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Fußball bei Amazon: Für die Bundesliga wird's brutal

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Man kann Lucien Favre nur beglückwünschen. Bei aller Kritik, die der BVB-Trainer im Verlauf der Hinrunde einstecken musste: Das 2:1 über Slavia Prag und das Erreichen des Achtelfinales in der Champions League sind nicht nur eine schöne Belohnung dafür, dass er bei herben Rückschlägen die Nerven behalten hat. Die Genugtuung über die kaum erwartete Kehrtwende bei Borussia Dortmund entschädigt Favre auch für die Häme und Kritik, die er von außen, auch von uns Sportjournalisten, erlebt hat.

Denn beim Fußball zählen am Ende immer die Resultate. In der Bundesliga liegt Borussia Dortmund auf Tabellenplatz 3 nur fünf Punkte hinter dem Tabellenführer Mönchengladbach und zwei Punkte vor Bayern München - das Saisonziel "Meisterschaft" ist noch immer in Schlagweite. Im DFB-Pokal folgt im Achtelfinale am 5. Februar die Revanche gegen Werder Bremen - der Wunschtraum "Pokalsieg" ist noch immer realisierbar. Dazu das Achtelfinale in der Champions League erreicht - mehr wollte man im Moment nicht.

Ist die Kritik in der Vergangenheit deshalb unberechtigt gewesen? Das gewiss nicht. Die traurigen Auftritte beim 1:3 in Berlin und beim 0:4 in München, die ärgerliche Unentschieden-Serie mit 2:2 gegen Frankfurt, Bremen und Freiburg sowie die Peinlichkeit beim 3:3 gegen Paderborn sind nicht vergessen, nur weil die Bundesliga-Spitze durchwachsen spielt und Schwächephasen nicht brutal bestraft. Vielleicht bewirkte die Kritik das Gute mit: Favre und Mannschaft strafften sich, als es darauf ankam.

Der Freudentaumel gestern im Signal Iduna Park war Ausdruck größter Erleichterung, dass die Mannschaft das Kämpfen nicht verlernt hat. "Sensationell, unglaublich, fantastisch" nannte Torwart Bürki den Auftritt. Gleichwohl hatten die jüngsten Erfolge in der Bundesliga und jetzt über Prag eine Ursache: Favre war zu einer taktischen Umstellung gezwungen. Die Dreierkette gibt seinem Spiel Stabilität. Hier zahlte sich aus, dass Favre seine Sturheit aufgegeben und zugehört hat. Flexibilität zeichnet Trainer aus.

Beim SSC Neapel wurde Carlo Ancelotti noch in der Nacht entlassen. Mit sofortiger Wirkung, wie es hieß. Der frühere Bayern-Trainer hatte nur drei Stunden zuvor 4:0 gegen KRC Genk gewonnen und als Gruppenzweiter das Achtelfinale in der Champions League erreicht. So ist das Trainergeschäft, wenn's schlecht läuft. BVB-Boss Watzke hat schon einen Trainer freigestellt, der den DFB-Pokal gewonnen hat, Bayern München sogar einen Double-Gewinner. Favre weiß selbst nur zu gut: Resultate alleine reichen nicht.

Einen europäischen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Fußball bei Amazon: Für die Bundesliga wird's brutal

Novum: Amazon Prime holt sich die Champions League

Der Streamingdienst setzt im deutschen Sportrechte-Markt ein Ausrufezeichen: Das Unternehmen konnte sich mit der Sparte "Prime" im Pitch um die Live-Rechte ab der Saison 2021/22 eines der begehrten Pakete sichern.

Amazon Prime hat sich erstmals ein großes TV-Rechtepaket an der Champions League in Deutschland gesichert, und das kann man getrost als Start in ein neues Zeitalter des Fußballs auslegen. Für die Top-Klubs bedeutet es: ab 2021 noch mehr Einnahmen für Teilnehmer an der Königsklasse. Für die anderen dahinter: Fernglas auspacken.

Niemand glaubt daran, dass Amazon Prime ein Schnäppchen gemacht hat. Hier fließt künftig richtig viel Geld, und alle Spitzenklubs werden etwas vom größeren Prämienkuchen haben wollen. Schon jetzt, ohne Amazon, sind ja für ein Unternehmen wie Bayern München bis zu 100 Mio. Euro Zusatzeinnahme pro Saison möglich.

In der Bundesliga wird es für die Vereine künftig also noch wichtiger, alles daran zu setzen, am Ende auf Platz 1 bis 4 zu landen – sonst hängt einen die mit Scheckbuch beladene Konkurrenz im Jahr drauf erst recht ab.

Das hat zur Folge: Das Hauen und Stechen um einen Startplatz in der Königsklasse wird künftig noch brutaler. Jeder verpatzte Freistoß, jede falsche Entscheidung über einen Einwurf wird die Bosse in den Wahnsinn treiben, weil sie zweistellige Millionenbeträge kosten können.

Und: Wenn womöglich in naher Zukunft dem Sieger des Wettbewerbs eine Viertelmilliarde Euro Prämie winkt, riskiert der eine oder andere Manager  noch häufiger den Finanz-Harakiri bei der Transferplanung. Das klingt alles spannend und gefährlich, für die deutschen Fans ist es jedenfalls nicht unbedingt eine so gute Nachricht.

Dienstags neu im Spiel

Amazon in Champions League: Der Überblick für die Zuschauer dürfte damit noch komplizierter werden.

Erstens: Noch weiß niemand, was Amazon ab 2021 für ein Abo aufrufen wird, mit dem man dann ja auch nur die Dienstagsspiele live sehen kann. Und keiner weiß, was noch kommt: Wer holt sich die anderen Pakete? Wer den Mittwoch, wer die Zusammenfassungen, wer ersteigert das Finale, das ja diesmal auch separat ausgeschrieben wurde?

Das Worst-Case-Szenario könnte ab 2021 so aussehen: Sky hält das eine CL-Paket, Amazon das andere, Netflix überträgt das Endspiel, DAZN zeigt die Höhepunkte kurz nach Schlusspfiff. Und Disney und Telekom teilen sich die Bundesliga auf. Kostenpunkt für den fußballinteressierten Kunden zu Hause auf dem Sofa: locker bis zu 1000 Euro pro Saison.

Zweitens: Momentan sieht es nicht danach aus, als könnte die Bundesliga von der zu erwartenden Prämienexplosion insofern profitieren, dass sie international endlich wieder aufschließt. Denn woanders explodiert's ja auch, nur dass die Klubs in Spanien und England national mehr einnehmen und obendrein besser spielen, was sie in jeder Hinsicht interessanter macht.

Beispiel? Als der Trainerstuhl beim FC Bayern frei wurde, zuckte Star-Trainer José Mourinho keine Sekunde. Er ging lieber nach Tottenham, zu diesem Zeitpunkt auf Platz 14 in der Premier League. Noch ein Beispiel: Von den zehn Mannschaften, die in den vergangenen fünf Champions-League-Endspielen standen, kam genau keine aus Deutschland – fünfmal war Spanien vertreten, dreimal England, zweimal Italien.

Die Amazonisierung des Fußballs

Dass Amazon sich Übertragungsrechte sichert, war vorhersehbar. Angenehmer wird die Situation nicht.

Wird die Bundesliga also womöglich zum finanziell glänzend aufgestellten Auslaufprodukt, dem die Konkurrenz immer weiter davonrennt?

Die einzige Chance, die die deutsche Liga hat (neben mehr Siegen auf internationalem Terrain): National noch mehr Einnahmen generieren. Und da sind wir auch schnell bei der nächsten TV-Rechtevergabe für die Bundesliga, bei der vielleicht Amazon mitbietet. Eine spannende Liga mit vier bis sechs Top-Teams auf Augenhöhe könnte den Preis nach oben treiben – zumindest so gesehen ist die Bundesliga gerade auf einem richtig guten Weg.

Champions League heute im Fernsehen

21 Uhr, Sky: Bayern München – Tottenham Hotspur

21 Uhr, DAZN: Bayer Leverkusen – Juventus Turin

Borussia Dortmund im Freudentaumel

BVB im Achtelfinale - dank Brandt, Bürki, Barcelona

Borussia Dortmund liefert sich in der Champions League einen Schlagabtausch mit Slavia Prag und hat das bessere Ende für sich – mit 2:1. Denn der FC Barcelona leistet mit einer B-Mannschaft bei Inter Mailand Schützenhilfe. Damit ist der BVB als Gruppenzweiter doch noch ins Achtelfinale der Königsklasse eingezogen.

"Sensationell, unglaublich, fantastisch"

Beim BVB ragte Torwart Roman Bürki heraus. Aber auch viele andere positive Erkenntnisse bleiben für die Westfalen stehen.

Hummels: Müssen manchmal geweckt werden

Der 30 Jahre alte Weltmeister über seine Rolle bei Borussia Dortmund, die Stimmung im Team und fehlende Konstanz.

Neue Details zum Treppensturz

Der BVB und das Drama um Witsel. Der Belgier zog sich bei einem Sturz zu Hause schwere Gesichtsverletzungen zu.

Bisschen Königsklasse

FC Liverpool besiegt RB Salzburg - in 100 Sekunden

Wie schon in der Vorsaison stand der FC Liverpool am letzten Gruppenspieltag unter Druck - was der Klopp-Elf offenbar Beine macht: Naby Keita und Mohamed Salah verhindern das Aus des Titelverteidigers in Salzburg.

RB Leipzig müht sich in Lyon zu Platz eins

Am Ende stand für die Nagelsmann-Elf nach 2:0 nur ein 2:2 zu Buche. Für den angestrebten Gruppensieg reichte das dennoch.

Ajax Amsterdam scheitert in der Gruppenphase

Im Mai verpasste Ajax Amsterdam das Finale nur um Sekunden, sieben Monate später folgt das böse Erwachen gegen Valencia.

Frankreich-Legende zählt Thomas Tuchel an

Ex-Welt- und Europameister Dugarry hat den Deutschen hart kritisiert. Bei PSG sei keine Spielidee zu erkennen.

Was sonst noch so los ist

"Sie wissen, dass wir kommen"

Der Bayern-Profi schickt vor dem Hotspur-Spiel heute am Mittwoch noch schnell eine Kampfansage an die Konkurrenz in der Bundesliga.

In Abhängigkeit von Robert Lewandowski

Der FC Bayern ist in der Offensive von Robert Lewandowski abhängig. Thomas Müller nimmt sich und Kollegen in die Pflicht.

"Kohfeldt steht woanders auf dem Zettel"

Werder Bremen im Abstiegskampf. Anderswo würde der Trainer wackeln. Florian Kohfeldt aber genießt Rückendeckung.

Schalke-Gespräche mit Harit, aber keine Einigung

Ein Twitter-Eintrag mit Folgen: Drei kleine Zeichen sorgen für Unruhe, Verwirrung und voreilige Schlüsse rund um den Schalker.

Jürgen Klinsmann entdeckt Facebook Live

Hertha-Trainer chattet mit Fans: Er will die Spieler im Winter früher aus dem Urlaub holen und schließt Neuzugänge nicht aus.

Werder will Polizeikosten nicht zahlen

Der Bundesligist bleibt auf Konfrontationskurs. Aufsichtsratschef Bode sagt: Die Rechnungen werde man nicht begleichen.

Stefan Kuntz brauchte psychologische Hilfe

Der U21-Nationaltrainer hat sich offen dazu geäußert, dass ihm eine Mentaltrainerin durch schwere Zeiten half.

Hospitality-Analyse: Wo Klubs Probleme haben

Trotz Schwankungen bleibt der durchschnittliche Preis für Hospitality-Angebote in der Bundesliga auf konstantem Niveau.

"Endlich wieder Grund für ein Lachen"

Neun Minuten machen für Arsenal in der Premier League den Unterschied. Mit dem Deutschen gewann der Klub das Derby.

Die unendliche Geschichte eines Interviews

Ein Redakteur erzählt von einer knapp zweijährigen Odyssee nach einem Gespräch mit Ex-Manager Dirk Dufner.

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Eine Woche nach der Trennung von Cristian Fiel steht der neue Trainer des Zweitligisten fest. Mission: Klassenerhalt.

König Fußball, Kaiser Zufall

Von Alex Steudel

Ich habe kürzlich ein neues Projekt gestartet und versucht, den Fußball zu entschlüsseln. Der Fußball macht ja bekanntlich, was er will, also im Vergleich zu total durchschaubaren Sportarten wie Tennis, wo der Weltranglisten-Erste nie sein Erstrundenspiel gegen einen Qualifikanten aus Armenien verliert, oder zur Formel 1, wo kein griechischer Arbeitersohn in einem klapprigen Dacia Turbo, der 100 PS weniger hat als ein Mercedes, jemals in Monte Carlo gewinnen würde. Im Fußball gewinnen dauernd krasse Außenseiter, sogar Paderborn gewinnt.

Das macht mich wahnsinnig.

Ich habe mich in das Thema eingearbeitet und gelesen, dass es keinen Sport gibt, bei dem der Zufall eine so große Rolle spielt wie im Fußball. Und damit meine ich nicht die Transferpolitik des FC Bayern, sondern das, was auf dem Platz passiert. Ein holpriges Stück Rasen kann ein Spiel entscheiden, ein Schuss, der vom Pfosten eben nicht ins Tor springt, sondern wieder raus, oder ein Flatterball. Im Tennis würde ein Ball nie grundlos flattern, in der Formel 1 flattern höchstens die Nerven von Sebastian Vettel. Und hat je ein Weltmeister in der ersten Runde des Schach-Pokals gegen Jürgen Müller aus Pinneberg verloren?

Dass Fußball so zufällig ist, ist ein Problem für jemanden wie mich, der die Kontrolle über Wahrscheinlichkeiten behalten möchte. Ich spiele zum Beispiel nie Lotto, seit mir ein Statistikprofessor gesagt hat, dass die Wahrscheinlichkeit, auf dem Weg zur Annahmestelle tödlich zu verunglücken, größer sei als die, einen Sechser mit Superzahl zu schaffen.

Wer den Fußball entschlüsseln will, ist schnell bei Daten und Statistiken. Ich habe das sehr spannende Buch Matchplan meines Kollegen Christoph Biermann gelesen und gelernt, dass beim Fußball im Prinzip alles klar sein könnte, wenn der blöde Zufall nicht wäre. Der heiße Scheiß ist momentan zum Beispiel die "Expected Goals"-Statistik. Sie zeigt auf (ich vereinfache das Buch jetzt mal fast bis zur Unkennntlichkeit, sorry!), wie gut eine Mannschaft wirklich spielt, wieviele Tore sie also theoretisch in einem bestimmten Spiel schießen würde, wenn der Faktor Zufall nicht wäre.

Natürlich beschäftige ich mich auch mit Taktik. Früher haben Trainer ihren Spielern gesagt, sie sollen rausgehen, das Spiel gewinnen, und nachher gehen wir ein Bier trinken. Heute gibt es im Fußball ganze Bataillone von Statistikern, Programmierern und Analysten, die zentimetergenaue Anweisungen per Bluetooth-Mikro vom Tribünendach nach unten durchgeben und das Spielfeld in Viereckchen aufteilen.

Ich weiß zum Beispiel von einem Top-Experten, dass Niko Kovac beim FC Bayern keine richtige Spielidee hatte und dass Hans Flick zwar eine hat, aber nicht flexibel genug reagiert, wenn in der 19. Minute was Komisches passiert. Ich habe gelernt, dass Pep Guardiola die Entwicklung des Fußballs mit seinem Tiki-Taka jahrelang behindert hat, weil ihn alle Trainer nachzumachen versuchten, anstatt eine neue eigene Ideen zu entwickeln.

Außerdem kenne ich jetzt jeden taktischen Winkelzug im Fußball. Also nicht so Kinderkram wie Umschaltspiel oder Ballbesitzfußball, nein, ich weiß, was Zwischenlinienraum ist und wie man den Deckungsschatten findet, und ich habe deshalb kürzlich - mit all dem neu erworbenen geballten Fachwissen in meinem Kopf und 20 Euro in der Tasche - ein Tippspiel-Konto eröffnet.

Und binnen kürzester Zeit alles verspielt.

Ich weiß nun ganz sicher: Im Fußball ist wirklich alles Zufall. Jetzt muss ich nur noch einen Anbieter finden, bei dem ich darauf wetten kann.

Alle mal herschauen!

"Der Coach muss die Jungs mitreißen können"

Dirk Nowitzki, der 41-jährige Basketball-Superstar, sprach vor 120 Gästen bei der DFB-Akademie in Frankfurt mit Oliver Bierhoff darüber, was gute Anführer ausmacht.

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