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Finale verloren und Millionen Herzen gewonnen

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Die deutschen Fußballfrauen haben ein Spiel verloren, aber Millionen von Herzen gewonnen. Wenn sie es richtig anstellen (und hier ist mehr der DFB gefragt als seine Spielerinnen), kann aus dem zweiten EM-Platz viel Gutes für den Frauen- und Mädchenfußball in Deutschland erwachsen.

Hier sind konkrete Vorschläge:

  • Besteht darauf, dass ein Topspiel der Frauen-Bundesliga jede Woche live im Free-TV gezeigt wird. Nicht irgendwann und womöglich in Konkurrenz zum Männerfußball, sondern am Montagabend: Die Erst- bis Drittligisten aus der Männerwelt haben diesen Sendeplatz ohne Not und Verstand freigeräumt. Das ist jetzt eine riesige Chance.
  • Free-TV heißt tatsächlich: frei empfangbar und nicht versteckt hinter Bezahlschranken oder technischem Schnickschnack. Eine breite Öffentlichkeit ist die beste Promo. Und zur Kulisse gehören Stadien, die was hermachen, und keine Dorfsportplätze. Trommelt gerne in  Männerrunden wie beim Doppelpass: Die brauchen das.
  • Startet die Debatte, dass DFL-Klubs ihre Lizenz nur bekommen, wenn sie Frauenteams profitauglich aufbauen, unterhalten und bezahlen. Vor allem: in der Außendarstellung so behandeln, wie man Frauen und Männer in Deutschland behandeln sollte - gleichberechtigt. Auf der Website, am Trainingsgelände, in der Ansprache.
  • Stoppt die Feministinnen, die euch ständig unter Schutz stellen wollen. Wer das Geschlecht in den Mittelpunkt rückt und nicht die sportliche Leistung, begeht Diskriminierung. Zur Lebenswirklichkeit von Fußballprofis gehört die Spielnote "mangelhaft" wie ein  Wortgefecht mit einem Journalisten über dessen Urteilsvermögen.
  • Nehmt Einzelhändler, Unternehmen und betuchte Mitmenschen beim Wort, dass Lob das eine ist, aber 500 Euro zur Finanzierung eines Trikotsatzes für das ortsansässige Mädchenteam das andere. Nur wenn Mädchen früh zum Fußballspielen ermuntert werden, und dazu gehören Trikots, steigt mit der Zahl der Talente das Spielniveau.

Das sind nur Vorschläge, die mir spontan einfallen; es gibt sicherlich eine ganze Menge mehr. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat schon recht: Konkret müssen die Maßnahmen sein. Und wenn Vorschläge massenhaft auf dem Tisch liegen: Lieber DFB, macht was draus! Ab heute!

Einen angriffslustigen Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Finale verloren und Millionen Herzen gewonnen

1:2 n.V. im EM-Finale! Schock in der 110. Spielminute

1:2 n.V. im EM-Finale! Schock in der 110. Spielminute

Im tosenden Wembley-Stadion muss die deutsche Auswahl den kurzfristigen Ausfall von Spielführerin Alexandra Popp verkraften und unterliegt England in der Verlängerung. Das Finale ist geprägt von Zweikämpfen - und mindestens einer strittigen Elfmeterszene.

Von Jana Lange

Grätschen wie Lena Oberdorf, köpfen wie Alex Popp, tricksen wie Lina Magull – Fußball-Deutschland hat seine neuen Identifikationsfiguren ins Herz geschlossen. Auch als knapp geschlagener EM-Zweiter darf sich das Frauen-Nationalteam am Montag in Frankfurt feiern lassen – nach sympathischen, leidenschaftlichen und mitreißenden EM-Auftritten mehr als verdient.

Nach Jahren des Stillstands, der Zweifel und Rückschläge kann in Deutschland eine Zeitenwende bevorstehen. Dazu braucht es Energie und Investment, wie es Popp und Co. auf und neben dem Platz an den Tag gelegt haben. Nein, die oft haarsträubenden Auswüchse des Profifußballs der Männer sind nicht das Ziel – aber die professionelle Vermarktung von Bundesliga wie Länderspielen und Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen sind für Verbände und Vereine mehr denn je der Auftrag, ohne Wenn und Aber.

"Sogar mit Video-Beweis betrogen"

"Sogar mit Video-Beweis betrogen"

Deutschland weint mit den Fußball-Frauen – und ärgert sich über den neuen Wembley-Betrug! Bei der 1:2-Pleite nach Verlängerung wird die deutsche Nationalelf fast genau 56 Jahre nach dem Skandal um das Wembley-Tor schon wieder betrogen - meint Bild.

Diese EM hat auch den letzten Skeptikern bewiesen, was mit ausgeklügelten Strategien möglich ist, und welch gesellschaftlich wichtige Rolle der Frauensport im Rampenlicht spielen kann. Nun muss Nachhaltigkeit her, sei es in der Talentförderung, in der Bundesliga-Lizenzierung, bei den Anstoßzeiten oder der Qualität der TV-Produktionen. Um es mit den Worten von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zu sagen: "Wenn nicht jetzt, wann dann?"

Schon in einem Jahr steht die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland an. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich eine "Frauen im Fußball"-Strategie bis 2027 auf die Fahnen geschrieben. Eine gemeinsame WM-Bewerbung mit den Niederlanden und Belgien soll zusätzlicher Antrieb sein, um beispielsweise wieder mehr Mädchen in die Vereine zu locken. Ausreden gibt es nach TV-Rekordquoten und vergriffenen DFB-Trikots keine mehr – die Nationalspielerinnen haben ihren Teil des Jobs meisterhaft erledigt. Auch ohne EM-Pokal.

Jana Lange ist Redakteurin beim Sport-Informationsdienst (SID)

Gehen auch diese Bilder um die Welt?

Gehen auch diese Bilder um die Welt?

Chloe Kelly schießt England zum EM-Titel und zieht ihr Trikot aus. Erlebt der englische Fußball jetzt einen endgültigen Boom? Es war ein Jubel, der ein wenig an die Szenen um Brandi Chastain erinnerte, die 1999 den Frauenfußball veränderten.

Heute im Fernsehen

Einfach reinklicken!

20.46 Uhr, ARD: DFB-Pokal, 1. FC Magdeburg - Eintracht Frankfurt

Magdeburg mit breiter Brust gegen Eintracht Frankfurt

Magdeburg mit breiter Brust gegen Eintracht Frankfurt

Der 1. FC Magdeburg geht selbstbewusst in das Pokalduell mit Europapokalsieger Eintracht Frankfurt. Gleichzeitig hofft der Verein, dass sich auf den Rängen die Ausschreitungen von 2016 nicht wiederholen. Daran erinnert man sich nicht gerne.

Ja, man kann Kickers und Leipzig gut finden

Die Blauen schaffen die Pokal-Überraschung

Die Blauen schaffen die Pokal-Überraschung

Vor 7280 begeisterten Zuschauern schlagen die Stuttgarter Kickers den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth und ziehen nach großem Kampf in die zweite DFB-Pokal-Runde ein. Die Tore erzielen Denis Zagaria und Joker David Braig.

Von Alex Steudel

Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind, als die Stuttgarter Kickers am Samstagabend Greuther Fürth aus dem DFB-Pokal kegelten. Erstens, weil ich Underdogs gern gewinnen sehe, zweitens weil Underdog noch stark untertrieben ist angesichts des Drei-Klassen-Unterschieds zwischen Fürth (2. Liga) und Kickers (Oberliga). Drittens weil ich seit über 35 Jahren Kickers-Fan bin.

Wenn du Kickers-Fan bist, hast du kein leichtes Leben. Du bist darauf angewiesen, sogar Siege gegen Greuth zu feiern wie einen Champions-League-Titel. Außerdem mag dich keiner. Ich erinnere mich an stundenlange Diskussionen in den 80ern mit Freunden, die allen Ernstes behaupteten: "Die Stuttgarter Kickers gehören nicht in die Bundesliga." Gehörten sie aber, ich habe es persönlich bejubelt.

Wer gehört in die Traum-Bundesliga? Hier abstimmen!

Wir besiegten sogar zweimal die Bayern, und ich sang: "Hoeneß, Hoeneß, hahaha!" Ich durfte das, damals war ich kein Journalist, und meine Helden hießen Demir Hotic, Juan Cayasso und Wolfgang Wolf.

Als Pit Gottschalk kürzlich die Fever-Pit'ch-Leser bat, eine All-Time-18er-Bundesliga zusammenzusetzen, landeten die Stuttgarter Kickers mit immerhin 210 Stimmen auf Platz 40 von 56, noch vor der SpVgg Unterhaching (Stand gestern: 3706 Teilnehmer).

Heute ist die Diskussion darüber, wer in die Bundesliga gehört und wer nicht, an anderer Stelle präsenter denn je. Wir führen sie sogar über einen amtierenden DFB-Pokalsieger. Als Kickers-Fan könnte ich mich auch einreihen in die Gruppe derer, die RB Leipzig aus dem Fußball verbannen wollen, und mich als was Besseres fühlen, denn die Kickers sind das noch genauere Gegenteil von RB Leipzig als Schalke 04 oder Dortmund: Tradition steht bei den Kickers auf dem Beipackzettel.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Wir haben Klinsi, Diego (Buchwald), Fredi (Bobic) und Thomas Tuchel hervorgebracht. Die Kickers konntest du früher nachts um Drei wecken, und sie spuckten einen Superstar aus. Das Gazi-Stadion, einst Waldau-Stadion oder einfach Kickersstadion, gibt es seit 1905, es ist damit das älteste Fußballstadion Deutschlands, in dem noch gespielt wird. 62 Jahre lang war die Haupttribüne ein originalgetreuer Nachbau der Arsenal-Tribüne in Highbury, aber eben nur in Maßstab 1:3.

Obwohl ich den Traditionsheini raushängen und mich über wahren Fußball und peinliches Leipzig auslassen könnte, tue ich das nicht. Ich finde Leipzig okay. Ich halte nichts von Ausgrenzung, also auch nicht im Fußball. Ich finde es schlimm, was Klubs wie der FC St. Pauli mit Leipzig machen. Ich finde, man kann durchaus gegen das Konstrukt Leipzig sein, aber Menschen, die dauernd ihren Hass über Leipzig ausschütten oder befeuern, sind für mich nur Fußballfans im Maßstab 1:3.

Jetzt freue ich mich auf die Auslosung der zweiten Runde im DFB-Pokal. Mein Wunschgegner ist natürlich der HSV, Pokalfinalgegner 1987 und heute eine Art Gegenentwurf zu den Kickers. Nachdem die Blauen am Samstag gewonnen hatten, sagte ihr Präsident: "Wir werden mit dem Geld keinen Unsinn machen."

Auf so einen Satz warte ich in Hamburg seit 2010.

Steudel-Kolumnen gibt's auch als Buch – der Titel: "UND AM ENDE GEWINNEN IMMER DIE BAYERN", 268 Seiten. Hier bestellen!

DFL-Supercup in Leipzig

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Der ehemalige Stürmerstar Robert Lewandowski beschäftigt die Münchner auch zum Start in die neue Ära durch ein Interview, in dem er Vorwürfe äußert. Beim 5:3 im Supercup in Leipzig beeindruckt vor allem ein Bayern-Spieler.

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Hertha dreht einen 2:3-Rückstand in Braunschweig, um dann das Spiel doch noch aus der Hand zu geben.

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Glänzende Aussichten: Der Alleskönner David Raum wechselt nach Leipzig und verdient bis zu zehn Millionen Euro im Jahr. Auch andere Topklubs hatten ihr Interesse bekundet.

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Sein Tumor ist bösartig, er fällt monatelang aus. Aber BVB-Profi Sebastien Haller bedankt sich per Video für die Unterstützung der Dortmunder Fans – und äußert eine Hoffnung.

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Der Europapokalsieger wird sich seiner Haut erwehren müssen und eine neue Erfahrung machen - alle jagen ihn. Jeder Gegner will sich als Europa-League-Sieger-Besieger brüsten.

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Ein paar verbale Scharmützel mit Schiedsrichter Michael Bacher leistete sich Tim Walter schon im Spiel. In der Verlängerung geriet er dann mit Bayreuth-Trainer Thomas Kleine aneinander.

Alle mal herschauen!

Kicken wie ein Mädchen - der Film

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In diesem Dokumentarfilm teilen Mädchen aus dem Ruhrgebiet eines: die Leidenschaft für den Fußballsport und den Traum, Profifußballerin zu werden. Sie alle spielen in einem Essener Verein, der sich die Förderung von weiblichen Talenten auf die Fahne geschrieben hat. Die Trainer bringen  Mädchen bei, ihr Potenzial - im Sport wie in anderen Lebensbereichen - nicht ungenutzt zu lassen, sich Selbstbewusstsein anzutrainieren und sich Höchstleistungen zuzutrauen.

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