Bayern blamiert, BVB auf Meisterkurs


Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Seit Jahren beten wir förmlich dafür, dass es der BVB doch endlich wenigstens einmal hinbekommen möge, die Bayern vom Bundesliga-Thron zu stoßen. Und nun, nach einem der aufregenderen Spieltage der letzten Jahre, ist es tatsächlich passiert.

Platz 1 Borussia Dortmund, Platz 2 FC Bayern – sieht ziemlich komisch aus, oder? Nur noch fünf Mal schlafen, und die Dominanz des Rekordmeisters hat womöglich wirklich ein Ende. Ich behaupte: Jeder, der nicht gerade Bayern- oder Schalkefan ist, freut sich, wenn die Dortmunder nächsten Samstag gegen Mainz den berühmten Deckel drauf machen und Meister werden.
Ich weiß gar nicht, wie oft schon ich in den vergangenen Jahren am BVB verzweifelt bin. Möglichkeiten gab es ja genügend; doch jedesmal stand den Dortmundern auch irgendwas im Weg. Manchmal waren es die Bayern, nicht selten waren es sie selbst. Falscher Trainer, falscher Kader, schlechte Nerven - irgendwas stimmte immer nicht.
Jetzt haben sie unter Edin Terzic seit der Niederlage am 1. April gegen die Bayern kein Spiel mehr verloren und damit wahre Größe gezeigt. Das 3:0 gestern in Augsburg als Antwort auf die Blamage der Bayern am Tag zuvor gegen Leipzig (1:3) war ein echtes Statement, wie man sich das vom BVB früher viel öfter gewünscht hatte, und schon so etwas wie ein vorgebautes Meisterstück.
Als es darauf ankam, als die Bayern Nerven zeigten, da funktionierte der BVB endlich mal in allen Teilen.

Der Bundesliga tut ein Deutscher Meister Borussia Dortmund sehr gut. Und ich bin mir sicher, dass wir künftig weiterhin spannende Spielzeiten erleben werden. Näheres dazu weiter unten.
Dass der Bundesliga ein Abstieg von Hertha BSC gut tut, kann man nun wirklich nicht behaupten. Und doch müssen wir jetzt ohne unsere Lieblings-Skandalnudel auskommen: Die Alte Dame spielte nur 1:1 gegen Bochum und ist damit endgültig raus.
Nächste Saison fahren die Berliner dann zu Little-City-Klubs wie Elversberg. Strafe muss sein.
Keinen schalen Montag wünscht
Euer Alex Steudel
PS: Pit Gottschalk ist verreist - ich vertrete ihn diese Woche.
Hey @BVB,
— RB Leipzig (@RBLeipzig) May 20, 2023
wir wären dann soweit.
Wann können wir für den Eintrag ins goldene Buch vorbeikommen? 😏
Wir haben letztes Jahr auch schon fleißig geübt ✍️ pic.twitter.com/wZBCyvUCIm
FC Bayern: Hier geht gerade eine Ära zu Ende
Von Alex Steudel
Über den 33. Spieltag der Saison 2022/23 werden wir noch lange reden, also höchstwahrscheinlich. Auf Platz eins steht nämlich plötzlich Borussia Dortmund, vor dem FC Bayern, und das entschädigt Millionen Fußballfans für alles, was in den letzten zehn Jahren passiert ist. Beziehungsweise: was nicht passiert ist. Wir haben viel gegähnt!
Womöglich leitet der 33. Spieltag aber nicht nur die Unterbrechung einer langen Phase der Langweile ein, sondern bedeutet gleich das Ende der Langeweile.
Viele werden jetzt zwar sagen: Ne, das war ein Betriebsunfall, die Bayern kommen doch nach Rückschlägen stets stärker zurück! Mia san mia und so.
Ich glaube: Das war kein Betriebsunfall. Hier geht gerade eine Ära zu Ende.
Die Gelehrten streiten sich darüber, warum das alte Rom unterging. Eine beliebte Theorie: Die Römer dachten irgendwann, sie können alles. Was du auch machst, glaubten sie, du beherrscht immer die Welt. So beginnt man, Fehler zu machen und nicht mal zu merken, dass es welche sind.

Die Bayern haben in dieser Saison viele Fehler gemacht und sie nie eingestanden.
Der erste Fehler war, dass das neue Zweigestirn an der Spitze des Rekordmeisters, Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic, den Weggang von Weltfußballer Robert Lewandowski nicht mal im Ansatz als Problem erkannte.
Der zweite Fehler war die Verpflichtung von Sadio Mané. Gnadenloser Brazzo-Showtransfer.
Der dritte und entscheidende Fehler war die Entlassung von Trainer Julian Nagelsmann.
Der vierte Fehler war, dass jemand wohl vergessen hatte, neue Batterien in die Salihamidzic-Fernsteuerung vom Tegernsee (Ex-Manager Uli Hoeneß) einzusetzen.
Dabei weiß jeder ehrenamtliche Bezirksliga-Abteilungsleiter: Du entlässt keinen Trainer, bloß weil er nach über vier Monaten an der Tabellenspitze EINMAL auf Platz zwei gerutscht ist.
Nagelsmann feuern, das war ein Anfängerfehler. Der Sportdirektorenquerpass vor dem eigenen Strafraum. Es brachte alles ins Wanken. Die doch bis dahin ziemlich gut funktionierende Mannschaft (siehe Champions League) kam danach nie wieder zu sich.
Was mich am Samstag, nach dem Desaster der Bayern gegen Leipzig, wirklich erschreckt hat: Dass Salihamidzic sich offenbar nicht mal hinterfragt. Auf die Frage nach der Nagelsmann-Entlassung hätte er ja wenigstens herumdrucksen oder das Thema wechseln können. Aber nein, Brazzo sagte stattdessen: "Ich würde es wieder machen. Weil es nötig war…"
Weil es nötig war? Echt jetzt?
Wie hart muss einen die Realität eigentlich widerlegen, ehe sich da ein Schalter umlegt? Oder weiß Salihamidzic etwa mehr als wir? Tauchen demnächst Bilder einer Überwachungskamera an der Geschäftsstelle auf, die beweisen, dass Nagelsmann Espessokapseln aus der Kaffeemaschine im Konferenzraum klaute?

Als Brazzo den Satz sagte, dachte ich jedenfalls: Der ist wie die alten Römer.
Und dabei ist er ja ganz jung.
Die Bayern sind jetzt zehn Jahre lang Meister geworden. Sie haben in dieser Zeit zweimal die Champions League gewonnen. Das ist sensationell, keine Frage. Die dafür Verantwortlichen (Kalle Rummenigge, Uli Hoeneß) sind zwar weg, die letzten Erfolge würde ich aber noch in die Kategorie "Nachwehen" einordnen.
Ihre Nachfolger können ihnen bisher nicht das Wasser reichen. Kahn und Brazzo haben den FC Bayern während der Probezeit zerlegt.
Irgendwie war das aber auch abzusehen: Wie sollen denn zwei Berufsanfänger, die keine Erfahrung mit der Leitung eines großen Fußballklubs haben und auch keine in Personalführung, auf Anhieb alles richtig machen?
Ich glaube, dass erst heute die Ära Rummenigge-Hoeneß so richtig zu Ende geht. Egal, was am 34. Spieltag passiert, der Verein wird sich danach gleich noch mal neu erfinden müssen.
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