Schalke 04 auf Bayern-Jagd: Darin liegt eine Gefahr

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Als ich vor einer Woche Jochen Schneider, den neuen Sportvorstand von Schalke 04, bei der Talkshow Sky90 in München traf, konnte ich nicht anders: Ich musste Abbitte leisten. Von seiner Entscheidung im Frühsommer, den Trainer David Wagner ins Ruhrgebiet zu holen, war ich nicht überzeugt gewesen. Meine Argumentation: Wagner habe zwar fantastische Arbeit in der Premier League geleistet (Aufstieg und Klassenerhalt mit Huddersfield Town), aber keine Bundesliga-Erfahrung als Cheftrainer vorzuweisen.

Nach der verkorksten Saison auf Schalke, die beinahe in der 2. Liga geendet hätte, sah ich einen dringenden Bedarf für einen erfahrenen Mann, wie ihn wenig später der Hamburger SV in Dieter Hecking fand. Umso mehr, weil der große personelle Umbau im Kader ausblieb. Meine Überschrift lautete: Schalke geht mit David Wagner ein unnötiges Risiko ein. Heute weiß ich: Jochen Schneider hat den richtigen Mann geholt. Nicht nur das persönliche Gespräch sei entscheidend gewesen, sondern auch die Spielphilosophie.

Von einem neuen Schalke zu sprechen, ist freilich viel zu früh. Jedoch: Der Start, so viel darf man sagen, ist viel versprechend. Nach sechs Spieltagen liegt der FC Schalke 04 nur einen Zähler hinter Bayern München auf Platz vier und hat schon gegen zwei der drei Mannschaften, die vor ihm liegen, gespielt. Das Zwischenhoch ist angesichts des Fiaskos, das man voriges Jahr beobachten konnte, eine Überraschung und reizte Alex Steudel zu gewohnt süffisanten Bemerkungen weiter unten im Newsletter.

Einen barocken Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Der gefühlte Unterschied: Auf den Trainer kommt es an

"Ich habe dafür noch keine Erklärung"

Borussia Dortmund enttäuscht weiter. Gegen Werder Bremen reichte es nur zu einem 2:2. Sportdirektor Michael Zorc will die Mannschaft in die Pflicht nehmen.

Von Pit Gottschalk

Wenn es jemals eines Beweises bedurft hätte, dass Trainer einen maßgeblichen Einfluss auf die Spielweise ihrer Mannschaft haben, dann hat ihn David Wagner erbracht. Von den elf Schalkern, die den Tabellenführer RB Leipzig sensationell 3:1 abgefertigt haben, spielten acht vorige Saison schon auf Schalke, als der Trainer noch Domenico Tedesco hieß.

So schlecht kann der Kader also nicht gewesen sein, den Manager Christian Heidel bei seinem Abgang Anfang des Jahres hinterlassen hat. Mit derselben Truppe, die im Frühjahr gegen den Abstieg kämpfte, liegt der Tedesco-Nachfolger David Wagner auf Platz vier, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde. Auf den Trainer kommt es an.

Beim Nachbarn BVB kann sich Lucien Favre folglich nicht damit herausreden, dass er mit dem Formtief seiner Mannschaft nichts zu tun hat. Sein Verweis auf die 76 Punkte, die er vorige Saison geholt hat und die in diesem Jahrzehnt nur zweimal übertroffen wurden (2012 von Jürgen Klopp und 2016 von Thomas Tuchel), entschuldigt ihn keineswegs.

Die nächste M-Debatte

Das Unentschieden gegen Werder Bremen ist womöglich mehr als die nächste Enttäuschung im Kampf um die Meisterschaft.

Von den vergangenen fünf Pflichtspielen konnte Borussia Dortmund nur ein einziges gewinnen, das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (4:0). Dem 1:3 bei Union Berlin folgten in der Bundesliga zwei 2:2-Unentschieden bei Eintracht Frankfurt und zuletzt gegen Werder Bremen sowie zwischendurch die Nullnummer gegen Barcelona in der Champions League.

Steckt Borussia Dortmund deshalb in einer Krise? Tabellarisch ja: Platz 8 nach sechs Spieltagen - das klingt beschämend, wenn man die Investition von 125 Mio. Euro in neue Spiele zugrunde legt. Mit 11 von 18 möglichen Punkten hat der BVB den schlechtesten Saisonstart seit fünf Jahren hingelegt. Sogar Freiburg und Schalke stehen besser da.

Man kennt das von Lucien Favre: Einer guten Saison folgt gerne die Ernüchterung. Zweimal hat er als Trainer Klubs in der Bundesliga geführt. 2007 bis 2009 Hertha BSC und 2011 bis 2015 Mönchengladbach. In Berlin brachte er sein Team von Platz zehn auf vier - dann der Absturz mit Entlassung. In Gladbach dauerten die Schwankungen länger.

"Es fehlt etwas"

Ein Verein rätselt über seine Form. "Insgesamt war die Leistung okay, aber es fehlt etwas", sagte Trainer Lucien Favre, ohne die Mängel zu präzisieren.

Zunächst der Sprung vom Relegationsplatz auf Platz vier - anschließend Mittelmaß mit Platz acht. Dann wieder Aufschwung: Platz sechs und drei. Danach schmiss er von selbst hin. Sein Nervenkostüm war ruiniert. Und diesmal? Vor TV-Kameras bringt Favre keinen Satz mehr geradeaus heraus, der Aufschluss über die Situation seiner Mannschaft gibt.

Der Mann, 61 Jahre alt, bleibt ein Rätsel. Weil er selbst keine Anhaltspunkte liefert, dass das aktuelle Tief allein dem Umstand geschuldet, dass die mit Julian Brandt, Thorgan Hazard, Mats Hummels und Nico Schulz hochgradig aufgerüstete Mannschaft nicht eingespielt ist, muss man notgedrungen auf die Bedeutungslosigkeit der Tabelle am 6. Spieltag hinweisen.

Der Vor-Vorgänger Peter Bosz legte 2017 einen Traumstart mit 14 Punkten hin. Nur Wochen nach der Tabellenführung, noch während der Hinrunde, verlor er seinen Arbeitsplatz. Nicht zu vergessen: Jürgen Klopp 2011. Nur sieben Punkte aus sechs Spielen, Platz 11. Und am Ende der historische Erfolg: Deutscher Meister mit 81 Punkten. Nie war der BVB besser.

Schalke 04 auf Bayern-Jagd: Darin liegt eine Gefahr

Von Alex Steudel

Schalke!!!

Gestern früh wurde mir mit dem Aufwachen schlagartig klar, dass es heute kein anderes Kolumnen-Thema geben kann als Schalke 04, die Mannschaft der Stunde, das neue Superteam um den noch neueren Supertrainer David Wagner, der einfach alles richtig macht: S04 hat eine aggressive Abwehr, spielt Vertikaltempofußball, die Jungs rennen bis zum Umfallen, und dann hat Wagner auch noch den erst 22-jährigen Amine Harit in den Griff bekommen, der auf der Zehn großartig kickt und auch selber Tore macht.

Was für ein ein toller Typ, dieser Wagner, wollte ich eigentlich hier hinschreiben und meiner Beweisführung zu Tabellenplatz vier noch ein Sahnehäubchen hinzufügen, nämlich den Hinweis, dass Wagner als Spieler mal das Zimmer mit Jürgen Klopp geteilt und sich da bestimmt mit dem Erfolgsvirus infiziert hat. Was soll da diese Saison noch schief gehen?

Warum Schalke überraschend weit oben steht

Schalke hat 3:1 beim Tabellenführer RB Leipzig gewonnen. Das kommt überraschend, aber nicht grundlos.

Eine Menge kann schiefgehen, denn gerade noch rechtzeitig fiel mir dann beim Zähneputzen ein, dass der September der Monat der verfrühten Lobeshymnen im Fußball ist. Die Klubs haben erst eine Handvoll Spiele absolviert, das Gesamtbild ist unscharf, und trotzden neigen alle dazu, den Tabellenstand als Spiegelbild der Realität zu betrachten und ihn einfach aufs Saisonende hochzurechnen, und das ist echt gefährlich.

Vergangene Saison zum Beispiel jubelten, ebenfalls nach Spieltag sechs, alle über Hertha BSC, und Experten erklärten ganz genau, warum die Berliner das neue Superteam sind. Die hatten ja auch gerade den FC Bayern geschlagen (wie jetzt die Schalker die Leipziger) und waren Dritter. Leider hielt sich dann aber Hertha BSC nicht an diese Komplimente und landete am Saisonende auf Platz elf.

Schalke 04 hat wieder echte Kerle

Mit dem vierten Liga-Sieg in Serie hat Schalke die Schatten der  Schrott-Saison vertrieben und steht vor Rivale BVB.

Zufall? Eine Spielzeit davor war, ebenfalls wie heute nach sechs Spieltagen, Hannover 96 Vierter, und alle erklärten genau, warum das so ist, und was Hannover so viel richtig macht, aber Hannover machte danach gar nicht mehr so viel richtig, wurde durchgereicht, bekam Abstiegsangst und wurde am Ende Dreizehnter, und kein Hahn krähte mehr nach Hannover.

Irgendjemand hat mal gesagt, man dürfe vor dem zehnten Spieltag keine Prognosen wagen und schon gar nicht Anfangserfolge durcherklären, es gibt im Frühherbst einfach zu viele Klippen, an denen sich auch der FC Schalke 04 noch den Bug aufreißen kann, also halte ich mich jetzt daran, keine verfrühten Lobeyhymnen auf die Königsblauen, die nur einen Punkt hinter Tabellenführer FC Bayern stehen, allenfalls ein anerkennendes Augenbrauenlupfen.

Wir sprechen uns Ende Oktober.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, Sky: 2. Liga, Hannover 96 - 1. FC Nürnberg

Historisches Wochenende

Acht Auswärtssiege - und ein Profi fürs Geschichtsbuch

Auch am Sonntag erbeuteten die Auswärtsteams die maximale Punktzahl. Freiburg siegte in Düsseldorf, die Herthaner jubelten in Köln. Damit ist der 6. Spieltag dieser Saison ein historischer: Noch nie gab es so viele Auswärtssiege, nämlich acht! Allein der BVB holte einen Heimzähler, doch auch der machte die Borussen nicht besonders glücklich. Die Bayern sind derweil oben angekommen.

2:1! Waldschmidt schießt SC Freiburg auf Platz 3

Trotz verschossenen Elfmeters holen die Freiburger dank eines Traumtores von Luca Waldschmidt drei Punkte in Düsseldorf.

Internet-Reaktionen zur Waldschmidt-Show

Das Netz feiert Luca Waldschmidt und den SC Freiburg - und warnt Borussia Dortmund etwas spöttisch.

4:0! Hertha BSC gelingt ein Kantersieg in Köln

Hertha hat das Kellerduell gegen Köln klar für sich entschieden. Für die Berliner trafen Dilrosun, Ibisevic und Boyata.

Der Hertha-Investor hat große Pläne

Der Investor will mehr: Lars Windhorst will Hertha BSC als Spitzenklub in Europa etablieren. Und macht dafür Geld locker.

Was sonst noch so los ist

Premiere: Gelb-Rot für einen Trainer

Der Mainzer Trainer Sandro Schwarz läuft in der Schlussphase gegen Wolfsburg auf den Rasen - und wird zum ersten Bundesliga-Trainer, der Gelb-Rot sieht.

Manuel Neuer mahnt und tadelt

Bayern agiert gegen Paderborn arg lässig. Es reicht zwar für einen  Sieg, doch der Kapitän warnt vor dem nächsten Duell.

"Wer gegen Möller ist, ist auch gegen mich"

Die geplante Verpflichtung von Andreas Möller erhitzt die Ultra-Fans in Frankfurt. Sportvorstand Fredi Bobic geht aufs Ganze.

TSG Hoffenheim vor harten Zeiten

Der neue Trainer Alfred Schreuder über den personellen Umbruch: "Das war extrem." Behält er seinen Job?

Marc-André ter Stegen glänzt mit Traumpass

Gegen Getafe braucht der FC Barcelona unkonventionelle Lösungen. Gut, wenn man Marc-André ter Stegen im Team hat.

Alle mal herschauen!

Live im TV: Schiedsrichter entschuldigt sich bei Spieler

Rapid Wien kommt nicht über ein Remis gegen den TSV Hartberg hinaus. Besonders bitter für die Hütteldorfer: Dem Treffer zum 3:2 für Hartberg ging ein nicht gegebener Elfmeter für Rapid voraus. Schiedsrichter Stefan Ebner gesteht im Sky-Interview nach der Partie seinen Fehler ein - direkt beim betroffenen Spieler. Chapeau!