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Schalke erlebt sein blaues Wunder

In der Bundesliga rollt Schalke 04 das Feld von hinten auf. Sogar Alex Steudel zeigt sich begeistert - und das soll was heißen.

Foto: Imago / MIS

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Die jüngsten Umfrage-Ergebnisse aus dem Bundesligabarometer haben mich am Wochenende kirre gemacht. 5.485 Fußballfans durften repräsenativ feststellen, wer die unbeliebtesten Bundesliga-Trainer sind. Die Wahl fiel auf: Julian Nagelsmann, den Bayern-Trainer. 80,6 Prozent, also vier von fünf Fußballfans, halten ihn für den "Bad Boy des Monats". Alle Kollegen sind weit abgeschlagen.

Zu den drei sympathischsten Trainern wurden gewählt: Steffen Baumgart (1. FC Köln), Christian Streich (SC Freiburg) und Urs Fischer (Union Berlin), die zwar noch keine bedeutenden Titel in Deutschland gewonnen haben, aber offenbar mit ihrer Arbeit und Art Menschen begeistern. Wir lernen: Nicht auf die Titel kommt es an, sondern wechselweise auf Arbeitgeber und Attitüde.

Womit wir bei Thomas Reis sind, dem Trainer von Schalke 04. Man sagt ja immer, dass Trainer das schwächste Glied in der Kette sind. Läuft's nicht, fliegen sie. Reis wurde beim Gastspiel in Bochum auch deshalb angefeindet, weil er's andersherum gemacht hat. Mit fadenscheiniger Argumentation floh er aus dem VfL-Kosmos, um am Ende dort zu landen, wo er hinwollte: auf dem Planet Schalke.

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Er hat damals, zu Saisonbeginn, an sich gedacht und nicht an die gemeinsame erfolgreiche Vergangenheit beim VfL Bochum, weil der Reviernachbar eben ein Stück größer ist und wuchtiger. Darf man ihm den Jobwechsel übelnehmen? Natürlich! Darf man ihn deswegen einen "Bastard" nennen, wie's die VfL-Fans taten? Natürlich nicht! Schlechte Manieren bleiben schlechte Manieren.

Im Trainer-Ranking beim Bundesligabarometer landete Thomas Reis übrigens auf Platz 12, was eigentlich ein guter Mittelfeldplatz ist, aber eben auch vier Plätze hinter seinem Nachfolger Thomas Letsch beim VfL Bochum. Der kleine Rückstand in der Sympathie-Tabelle muss Reis nicht kümmern. Wenn er Schalke 04 rettet, werden sie ihn in Gelsenkirchen auf Händen durch die Kneipen tragen.

Einen gefühlsduseligen Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk


Die Unglaublichen! Das Schalke-Wunder

Von Alex Steudel

Der FC Schalke 04 hat in sage und schreibe 28 Tagen einen Acht-Punkte-Rückstand zum rettenden 15. Bundesliga-Platz auf null reduziert. Das ist spektakulär. Ich habe selten jemanden gesehen, der schneller aufholt. Max Verstappen 2022 in Spa vielleicht. Oder Felix Magath, 2009 mit dem VfL Wolfsburg.

Wir reden hier aber nicht von Spitzensport, sondern von nervenzerfetzendem Abstiegskampf. Was der Stamm-Tabellenletzte Schalke hingekriegt hat, ist eine andere Welt. Wir sollten nicht vergessen: Die Schalker waren ja in der Bundesliga nur noch Auffüllmittel. Sie durften mitmachen, damit sich eine gerade Zahl an Mannschaften ergibt.

Mannschaft Nummer 18 hat jetzt das Unmögliche geschafft und wird zurecht gefeiert. Platz 17, acht Punkte in 28 Tagen!

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Schalke ist wieder da. Die große Analyse von S04-Reporter Peter Wenzel.

Aus Acht mach' Null, das kennen wir sonst nur von den deutschen Ruderern. Aber genug von diesen Sportartvergleichen. Ich fand das Fußballwochenende auch aus anderen Gründen verrückt: Die Bayern, die ihren ersten Platz mit einem Sieg in Stuttgart verteidigten, wurden dafür kritisiert, als stünde die Europa-Conference-League-Teilnahme auf dem Spiel; während die Versager der Hinrunde jetzt kurz davor sind, auf blauen Sänften durch Gelsenkirchen getragen zu werden (wenn sie am kommenden Samstag auch noch das Derby gegen den BVB gewinnen).

Für das, was auf Schalke passiert ist, gibt es ein Wort: Wunder. Dieses Wort kommt übrigens aus dem Griechischen, und seine Bedeutung bringt die jüngste Vergangenheit gut auf den Punkt: "Unerwartete, dem Augenschein widersprechende Ereignisse".

Wer ist der Ereignismacher? Augenscheinlich der Trainer. Um ihn rankt sich eine besondere Geschichte. Thomas Reis ist der, der mit dem Transfermarkt tanzt. Er war bis vor kurzem Bochumer, säuselte sich aber geschickt (also geschickt aus Trainerberatersicht) zu Schalke.

Thomas Reis wurde dafür, klar, am Samstag in der alten Heimat entsprechend hart von VfL-Fans beschimpft. Das ist ihm aber, Stand heute, egal. Er ist nun der erfolgreichste "ehrlose Bastard" der S04-Geschichte.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Hat irgendjemand noch daran geglaubt? Ich nicht. Zumal zur sportlichen Krise im Herbst (von Mitte September 2022 bis 29. Januar 2023 holte Schalke sensationell wenige drei Punkte) das Sportdirektoren-Durcheinander kam. Die Königsblauen haben in fünf Monaten, also seit dem plötzlichen Abgang von Rouven Schröder, keinen Nachfolger verpflichtet.

Egal, sie improvisierten. Und was bedeutete das? Zum Beispiel keine Spielerkäufe im Winter. Doch das war nur ein Trick. Schalke 04 gab null Euro Ablöse für Neue aus – und holte trotzdem einen ganzen Stapel an Profis.

Schalke-Talk nach Derby: Sprüche-Feuerwerk mit Sky-Reporter
Besonderer Studiogast nach dem Schalker 2:0-Erfolg in Bochum: Sky-Reporter Dirk große Schlarmann diskutiert mit bei “19:04 - der Schalke-Talk”.

Der Clou: Sportdirektorenunabhängig schlug fast jeder, den der klamme FC Leihe 04 im Januar anlockte, auch ein. Etwa der neue Stamm-Leih-Innenverteidiger Moritz Jens, der neue Stamm-Leih-Mittelstürmer Michael Frey, Eder Balanta (drei Leih-Einsätze) sowie die zurzeit angeschlagenen Soichiro Kozuki, Jere Uronen und Tim Starke, die vor ihren Verletzungen alle zum Leih-Einsatz gekommen waren.

Sechs Neue für ein Halleluja – da fragt man sich ja schon: Wofür braucht's eigentlich Sportdirektoren?

Apropos Halleluja: Wie viele Punkte sind es noch bis zum Europa-Conference-League-Platz? Antwort: 20.

Das könnte knapp werden.

Das dritte Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer es sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.

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