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Friedhelm Funkel: Nur Feuerwehrmann beim 1. FC Köln

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Was ein Trainer wert ist, hat der 1. FC Köln schmerzlich erfahren müssen. Als man Markus Gisdol Ende 2019 holte, war er arbeitslos und günstig zu haben. 509 Tage später bekam Sportchef Heldt die Quittung: Gisdol hat mit einem Punkt pro Spiel die wohl schlechteste Bilanz aller FC-Trainer jemals.

Borussia Mönchengladbach zahlte ganz bewusst einen hohen Preis, als man Marco Rose vor zwei Jahren holte: in Form einer Ausstiegsklausel. Nach erfolgreicher Arbeit darf der Trainer nun für fünf Mio. Euro Abstandszahlung zu Borussia Dortmund abhauen. Ein Rekord - bis gestern.

So langsam sickert die Information durch, dass der Rose-Nachfolger Adi Hütter ebenfalls Geld kostet. Eintracht Frankfurt beansprucht, wenn die Bild-Info stimmt, exakt 7,5 Mio. Euro für den leitenden Angestellten. So weit ist der Arbeitsmarkt also inzwischen: Die Ablösen für Trainer steigen.

Das ist auch kein Wunder. Ein Trainer teilt sich nicht mehr mit einem Co-Trainer die Arbeit auf dem Rasen, wie es Udo Lattek noch gewohnt war, sondern leitet einen Stab aus Assistenz- und Spezialtrainern, Spähern und Analysten. Moderne Trainerzimmer sind heute Großraumbüros.

Mit der Entscheidung für einen Trainer kauft jeder Klub eine Idee ein, welchen Fußball die Mannschaft in Zukunft spielt. Erfolglosigkeit hat deshalb einschneidende Konsequenzen: Der Verein muss dann gleich eine ganze Abteilung an die Luft setzen und das nächste Subunternehmen verpflichten.

Die Zeitarbeit ist so wertvoll geworden, dass prominente Spielerberater ihr Geschäftsfeld erweitert haben. Volker Struth zum Beispiel, Agent von Weltmeister Toni Kroos und Nationalspieler Niklas Süle, vertritt das Interesse von Julian Nagelsmann, Trainer bei RB Leipzig.

Er wird das nicht tun, weil er eine zusätzliche Freizeitbeschäftigung sucht. Die Branche reagiert auf einen wachsenden Markt: Gute Trainer sind eine begehrte Berufsgruppe geworden, die man nicht mehr auf Zuruf oder aus Sympathie beschäftigt. Nagelsmann sucht Struths Hilfe aus gutem Grund.

Auch er bereitet die Zeit nach RB Leipzig vor, bei Bayern München oder sonstwo. Da geht's irgendwann um Karriereplanung, Positionierung und Arbeitsbedingungen, Klauseln in Verträgen, Mitspracherecht, Besetzung im Trainerstab und Ausstattung mit Analysetools.

Die Trainer der Neuzeit tun folglich nur das, was man seit geraumer Zeit von den Spielern kennt. "Endlich!", möchte man rufen. Bisher galten sie im Fußballzirkus als schwächstes Glied, wenn die Herren Stars aufmuckten. Mittlerweile kennen sie ihren Wert: Von ihrer Arbeit hängt alles ab.

Man hat's bei Hansi Flick in München gesehen: Kaum übernahm er das Amt von Niko Kovac, spielte Bayern einen Fußball, der zum Triple-Gewinn und drei weiteren Trophäen führte. Es lag nicht an neuen Spielern, sondern allein an ihm und seiner Mannschaftsführung. Jetzt darf er kokettieren.

Friedhelm Funkel, seit gestern Trainer beim 1. FC Köln, hat zwar seine Trainingsmethoden über Jahre angepasst und modernisiert. Aber er folgt keinem Trend mehr und kann mit seinen 67 Jahren nur bedingt von der Entwicklung auf dem Trainermarkt profitieren. Er kommt, um zu helfen.

Seine einzige Aufgabe: Klassenerhalt. Die Personalie ist sicherlich nicht der letzte Ruf aus der alten Fußball-Romantik, dass ein Heilsbringer nur die Hand auflegen muss, damit sich die Dinge fügen. Die Rechnung bekommt der 1. FC Köln spätestens am 22. Mai. Am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison.

Einen funkelnden Dienstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Friedhelm Funkel: Nur Feuerwehrmann beim 1. FC Köln

Karriere in der Nachspielzeit

Friedhelm Funkel hatte seine Trainerlaufbahn bereits beendet, doch vom Profifußball kommt er einfach nicht los. Jetzt soll er den 1. FC Köln vor dem Abstieg retten – schon zum zweiten Mal. Kann das gelingen?

Von Andreas Asen

Nach Definition der Bundesagentur für Arbeit zählt es zu den Tätigkeiten eines Feuerwehrmanns, "in Not- und Gefahrensituationen Hilfe durch Retten, Löschen, Bergen und Schützen" zu leisten. Überträgt man diese Aufgaben auf den Fußball, so erhält man ein ziemlich exaktes Bild dessen, was Friedhelm Funkel beim 1. FC Köln erwartet. Als Feuerwehrmann soll der neue Trainer den Klassenerhalt bringen - und den FC vor dem Absturz retten.

Bei sechs zu spielenden Partien, einem Drei-Punkte-Rückstand auf den Relegationsplatz und vielschichtigen Problemen ist das sicher keine leichte Aufgabe, Funkel aber hat sie sich selbst ausgesucht. Er befand sich im Ruhestand und hätte Horst Heldts Anfrage freundlich ablehnen können, doch Funkel will helfen und nahm das Angebot des Kölner Sport-Geschäftsführers an - womit wir wieder beim Feuerwehrmann wären.

Die Lösung, Funkel als Nachfolger des am Sonntagabend entlassenen Markus Gisdol für den Saisonendspurt zu verpflichten, ist naheliegend. Der Routinier hat derlei Situationen schon mehrfach erlebt, er kann Erfahrung einbringen und für einen Impuls sorgen. Eine Garantie, dass der Plan aufgeht, gibt es aber nicht.

Nur: Welche andere Option hätte es gegeben? Heldt hat Gisdol immer wieder Chancen gegeben und trotz großer Kritik lange an dem Trainer festgehalten. Dies könnte sich jetzt rächen. Denn auch ein Feuerwehrmann kann nicht jeden Brand löschen.

Andreas Asen ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

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