Die beste Liga aller Zweiten!

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

VfL Bochum und Greuther Fürth in der Bundesliga, Schalke 04 und Werder Bremen in der 2. Liga: Mein Weltbild, was die Leistungsstärke sogenannter Traditionsvereine betrifft, ist heftig ins Wanken geraten.

Wenn ich als Hamburger künftig Erstliga-Fußball sehen will, muss ich mindestens 175 km fahren. Sogar mehr Kilometer, wenn der Zug nicht in Wolfsburg hält. (Und weniger, wenn Holstein Kiel doch noch aufsteigt.)

Aber bei dieser 2. Liga muss ich ja gar nicht reisen. Die 2. Liga ist in der kommenden Saison (Start 23. Juli) so prominent besetzt, dass sogar Alex Steudel heute anerkennend ein Interesse am Unterhaus bekundet.

Wir bei Sport1 dürfen uns freuen. In der kommenden Zweitliga-Saison zeigen wir jeden Samstagabend das Top-Spiel live im FreeTV. Das werden vom Namen her Knaller-Duelle. Oder wie ich immer sage: gefühlt erste Liga.

Mit diesem Gefühl verabschieden wir uns in eine kurze Pause. Rechtzeitig vor der Europameisterschaft kehren wir mit Fever Pit'ch zurück ins Mailfach eures Vertrauens und danken unseren 25.000 Abonnenten für alles.

Einen sommerlichen Dienstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Die beste Liga aller Zweiten!

Die bayerische Queen

Selbstverständlich haben die Bayern den Meistertitel gewonnen, zwei Ur-Vereine müssen dagegen absteigen. Die Erosion der Liga geht rasant weiter.

Von Alex Steudel

In der privaten Bundesliga-Tippspielgruppe, deren Mitglied ich seit einigen Jahren bin, stehen historisch einmalige Veränderungen an: Wir nehmen zwei Top-Spiele aus der zweiten Liga mit auf den Zettel. Es gilt also ab Sommer, die Ergebnisse von elf statt bisher neun Partien vorauszusagen. Das ist Revolution. Wir reagieren damit auf die neue Super Zweite League.

Viele freuen sich auf sie. Im sogenannten Unterhaus spielen künftig namhaftere Vereine als im Oberhaus. Schalke 04, Hamburger SV, Hannover 96, FC St. Pauli, Werder Bremen, Hansa Rostock, Karlsruher SC, 1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf, Dynamo Dresden und womöglich der 1. FC Köln – nie hat der Begriff Unterhaus besser gepasst als jetzt. In der englischen Politik, wo er herkommt, ist nämlich das Unterhaus viel wichtiger als das Oberhaus, in dem lauter alte Säcke sitzen, die nichts geregelt kriegen.

Ich habe kürzlich gelesen, dass sich immer mehr Menschen vom Spitzenfußball abwenden, weil sie ihn zu kommerziell finden. Da kommt die neue zweite Liga genau richtig. Nirgends ist Kommerz unwichtiger als hier. Geld ist nur dazu da, um ausgegeben zu werden. Ohne Aussicht auf Profit. Schalke und der HSV haben zum Beispiel zusammen 300 Millionen Euro Schulden. Sie sind wie Monopoly-Spieler, die nur die Bad- und die Turmstraße besitzen, sich aber ständig in der Schloßallee rumtreiben und aus Freude am Spiel trotzdem einfach immer weitermachen wollen.

Das ist alles so sympathisch. Urtümlich. Die Scheichs der zweiten Liga besitzen Speditionen, stellen Heftpflaster her, sie bauen Hörgeräte oder sind benachbarte Bauunternehmer. Klubs wie der FC St. Pauli müssen ihre Trikots sogar noch selbst zusammennähen.

Wer es besonders authentisch haben möchte, sollte vielleicht zum Saisonstart einen Röhrenfernseher ohne Fernbedienung kaufen. Die meisten Zweitligateams hatten ihre beste Zeit, als das TV-Gerät sie auch hatte.

Ich freue mich auf die beste Liga aller Zweiten, obwohl ich mich kritisch über die Qualität der dort angebotenen Ware geäußert habe. Wer sich von Kombinationsfußball abwenden möchte, ist jedenfalls gut aufgehoben. In Liga zwei erreicht der Ball selten den Mitspieler. Und wenn, dann auf Schienbeinhöhe. Hier gibt's nur Tiki, nie Taka. Nirgends wird die Formulierung "Den Ball in den freien Raum spielen" wörtlicher genommen. Es ist Fußball pur.

Aber die Paarungen haben es in sich. Von 23. Juli an laufen gefühlte 200 gewonnene Deutsche Meisterschaften gegeneinander auf. Das Top-Spiel der Woche wird im völlig frei empfangbaren Fernsehen übertragen – jeden Samstag um 20.30 Uhr auf Sport1. Gleich nach dem Samstagabendspiel der ersten Liga übrigens. Also zum Beispiel Mainz 05 gegen Greuther, oder wie die Stadt heißt.

Was die Machtverschiebung von Liga eins nach zwei noch mit sich bringt: Meine Wahlheimat Hamburg ist jetzt wieder Fußballhauptstadt. Ich habe künftig drei Super-Zweit-Leagueisten direkt vor der Haustür. Spielt der FC St. Pauli gegen den HSV, höre ich das Lachen der Heimfans auf meinem Balkon. Nach einem Spielbesuch in Bremen bin ich mit dem Auto schon zu Hause, wenn der durchschnittliche Erstliga-Fan noch in der Tiefgarage seiner Multifunktionsarena sitzt und Werbebroschüren von den Scheibenwischern kratzt.

Wer weiß, vielleicht haben wir nächste Saison sogar vier Klubs im Portfolio. Holstein Kiel muss dazu nur Köln in der Relegation besiegen. Das Fußballungsgebiet Hamburg hätte dann mehr Zweitligisten als Bayern München und der FC Dubai zusammen.

Steudel-Kolumnen gibt es auch als Taschenbuch und eBook: Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

Holstein Kiel in der Relegation: Die Logik außer Kraft setzen

Holstein Kiel verpasst den direkten Bundesliga-Aufstieg. Viel Zeit bleibt nicht, um sich für die Relegation gegen den 1. FC Köln aufzurichten.

Demnächst im Fernsehen

Relegation und EM: Diese TV-Abos braucht man im Fußballsommer

Die Bundesliga-Saison 2020/21 ist beendet. In der Relegation werden jetzt noch die letzten Auf- und Absteiger ermittelt. Außerdem stehen das Finale der Champions League, die EM und die Olympischen Spiele an. Der Sportbuzzer erklärt, wo man welche Spiele sieht und welche Abos man braucht.

Niemals geht man so ganz

Abstieg von Werder Bremen in die 2. Liga: Selbst schuld!

Werder Bremen steigt zum zweiten Mal aus der Bundesliga ab. Es ist nach dem Festhalten an Florian Kohfeldt ein Absturz mit Ansage. Ein Kommentar von Sport1-Redakteur Jonas Nohe.

Klar, hinterher ist man immer schlauer.

Aber so bitter es auch ist, für alle Bremer Fans genauso wie für die vielen Fußballromantiker, die die Hanseaten gerne weiter in der Bundesliga gesehen hätten: Werder hat sich diesen Abstieg selbst zuzuschreiben. (Chaoten randalieren nach Werder-Abstieg)

Viel zu lange haben die Verantwortlichen an Trainer Florian Kohfeldt festgehalten. Vielleicht sogar ein ganzes Jahr zu lange.

Erinnern wir uns zurück: Durch ein spektakuläres 6:1 gegen den 1. FC Köln rettete sich Bremen schon in der Vorsaison erst am letzten Spieltag in die Relegation, zog gerade noch so an Fortuna Düsseldorf vorbei.

Alles andere als spektakulär gelang in den Entscheidungsspielen gegen den 1. FC Heidenheim dann tatsächlich der Klassenerhalt: nach einem 0:0 zu Hause und einem 2:2 beim Zweitliga-Dritten - dank der Auswärtstorregel.

Einfach mal nach Stuttgart schauen

Werder ist nun Opfer jenes Strudels geworden, der auch schon Schalke 04 nach unten gerissen hat. Ein wenig Trost spendet immerhin der VfB Stuttgart.

Schon damals mehrten sich die Anzeichen, dass Kohfeldt womöglich nicht der Trainer der Zukunft sein würde. Bei Werder wollte sie offenbar nur keiner wahrhaben.

Dabei gab es für die treuen Fans, die ihre Mannschaft vor Corona-Zeiten des Öfteren über Wasser hielten (letzter Spieltag 2015/16!), in den vergangenen Jahren an der Weser insgesamt wenig Spektakuläres zu sehen.

Auf dem Rasen ließen die einst für ihre begeisternde Spielweise gefeierten Grün-Weißen schon lange jegliche fußballerische Identität und Konstanz vermissen.

Ein Beispiel: Nur zwei Mal gelangen in den vergangenen beiden Spielzeiten zwei Bundesliga-Siege am Stück. Am 3. und 4. Spieltag der Saison 2019/20 sowie am 2. und 3. Spieltag der Abstiegssaison.

Er bleibt, aber: Hickhack um Frank Baumann

Den Rückhalt vieler Fans hat Manager Frank Baumann durch Werders Abstieg längst verloren. Der Aufsichtsrat ist sich aber noch uneinig.

Und trotzdem hielten Sport-Geschäftsführer Frank Baumann und Co. immer weiter an Kohfeldt fest. Nach dem erzitterten Klassenerhalt im Juli 2020. Nach neun sieglosen Spielen im Spätjahr 2020. Und sogar nach sieben Liga-Niederlagen in Folge (!) ab Mitte März 2021.

Dass Werder beim unglücklichen 1:2 nach Verlängerung im Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig einen guten Eindruck hinterließ und anschließend ein 0:0 gegen biedere Leverkusener ergatterte, zögerte die längst überfällige Entscheidung weiter hinaus.

Dabei hatte es die Konkurrenz - die hoffnungslos verlorenen Schalker einmal ausgenommen - längst vorgemacht: Trainerwechsel waren in dieser Saison Trumpf!

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Mainz, die Hertha, Bielefeld und Köln: Beinahe alle Konkurrenten im Abstiegskampf tauschten erfolgreich ihren Coach.

Und der FC Augsburg reagierte immerhin noch so rechtzeitig auf seine Talfahrt, dass er das Abstiegs-Endspiel gegen Werder unter dem neuen Trainer Markus Weinzierl mit 2:0 gewann - obwohl Augsburgs Ruben Vargas schon in der 13. Minute die Rote Karte sah.

Werder dagegen hoffte (zu) lange auf einen ähnlich glimpflichen Ausgang einer erneuten Katastrophensaison wie im Vorjahr.

Für den letzten Spieltag auf Trainer-Legende Thomas Schaaf zu setzen, wirkte wie eine Verzweiflungstat. Sie wurde nicht belohnt.

"Ich möchte weinen"

Johan Micoud, Mesut Özil, Andreas Herzog - sie alle trugen das Werder-Trikot in der Vergangenheit. Der Abstieg ihres ehemaligen Klubs geht allen nah.

Und nun? Egal, mit welchem Trainer Werder in die kommende Zweitliga-Saison geht, der direkte Wiederaufstieg wird eine Mammutaufgabe.

Die Voraussetzungen in Bremen sind denkbar ungünstig: Der Verein wandelt am Rande der Insolvenz, die Marktwerte potenzieller Verkaufskandidaten sind abgestürzt. Größere Investitionen in den Kader sind so kaum zu stemmen.

Es droht ein noch dramatischeres Schicksal als das des alten Nordrivalen Hamburger SV.

Und auch wenn dem Verein und seinen Fans Besseres zu wünschen ist, bleibt leider festzuhalten: Selbst schuld, Werder.

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