Die Macht der Spieler: Sogar Uli Hoeneß muss einknicken

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Wer meinte, dass Uli Hoeneß in den Vorruhestand geht, sieht sich gewaltig getäuscht. Unter der Woche hat sich der scheidende Bayern-Präsident von Sport1-Reporter Stefan Kumberger die Telefonnummer geben lassen, um notfalls beim "Doppelpass" am Sonntagmorgen anrufen und sich persönlich beschweren zu können. Das tat er dann auch - Hoeneß legte gleich kräftig los und schüttelte die Gesprächsrunde im Hilton-Hotel am Münchner Flughafen kräftig durch. Vordergründig ging's um Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Man darf also davon ausgehen, dass Uli Hoeneß weiterhin ein gesteigertes Sendungsbewusstsein hat, was seinen FC Bayern angeht. Er will die Dinge nicht nur in guten Händen wissen (bei Herbert Hainer und Oliver Kahn), sondern auch in seinem Sinne verstanden. Die öffentliche Wahrnehmung seines Vereins ist ihm wichtig. Die Fußballwelt darf deshalb aufatmen: Die Abteilung Attacke geht der Bundesliga nicht verloren, wenn Uli Hoeneß auf der Mitgliederversammlung am Freitag abtritt.

Einen kommunikativen Montag wünscht

Pit Gottschalk

Die Macht der Spieler: Sogar Hoeneß muss einknicken

Uli Hoeneß: Er kann einfach nicht anders

Verrückte Bundesliga: Trotz des überzeugenden 4:0 seiner Bayern im Giganten-Duell gegen Borussia Dortmund rief der Noch-Präsident am Sonntag aus Wut über Kritik an seinem Sportdirektor Hasan Salihamidzic im Sport1-Doppelpass an. Dabei redet Hoeneß komplett am ursächlichen Problem des FC Bayern vorbei.

Von Pit Gottschalk

Inzwischen macht Uli Hoeneß kein Geheimnis mehr daraus. Als die Spieler beim FC Bayern ihren Unmut über Niko Kovac nicht mehr verbergen konnten, habe man in der Vereinsführung reagieren müssen, sagte der Präsident am Samstag. Der Trainer flog raus.

Schon vor zwei Jahren meinten die Bayern-Bosse, dass es keine Alternative zur Entlassung von Carlo Ancelotti als Trainer gibt. Fünf Spieler seien gegen ihn gewesen, so Hoeneß damals. Wie bei Kovac: das Aus nach nicht einmal anderthalb Jahren.

So wünscht sich das jeder Arbeitnehmer: Wenn der Chef nervt, unpopuläre Entscheidungen trifft oder die Leistungen im Team anders als man selbst beurteilt - weg mit ihm! Der Nachfolger wird vielleicht fügsamer sein. Zumindest: weniger fordernd.

Das waren die Gegner von Niko Kovac bei Bayern

Uli Hoeneß: Eine Reihe an Spielern soll den Rauswurf des Ex-Trainers mitverantwortet haben.

Alle Welt konnte beim 4:0 des FC Bayern gegen den ständigen Rivalen Borussia Dortmund sehen, wozu die Mannschaft spielerisch und läuferisch in der Lage ist. Damit ist die Frage beantwortet, ob der Kader schlecht oder die Spieler nicht fit waren. Antwort: nein.

Unweigerlich stellte man die zweite Frage: Warum spielten sie dann nicht so unter Kovac? Interimstrainer Hansi Flick hat ja in den wenigen Tagen nicht durch Handauflegen oder taktische Kabinettstücken das Fußballspielen in München neu erfunden.

Man muss es so sagen: Die Spieler wollten unter Kovac keine Top-Leistungen zeigen, als dem Trainer das Wasser bis zum Hals stand, sie wussten ja: Am Ende lösen Uli Hoeneß als Präsident und Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandschef jedes Problem pragmatisch.

Machtspiel in der Kabine verloren

Niko Kovac hat es nicht geschafft, seine Spieler zu begeistern. Und wieder wird beklagt, die Spieler hätten zu viel Macht.

Es war schon immer so, dass der Trainer das schwächste Glied innerhalb der Verkettung in einem Fußballklub ist. Eine Vereinsführung kann den einen Mann kostengünstiger ablösen als die komplette Mannschaft, wenn es nicht läuft. Und doch wiegt dieser Fall schwer.

Wenn nicht einmal der Branchenprimus mit seinen Schwergewichten in der Lage ist, die Macht seiner Profispieler einzuschränken und an die Gegenleistung für das Millionengehalt nachhaltig zu erinnern, wie sollen das die kleinen Vereine?

Der Spieler kennen immer einen Verein, der notfalls ein bisschen mehr zahlt. Beim FC Bayern hingegen findet man allenfalls international einen Arbeitgeber, der besser ist. Da könnte man meinen, dass die Bayern-Bosse etwas selbstbewusster handeln könnten.

"Missverständnis mit Arsène Wenger"

Karl-Heinz Rummenigge hat sich für die offensichtlich missglückte Kommunikation beim Star-Trainer entschuldigt.

In seiner wirklich sehr guten Klose-Biografie erzählt Autor Ronald Reng die zehn Jahre alte Geschichte, wie Uli Hoeneß seine Bayern mit einer Sonderprämie von einhundert Riesen zur Höchstleistung in der Champions League anstachelte (4:1 bei Juventus Turin).

Im ersten Moment liest sich die Anekdote wie eine Schmonzette. Im zweiten Moment macht das Wissen, dass Millionäre in kurzen Hosen nur mit Sonderprämien zu motivieren sind, das verkorkste Halbjahr in der Königsklasse zu retten, einfach nur traurig.

Übers Wochenende verloren Sandro Schwarz bei Mainz 05 und Achim Beierlorzer beim 1. FC Köln ihren Job in der Bundesliga. Man muss sich keine Sorgen machen, beide Trainer fallen weich. Aber vielleicht lag’s ja gar nicht an ihnen.

Hier im Video: der Hoeneß Anruf bei Thomas Helmer in der Doppelpass-Sendung

"Abteilung Attacke wieder ausfahren"

Noch-Präsident Uli Hoeneß (67) hat weitere Telefon-Aktionen für die Zeit nach seiner Präsidentschaft beim FC Bayern angekündigt.

Die wahren Verlierer im Top-Spiel

Von Sönke Kranz

Samstagabend, Topspiel der Bundesliga und Zigtausende von Sky-Kunden schauen auf einen toten Livestream mit diversen Fehlermeldungen. Fußballfans, die sich angefixt durch massive Werbekampagnen auf die Live-Übertragung eines lange nicht mehr so spannenden Schlagabtauschs zwischen den Bayern München und Borussia Dortmund gefreut hatten, ließen ihrer Wut auf den diversen Kanälen freien Lauf.

Nicht der BVB war der Verlierer des Abends. Oder Sky, das noch lange damit zu tun haben wird, die Folgen des Shitstorms von seinem Image zu kratzen. Verlierer ist die gesamte Bundesliga und wir alle, die Fans, die an diesem Abend brutal begriffen haben, welche Folgen Exklusivität von Fußballrechten in der Hand von inkompetenten Streaminganbietern hat.

Dieser Supergau für Fußball-Liebhaber ist kein Einzelfall. Der immer wiederkehrende Frust mit schlechten Livestreams, Fehlermeldungen und nicht erreichbaren Kundenservices sind Grund genug darüber nachzudenken, welche Rolle der zahlende Fan bei der Vergabe der Fußballrechte durch die DFL eigentlich noch spielt.

Ich selber bin inzwischen notgedrungen Kunde von diversen Streaminganbietern, um zumindest einen Teil der Saison-Höhepunkte schauen zu können, und zahle pro Jahr erhebliche Summen für Tagestickets, Monatsabos usw. Und ja, in der Vergangenheit gab es auch bei der Konkurrenz von DAZN oder Eurosport ärgerliche Technikprobleme, auch wenn man kein Verständnis dafür haben kann, dass ein erfahrener Anbieter wie Sky nach so massiver Bewerbung nicht mit Millionen Usern im Livestream gerechnet hat.

Der Unterschied zwischen dem Pay TV-Dinosaurier aus Unterföhring und den neuen Playern am Markt: Online-Unternehmen haben verstanden, dass der User direkt über ihren Erfolg und Misserfolg entscheidet, sie stellen seine Zufriedenheit in den Mittelpunkt, sind bei Fehlern erreichbar und reagieren mit Empathie, Entschädigungen, ständigen Verbesserungen und einer steilen Lernkurve.

Wenn die DFL den zahlenden Fan noch irgendwie ernst nimmt, wäre es an der Zeit sich heute nachdrücklich und öffentlich dafür einzusetzen, dass die Rechteinhaber ihre Pflichten erfüllen. Und in der nächsten Rechterunde messbare Vergabekriterien einzuführen, die bewerten, wie ernst ein Anbieter das Interesse der Fans nimmt und welchen Service er anbietet. Rechteinhaber und Streamingdienste sind austauschbare Plattformen, die nur dazu dienen, die Ware Profifußball meistbietend an den Fan zu bringen. Diese Machtposition der DFL im Sinne der Fans zu nutzen wäre zumindest ein kleiner positiver Impuls dieses Topspiel-Supergaus vom Samstag.

Sönke Kranz ist Fever Pit'ch Leser und schrieb uns diesen Gastkommentar. Er kennt das TV-Geschäft. Er hat bei ProSiebenSat.1 unter anderem das Comeback von ran.de 2008 bis 2010 verantwortet - mit den ersten Fußball-Livestreamings überhaupt zum Uefa-Cup und zur Champions League.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, Sky: 2. Liga, Karlsruher SC – Erzgebirge Aue

Der Skandal von Freiburg

SC Freiburg: Trainer Streich zu Boden gestreckt

Frankfurt-Kapitän David Abraham haut den SC-Trainer Christian Streich in der Coaching Zone um, kassiert dafür die Rote Karte – und die Eintracht verliert 0:1.

Das sagt David Abraham

Übeltäter David Abraham erklärt sich nach seinem Platzverweis, Trainer Streich gibt sich versöhnlich.

Das sagt Christian Streich

Der Freiburger Trainer betont lässig: "Runterfahren, nicht dumm schwätzen hinterher. Es war ein enges Spiel."

Christian Streich (Trainer SC Freiburg) ...

... zur Frage, wie er den Check von David Abraham erlebt hat: „Der Ball ist schnell rausgekommen, ich habe einfach dort gestanden. Abraham ist ein extrem emotionaler Spieler ist. Er rennt mich einfach über den Haufen. Fußball ist ein Kampfsport. Das war jetzt an der falschen Stelle. Aber runterfahren, fertig und nicht dumm reden. Es war ein enges Spiel, sehr umkämpft und wir waren die Glücklicheren.“

... zur Frage, warum Abraham so emotional reagiert hat: „Beruhigen konnte man ihn nicht mehr, er war ja mit Vollgas unterwegs. Er wollte den Ball. Ich bin nicht zuständig, das Spiel schnell zu machen. Da sind ihm die Sicherungen durchgebrannt, weil er das Spiel gewinnen wollte. Das ist alles.“

... zur Frage, ob die Schulter in Ordnung ist: „Es ist alles okay. Kurz vorher habe ich probiert, mich anzuspannen. Ich habe ja mal selber gekickt. Aber er hat mich einfach umgehauen. Aber klar, mit 54 kannst du auch nur von so einem jungen Büffel umgerannt werden. Da kann man das nicht mehr halten.“

Was sonst noch so los ist

1. FC Köln: Wer tut sich die Beierlorzer-Nachfolger an?

Bruno Labbadia hat dem 1. FC Köln laut Frank Aehlig abgesagt. Schon werden die nächsten Namen gehandelt: Tayfun Korkut und Pal Dardai.

Mainz 05 trennt sich von Sandro Schwarz

Nach der 2:3-Niederlage gegen Union Berlin hat sich Mainz 05 von Trainer Sandro Schwarz getrennt.

Eiskalte Gladbacher bleiben ganz oben

Es kann nur eine Borussia geben: Durch ein 3:1 gegen Bremen erhöhen die Fohlen den Abstand zu RB Leipzig auf vier Punkte.

El Konzernico: Bayer stürzt Wölfe ins Mittelmaß

Leverkusen hat gerade einen Lauf: Nach dem Sieg gegen Atlético muss auch der VfL dran glauben – Führungstreffer umstritten.

Reus sagt Löw für Länderspiele ab

Der Dortmunder Kapitän hat dem Bundestrainer mitgeteilt, dass er für die EM-Quali gegen Weißrussland und Nordirland ausfällt.

Gnadenfrist für Ante Covic bis Weihnachten

Unruhige Mitgliederversammlung bei Hertha BSC: Manager  Preetz nimmt den Trainer des Liga-12. in die Pflicht.

Ein bisschen Mauerfall

Eine drittklassige Ost-West-Begegnung am 9. November. Wie die Taz einen Rückfall in die Kurve von 1860 München erlebt hat.

Giganten-Duell in England

FC Liverpool schickt Manchester City mit 3:1 nach Hause

Bereits nach 13 Minuten führte Liverpool mit zwei Toren gegen Manchester City. Der Sieg im temporeichen Duell könnte bereits ein großer Schritt im Titelkampf sein. Trainer Guardiola empörte sich über den Schiedsrichter. Nützt nur nicht. Liverpool und Trainer Jürgen Klopp haben jetzt acht Punkte Vorsprung in der Premier League.

Pep Guardiola außer sich: Das war Hand!

Während Manchester Citys Trainer Elfmeter reklamierte, konterte Liverpool seelenruhig und traf zur Führung.

Der BVB muss in die Werkstatt

Von Alex Steudel

Wäre die erste Mannschaft von Borussia Dortmund ein Dieselfahrzeug, müsste sie jetzt sofort in die Werkstatt zurückgerufen werden. Die Laufleistung schwankt stark, und die Spieler stoßen unterschiedliche hohe Mengen an CO2 aus. Am Dienstag waren es Tonnen davon, am Samstag lief der BVB dann plötzlich vollkommen emissionsfrei.

Ihr seht an diesem Einstieg: Dortmund ist der Horror für jeden Sportjournalisten. Wie soll man die noch kommentieren? Es ist, als wären zwei Mannschaften und drei Trainer am Start. Kommentierst du über links, kommen sie über rechts, heute ist alles super, und morgen kicken sie wie der Hamburger SV.

Entschuldigung, dieser infame Vergleich stammt ausnahmsweise nicht exklusiv von mir, er stand gestern so in der Überschrift eines Artikels auf "Zeit Online".

Spielt der HSV jetzt in Schwarz-Gelb?

Die Dortmunder Bilanz hat schon fast Hamburger Dimensionen – der HSV verlor seine Spiele in München 0:7, 0:5, 2:9 oder 0:8.

Damit ist Dortmund Neueinsteiger in die Top 3 der lustigsten Fußball-Institutionen Deutschlands – der BVB schießt nach dem gefühlten 0:100 in München direkt von null auf Platz zwei und schiebt sich zwischen den HSV und Hasan Salihamidzic.

Über Brazzo kann ich ja locker weiterspotten, weil sich Uli Hoeneß nicht in meine Kolumne zuschalten lassen kann. Per Telefon hat er das gestern im Doppelpass auf Sport1 getan, um sich dann sehr lauthals darüber zu beklagen, dass in der Runde alle dauernd über den armen Brazzo herziehen.

"Gleiche Geschichte wie in der Vorsaison"

Axel Witsel, eigentlich vom BVB als Leader verpflichtet, steckt derzeit wie so viele Borussen in einer Formkrise.

Dabei sei der Brazzo, sagte Hoeneß, der wichtigste Mann in Sachen Transfers beim FC Bayern. Da staunte die Runde.

Heute Abend in der Aufsichtsratssitzung des FC Bayern soll der Bosnier ja sogar per Ritterschlag zum Sportvorstand beim Rekordmeister erhoben werden. Und mit dieser unschlagbaren Pointe endet meine Kolumne. Witziger krieg' ich es nämlich nicht hin.

Versteht Lucien Favre die BVB-DNA nicht?

Borussia Dortmund hat nur zwei Punkte Rückstand auf Bayern München. Aber was kann jetzt noch Hoffnung machen?

Alle mal herschauen!

Deutsche Frauen gewinnen Wembley – vor 80.000 Zuschauern

Die DFB-Auswahl hat ein Freundschaftsspiel gegen England gewonnen – das Besondere daran: Beim 2:1 war das Wembley-Stadion in London ausverkauft.