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Schalke: So erzieht man Duckmäuser

Die Suspendierung von Timo Baumgartl lässt tief blicken, wie es um den FC Schalke 04 bestellt ist: Trainer Thomas Reis steckt in Erklärungsnot

Da war die Welt auf Schalke noch in Ordnung: Trainer Thomas Reis zu Saisonbeginn mit Timo Baumgartl. Foto: Imago / Laci Perenyi

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Timo Baumgartl ist ein gut bezahlter Fußballprofi beim FC Schalke 04 und hat nach der vierten Saisonpleite in der 2. Liga (1:3 beim FC St. Pauli) öffentlich Kritik an der Spielweise seiner Mannschaft geübt.

Kritik an der Spielweise ist auch immer Kritik am Trainer. Der Arbeitgeber reagierte am nächsten Tag: Baumgartl muss eine Geldstrafe zahlen und eine Woche lang mit der zweiten Mannschaft trainieren.

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Ist das angemessen? Um die Sachlage zu verstehen, muss man in aller Ruhe lesen, was Timo Baumgartl, Innenverteidiger und 27 Jahre alt, am Samstagabend - direkt nach dem Abpfiff - bei Sky gesagt hat.

Was Timo Baumgartl gesagt hat

  • "Teilweise laufen wir Männern hinterher, dann sind Positionen übereinander – da ist keine Kompaktheit da. Das ist unser großes Problem. Wir sind immer einen Schritt zu spät."
  • "Wir spielen natürlich mit dem Feuer. Das ist eine risikobehaftete Sache, die wir da machen. Dann ist es einfach so, dass man Gegentore kassiert, das ist einfach Fakt."
  • "Das ist die Philosophie vom Trainer. Er gibt uns das vor. Deshalb machen wir das auch als Mannschaft. Aber klar ist, wenn man die ersten 20, 30 Minuten sieht, dass es brutal schwer ist, wenn ein Gegner das gut macht."
  • "Dann ist es Eins-gegen-eins hinten, das ist natürlich risikoreich. Gegen spielstarke Mannschaften (…) wird es so schwer für uns. Dann können wir uns auch nicht beklagen, wenn es nach 30 Minuten 3:0 steht."
  • "Er (der Trainer) gibt uns einen Plan mit, aber es ist natürlich auch ein Stück weit schwer für uns, das so zu sehen, das so zu machen. Weil wir natürlich immer wieder in diese Situationen reinlaufen."

Aus diesen Aussagen lernen wir über Timo Baumgartl, dass (a) er sich Sorgen über die Erfolsgaussichten beim FC Schalke macht, (b) die Mannschaft mit den taktischen Vorgaben hadert, (c) er deshalb Anpassungen wünscht.

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Baumgartl bietet also alles auf, was man von einem mündigen Fußballer erwartet: Er denkt mit und äußert seine Gedanken. Ja, in der Öffentlichkeit, aber nicht polemisch, nicht persönlich, nicht selbstgerecht. Eher offenherzig und authentisch.

Es ist das zweite Mal in dieser Saison, dass Trainer Thomas Reis einen Spieler suspendiert. Schon Torwart Ralf Fährmann, eine Vereinslegende, musste pausieren, weil sein Berater Stefan Backs Kritisches am Führungsstil äußerte.

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Die Reaktion auf die Bestrafung von Timo Baumgartl ist absehbar: Kein Spieler wird es mehr wagen, ein ehrliches Live-Interview zu geben, wenn ein Spiel nicht wie geplant lief. Angst lähmt Zungen. So erzieht man Spieler zu Duckmäusern.

Wenn Thomas Reis als Trainer diese drastische Methode zur Wiederherstellung seiner Autorität benötigt, erlaubt er gleichzeitig tiefe Einblicke in seine Situation: Er ist entweder überfordert oder Druck ausgesetzt. Beides ist nicht gut für Schalke.

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Er hätte Souveränität ausgestrahlt, wenn er einen Scherz über die Baumgartl-Aussagen gewagt hätte. Vielleicht mit dem erzieherischen Hinweis, dass er den Kollegen seine Gedanken erklären darf. Dort, wo sie hingehören: in der Kabine.

Stattdessen steckt der Trainer in Erklärungsnot, versinkt Schalke im Chaos. Nach sieben Spieltagen steht der Bundesliga-Absteiger auf Relegationsplatz 16. Hinter Elversberg und Wehen. Wem hat die Baumgartl-Suspendierung jetzt geholfen?

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