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Dortmund darf Paris Brunner nicht verlieren

Er ist U17-Weltmeister, aber durfte beim BVB noch kein Bundesliga-Spiel absolvieren. Ein neues Beispiel, warum Deutschland Nachwuchssorgen hat

Er will doch nur spielen: Paris Brunner beim BVB. Foto: Imago / Kirchner-Media
Er will doch nur spielen: Paris Brunner beim BVB. Foto: Imago / Kirchner-Media

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Die Bundesliga und ihre Jugendarbeit - ein leidiges Thema. Paris Brunner ist 18 Jahre alt und wurde im Dezember, wir erinnern uns, U17-Weltmeister. Wir alle waren uns einig: Da wächst ein deutscher Fußballstar heran.

Ein Jahr später die Ernüchterung. Paris Brunner, der Junioren-Weltmeister, hat noch immer keinen einzigen Bundesliga-Einsatz im Angriff seines Vereins Borussia Dortmund absolvieren dürfen. Das hatte man ihm anders angekündigt.

Schlimmer noch: Als er jetzt Ansprüche auf eine dauerhafte Teilnahme am Training des Profikaders anmeldete, wollte man ihm diese Garantie nicht geben. Der Grund ist simpel: Die Gruppe ist zu groß.

Also wird Paris Brunner wohl tun, was ambitionierte Nachwuchsleute tun müssen: sich einen neuen Verein suchen. Die Sport Bild will erfahren haben, dass AS Monaco ihn gerne ausleihen würde. Bundesliga, adieu!

Einerseits kann man BVB-Trainer Nuri Sahin verstehen: Er muss seinen Kader auf Königsklasse trimmen. Für Jugendbetreuung bleibt keine Zeit. Sein Arbeitsplatz hängt von den Ergebnissen ab - nicht von Paris Brunner.

Andererseits erleben wir an Paris Brunner, warum wir im deutschen Fußball Nachwuchssorgen haben. Auch Youssoufa Moukoko kam mit hohen Erwartungen aus der BVB-Jugend zu den Profis - und ist heute Bankdrücker.

Der Ergebnisdruck, nennen wir ihn mal so, zieht einen tiefen Graben zwischen NLZ (Nachwuchsleistungszentrum) und Profikader. Die zweite Mannschaft, beim BVB immerhin 3. Liga, kann die Brücke schwerlich bilden.

Denn so ein Jungstar träumt beim BVB von Heimspielen im Signal Iduna Park und von Auswärtsfahrten zu Bayern München und VfB Stuttgart. Nicht vom Stadion Rote Erde und von Erzgebirge Aue und SV Sandhausen.

Es ist ein schwacher Trost, dass Borussia Dortmund nicht alleine mit dem Problem dasteht. Alle Bundesligisten müssen die Balance zwischen Resultat und Reserve finden. Bei der Lösung hilft vielleicht der Blick in die USA.

Die Profiklubs unterhalten Farm Teams, wo Eigengewächse den letzten Schliff bekommen, bevor sie das Zeug für die ganz große Bühne mitbringen. Der FC Bayern hat das damals in ähnlicher Form bei Toni Kroos so gehandelt.

Man schickte das Talent zum Sonderunterricht bei Trainer Jupp Heynckes in Leverkusen. Dort bekam er Spielzeit und Selbstbewusstsein. Als er zurückkam, gewann er (übrigens mit demselben Heynckes) 2013 die Champions League.

Der Fehler seinerzeit war: Bayern München wollte dem Jungen nicht das Geld zahlen, das er sich inzwischen verdient hatte. Also ging er zu Real Madrid, holte Henkeltöpfe en masse und stieg zum Weltstar auf. Für nur 25 Mio. Euro Ablöse.

Das darf Borussia Dortmund bei seinem Stürmer Paris Brunner nicht passieren. Keine Ahnung, ob er irgendwann das Kroos-Level erreicht. Aber es wäre schade, wenn er an der Côte d’Azur sein Talent verschleudern würde.

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