Bundesliga-Start mit Sommer-Märchen


Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Heute startet die Bundesliga in ihre zweite Saisonhälfte, das Knallerspiel am Freitagabend lautet: RB Leipzig gegen Bayern München. Der Tabellendritte fordert den Tabellenersten; nur sechs Punkte trennen beide Top-Teams.
Aber sonderlich zufrieden sind weder die RB- noch die Bayern-Fans mit dem bisherigen Saisonverlauf, wie das Bundesligabarometer in seiner repräsentativen Fanumfrage während der Winterpause herausgefunden hat (n = 5.521).
Zufrieden sind dagegen die Fans des Tabellenzweiten SC Freiburg (83,7 %) und des Tabellensechsten Union Berlin (65,9 %) sowie die Fans des Aufsteigers Werder Bremen (38,2 %) und der Europacup-Helden von Eintracht Frankfurt (35,5 %).
Nicht aber die Fans des DFB-Pokalsiegers und des Rekordmeisters: Woran liegt das nur? Beide Teams stehen ja (trotz Trainerwechsel in Leipzig) nicht schlecht da und überwintern sogar in der Champions League. Wo ist das Problem?
Mit ein bisschen Laienpsychologie fallen einem zwei Gründe ein. Erstens: die Erwartungshaltung. Wer Trophäen gewinnt, wird am Erfolg in der Vergangenheit gemessen. Und mehr als eine Bestätigung geht halt aktuell nicht.
Zweitens: die Kosten-Nutzen-Rechnung. RB Leipzig verzeichnet einen Marktwert von 493 Mio. Euro, Bayern München sogar einen von fast einer Milliarde (exakt 940 Mio. Euro). Da sind Erfolge eben nur eine Quittung für großes Investment.
Darum überrascht es wenig, dass die Freude im Fanlager euphorischer ausfällt, wenn der SC Freiburg (Marktwert 165 Mio. Euro) und Union Berlin (Marktwert 115 Mio. Euro) die Liga aufmischen. Das war so nicht zu erwarten.
Vermutlich ist ihre Leistung aufgrund der Voraussetzungen sogar höher zu bewerten als die von RB Leipzig und Bayern München. Man vergisst das manchmal, wenn man allein auf Reichweite und Marketing-Power schaut.
Deshalb an dieser Stelle prominent und ausdrücklich das große Lob an jene Bundesliga-Vereine, die mit Herz und Verstand das wettmachen, was in der Kasse fehlt. Auch wenn es 2022/23 nicht zu Trophäen reichen sollte.
Ein sportliches Wochenende wünscht
Euer Pit Gottschalk
PS: Heute erscheint der Fever Pit'ch Newsletter erstmals aus dem neuen Verteilersystem. Alle Tests liefen offenbar erfolgreich. Ein paar Dinge sehen anders aus; die meisten Dinge bleiben, wie sie waren. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt gemeinsam ins fünfte Jahr (sic!) miteinander gehen. Unsere Community hat inzwischen 30.200 Mitglieder und sogar eine eigene deutsche URL jetzt: www.feverpitch.de. Seid doch so lieb und teilt diesen Newsletter unter Freunden und in Sozialen Netzwerken, damit wir wachsen, wachsen, wachsen.
Unser Podcast

Heute zu Gast: Mario Basler
Beim FC Bayern steigt weißer Rauch auf, denn Yann Sommer ist da und schließt die größte Baustelle des Rekordmeisters. Beim DFB gibt es weißen Rauch, weil Rudi Völler den Nationalmannschafts-Manager machen wird. Und im Fever Pit'ch Podcast gibt es ebenfalls weißen Rauch - denn Mario Basler schaut vorbei und diskutiert mit Pit Gottschalk und Malte Asmus die brennenden Themen vor dem Bundesliga-Restart. Super Mario mit Klartext zu seinem besonderen Verhältnis zu Uli Hoeneß, zu Yann Sommer, Rudi Völler und Yossouffa Moukoko.

Sommer vorbei: Kasse statt Klasse
Von Pit Gottschalk
Auf dem Papier klingt der Transfer wie eine Selbstverständlichkeit: Der eine Klub kauft dem anderen Klub einen Spieler weg, dummerweise mitten in der Saison und blöderweise den Torwart. Beim jüngsten Transfer zwischen Bayern München und Borussia Mönchengladbach ist die Lage heikler.
Yann Sommer, vorgestern Torwart in Gladbach, seit gestern Torwart in München, ist jener Teufelskerl aus der Hinrunde, der mit seinen 19 Paraden Bayern München in den Wahnsinn getrieben hat. Am 4. Spieltag ertrotzte sich Mönchengladbach ein 1:1 in der Allianz Arena - allein und maßgeblich wegen Sommer.
Für die Bayern spielt es keine Rolle, ob der Schweizer acht, zehn oder doch zwölf Mio. Euro Ablöse kostet. Ihr Nationaltorwart Manuel Neuer ist schwerer verletzt, als viele meinen, und kann diese Saison nicht mehr mitmischen. Seinem Ersatzmann Sven Ulreich traut man die Champions League nicht mehr zu.
Also Yann Sommer. Der einzige, den sie auf die Schnelle verpflichten konnten, und einer der wenigen, der Weltklasse kennt (sieben WM-Spiele) und sich deswegen nicht in die Hosen macht, wenn demnächst die PSG-Stars Lionel Messi und Kylian Mbappé vor seinem Tor auftauchen. Bayern ist fein raus.
Anders Borussia Mönchengladbach. In der Umkleidekabine fehlt nicht nur der Mann, der seit 2014 exakt 272 Liga-Spiele für Gladbach bestritten und mit gestiegener Reputation Macht und Einfluss gewonnen hat. Der Nachfolger muss erst noch beweisen, dass er dieselbe Leistung zwischen den Pfosten zeigen kann.
Jonas Omlin heißt er, 29 Jahre alt und zuletzt bei Montpellier SC unter Vertrag. Ganz gleich, wie viel Eingewöhnungszeit er benötigt: Eine Verbesserung gegenüber Sommer stellt er noch nicht dar. Aber das war nicht zu verhindern. Zum 30. Juni lief Yann Sommers Arbeitsvertrag in Mönchengladbach aus.
#borussia: Hier mal ein direkter Vergleich zwischen Sommer und Omlin seit 2020. Danke an Kollege @philipphinze24 fürs Basteln! ⚫️🟢 pic.twitter.com/ENZowCJzni
— Marlon Irlbacher (@Sky_Marlon89) January 18, 2023
Er hätte dann ablösefrei gehen können. So bekommt Sportchef Roland Virkus eine Entschädigung von angeblich 9,0 Mio. Euro für vier Monate Verzicht auf seinen Stammtorwart. Im Klartext: Der winterliche Sommer-Transfer füttert die Kasse und kostet Klasse. Immerhin: Omlin ist fünf Jahre jünger als Sommer.
Das alles muss Bayern München nicht weiter kümmern, Deal ist Deal. Dass man gleichzeitig einen Konkurrenten schwächt, ist eine schöne Nebenwirkung. Noch im Oktober 2021 waren die Bayern beim 0:5 im DFB-Pokal von den Gladbachern gedemütigt worden. Die Chance, dass das wieder passiert, ist jetzt kleiner.
So muss sich niemand wundern, wenn die Bayern mit dem schnellen Neuer-Ersatz gewohnt leichtfüßig zur soundsovielten Meisterschaft in Folge marschieren und den Gladbachern am 18. Februar eine lange Nase zeigen: Ihr bester Mann steht dann beim Rückspiel im Bayern-Tor. Es ist die späte Rache für ein 1:1.

Heute im Fernsehen
20.30 Uhr, Sat1: Bundesliga, RB Leipzig - Bayern München

Samstag
15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Union Berlin - TSG Hoffenheim, Eintracht Frankfurt - Schalke 04, VfL Wolfsburg - SC Freiburg, VfL Bochum - Hertha BSC, VfB Stuttgart - Mainz 05
18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, 1. FC Köln - Werder Bremen
Sonntag
11 Uhr, SPORT1: Doppelpass (mit Uli Hoeneß)
15.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, Borussia Dortmund - FC Augsburg
17.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, Mönchengladbach - Bayer Leverkusen
Völler lässt's krachen: Die Vorschau 2023

Von Alex Steudel
Ich weiß ja nicht, wie's euch geht – ich habe mich glänzend vom Katar-Schock erholt. Die Tastatur ist frisch geschmiert, ich bin wieder der Alte. Ich brauchte nicht mal skifahren zu gehen, um auf andere Gedanken zu kommen; was übrigens den weiteren Vorteil hatte, dass kein neuer Kolumnist gekauft werden musste. Nein, ich habe einfach nur die Realität verdrängt. Man nennt es das HSV-Prinzip. Ich bin jedenfalls bereit, und ich freue mich saumäßig auf den Rest der WM-zerhackten Fußballsaison – es kann ja alles nur noch besser werden. Eine Vorahnung, was auf uns zukommt, habe ich auch schon. Hier die Vorschau auf den unfassbar verrückten Rest der Saison.
Januar
Drama in München: Yann Sommer, der neue Bayern-Torwart, fällt verletzt aus – Manuel Neuer hat ihm gleich im ersten Training seinen Gipsfuß ins Kreuz gerammt. Beim Ligazweiten SC Freiburg wird deutlich, dass die Ansprüche enorm gestiegen sind: Trainer Christian Streich muss nach einem kapitalen Fehlstart (nur sieben Punkte aus drei Spielen) gehen. Elon Musk kauft Hertha-Investor 777Partners überraschend die Anteile ab und entlässt als erste Amtshandlung alle 44.211 Vereinsmitglieder. "Ich mache jetzt alles selbst", twittert der Multimilliardär.
Februar
Endlich wieder Champions League! Lionel Messi und Kylian Mbappé hauen die Bayern im Alleingang mit 6:0 aus dem Pariser Prinzenpark. Das Ergebnis hätte noch höher ausfallen können, wenn die Münchner zur zweiten Hälfte angetreten wären. Der HSV, seit dem Re-Start ohne Punktgewinn, reagiert auf die Krise und gründet mit Hannover 96, Queens Park Rangers, FC Venedig und Sporting Gijon die Super Zweite League. Elon Musk verfügt, dass Heimspiele von Hertha BSC künftig in der Kantine der Tesla-Gigafactory in Grünheide stattfinden müssen, "damit meine Angestellten auch mal was zu lachen haben". Als die DFL einschreiten will, kauft er die DFL.
März
DFB-Sportdirektor Rudi Völler feuert Bundestrainer Hansi Flick und übernimmt selbst. Als Co-Trainer bringt er Otto Rehhagel mit. Das Mindestalter für eine Spielernominierung wird auf 29 hochgesetzt. DFB-Nachwuchskoordinator soll der Vater von Matthias Sammer werden – "falls er endlich mal zurückruft", so Völler leicht genervt. Den aufkommenden Vorwurf, der DFB werde jetzt von lauter alten weißen Männern geführt, entkräftet Völler, indem er seinen Spitznamen "Tante Käthe" in den Personalausweis eintragen lässt. Und Vater Sammer ist rothaarig.
April
Borussia Dortmund verpflichtet sensationell Sadio Mané vom FC Bayern. "Mit ihm, Matthias Sammer und Mats Hummels ist unsere Traditionself auf Jahre unschlagbar", sagt Teamchef Günter Kutowski. RB Leipzig zeigt das Magazin 11Freunde beim Presserat an, weil die Ausgabe mit der Titelgeschichte über RBL in einer Plastikfolie ausgeliefert wird. Deutschland gewinnt ein Testspiel gegen Frankreich mit 4:0. Timo Werner schießt alle Tore, hinten räumen vier Innenverteidiger (Jürgen Kohler, Per Mertesacker, Niklas Süle, Antonio Rüdiger) den verzweifelten Mbappé ab. Völlers neues Spielsystem wird weltweit als revolutionär eingestuft und fortan "vorne kurz, hinten lang" genannt.
Mai
Das Ligafinale verspricht Spannung wie lange nicht mehr, denn Leipzig und Frankfurt sind vor dem 34. Spieltag punktgleich vorn. Frankfurt gewinnt 2:0 gegen Freiburg und wird Meister, weil die Eintracht-Fans auf dem Schwarzmarkt alle 47.069 Tickets für das parallel stattfindende Spiel Leipzig-Schalke aufgekauft haben und einfach nicht hingegangen sind – das Trauerspiel in Sachsen endet 0:0. Bei Cristiano Ronaldo wird eine Sandallergie diagnostiziert, er wechselt für 500 Millionen Euro aus Saudi-Arabien in die neue nordkoreanische Profiliga. "Wenn schon Diktatur, dann richtig", sagt er bei seiner Vorstellung. Torschützenkönig der Saison 2023/24 kann er aber nicht mehr werden, die Kanone wurde vorab Kim Jong-un überreicht. "Wer vor dem ersten Spiel 124 Tore auf dem Konto hat, der hat es letztlich auch verdient", sagt CR7. Oberbefehlshaber Kim Jong-un kündigt an, dass die Torjägerkanone 2024 mit einem Atomsprengkopf ausgestattet wird.
Juni
Torwart Neuer beendet nun doch seine Karriere. Das Abschiedsspiel findet auf dem Hintertuxer Gletscher statt. Thomas Müller schlittert bei einem Konter in eine Seilbahnstütze und verletzt sich schwer am Knöchel. "Dann spiele ich eben nur noch bis zur WM 2030", sagt er auf dem Weg ins Krankenhaus. Der DFB beschließt auf einem Sonderbundestag, dass die Nationalelf künftig ohne Kapitänsbinde antritt. Im Gegenzug gibt's von Fifa-Boss Gianni Infantino lebenslanges Startrecht bei Weltmeisterschaften – Ende gut, alles gut.
Das neue Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer das Buch sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.
Was sonst so los ist









Alle mal herschauen!
Interessante und berührende Dokumentation über Louis van Gaal. Ich habe ihn immer gemocht, als er bei Bayern war. Unvergessen, als @OrtivorOrt und ich bei den PK‘s waren. ;-) #FCBayern #LvG #vanGaal #Oranje pic.twitter.com/t1lccCuuMP
— Bananenflanke (@dirk_adam) January 19, 2023
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