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EM-Kader: Heute muss Joachim Löw Farbe bekennen

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Marco Reus bleibt ein ewiges Rätsel. Er müsste, was seine Fähigkeiten betrifft, über 100 Länderspiele haben und ein halbes Dutzend Meistertitel.  Bilanz stattdessen: 44 Länderspiele und zwei DFB-Pokalsiege mit Borussia Dortmund. Er ist jetzt 31 Jahre alt. Da wird nicht mehr viel kommen.

Gestern gab er bekannt, dass er Bundestrainer Joachim Löw um eine Sommerpause gebeten hat: Er möchte nicht zur Europameisterschaft mitkommen. Die vielen Verletzungen, der Körper, die Anstrengung: Ja, man kann seine Entscheidung gut verstehen. Er bleibt ein Unvollendeter.

Der deutsche Fußball kennt etliche Spielertypen, die unsere Bundesliga geprägt haben und große Spieler waren. Denen aber der Sprung auf die ganz große Bühne nie gelang. Roland Wohlfarth war so einer. Torschützenkönig bei Bayern München, jahrelang. Und doch nur zwei Länderspiele.

Oder Manfred Burgsmüller. Legende von Werder Bremen und Borussia Dortmund. Ein Schlitzohr vor dem Tor. Trotzdem nur drei Länderspiele. Ein paar mehr hat Marco Reus schon absolviert. Und dennoch: Es tut weh, dass seine Karriere keinen internationalen Durchbruch erlebte.

Einen geknickten Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

EM-Kader: Heute muss Joachim Löw Farbe bekennen

DFB-Kader für die EM 2021: Das sind die Härtefälle

Thomas Müller, Marco Reus und Mats Hummels in der Nationalelf? Zum letzten Mal nominiert der Bundestrainer einen EM-Kader. Wen nimmt er mit?

Von Pit Gottschalk

Wenn nicht alle Vorzeichen täuschen, führt Joachim Löw heute Mittag in aller Öffentlichkeit einen schönen Salto Mortale auf. Das Kunststück ist wirklich sehenswert: Auf der DFB-Pressekonferenz wird der Bundestrainer erklären müssen, warum er Mats Hummels und vermutlich Thomas Müller doch zurück in die Nationalmannschaft holt und zur EM mitnimmt.

Es ist nicht lange her, dass die zwei Weltmeister von 2014 zum alten Eisen gehörten und ihre Rückkehr in die Nationalmannschaft ausgeschlossen war. Die beiden - der eine bei Borussia Dortmund, der andere beim FC Bayern - konnten noch so gut in ihren Vereinen spielen: In der Nationalmannschaft sei ihre Zeit abgelaufen. Zurück in die Zukunft: nicht bei Joachim Löw.

Vor zwei Jahren hat Löw den Generationswechsel nämlich damit begründet, dass er Hierarchie und Spielweise in einem Aufwasch umkrempeln und Freiraum für jüngere Spielertypen schaffen wollte. Die WM-Blamage von 2018 verlangte Opfer. Von der alten Garde überstanden nur Torwart Manuel Neuer und Mittelfeldstratege Toni Kroos die Aufräumarbeiten.

Inzwischen lernte Löw: Die neue Spielergeneration erfüllte die Erwartungen nicht. Sein beharrliches Nein zu allen zwischenzeitlichen Spekulationen, dass Thomas Müller in der Bayern-Form durchaus Impulse in der Nationalelf setzen würde, weichte mit jeder Länderspielniederlage auf. Ist der Salto Mortale, den er heute zeigen muss, auch seine persönliche Niederlage?

Sein letztes Aufgebot

Am Mittwoch fällt mit der Kadernominierung der Startschuss für die Europameisterschaft.

Mats Hummels bei der EM dabei!

Nicht nur Thomas Müller: Auch Mats Hummels steht vor einer Rückkehr in die Nationalmannschaft.

Bei aller Akrobatik, die erforderlich ist: Wörtlich aus dem Italienischen übersetzt, heißt Salto Mortale "Todessprung". Wer diesen Todessprung wagt,  also den freien Überschlag um die Querachse des Körpers, braucht in erster Linie eine Menge Mut. Löw weiß auch: Nicht wenige Kritiker werden ihm die Kehrtwende zum Ende seiner DFB-Karriere als Schwäche auslegen.

Trotzdem bleibt die Entscheidung richtig. Zwei Jahre lang hat die Öffentlichkeit sehen können, dass die jüngeren Jahrgänge nicht die Klasse aufbringen, um Gegnern wie Spanien (0:6) oder Nordmazedonien (1:2) die Stirn zu bieten. Deutschland würde sich lächerlich machen, wenn man jetzt nicht die besten Spieler des Landes zum EM-Turnier mitnähme.

Die drei Gruppenspiele finden daheim in München statt, die zwei ersten Gegner sind Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal. Hummels und Müller bringen eben jene Form und Erfahrung mit, die gegen solche Gegner vonnöten sind. Auf deren Seite stehen Kylian Mbappé und Cristiano Ronaldo, zwei Schwergewichte des Weltfußballs.

Womöglich korrigiert Löw seine ursprüngliche Entscheidung reichlich spät. Aber auch hier gilt: lieber spät als gar nicht. Man sollte ihn deswegen nicht kritisieren, sondern würdigen, dass ihm sein letztes großes Turnier nach 15 Jahren DFB nicht gleichgültig ist und er über seinen eigenen Schatten springt. Er wird den Salto Mortale ganz sicher überleben.

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Heute im Fernsehen

12.30 Uhr, Sport1: DFB-Pressekonferenz EM-Kader

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Das HSV-Desaster! Auch im dritten Zweitliga-Jahr schafft der Traditions-Klub den Aufstieg nicht. Ein Ex-Trainer rechnet knallhart ab.

Von Alex Steudel

Wer in Hamburg lebt, wie ich es tue, kennt das Procedere. Es beginnt jedes Jahr um dieselbe Zeit. Die Fans sterben tausend Tode, weil der HSV alle Ziele verfehlt hat. Überall Enttäuschung, vermischt mit dem kleinen Trost, es ja irgendwie doch gewusst zu haben.

Im Mai zuckt die ganze Stadt mit den Schultern. Wieder kein Aufstieg. Wieder Leid und Blamage und bundesweiter Spott. Und danach geht alles seinen gewohnten Gang.

Ein Trainer wird geholt. Plötzlich überall glückliche Gesichter. Der Mann sagt in der ersten Pressekonferenz, was er alles kann, und er sagt natürlich, dass der HSV ein großer Klub ist. Als sei das eine unschlagbare Kombi. Man glaubt zu gern daran, es ist ja noch viel Zeit. Uwe Seeler, der sich übers Jahr dauernd Sorgen gemacht hat, meldet sich optimistisch zu Wort.

Die Tatsache, dass sich einige alte, satte, überbezahlte Spieler im Kader tummeln, fällt nicht ins Gewicht.

Als nächstes kauft ein neuer Sponsor mit ein paar Milliönchen ein paar Prozentpunkte HSV. Er will auch mal im großen Topf mitrühren. Ob das Sinn macht, ist egal. Hauptsache, die Kohle kommt rein. Und der Milliardär lässt auch wieder von sich hören. Er gibt ein Interview und stellt ein bisschen Portokasse in Aussicht. Natürlich nur, wenn er mitreden darf, aber das sagt er nicht so laut. Ach, dieser Magath ist doch ein toller Trainer, nicht?

Das ist der Stoff, aus dem in Hamburg die Träume sind.

Dann die ersten Neuverpflichtungen. Der HSV ist finanziell gesehen das Griechenland des deutschen Fußballs, aber egal: Nur das Beste, bitte! Das Prinzip ist immer gleich: Als würde man ins Alsterhaus gehen und einen Armani-Anzug verlangen. Welche Größe? Die größte, die Sie haben! Aber die passt Ihnen doch gar nicht. Egal, Hauptsache groß!

Und teuer. Natürlich freut sich die Stadt. Auch wenn jeder weiß, dass der Klub die Neuen auch diesmal alle kleinkriegen wird. Lionel Messi würde beim HSV ab November auf der Bank sitzen. Dort wartet schon Ronaldo.

Aber so weit sind wir noch nicht. September. Erste Siege, Tabellenführung, Euphorie. Wie soll das denn schiefgehen mit dieser tollen Truppe? Mit dieser genialen Mischung aus Jugendspielern und Millionären? An der Alster joggen immer mehr Leute in HSV-Trikots. Tief in sich drin wissen es aber alle besser.

Zwischendurch dann Streit. Im Klub schlagen sie sich wieder die Köpfe ein. Wo viele Leute mitreden, wollen auch viele Leute was zu sagen haben. Rücktritte. Rücktrittsforderungen. Ist egal, die Mannschaft gewinnt ja, für die Winterpause reicht's. Der HSV steht gut da. Aufstiegsplatz.

Die Hamburger gucken Bayern gegen Dortmund jetzt nicht mehr als Fans, sondern als hätten sie den Auftrag, die nächsten Gegner zu analysieren.

Was kaum jemanden misstrauisch macht: Der HSV gewinnt, spielt aber die meiste Zeit grottenschlecht.

Ab Januar passiert das Unvermeidliche. Niederlagen. Erst einzeln, dann geht die Produktion in Serie. Ganze Monate ohne Sieg.

Um die Alster joggt jetzt der Hamburger in neutralen Farben.

Niemand weiß, wie das passiert ist. Der Heiligenschein des Trainers flackert erst, schließlich hat er Stromausfall. Aaron Hunt ist verletzt. Es wird immer schlimmer. Niederlage reiht sich an Niederlage. Die Fans wenden sich ab. Manche verspotten in ihrer Verzweiflung den eigenen Verein. Andere sind tapfer und halten sich über Wasser, indem sie den Tabellenrechner anwerfen und das Saisonfinale durchtippen. Vier Siege, na also, das reicht noch!

Nix reicht. Keine Siege mehr. Der Mai ist der Monat der noch tieferen Tiefpunkte. Jedes Jahr, so auch 2021. Irgendwann ist der Aufstieg nur noch theoretisch möglich. Am Ende gar nicht mehr. Trauer.

Aber: Noch zwei Monate bis Saisonstart.

Nächstes Jahr klappt es ganz bestimmt.

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Alle mal herhören!

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