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Kolo Muani: Ein ganz mieser Erpressungsversuch

Er war ein Liebling bei den Fans von Eintracht Frankfurt. Aber mit seinem Streik vor dem Europacup-Rückspiel zeigt der Torjäger eine neue Seite

Foto: Imago / Sven Simon

Nein, Randal Kolo Muani ist nicht der erste Bundesliga-Profi, der einen Vereinswechsel mit einer Streikandrohung erzwingen will. Schon Ousmane Dembélé, bis August 2017 Flügelflitzer bei Borussia Dortmund, war jedes Mittel recht, um vorzeitig zum FC Barcelona abhauen zu dürfen.

Man hatte ihm Flausen in den Kopf gesetzt, damit er Training und Spiel verweigerte: Er ignorierte seinen Vertrag beim BVB, die Freude über den DFB-Pokalsieg mit Trainer Tuchel, seine vielleicht gute Kinderstube und jedes Mannschaftsgefühl, das er jemals bei seinen Kollegen empfunden haben könnte.

Eintracht Frankfurt: Kolo-Muani hält sich während des Streiks in Paris auf
Kolo Muani will sich zu Paris Saint-Germain streiken. Statt in Frankfurt auf dem Trainingsplatz zu stehen, befindet sich der Franzose bereits in Paris.

Dann bekam er die Freigabe. Borussia Dortmund kassiert eine Rekordablöse, die schon damals höher lag als bei Harry Kane heute: eine Summe, die an die 150 Mio. Euro heranreichte. Es war ein Schmerzensgeld für die Demütigung, dass jetzt jeder in der Branche wusste: Die BVB-Führung hatte sich erpressbar gemacht.

Randal Kolo Muani erschien gestern nicht zum Abschlusstraining, obwohl sein Arbeitgeber Eintracht Frankfurt die letzte Chance auf eine Europacup-Teilnahme nutzen möchte: die Qualifikation zum drittklassigen Wettbewerb Conference League. Wichtig für den Verein, unwichtig für Kolo Muani - er macht da nicht mit.

Jeder Appell ans Ehrgefühl oder an die Vertragstreue geht hier ins Leere: Moderne Spieler, aufgestachelt von Beratern und künftigen Vereinen, wissen nur zu gut, dass man sie auf Dauer nicht auf die Tribüne oder in die Trainingsgruppe B versetzen kann. Sie sind: Wirtschaftsgüter. Erst recht Torjäger wie Kolo Muani.

Ihr Wert steht in Bilanzen und sinkt sofort, wenn die Vereine ihre Spieler nicht bei Laune halten und regelmäßig ins Schaufenster des internationalen Fußballs liegen. Noch liegen Eintracht Frankfurt und Paris Saint-Germain beim Verkaufspreis meilenweit auseinander. Aber Feilschen gehört zum Geschäft.

Einträchtig bis Freitag
Stell dir vor, eine Firma kommt, und bietet deinen Kollegen beim Gleisbau für die S-Bahn das hundertfache Gehalt, weil sie hervorragend Gleise bauen können, und am Freitagabend sind sie weg. Im Profifußball ist das ganz normal.

Jede Wette, dass der Deal rechtzeitig zum Transferschluss am Freitag über die Bühne geht? Markus Krösche, der Eintracht-Manager, wäre kein guter Verhandler, wenn er nicht längst wüsste: Da ist nichts mehr zu gewinnen. Er pokert und hat, davon darf man ausgehen, längst Ersatz an der Hand. Vielleicht Niclas Füllkrug?

Der Eindruck aber ist fies: Kolo Muani macht, was er will, und zeigt aller Welt, dass Eintracht Frankfurt nichts dagegen tun kann. Nicht mal vor einem wichtigen Europacup-Rückspiel. Die Macht der Spieler mag groß sein. Aber kein Spieler ist größer als der Verein. PSG wird dafür teuer bezahlen müssen.

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