim BVB oder Vorbild Pep Guardiola bei Barca.

Für Trainer ist es das Einfachste, vom Klubverantwortlichen Investitionen einzufordern, um die Mannschaft mit neuen Spielern aufzurüsten. Die viel größere Trainerkunst ist eine andere.

Nämlich: Aus den Spielern, die da sind, eine Mannschaft zu formen. Dazu müsste Thomas Tuchel eine Seite an sich entdecken, die Mitstreitern fast immer verborgen blieb: Empathie.

Seine deutschen Nationalspieler Timo Werner und Kai Havertz brauchen genau diese Empathie bei Chelsea, damit ihr Wechsel in die Premier League kein millionenschweres Missverständnis wird.

Wenn Thomas Tuchel tatsächlich Chelsea übernimmt, und es sieht alles danach aus, kann er mit ihnen seinen wahres Meisterstück vollbringen. Dann wäre er wirklich ein großer Trainer.

Einen blauen Dienstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Thomas Tuchel zu Chelsea: Das kann heikel werden

Werner, Havertz, Abramowitsch - die Baustellen bei Chelsea

Die Ära des bei Fans und Medien beliebten Frank Lampard ist beim FC Chelsea nach anderthalb Jahren beendet. Jetzt soll Thomas Tuchel bei den Blues übernehmen.

Von Florian Krebl

Frank Lampard ist gescheitert - so viel ist seit seiner Entlassung aus dem Amt des Teammanagers des FC Chelsea am Montag klar. Nur woran? An sich selbst? An der neuen Mannschaft? An den Erwartungen der Bosse? Es wird eine Mischung aus sämtlichen Faktoren gewesen sein, denn die Situation bei den Blues war schon immer kompliziert. Insofern dürfte die glücklose Amtszeit Lampards auch für seinen Nachfolger eine Lehre sein.

Thomas Tuchel wird wohl in London übernehmen. Er käme in einen schwierigen Klub. Der Erfolg ist für den jeweils amtierenden Teammanager eine Verpflichtung, Klubbesitzer Roman Abramowitsch und Sportchefin Marina Granovskaia entlohnen die Coaches fürstlich und werden schnell unruhig. 250 Millionen Euro, die unter anderem für Timo Werner und Kai Havertz draufgingen, steckte die Vereinsführung im Sommer in den Kader.

Energischer Querkopf statt Vereinsidol

Thomas Tuchel steht kurz vor dem Engagement beim FC Chelsea. Den Trainer erwartet ein Kader, der auf ihn zugeschnitten sein könnte.

Ein neunter Tabellenplatz, der derzeit Realität ist, und ein deutsches Duo, das arg mit der neuen Liga fremdelt: Das war den Obersten eine zu geringe Rendite. Zu Recht beschwerten sich jedoch verdiente Ex-Profis wie Gary Lineker oder Michael Owen über die Art und Weise, in der Lampard abgesägt wurde. Eine Achse bildet sich in einem neu zusammengestellten Team selten innerhalb von sechs Monaten - auch nicht, wenn die neuen Spieler Top-Talente im Wert einer Viertelmilliarde sind.

Kampferprobtheit mit den hohen Damen und Herren ist die eine Sache, gleichzeitig muss ein neuer Coach vermeiden, die gleichen Fehler wie Lampard zu begehen. Dieser schaffte es de facto nicht, das geballte Talent seiner Mannschaft in eine klar sichtbare Identität zu gießen. Häufig wechselte er das System, bis heute haben Werner und Havertz ihre idealen Positionen noch nicht gefunden.

Dem Team eine feste Struktur und eine klare Idee vom Fußball einzuimpfen - das ist, was Chelsea braucht. Dass er genau dies liefern kann, hat Tuchel beim FSV Mainz 05, Borussia Dortmund und PSG auf unterschiedlichsten Ebenen bewiesen. Diese Erfahrung hatte Lampard nie, denn vor seinem Start bei Chelsea 2019 war er nur ein Jahr Chef beim Zweitligisten Derby County. Letztlich war er, der Rekordtorschütze der Blues, wahrscheinlich einfach nur zu früh zurück bei seinem Herzensklub.

Florian Krebl ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, Sky: 2. Liga, Fortuna Düsseldorf - Hamburger SV

Fortuna-Trainer fordert Mut, Ordnung und Zweikampfhärte

Das Selbstvertrauen bei Fortuna Düsseldorf ist vor dem Besuch von Tabellenführer Hamburger SV gewachsen. Aus dem 3:3 gegen Greuther Fürth am Freitag nimmt Cheftrainer Uwe Rösler selbst für seine Defensive mehr Positives als Negatives mit.

Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft

Hertha BSC: Jürgen Klinsmann ist der späte Sieger

Knapp ein Jahr nach Jürgen Klinsmanns Hertha-Zeit scheint klar: So unrecht hatte der Ex-Coach mit seiner Beurteilung der Spieler gar nicht.

Von Tobias Holtkamp

Natürlich ist es im Nachhinein immer leicht. Wer Recht hatte und so weiter.

Aber so wie Jürgen Klinsmann rund um seine Bewertung der Lage von Hertha BSC, für die er als Cheftrainer und zuvor ja auch als Berater des Investors Tennor gearbeitet hat, kritisiert und in Teilen sogar verurteilt wurde - so darf man ein Jahr später durchaus zu der Erkenntnis gelangen, dass das interne Gutachten, das Klinsmann erstellt hatte, so daneben vielleicht gar nicht war, erst recht inhaltlich. (Dardai neuer Hertha-Trainer)

Ganz wichtig dabei: Für die Öffentlichkeit war der 22 DINA-A4-Seiten umfassende Bericht, in dem Klinsmann u.a. jeden Kaderspieler bewertete, ja gar nicht bestimmt gewesen. Es sollte Tennor-Chef Lars Windhorst, der mit vielen Millionen bei Hertha eingestiegen war, sowohl zum Überblick als auch als Experten-Gutachten dienen.

So wie Klinsmanns Einschätzungen verhöhnt wurden, so wie ihm seine zum Teil schonungslosen Formulierungen und Taxierungen zum Vorwurf gemacht wurden, so kann man ihn jetzt aber doch noch als eine Art späten Sieger bezeichnen. Denn vielleicht, eigentlich sogar mit ziemlicher Sicherheit, traf Klinsmann mit seinen Bewertungen mehr ins Schwarze als vielen recht war oder immer noch ist.

Pal Dardai wieder Hertha-Trainer - bis 2022

Die Entscheidung ist gefallen: Pal Dardai (44) ist wieder Hertha-Trainer. Sonntagabend wurde er von den Hertha-Bossen darum gebeten.

Es ist ja keine Frage, dass der Härtegrad von Klinsmann Aussagen von den handelnden Personen als übertrieben empfunden werden durfte.

Geschäftsführer Michael Preetz, dem Fehleinkäufe vorgeworfen und eine "Lügenkultur" im Verein unterstellt wurde, hatte große Probleme mit Klinsmanns Urteilen - wen wundert's? Auch viele Spieler kannten es überhaupt nicht, derart bewertet und aus den eigenen Reihen kritisiert und hinterfragt zu werden.

Doch genau für diesen Blick hatte Tennor Klinsmann ja als Berater zum Hertha-Projekt geholt. Nur, diese Radikalität, das Tempo und die Bereitschaft eben beinahe alles zu ändern, passte nicht in die über viele Jahre allmählich gewachsene Hertha-Welt mit ihren Komfortzonen, die Klinsmann nicht Schritt für Schritt umbauen, sondern rigoros wegreißen wollte.

Hertha BSC sucht Maß und Mitte

Vor zwei Jahren war Pal Dardai Hertha BSC nicht mehr gut genug. Jetzt braucht der Klub genauso einen Trainer wie ihn.

Hätte Klinsmann mit etwas mehr Weitsicht gehandelt, geduldiger und toleranter statt zu oft emotional, egoistisch und fast immer nur extrem - sein Hertha-Weg wäre für den Verein auf keinen Fall schlechter gewesen als der nach ihm eingeschlagene. Er hätte seinen Big City Club in Etappen entwickeln können.

Jetzt ist ein Jahr nach Klinsmann auch Michael Preetz weg, zwei weitere Trainer (Nouri, Labbadia) ebenso. Der Verein hat sehr viel Geld ausgegeben und eine Saison verschenkt, die teuerste Hertha-Mannschaft aller Zeiten steckt im Abstiegskampf.

Ob der Berliner Sport-Club noch zum großen Erfolg findet, liegt ab sofort im Verantwortungsbereich von Sportdirektor Arne Friedrich, von dessen Qualitäten sie überzeugt sind - und den noch mal wer geholt hatte?

Genau, Jürgen Klinsmann.

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