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Mehr Abteilung Attacke in der Bundesliga

Den Spitzenteams der Bundesliga fehlte vorne der Wumms: 16 Treffer reichten zur Torjägerkanone. Das hat fatale Folgen.

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Ein anstrengendes Wochenende liegt hinter mir. Das Bundesliga-Finale am Samstag erlebte ich in New York City, weil ich eine längere Dienstreise nicht mehr verschieben konnte, und sah die überraschende Bayern-Meisterschaft an der Seite von Max Kruse in der Sportsbar "Legends" mitten in Manhattan.

Direkt danach ging der Flieger zurück nach Deutschland. Sonntag saß ich neben Markus Babbel im Doppelpass in München, um die Zerwürfnisse beim FC Bayern zu diskutieren. Es gab ja viel zu bereden: Oliver Kahn, der Vorstandsvorsitzende, war trotz Meistertitel gefeuert worden. Scheinbar eine Ungeheuerlichkeit.

Zwischen New York und München hatte ich einige Telefongespräche zu erledigen, damit ich nicht unvorbereitet in meiner eigenen TV-Sendung erscheine, sondern Sinnstiftendes vortragen konnte. Man darf so eine Recherche nicht unterschätzen: Da muss jeder Satz sitzen, wenn man die Wahrheit verbreiten will.

Was jeder wusste: dass Oliver Kahn nicht im Stadion war, als Bayern Meister wurde, und nicht an den Meisterfeierlichkeiten teilnahm - sein ebenfalls entlassener Sportvorstand Hasan Salihamidzic dagegen schon. Das allein klang schon merkwürdig, als die Nachricht von der Entlassung die Feierlaune verdarb.

Eine Kleinigkeit in der Presseerklärung weckte meine Neugier: Wenn der eine entlassene Mitarbeiter (Salihamidzic) ein Zitat veröffentlichen darf, der andere (Kahn) aber nicht, ist etwas im Busch. Mit der Ausrede "Sommergrippe" beim verpassten Köln-Trip ließ ich mich jedenfalls nicht abwimmeln.  

Was ich erfuhr: dass Kahn beim Gespräch mit den Aufsichtsräten Uli Hoeneß und Herbert Hainer keine einvernehmliche Trennung akzeptieren wollte und seine Emotionen eine Richtung eingeschlagen hatten, die einen Eklat oder sogar Handfestes vorm geplanten Abflug zum Auswärtsspiel in Köln befürchten ließen.

Angst vor Auseinandersetzungen: Diese Details warfen ein ganz neues Licht auf die überstürzte Abberufung von Oliver Kahn. Inzwischen hat Hoeneß im Kicker mein Version bestätigt. Kahn hätte sogar bei einem Triple-Gewinn gehen müssen. Hoeneß sah sein Vermächtnis durch den einstigen Welttorhüter gefährdet.

Hoeneß exklusiv über das Gespräch mit Kahn, dessen Berater und “totale Hektik”
Die Entlassung von CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic überschattet den Meistertitel des FC Bayern. Nun meldet sich Ehrenpräsident Uli Hoeneß im kicker zu Wort und erklärt die Hintergründe.
Wirbel um Kahn, Hoeneß und Co.: Das respektlose Theater beim FC Bayern
Der FC Bayern ist wieder der FC Hollywood, die Posse um die Entlassung von Oliver Kahn ist sinnbildlich für die Saison. Es gibt bei dem ganzen Theater nur Verlierer.

So schnell kann's gehen. Keine zwei Jahre ist Oliver Kahn jetzt im Amt. Er hatte Zukunftsvisionen entworfen und ist am Ende an sich selbst gescheitert. Wenn man mir zu Jahresbeginn gesagt hätte, dass beim FC Bayern am Saisonende Klubchef, Trainer und Sportvorstand weg sind - ich hätte kein Wort geglaubt.

Insofern gehe ich ein bisschen optimistisch in die neue Bundesliga-Saison, dass die Siegesserie des FC Bayern doch irgendwann endet. Und dass Borussia Dortmund, RB Leipzig und vielleicht sogar Union Berlin oder wer auch immer Meisterliches vollbringen können und dürfen. Und dass der Hamburger SV doch noch aufsteigt.

Einen besänftigten Dienstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

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Die Bundesliga braucht mehr Abteilung Attacke

Von Tobias Holtkamp

Robert Lewandowski (34) und Erling Haaland (22) kann man zur Entscheidung, die Bundesliga zu verlassen, rückblickend nur gratulieren. Beide wurden in ihren neuen Ligen, La Liga und Premier League, mit Vorsprung Torschützenkönig und Meister.

Haaland pulverisierte auch in der stärksten und reichsten nationalen Liga der Welt die Rekorde und kann am 10. Juni noch die Champions League gewinnen.

Alles richtig gemacht!

In der Bundesliga wurde es vorne sehr dünn nach ihrem Abgang. Seit Einführung der Bundesliga gab nie einen Spieler, dem 16 Saisontreffer zur Torjägerkanone reichte, wie jetzt Niclas Füllkrug (Bremen) und Christopher Nkunku (Leipzig). Lewandowski hatte zuletzt 35- und 41-mal getroffen. Der stärkste Bayern-Stürmer, Serge Gnabry, kam in dieser Saison auf 14 Tore.

Die Dramatik zum Schluss, die Fans und Medien viel Freude bereitete, war einer hochgradig enttäuschenden Saison des FC Bayern zuzuschreiben. 71 Punkte bedeuten die schwächste Meister-Ausbeute der Bayern seit 13 Jahren.

Was kommt jetzt?

Ziemlich eindeutig: Die Bundesliga muss sich etwas einfallen lassen, um zukünftig reizvolle Spieltage zu bieten und vor allem ein Ziel für herausragende Spieler zu bleiben. Oder wieder zu werden.

Nach Lewandowski und Haaland werden die international interessanten Spieler auch in diesem Sommer die Liga verlassen: Nkunku ist sich mit Chelsea einig, Jude Bellingham (BVB) wechselt aller Voraussicht nach zu Real Madrid. Dazu kommen Randal Kolo Muani (Frankfurt), Marcus Thuram (Mönchengladbach) und Füllkrug, deren Berateragenturen gerade die Angebote sortieren.

In Leipzig drohen weitere namhafte Abgänge: Verlängert Dani Olmo, 25, nicht seinen Vertrag, steht der FC Barcelona bereit. Dominik Szoboszlai, 22, verfügt über eine Ausstiegsklausel und erwägt den Abschied Richtung Premier League.
Auf der anderen Seite bekommt die Bundesliga keine neuen Stars mehr!

Die letzten Top-Zugänge von Meister Bayern, Sadio Mané und Joáo Cancelo, wurden bei ihren Vereinen Liverpool und Manchester City nicht mehr gebraucht. Fast regelmäßig gibt's mittlerweile Absagen von Wunschspielern für die Bayern, im letzten Sommer zum Beispiel erst von Lewandowski, dann von Haaland. Auch Kai Havertz (Chelsea) hätten sie gerne geholt.

Die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben, zuungunsten des FC Bayern, zuungunsten der Bundesliga.

Dass statt der Traditionsriesen Schalke und Hertha ab August Heidenheim und Darmstadt die Bundesliga auffüllen, ist sportlich total verdient und das Ergebnis schlechter sowie besonders guter Arbeit. Wie es sein muss.

Der Bundesliga werden die Aufsteiger in Strahlkraft, Bedeutung und damit verbunden Interesse und Reichweite aber überhaupt nicht helfen. Viele Partien am Samstagnachmittag werden außerhalb der regionalen Grenzen nur sehr überschaubar Fans vor die Fernseher locken. Die Begeisterung in den für die Bundesliga wichtigen ausländischen Märkten steht dann noch auf einem ganz anderen Zettel.

Wer Sonntag zum Beispiel Kaiserslautern gegen Düsseldorf gesehen hat, das randvolle Fritz-Walter-Stadion, der hat einen klaren Eindruck davon, welches Pfund in Sachen Begeisterung und Energie die 2. Liga mittlerweile ist und immer mehr wird. Der Trend, dass sich im Unterhaus die traditionsreichen Marken versammeln, setzt sich zur nächsten Saison fort. Und auch der Verlierer des Relegation, Stuttgart oder der HSV, wird ein absolutes Fußball-Dickschiff.

Die Bundesliga wird nächste Saison einige Male neidisch nach unten schauen. Sie sollte die Entwicklung nicht als Zufall abtun, sondern die Probleme klar erkennen - und einfallsreich anpacken!


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