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Kovac-Aus: Der FC Bayern steckt tief im Schlamassel

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

In unserem Fever Pit'ch Bundesliga-Tippspiel konnte man vor der Saison fünf besondere Vorhersagen wagen, um sich Bonuspunkte zu sichern. Den ersten Bonus habe ich mir gestern geholt. Tatsächlich hatte ich darauf getippt, dass der erste Trainerwechsel der Bundesliga-Saison beim FC Bayern stattfindet.

Auf meine Orakel-Fähigkeit bin ich nicht stolz. Denn es beschleicht mich das nicht zu ignorierende Gefühl, dass hier Unrecht passiert ist. Niko Kovac hat vor nicht einmal einem halben Jahr das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen. Wir werden das Thema heute ausführlich aufarbeiten.

Einen vertippten Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

In eigener Sache

Wenn morgen früh der nächste Fever Pit'ch Newsletter erscheint, bin ich auf dem Flug Richtung Sydney. Wollen wir doch mal sehen, was die ehemaligen Bundesliga-Profis Alex Meier und Nicolai Müller bei ihrem neuen Verein Western Sydney Wanderers in Australien so treiben. Trainiert wird der Klub vom früheren Bayern-Profi Markus Babbel. Ihn werde ich nicht interviewen müssen. Das hat schon Sport1-Kollege Reinhard Franke getan: ein wirklich gelungenes Interview, das meine Vorfreude auf Sydney noch verstärkt.

Kovac-Aus: Der FC Bayern steckt tief im Schlamassel

Trennung in gegenseitigem Einverständnis

Einen Tag nach der höchsten Bundesliga-Niederlage seit mehr als zehn Jahren hat sich Rekordmeister Bayern München von seinem Trainer Niko Kovac getrennt. Der Klub zog damit die Konsequenz aus der 1:5-Pleite bei Eintracht Frankfurt. Der 48-jährige Kroate hatte den Job im Sommer 2018 übernommen. Die Entscheidung sei “in gegenseitigem Einvernehmen” gefallen, teilte der Klub mit. Vorläufig wird Co-Trainer Hansi Flick die Mannschaft betreuen.

Von Pit Gottschalk

Auf der Mitgliederversammlung am 15. November in München möchte Uli Hoeneß, wenn er als Präsident von der großen Bühne abtritt, einen gesunden FC Bayern hinterlassen. Finanziell können die Zahlen kaum besser sein. Rekordumsatz, schuldenfrei, jederzeit zur Mega-Investition fähig: Sein Verein steht scheinbar glänzend da.

Doch Hoeneß vererbt einen Verein im tiefen Schlamassel. Die Trennung von Trainer Niko Kovac ist der Tiefpunkt einer Entwicklung, die seit einem Jahr zu beobachten ist und nur bedingt Hoffnung auf Besserung verspricht. Man hat sich vom Double-Sieg im Sommer einlullen lassen. Niko Kovac konnte noch am wenigsten dafür.

Ein Trainer, der von seinem Vorstandsvorsitzenden (Karl-Heinz Rummenigge) permanent infrage gestellt wird, von seinem Präsidenten (Uli Hoeneß) öffentlich Taktik-Nachhilfe erfährt und von seinem Sportdirektor (Hasan Salihamidzic) keinen Flankenschutz bekommt, steht wie ein geprügelter Hund vor seiner Mannschaft. Wie soll er da Führung zeigen?

Die Trennung von Kovac ist logisch

Niko Kovac war nie ein starker Trainer in München, er hatte nie die komplette Anerkennung und gab sich insgesamt zu brav.

Das 1:5 von Frankfurt gab ihm den Rest

Die Leistung der Bayern in Frankfurt spricht für sich - das 1:5 gab Niko Kovac den Rest. Nichts anderes war möglich.

Erst Gnadenfrist - dann die Wende

Tagsüber deutetet alles auf eine Gnadenfrist hin. Dann kam es beim Gespräch der Bosse mit dem Trainer zu einer Wende.

Am Ende werden alle Bayern-Bosse sagen, dass sie’s ja nur gut gemeint haben. Ja, das haben sie gewiss. Aber genau da liegt der Fehler: Niko Kovac wurde zur Projektionsfläche ihrer Besserwisserei. Als die Krise vor einem Jahr abgewendet wurde, hielt niemand geheim, dass der brave Kovac ja dankend ihre Hilfeleistung in Anspruch genommen hat.

So wird aus einem Trainer ein Lehrling, den man zur weiteren Fortbildung aus Frankfurt geholt hat. Keiner erhob zwischenzeitlich das Wort, um darauf hinzuweisen, dass Kovac mit einer Meisterschaft und zwei Pokalsiegen der erfolgreichste Bundesliga-Trainer seit drei Jahren ist. Stattdessen stellte man ihm Hansi Flick als Aufpasser zur Seite.

Aber nehmen wir mal an, dass alle Interventionen in den 16 Kovac-Monaten beim FC Bayern notwendig und unvermeidbar waren. Wer hat ihn denn geholt? Wir erinnern uns an die Worte von Uli Hoeneß, der die Kontaktaufnahme zu Kovac mit der Zufälligkeit einer Geburtstagsfeier begründete. Werden so Spitzenfunktionen beim FC Bayern besetzt?

Die Geschichte einer Entfremdung

Noch vor einem Monat schien eine Trennung von Niko Kovac kaum vorstellbar. Was ist seither passiert?

Ursachenforschung in der Vereinsführung

Die Entlassung wirft ein schlechtes Licht auf die Führung, die  eingesteht, bei der Trainer-Personalie falschgelegen zu haben.

Ära Hoeneß endet im Schlamassel

Im Herbst einen Nachfolger zu finden, der Bayern weiterbringt, ist eine Herkules-Aufgabe für die letzten Tage der Ära Hoeneß.

Die Vereinsführung darf sich dann nicht wundern, wenn die Persönlichkeit des Trainers nicht für die Eitelkeiten im Kader geschaffen ist oder der Charakter der Mannschaft nicht mit der Spielweise übereinstimmt. Die Verpflichtung des wunderbaren Fußballers Philippe Coutinho entsprang einer Opportunität, nicht einer strategischen Überlegung.

Ebenso musste Hoeneß inzwischen ja einräumen, dass der Aufstieg des Rechtsaußens Serge Gnabry zum Stammspieler des FC Bayern weder auf gezielte Planung noch auf Menschenkenntnis zurückzuführen ist. “Er war halt da”, sagte Hoeneß mal, als er sich selbst über die Leistung des jungen Kerls wunderte. Man erschreckt bei solchen Sätzen.

In den Kommentar wird die Kovac-Trennung als “logisch” und “konsequent” dargestellt. Das mag sein und gilt für den Moment. Eine große Linie außer der, dass Bayern weiterhin die besten Spieler kauft und irgendein Trainer, wer auch immer, die Truppe kurzfristig zur Meisterschaft führt, ist nicht erkennbar. Dafür wird immer genügend Geld vorhanden sein.

Wer könnte Niko Kovac beim FC Bayern beerben?

Der FC Bayern verkündet die Trennung von Niko Kovac, zunächst übernimmt sein Co-Trainer Hansi Flick. Welcher Trainer könnte folgen?

Von Mourinho bis ten Hag: Das sind die Kandidaten

In den nächsten Tagen wird über die Kovac-Nachfolge wild spekuliert. Dabei ist der Kandidatenkreis üverschaubar.

Der vegane Bayern-Fußball

Von Alex Steudel

Ich sage immer, man kann jedes Spiel verlieren. Die Frage ist immer nur, wie man ein Spiel verliert. Das war eine Blamage. Das hat sich schon in den letzten Wochen und Monaten angedeutet, das hat nichts mit Fußball zu tun. Das ist eine andere Sportart, das ist nicht Fußball, das ist Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft, Altherrenfußball.

Okay, ich gebe zu, dieser Einstieg in meine Kolumne ist nicht von mir, den habe ich geklaut. Er ist von Franz Beckenbauer, der hat diese Worte vor 18,5 Jahren nach einem 0:3 an die Spieler des FC Bayern gerichtet. Ich war da noch aktiver, twitterfreier Bayern-Reporter. Das fiel mir am vergangenen Samstagnachmittag ein, so irgendwann zwischen dem dritten und fünften Gegentor, das die Bayern in Frankfurt kassierten.

Am Sonntagvormittag klingelte dann zu Hause das Telefon. Festnetz. Meine Mutter, 80 Jahre alt und nicht sonderlich fußballinteressiert, war dran und klang sehr besorgt: "Sag‘ mal, stimmt das, die Bayern haben fünf Tore gekriegt?"

Ich bejahte.

"Von Frankfurt? Frankfurt?"

Sie sagte zweimal Frankfurt, was mir die Besonderheit der Notsituation des FC Bayern sehr deutlich machte, und meine Mutter lebt ja sogar nur in Stuttgart, die haben genug eigene Fußballthemen dort.

Als ich aufgelegt hatte, dachte ich: Wenn deine 80-jährige Mama schon anruft, dann hat der FC Bayern echt ein Problem.

Eintracht Frankfurt zeigt, wie Bayern-Demontage geht

Mit sage und schreibe 5:1 hat Eintracht Frankfurt den Abonnementsmeister zerlegt. Der Erfolg, auch das gehört zur Wahrheit, ging in der Höhe in Ordnung.

Das noch echtere Problem der Münchner ist: Sie sind nicht Fisch, nicht Fleisch, und sie haben keine Eier. Oder, um es mal positiv zeitgeistig auszudrücken: Die Bayern spielen eine vegane Saison.

Der FCB steht einerseits vorn in der Champions League, ist andererseits nur Vierter in der Bundesliga nach einem historischen 1:5 in Frankfurt. Hat manchmal Biss, manchmal null, und kann inzwischen ungefähr auf genau so viele Abwehrspieler wie auf Taktikpläne zurückgreifen. Und mitten in dieser trüben Suppe schwimmt Coutinho.

Jaja, ich weiß, das ist gemein, ich nehm's schon zurück. Aber so ist eben Fußball: Das Leid der Anderen unterhält uns glänzend und lenkt von eigenen Alltagssorgen ab. Am Samstagnachmittag beim 1:5 der Münchner zum Beispiel vergaßen Hundertausende von HSV-Fans in Hamburg für ein paar Augenblicke ihre missliche Situation, nämlich die, dass Bayern endlich eine Krise hat und sie ausgerechnet jetzt in der falschen Liga spielen.

Ist doch auch schön.

Im Video: Franz Beckenbauers legendäre Wutrede in Lyon

Wutreden haben bei Bayern Tradition. Diese Tirade von Franz Beckenbauer ist legendär. Nach dem 0:3 in Lyon 2001 war der Kaiser außer sich.

Aber diese Kolumne soll nicht so pessimistisch enden, wie sie mit Franz Beckenbauer begann, nicht alles ist jetzt schlecht, was nicht glänzt: Ich erinnere deshalb daran, dass damals, als des heutigen Ex-Kaisers Worte fielen, der FC Bayern gerade 0:3 in Lyon verloren hatte. Und die Worte wirkten. In derselben Saison gewann die Mannschaft noch Meisterschaft und Champions League! So sieht's nämlich aus.

Was die Bayern jetzt also neben einem neuen Trainer brauchen: ein neues Weckruf-Monster in ihren Reihen. Und das kann nur einer sein, das weiß jeder, das weiß sogar Hasan Salihamidzic, diese Chance lässt er sich jetzt nicht entgehen, er wird handeln und sich damit endgültig profilieren beim FC Bayern.

Ja, genau, mach' Matthias Sammer zum Sportdirektor, Brazzo!

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, Sky: 2. Liga, VfL Bochum - 1. FC Nürnberg

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Pokal-Auslosung

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