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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Ich habe gestern gelesen, dass die Private-Equity-Gesellschaft 777 Partners aus Miami "ein weltweites Fußball-Imperium aufbauen" möchte. Klingt ambitioniert und fabelhaft. Dass die logische Fortsetzung dieses Gedankengangs ausgerechnet "Hertha BSC" lautet und ein paar 100 Millionen Euro erfordert, die in den Klub investiert werden, klingt wiederum ein bisschen komisch. Hertha? Imperium? Merke: Wenn ich ein Drei-Sterne-Restaurant aufbauen möchte, kaufe ich nicht erst mal einen Laster abgelaufener Tiefkühl-Currywurst.
Aber sei's drum, vielleicht irre ich mich; ich bin kein Großinvestor und habe auch noch nie versucht, ein Fußball-Imperium aufzubauen.
Man muss den Berlinern eines zugute halten. So eigenartig und verrückt das Projekt Hertha BSC in den vergangenen Jahren unter den Herren Windhorst, Klinsmann, Bobic, Bernstein verlaufen ist: Unterhaltsam war's allemal und ist es noch. Gäbe es im Fußball Punkte für Kurswechsel, steckte der Big-City-Club (man darf das Wort nicht mehr sagen, ich tu's trotzdem) nicht im Abstiegskampf, er würde heute Abend womöglich statt RB Leipzig gegen Manchester City spielen.
Einen zahlungskräftigen Dienstag wünscht
Alex Steudel
(der weiterhin Pit Gottschalk vertritt, der im Urlaub ist)
Ein Wunder bei ManCity? RB Leipzig furchtlos gegen Haaland & Co.
Von Florian Krebl und Emanuel Reinke
Als Marco Rose seine Spieler auf dem Rasen des Etihad-Stadions zusammentrommelte, machte der englische Dauerregen eine kurze Pause. Energisch und gestenreich schwor der Trainer von RB Leipzig sein Team beim Abschlusstraining auf den Europapokal-Showdown gegen Erling Haaland und Co. ein. Beim millionenschweren Star-Ensemble von Manchester City lebt der Traum von der ganz großen Überraschung.
"Wir wollen gewinnen und weiterkommen", befand auch Leipzigs Sport-Geschäftsführer Max Eberl im Sport1-Doppelpass vor dem heiß erwarteten Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League: "Wir sind nicht so, dass wir sagen: Das ist unmöglich."
Auf dem Papier lesen sich die Chancen auf den zweiten Viertelfinal-Einzug in der Klubgeschichte heute mehr als ordentlich, im Hinspiel hatte RB dem englischen Meister ein 1:1 abgetrotzt. "Das ist ein Knockout-Spiel. Es steht 0:0 sozusagen", freute sich Leipzigs Emil Forsberg und sprach wie sein Sportchef davon, dass ein Sieg in Manchester "keine Unmöglichkeit" sei.
Um den vor Qualität übersprudelnden City-Kader um Top-Stürmer Haaland (34 Tore in 35 Pflichtspielen) aufzuhalten, wird sich RB vor allem die erste Hälfte des ersten Duells noch einmal genau anschauen, als City die Sachsen nach Belieben dominiert hatte und RB kaum an den Ball gekommen war.
"Mutiger" müsse sein Team auftreten, so Benjamin Henrichs, der zugab: "Wenn wir nochmal so spielen wie in der ersten Halbzeit gegen City, dann haben wir keine Chance." Rose forderte: "Wir brauchen eine gute Balance, viel Vertrauen. Und unser bestes Spiel in dieser Saison würde auch gut passen."

Helfen könnte auch, dass City in dieser Saison durchaus wackelt. Fünf Punkte liegt die Mannschaft von Teammanager Pep Guardiola in der Premier League hinter Tabellenführer FC Arsenal. Nicht nur deswegen wäre ein Aus in der Champions League ein schwerer Schlag. Der Druck, den Henkelpott endlich zu gewinnen, lastet eine gefühlte Ewigkeit auf dem großzügig aus den Vereinigten Arabischen Emiraten alimentierten Großklub.
Und dann wäre da noch die Debatte um Haaland, welche die Insel aktuell beschäftigt. Trotz seiner aberwitzig vielen Tore wird der Norweger immer wieder kritisiert. Dabei geht es vor allem um die Einbindung des klassischen Strafraumstürmers Haaland in das gemeinhin ballbesitzorientierte Offensivsystem Citys. Rose, der Haaland einst selbst trainierte, kann dies nicht verstehen.
"Wenn ihr ihn nicht wollt, schickt ihn zu mir. Ich nehme ihn. Sogar für die letzten zehn Spiele. Danach könnt ihr ihn wiederhaben", scherzte Rose und führte aus:""Er hat 28 Tore in 26 Ligaspielen geschossen. Wenn man diese Tore wegnimmt, weiß ich nicht, wo City in der Liga stehen würde. Ich weiß nicht, worüber wir reden", kommentierte Rose, der anmerkte, dass City für ihn mit Haaland "kompletter" sei. Nur am Dienstag soll Haaland, so es denn nach Rose geht, den Beweis noch nicht antreten.
Florian Krebl und Emanuel Reinke sind SID-Redakteure.
City of Manchester Stadium 🏟️#MCIRBL #UCL pic.twitter.com/TdVQNXHkRR
— RB Leipzig (@RBLeipzig) March 13, 2023
Champions League heute im Fernsehen
20.15 Uhr, SPORT1: Fantalk
21 Uhr, Amazon Prime: Manchester City - RB Leipzig
21 Uhr, DAZN: FC Porto - Inter Mailand


Köln: Baumgart-Kult reicht nicht
Von Tobias Holtkamp
Der 1. FC Köln lebte in den vergangenen knapp zwei Jahren sehr von der sagenhaften Energie, die Steffen Baumgart mit in den Verein und vor allem die erste Mannschaft gebracht hat. Seit Sommer 2021, als Baumgart übernahm, gilt Köln für viele Experten als die größte Bundesliga-Überraschung. Einen durchschnittlichen Spielerkader peitschte der offenbar nie ruhebedürftige Baumgart regelmäßig an seine Leistungsgrenze. Eigentlich sogar darüber.
Gerade noch in der Abstiegsrelegation stehend, führte Baumgart die Kölner direkt auf Platz sieben - und damit in den Europapokal. Er wurde bundesweit zum Kult-Coach, bekam einen eigenen Party-Schlager, wird für coole und kurze Ärmel gefeiert, und seine Schiebermütze mit der eigenen Nummer war über Wochen ausverkauft.
Auch am Anfang der aktuellen Saison ging der Hype weiter. Baumgarts Mannschaft machte es jedem Gegner wahnsinnig schwer, gegen sie zu bestehen. Immer Vollgas, immer drauf. Rückwärtsgang? Keine Option. Erst am 6. Spieltag gab es die erste Niederlage (0:1 gegen Union). Danach schlugen die Kölner noch den BVB, doch die kräftezehrende Spielweise machte sich im Herbst immer häufiger bemerkbar.
Plötzlich Abstiegs-Angst? - So gefährlich wird's wirklich für Köln! https://t.co/Ij6BLxqFt4 #fcköln #köln #effzeh
— BILD 1. FC Köln (@BILD_FC) March 13, 2023
Auch der beste Torschütze der Vorsaison fehlte mehr und mehr. Der Verein hatte Anthony Modeste am ersten Spieltag für fünf Millionen Euro nach Dortmund verkauft. Die WM-Pause im November kam, nach drei Niederlagen in Folge, wie ein Rettungsanker. Höchste Dringlichkeitsstufe. Der Patient wirkte komplett platt.
Doch es ist nicht viel besser geworden. Im Gegenteil. Steffen Baumgart steht in diesem Frühjahr - das zeigt der Blick auf die Tabelle genauso wie der aufs Spielfeld - vor seinen anstrengendsten Wochen in Köln. Seit vier Spielen ist der Geißbock-Klub schon ohne eigenes Tor. Tiefpunkt war zuletzt das 0:2 gegen Bochum. Den Tabellenletzten, im eigenen Stadion.
Der Unmut im Umfeld, bei Fans und lokalen Berichterstattern wächst fast täglich. Der FC ist wie die Kölner Nationalmannschaft, die Identifikation ist riesig. Das bringt maximale Begeisterung, wenn die Mannschaft gewinnt, aber eben auch echte Trauer, Unverständnis und Wut, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie in den Augen der Anhänger könnten. Das ist dann fast persönliche Enttäuschung.

Genau diese Situation könnte jetzt gefährlich werden für Mannschaft und Trainer. Denn gerade Baumgart, der Mr. Dauerfeuer, ist im Verein nicht unbedingt für seine pädagogische Ader bekannt. „Kult bringt keine Punkte“, kommentierte Samstag ein Fan bei Instagram. Binsenweisheit, klar, und doch bringt es die Stimmung am Rhein gerade ganz gut auf den Punkt. Zumindest die Sicht von außen.
Ob Baumgart die leisen Töne kann, um enttäuschte Spieler - viele unerfahren - behutsam wieder aufzubauen, selbst bei weiteren Nackenschläge, wird das letzte Saisondrittel zeigen. Nacheinander heißen die Gegner jetzt Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr) und Mönchengladbach (2. April). Zwei XL-Aufgaben, auch emotional.
Das Polster, sieben Punkte auf einen Abstiegsplatz, ist noch gut in Köln. Aber die Tendenz, und das ist das große „Achtung“, die ist leider schlecht. Kult hin oder her.
Was sonst so los ist
Hertha kann mit 100 Millionen Euro rechnen.#Hertha #HerthaBSC #hahohe #Wander #Bernstein #Bobichttps://t.co/DoNe1BxLJP
— Transfermarkt (@Transfermarkt) March 13, 2023





