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Heute Flick-Debüt: Deutschland guckt auf uns

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Man kann das Pokalspiel des FC Bayern kürzlich beim Bremer SV durchaus zum Maßstab nehmen, was wir heute Abend von der Nationalmannschaft erwarten. Beim 12:0 ließen die Bayern dem Oberligisten keine Minute zum Durchatmen. Der Hunger auf Tore war noch spürbar, als das Pokalspiel längst entschieden war. Das wollen wir auch von den Nationalspielern sehen: dass sie keine ruhige Kugel schieben, weil's gegen Liechtenstein geht, sondern lieber zweistellig als einstellig gewinnen. Es wird ein langer Weg, bis die Deutschen ihre Nationalmannschaft wieder lieb haben. Der Weg fängt aber immer auf den ersten Metern an; dort wird das Tempo bestimmt.

Einen flotten Donnerstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Heute Flick-Debüt: Deutschland guckt auf uns

Hansi Flick will nur über ein Thema reden

Hansi Flick will nur über ein Thema reden

Mit Bundestrainer Hansi Flick soll beim DFB alles besser werden - am besten schon im WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein. Der 56-Jährige muss aber jetzt komische Fragen beantworten.

Von Jörg Soldwisch und Marco Mader

Nichts und niemand konnte Hansi Flick die Vorfreude auf seine Power-Premiere verderben. Der Ausfall seiner beiden Leitwölfe Manuel Neuer und Thomas Müller, die dreistündige Anreise mit dem Bus, die noch offene Kapitäns-Frage, die ihm "unter der Dusche" gekommen war - Flick reagierte auf all das mit einem entspannten Lächeln.

Der neue Bundestrainer versprühte vor seinem Debüt im WM-Qualifikationsspiel am Donnerstag in St. Gallen gegen den krassen Außenseiter Liechtenstein jene Aufbruchstimmung, die laut Neuer "in die deutschen Wohnzimmer überschwappen" soll. "Es geht darum, von Anfang an eine Begeisterung zu entwickeln", sagte Flick - er selbst geht mit Feuereifer voran: "Ich freue mich auf mein erstes Länderspiel und darüber, für diese Nation verantwortlich zu sein."

Dem Neustart nach 15 Jahren der am Ende bleiernen Ära Joachim Löw komme viel Bedeutung zu, betonte auch der neue Mittelfeld-Chef Joshua Kimmich: "Deutschland guckt auf uns." Daher wolle man "nicht lange fackeln" und "viele Tore schießen", denn: "Die Tabelle sieht nicht so prickelnd aus." In der Gruppe J ist Deutschland nur Dritter. Siege gegen Liechtenstein, Nummer 198 der Weltrangliste, gegen Armenien (5. September) und Island (8. September) sind Pflicht.

"Die Mannschaft zerreißt sich für Deutschland"

"Die Mannschaft zerreißt sich für Deutschland"

Liechtenstein ist für ein Debüt eines Bundestrainers ein dankbarer Gegner. Hansi Flicks Maßstäbe aber liegen bei anderen Kalibern. Er zeigt in seinen ersten Tagen, dass sich einiges ändern wird. In der Dusche stellte sich eine noch ungelöste Frage.

Doch das allein reicht nicht. Man wolle "die Herzen wieder gewinnen", sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff - dazu gehört auch der Verzicht auf einen Flug von Stuttgart nach St. Gallen. Das "Flug-Gate" im Vorjahr beim Nations-League-Spiel in Basel gegen die Schweiz hat die DFB-Auswahl viele Sympathien gekostet.

Der Schlüssel für einen Stimmungsumschwung ist aber Flick. Mit neuer Taktik, neuen Ideen, neuem Trainerteam und neuem Geist hat der frühere Erfolgscoach von Bayern München eine zarte Euphorie geweckt. "Was ich gesehen habe, macht unglaublich Freude", sagte Bierhoff: "Das ist ein Neuanfang, wir starten bei Null. Man merkt, dass alle Spieler Lust haben."

Auch wenn das - anders als unter Löw - wie am Dienstag zwei Trainingseinheiten am Tag bedeutet. "Das brauchen wir, das hilft uns, das macht auch Spaß", sagte Ilkay Gündogan, der Flick in den ersten Tagen als "menschlich überragend" wahrgenommen hat: "Er weiß, wie er mit den Spielern sprechen muss."

WM-Qualifikation: Er will neun Punkte

WM-Qualifikation: Er will neun Punkte

Der neue Bundestrainer will einen zeitgemäßen Fußballstil mit dem DFB-Team spielen – mit mehr Geschwindigkeit als zuletzt. Und er setzt sich neun Punkte in seinen ersten drei Pflichtspielen zum Ziel.

Flicks Ansprache ist fordernd, motivierend - und sie scheint zu fruchten. Die Mannschaft werde "richtig Gas geben und neuen Schwung entfachen", versprach Marco Reus. Neuer, der wegen seiner Probleme am Sprunggelenk kein einziges Training absolvierte und im Tor durch Bernd Leno ersetzt wird, sprach sogar davon, in Katar "möglichst Weltmeister" werden zu wollen.

Liechtenstein wird noch kein Prüfstein sein, auch wenn Flick vom Gegner "beeindruckt" ist. Der Bundestrainer wird das gescheiterte Löw-Experiment mit der Dreier-Abwehrkette beenden und auf das 4-2-3-1-System umstellen, mit dem er schon beim FC Bayern große Erfolge gefeiert hatte. Für Müller, der wegen einer Adduktoren-Verletzung das Team-Quartier bereits verlassen hat, dürfte Gündogan offensiv wie bei Manchester City agieren.

Kimmich rückt von rechts wieder auf die "Sechs" und übernimmt nach dem Rücktritt von Toni Kroos noch mehr Chef-Aufgaben - sowie von Neuer wohl die Kapitänsbinde. "Er muss auf dem Feld der Leader sein", forderte Flick. Er selbst wird es an der Seitenlinie vorleben.

Jörg Soldwisch und Marco Mader sind Redakteure beim SID

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Robin Gosens stieg bei der EM zum neuen deutschen Liebling auf. Doch das Achtelfinal-Aus und die ungewohnte Prominenz belasteten ihn schwer. Unter Bundestrainer Flick will er eine neue Erfolgsgeschichte schreiben.

Heute im Fernsehen

20.45 Uhr, RTL: WM-Qualifikation, Liechtenstein - Deutschland

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Die unglücklichen Bundestrainer-Debüts

Ob Joachim Löw, Jürgen Klinsmann oder Rudi Völler - die drei Vorgänger von Hansi Flick starteten ihre Amtszeit als Bundestrainer oder Teamchef mit überzeugenden Siegen. Doch manchmal ist aller Anfang auch schwer. Das mussten gleich mehrere der bislang zehn Chefs der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schmerzlich erfahren.

Ein Überblick:

Sepp Herberger

13.9.1936, Polen - Deutschland 1:1 in Warschau

Nach dem Olympia-Desaster unter den Augen des Nazi-Diktators Adolf Hitler gegen Norwegen (0:2) wird Reichstrainer Otto Nerz in Urlaub geschickt - und sein Assistent muss ran. Herberger erfährt davon aus der Zeitung. Die Kader-Nominierung übernimmt, wie damals üblich, DFB-Präsident Felix Linnemann. Und der spätere Weltmeister-Trainer von 1954 muss nach dem unspektakulären Unentschieden in Polen um seinen Job kämpfen. Nerz denkt nicht an Rücktritt, Herberger schimpft, die Situation sei "geradezu komisch". Erst nach drei weiteren Länderspielen unter Nerz meldet das Fachamt Fußball im November 1936: "Die Bestellung von Herberger zum Reichstrainer (...) ist vollzogen."

Helmut Schön

4.11.1964, Deutschland - Schweden 1:1 in Berlin (WM-Qualifikation)

Herbergers Nachfolger startet wie jetzt Flick ohne Vorbereitungsländerspiel gleich mit einem Duell in der WM-Quali. Allerdings kann er seine Auswahl mit zwei Kurzlehrgängen und Testspielen gegen eine Südauswahl und Sheffield Wednesday vorbereiten. Beim Debüt reicht es trotz Stars wie Hans Tilkowski, Wolfgang Overath und Uwe Seeler oder der Italien-Legionäre Karl-Heinz Schnellinger und Helmut Haller nur zu einem Remis, das die DFB-Elf in der WM-Ausscheidung sofort unter Druck setzt. Erst das 2:1 im Rückspiel von Stockholm mit einem Debütanten namens Franz Beckenbauer sichert das Ticket nach England.

Franz Beckenbauer

12.9.1984, Deutschland - Argentinien 1:3 in Düsseldorf

Jener Beckenbauer springt, längst zum deutschen Fußball-"Kaiser" aufgestiegen, nach dem EM-Desaster 1984 als Teamchef ein - als Notlösung und wider Willen. DFB-Favorit Helmut Benthaus ist beim Meister VfB Stuttgart gebunden, Bild-Kolumnist Beckenbauer hat keine Lizenz. Bundestrainer? "Spinnt's ihr?!", sagt er. Doch der Boulevard titelt: "Franz: Ich bin bereit". Beckenbauer überfordert seine Elf mit einer Viererkette. Die Abwehr stellt in der Pause ohne sein Wissen auf Libero um und hält die Niederlage so in Grenzen. "Wenn ihr Wunderdinge erwartet, hättet ihr besser einen vom Circus Krone holen sollen. Ein Zauberer bin ich nicht", sagt Beckenbauer.

Berti Vogts

29.8.1990, Portugal - Deutschland 1:1 in Lissabon

Beckenbauers Nachfolger sollte mit den Weltmeistern von Rom und den DDR-Zugängen "auf Jahre hinaus unschlagbar" sein - ein schweres Erbe für Berti Vogts. Schon der Einstand hätte kaum ungünstiger kommen können. "Ich bin verärgert über den Termin", sagt Vogts, "unsere Nationalspieler suchen noch ihre Form." Um einen Fehlstart zu vermeiden, bringt er eine Startelf nur aus WM-Helden, ein Tor von Kapitän Lothar Matthäus sichert das 1:1.

Erich Ribbeck

10.10.1998, Türkei - Deutschland 1:0 in Bursa (EM-Qualifikation)

Nachdem das Engagement von Paul Breitner wegen persönlicher Querelen mit DFB-Präsident Egidius Braun scheitert, holt der Verband "Sir Erich" aus dem Quasi-Ruhestand und macht ihn mit 61 Jahren zum ältesten Debütanten. Ribbeck ("Konzepte sind Kokolores") verweigert sich allen taktischen Neuerungen und setzt konsequent auf Libero. Beim Einstand verrät er vorher die Aufstellung mit Neuling Carsten Ramelow, ein Slapstick-Eigentor von Oliver Kahn besiegelt die einzige Pflichtspielniederlage gegen die Türkei. "Das ist ärgerlich, wir hatten die Türken gut im Griff", sagt Kapitän Oliver Bierhoff und meint: "Man kann darauf aufbauen."

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