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HSV 0:3! Typisch Relegation

Klares Ergebnis im Hinspiel der Relegation: Der VfB Stuttgart schlägt den Hamburger SV deutlich. Alles in unschöner Tradition.

Foto: Imago / Sven Simon

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Ist es gerecht, wenn der Tabellendritte der 2. Liga nicht direkt aufsteigen darf, sondern eine Extrarunde in der Lotterie namens „Relegation“ drehen muss? Nur dreimal in den vergangenen 14 Jahren bestanden die Zweitligisten ihre Reifeprüfung gegen den Drittletzten der Bundesliga:

2009 der 1. FC Nürnberg gegen Energie Cottbus,
2012 Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC und zuletzt
2019 Union Berlin gegen den VfB Stuttgart.

In den zehn anderen Versuchen seit Wiedereinführung der Relegation 2009 scheiterten die Herausforderer jedesmal. Manchmal knapp wie der Karlsruher SC 2015 gegen den Hamburger SV, gelegentlich kläglich wie Holstein Kiel 2021 gegen den 1. FC Köln.

Auch beim Hamburger SV sieht's seit dem 0:3 gestern Abend im Hinspiel beim VfB Stuttgart mies aus. Der Klassenunterschied war unübersehbar: Die Gastgeber hätten auch 6:0 oder 7:0 gewinnen können. Es muss beim Rückspiel am Montag schon ein Wunder passieren, dass die zwei Mannschaften die Liga tauschen.

Laut Bundesligabarometer sahen die deutschen Fußballfans die HSV-Chancen in der Relegation 2023 gegen Stuttgart schon vorher als gering an: Nur jeder Vierte (exakt 22,9 Prozent) meint, dass sich der frühere Bundesliga-Dino in den zwei Spielen am Donnerstag und Montag durchsetzen wird.

Es ist deswegen nicht verwunderlich, wenn der HSV-Manager Jonas Boldt eine Reform der Relegation einfordert. Die beste Änderung wäre wohl aus Sicht der 2. Liga: dass die Relegation ganz abgeschafft wird und drei statt zwei Mannschaften sofort aufsteigen dürfen.

Aber ist das klug? Man kann locker gegen eine Abschaffung argumentieren: Wenn es der aufstrebende Zweitligist nicht schafft, sich in Hin- und Rückspiel gegen einen schwachen Bundesligisten durchzusetzen, hat er in der ersten Liga auch nichts verloren.

Doch so einfach ist die Argumentationskette nicht. Ein Zweitligist wie der Hamburger SV, der weiß, dass er ins Oberhaus einzieht, stattet seinen Kader ganz anders aus. Bestenfalls hat die Mannschaft wenig bis gar nichts mehr mit der Kraftfußball aus dem Unterhaus zu tun.

Siehe Union Berlin. Als der Aufstieg 2019 gelang, durfte Trainer Urs Fischer seine Mannschaft zuerst radikal und später gezielt so aufmotzen, dass vier Jahre später sogar der Einzug in die Champions League gelang. Schalke tat das 2022 nicht. Und steigt ein Jahr später wieder ab.

Die Kluft zwischen erster und zweiter Liga war offenbar schon immer so groß. Bereits früher gab’s ja eine Relegation mal: von 1982 bis 1991. Auch damals kamen in zehn Duellen nur drei Zweitligisten durch:

1983 Bayer Uerdingen gegen Schalke 04,
1985 der 1. FC Saarbrücken gegen Arminia Bielefeld und
1991 die Stuttgarter Kickers gegen St. Pauli.

Die Relegation abschaffen: Das will offenbar kein Bundesliga-Klub wirklich. Zu lukrativ sind die Millioneneinnahmen aus den Live-Rechten. Die Ausscheidungsspiele werden alle vier Jahre separat verkauft und sind aktuell bei Sat.1 zu sehen.

Bliebe also ein Reförmchen. Zum Beispiel: eine Auslosung, wer zuerst Heimrecht hat. Oder: Spiele auf neutralem Gelände. Womöglich: irgendeine Turnierform wie in der Premier League, um die Aufsteiger zu ermitteln.

Kurzum, den Zweitligisten bleibt wohl nichts anderes übrig: Sie müssen mit der Ungerechtigkeit namens Relegation leben und ihre Bewährungsstrafe in den zwei Ausscheidungsspielen absolvieren. Konkret zum HSV: einfach VfB Stuttgart schlagen und gut ist.

Ein hinreißendes Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk


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Heute im Fernsehen

20.45 Uhr, Sat.1: Relegation, Wehen-Wiesbaden - Arminia Bielefeld

Samstag

20 Uhr, ZDF: DFB-Pokalfinale, RB Leipzig - Eintracht Frankfurt

TV-Sportprogramm heute
Das TV-Programm heute

RB Leipzig, der verhinderte Meister

Von Alex Steudel

Selten war's so leicht, Deutscher Meister zu werden. Sagten vorher alle. Der BVB hat's verpatzt und die Schwäche der Bayern nicht genutzt. Sagen jetzt alle. Ich sehe das ein bisschen anders: Die Bayern hatten eher das Glück, dass Pokalfinalist RB Leipzig eine Dauerpechsaison erlebte.

Die mit Abstand besten Leipziger Spieler, die jungen Chefzauberer Dani Olmo und Christopher Nkunku (beide sind erst 25), fielen in der vergangenen Bundesliga-Saison in Summe 20-mal verletzungsbedingt aus. Das war zu viel für RB. In diesen Spielen verlor die Restmannschaft deutlich öfter Punkte als sonst.

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Wenn Olmo und Nkunku mal zusammenspielten, dann war das ein einziger Genuss – nur nicht für den jeweiligen Gegner. Zuletzt sah man das bei 3:1 in München. RB verlor in der gesamten Saison, also Bundesliga plus DFB-Pokal plus Champions League, lediglich DREI Begegnungen, wenn Olmo/Nkunku auf dem Platz standen. Davon zwei gleich am Anfang, letzten Sommer.

Ich muss keine Taschenrechner-App runterladen, um rauszufinden: Mit durchgehend gesunden Olmos und Nkunkus hätte Leipzig die am Ende zum Titel fehlenden sechs Punkte ganz locker geholt und wäre jetzt erstmals Meister.

Das Glück der Bayern ist morgen das Pech der Frankfurter.

Im Pokalfinale sind nämlich Olmo und Nkunku fit, und das ist, siehe oben, ein großer Vorteil; da können Josko Gvadiol und André Silva noch so gesperrt und oberschenkelverletzt sein.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Auf dieses Spiel, behaupte ich, kann man sich richtig freuen: Schließlich läuft gegenüber das hessische Sachsendouble Mario Götze/Randal Kolo Muani auf.

Ölt also schon mal eure Zungen, morgen wird viel geschnalzt.

Was schade für die Liga ist: Nkunku und Konrad Laimer, der Rückspiegel in Leipzigs Mittelfeld, verlassen RB. Olmo, der gestern seinen Vertrag (zum Glück für die Bundesliga) bis 2027 verlängerte, bleibt bezugspunktfrei zurück. Weg ist jetzt das magische, etwas schräge Dreieck, das 2023/24 den Bayern und Dortmundern – die einen an- und die anderen niedergeschlagen – das Handwerk hätte legen können.

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Meisterkandidat 2024 ist RB damit eher nicht, der vermeintliche Herausforderer muss erst mal eine neue Angriffsachse basteln. Viel Spaß damit, Max Eberl!

Immerhin zieht RB im Sommer zwei vielversprechende Talente aus dem Kindergarten Salzburg ab und schult sie in Leipzig ein: Mittelstürmer Benjamin Jesko (16 Tore in 30 Ligaspielen) und Mittelfeldmann Nicolas Seiwald (Spieler der Saison in Österreich) kommen. Aber sie müssen erst eingebaut werden. Viel Spaß damit, Marco Rose!

Steudel-Kolumnen gibt es auch als Buch! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten, 14,95 Euro. Wer's sofort will: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.

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