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Reinhard Grindel schuldet DFB-Mitgliedern eine Erklärung

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Montagabend wird im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund feierlich die Hall of Fame des deutschen Fußballs eröffnet: die Ruhmeshalle für all jene Nationalspieler, die sich um unseren Sport verdient gemacht haben. Franz Beckenbauer, Uwe Seeler, Sepp Maier, Matthias Sammer, Lothar Matthäus und viele andere sind da und könnten DFB-Präsident Reinhard Grindel erklären, warum nicht richtig ist, was er zurzeit treibt. Die Summe von 78.000 Euro, um die es aktuell geht, klingt im Milliardenspiel Profifußball fast lächerlich. Aber diese Spieler sind nicht so groß geworden, weil es ihnen allein um Geld ging. Es ging um ihr Können, um ihre Werte, darum, wofür sie stehen. Deshalb sind sie von einer Jury, zu der ich gehöre, in die Hall of Fame gewählt worden. Herr Grindel sollte gut zuhören.

Ein temperamentvolles Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk

Reinhard Grindel schuldet DFB-Mitgliedern Erklärung

DFB-Präsident verschwieg Teil seiner Einkünfte

Reinhard Grindel steht seit Wochen in der Kritik. Nun kommen neue Vorwürfe hinzu. Nach Spiegel-Informationen bezog er in einem Fall mehr Geld als bislang bekannt.

Aufgrund seiner Fachkenntnisse oder Führungsqualitäten wurde Reinhard Grindel im April 2016 nicht Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Er wurde DFB-Präsident, weil es in der Verbandsspitze keinen anderen gab, der Stabilität und Zuversicht für sich in Anspruch nehmen konnte. Grindel war in einer Organisation, die sich durch eine WM-Affäre um 6,7 Mio. Euro durchmogeln wollte, ein Versprechen auf Transparenz und Offenheit.

Heute, drei Jahre später, ist Reinhard Grindels Image zerfleddert. Niemand weiß, wofür er steht. Der Zickzack-Kurs in hochpolitischen Personalfragen der Nationalmannschaft verwirrt die eigenen Leute. Seine Haltung in Kernfragen des Amateursports wackelt bei jeder Gelegenheit. Im eigenen Haus zittern Direktoren vor seiner Willkür. Die EM 2024, ja - die hat er nach Deutschland geholt. Fleißig ist Grindel. Er wurde dafür auch gut bezahlt.

Wie gefährlich werden Grindel diese 78 000 Euro?

Der DFB-Präsident hat für einen Aufsichtsratsposten bei einer Tochtergesellschaft 13 Monate lang je 6000 Euro kassiert.

Der Spiegel fand jetzt heraus, dass Grindels Jahreseinkommen im sehr hohen sechsstelligen Bereich liegt. Entgegen früherer Absichten hat er einen beträchtlichen Teil seiner Einkünfte, genau 78.000 Euro, nicht verrechnen lassen. Illegal ist das keinesfalls. Aber der Vorgang stinkt zum Himmel. Man erlebt den Repräsentanten des größten Sportfachverbandes der Welt als einen, der sich heimlich die Taschen vollmacht.

Niemand erwartet, dass Grindel seinen Job ehrenhalber erledigt. Auf Twitter kann man täglich sehen, wie präsent der Ex-Politiker an der Basis arbeitet. Womöglich ist das Jahresgehalt von einer Dreiviertelmillion Euro, verglichen mit den Chefgehältern in mittelmäßigen Konzernen, sogar angemessen. Eine Neiddebatte jedenfalls ist nicht angebracht. Aber darum geht's ja gar nicht. Es geht um die Rückkehr zur Heimlichtuerei beim DFB.

Soll er doch offenlegen, wie viel Geld er in Summe kassiert und was er dafür beim DFB leistet. Grindel muss Rechenschaft ablegen: Das Geld gehört nicht ihm und dem Präsidium, sondern den sieben Millionen Mitgliedern in den 25.000 Vereinen, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit die Grundlage dafür festigen, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene Fußball spielen und den DFB zum Hüter des wichtigsten Volkssports erheben.

Hier die Stellungnahme des DFB

Zur aktuellen Berichterstattung im Spiegel bezog der Deutsche Fußball-Bund (DFB) noch am selben Abend Stellung.

Diese sieben Millionen Mitglieder haben eine Erklärung verdient, wieso ihr höchster Repräsentant persönlich eine halbe Million Euro allein für seine Tätigkeiten auf internationaler Bühne bekommt und sie selbst jeden Euro für die Fahrtkosten am Wochenende, Ausbesserungen am Vereinsheim oder Fortbildungskurse für Übungsleiter umdrehen müssen. Plötzlich ahnt man, warum Grindel sein Bundestagsmandat so schnell aufgab.

Er selbst hat die Bedeutung des Ehrenamts von Anfang an gewürdigt und dem Amateursport eine Sonderstellung im DFB zugestanden. Da ist es nur recht und billig, wenn er maximale Transparenz nicht nur predigt. Vorleben muss er, was er sagt, und sich nicht auf den Standpunkt zurückziehen, dass er das gleiche Geld wie seine Vorgänger bezieht. Oder hat Grindel auch das vergessen: dass er alles besser machen wollte als die Präsidenten vorher?

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Sonntag, 15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Hannover 96 - Schalke 04

Sonntag, 18.00 Uhr, Sky: Bundesliga, Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

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Gewaltbereite Fans werden für die Klubs jetzt teuer

Polizeikosten in der Bundesliga: Der Sieg des Steuerzahlers

Juristisch gewagt, doch politisch vernünftig: Der deutsche Fußball hat vor Gericht verloren. Künftig muss er die Kosten für die Polizeieinsätze bei Risikospielen tragen.

Von Andreas Jens

Bremens Innensenator Ulrich Mäurer durfte sich nach der Urteilsverkündung in Leipzig als Sieger fühlen. Das Bundesverwaltungsgericht hatte gerade geurteilt, dass die DFL für die zusätzlichen Kosten von Polizeieinsätzen im Rahmen von sogenannten Hochrisikospielen zur Kasse gebeten werden kann. Doch was steht hinter der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts?

Grundlage des Streits ist ein im Jahre 2015 ergangener Gebührenbescheid des Landes Bremen, wonach die DFL über 400.000 Euro für den Einsatz zusätzlicher Polizeikräfte bei einem Hochrisikospiel zahlen sollte. Rechtsgrundlage ist eine seit 2014 bestehende Norm des Bremischen Gebühren- und Beitragsgesetzes.

Wie hoch sind die Polizeikosten wirklich?

Die Polizei muss nicht bei jedem Spiel den selben Aufwand leisten. Bei Hochrisiko-Spielen kann es aber teuer werden.

Demnach darf das Land Bremen von Veranstaltern von gewinnorientierten Veranstaltungen, an der voraussichtlich mehr als 5000 Personen teilnehmen, Gebühren erheben, sofern wegen erfahrungsgemäß zu erwartender Gewalthandlungen der Einsatz zusätzlicher Polizeikräfte vorhersehbar erforderlich ist.

Bereits die Vorinstanzen mussten sich mit der grundlegenden Frage auseinandersetzen, ob damit landesrechtlich eine Möglichkeit eröffnet werden kann, die Kosten für zusätzliche Polizeikräfte bei Hochrisikospielen weiterzureichen. Dies wurde vom Bundesverwaltungsgericht nunmehr dem Grunde nach bejaht. Zwar handele es sich auch bei der Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit rund um professionelle Fußballspiele um eine staatliche Aufgabe, die durch steuerliche Abgaben zu finanzieren ist. Bei Hochrisikospielen bedürfe es jedoch über die normale Gefahrenabwehr hinaus einer zusätzlichen Absicherung.

Richter lassen die Bundesliga zahlen

Das Bremer Gesetz verstoße nicht gegen Bundesrecht, entschied jetzt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.

Diese zusätzlich beanspruchten polizeilichen Leistungen könnten dem Veranstalter als Nutznießer in Form von Gebühren auferlegt werden. Die Bremer Rechtsgrundlage sei mit höherrangigem Recht vereinbar und trotz ihrer Auslegungsbedürftigkeit hinreichend bestimmt. Die DFL sei neben den Vereinen Mitveranstalterin der Fußballspiele und als solche ein zulässiger Adressat der Gebührenerhebung. Sie könne im Innenverhältnis den Ausgleich mit den Klubs regeln.

Nicht zulässig sei hingegen, solche Handlungen, die gegenüber den einzelnen Störern abgerechnet werden können, nochmals im Gebührenbescheid an die DFL zu berücksichtigen. Ein doppelter Regress sei auszuschließen. Insoweit erkannte das Bundesverwaltungsgericht noch Klärungsbedarf und verwies den Streit zurück ans Oberverwaltungsgericht Bremen.

Länder sollten bei Polizeikosten langen Atem haben

Markus Decker, Innenpolitik-Experte im RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), kommentiert das Urteil von Leipzig.

Schon jetzt steht aber fest: Gewaltbereite Fans können für die Klubs demnächst teuer werden. Zwar ist Bremen derzeit das einzige Bundesland mit einer entsprechenden Kostenregelung. Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts sind aber deutschlandweit entsprechende Regelungen und Gebührenbescheide zu erwarten. Gespannt darf man sein, wie entsprechende Gebühren in Zukunft von der DFL verteilt werden. Von einer solidarischen Umverteilung bis zur direkten Weiterbelastung an die teilnehmenden Klubs des Risikospiels - alles erscheint denkbar.

Entscheidend aber ist etwas anderes. Hochrisikospiele sind die Perversion des sportlichen Wettkampfs. Selbst im Verhältnis nachbarschaftlicher Rivalität dürfen Chaoten und Gewaltexzesse nicht den Anflug von Toleranz erfahren - weder bei den Klubs noch bei den Fans selbst. Das wäre dann ein Sieg für den Fußball.

Andreas Jens ist neben Jörg von Appen Partner bei "von appen / jens legal" in Hamburg, in einer der renommiertesten deutschen Kanzleien für Sportrecht.

"Das kann die DFL aus der Portokasse bezahlen"

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Französischen Behörden ist es gelungen, Football-Leaks-Daten zu kopieren. Nun wollen sie Ermittlungen anstoßen. Ihr Problem: Sie können die Daten nicht lesen.

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