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Ausgerechnet auf dem Berufsportal LinkedIn hat Bayern-Profi Thomas Müller am Sonntagmorgen einen Appell veröffentlicht, der mich zuerst begeistert und dann sogar motiviert hat. Der 34-jährige Nationalspieler (129 Länderspiele) schrieb zu den Olympischen Spielen in Paris:
„Lasst uns die Werte des Sports in unser tägliches Leben mitnehmen und uns ein Beispiel an den Leistungen der Olympioniken nehmen. Und vielleicht löst diese Begeisterung auch mal den Mut aus, den es braucht, um mal wieder die Olympischen Spiele nach Deutschland zu holen.“
Olympia in Deutschland: Es mangelte nicht an Versuchen, die fünf Ringe im Land der Dichter und Denker zu platzieren. In Berlin, in Leipzig, in Düsseldorf, zuletzt in Garmisch-Partenkirchen und in Hamburg: Entweder scheiterte die Bewerbung an sich selbst oder an der Bevölkerung.
Dabei hat Thomas Müller völlig recht: Wir sehen die Fernsehbilder aus Paris, hören die Sportler über das Erlebte sprechen, bekommen Gänsehaut bei Goldmomenten und haben Tränchen in den Augen, wenn eine Leichtathletin wie Kugelstoßen Yemisi Ogunleye plötzlich Olympiasiegerin wird.
Frankreich erlebt unterm Eiffelturm Sternstunden und liegt mit aktuell 16mal Gold auf Platz 5 im Medaillenspiegel. Olympia hat unser Nachbarland aufgerüttelt, wie wir uns das hierzulande auch immer wünschen, Großes geleistet: In diesem Sommer ist Frankreich vereint.
Und Deutschland? Wir lassen uns von der Euphorie anstecken und zucken zurück, wenn wir selbst Großevents veranstalten sollen. Fußball-EM und Thomas Müller sollten uns Mut machen: Wir können das! Problem: Wir müssen es auch wollen. Und da kommt Thomas Müller ins Spiel.
Es kann kein Zufall sein, dass sein Post auf einem Berufsportal erschienen ist. Bald endet seine großartige Fußballerkarriere. Das wäre doch eine schöne neue Aufgabe für ihn: Olympia-Botschafter im Namen des Vaterlandes. Man würde ihm die Rolle sofort abnehmen.
Erstens: Weil seine Frau Lisa selbst eine begeisterte und ambitionierte Dressurreiterin ist. Zweitens: Weil er ein Stück Olympia-Gold gewonnen hat - er ist finanziell am Pferd Checker von Springreiter Christian Kukuk beteiligt. Drittens: Weil Thomas Müller Thomas Müller ist.
Kein Fußballer hat höhere Sympathiewerte. Niemand, schon gar kein Sportfunktionär, kann glaubhafter vermitteln, dass Olympia mehr ist als Stress und Größenwahn. Wir haben es bei Philipp Lahm und der EM 2024 gesehen: Und man wächst noch mit seiner Aufgabe.
Unser Thomas Müller als Botschafter für Olympia in Deutschland: Ich verliebe mich in diesem Gedanken. Leider kam die Einschränkung von ihm selbst: „Ich würde mich darüber freuen, auch wenn ich bis dahin wahrscheinlich schon graue Haare habe…“
Seine Frisur sollte uns egal sein, wir sollten die Gelegenheit am Schopfe packen und Thomas Müller einfach fragen: Willst du nicht, sobald du beim FC Bayern aufhörst, nicht die Olympischen Spiele nach Deutschland holen? Der Widerstand im eigenen Land - er wäre sofort kleiner.