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Der Fall Platini: Ganovenstück für Paris Saint-Germain?

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Die Bundesliga hat gestern eine wegweisende Entscheidung getroffen. Christian Seifert, 50 Jahre alt und Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), wird als "Sprecher des Präsidiums" der neue starke Mann an der Spitze sein. Einen Bundesliga-Präsidenten, wie es vorher Reinhard Rauball war, wird es so nicht mehr geben.

Seifert hat seine künftige Rolle, die ich nach dem Vorbild des US-Sports "Commissioner" nennen würde, schon mehrfach üben dürfen. Regelmäßig las er den Vereinen beim Neujahrsempfang in Frankfurt die Leviten, wenn die Dinge nicht so liefen, wie sie nach seiner Meinung laufen sollten. Das brachte ihm Respekt bei den Branchenriesen Bayern und BVB ein.

Damit ist das Gleichgewicht zwischen den mächtigen Bundesliga-Klubs und ihrer zentralen Vertretung in Frankfurt hergestellt. Eine gute Machtbalance ist mit Blick auf die Vorgänge, die man bei der Uefa und der Fifa beobachten kann, nicht zu unterschätzen. Nur die bringt Ruhe und fördert den deutschen Fußball. Man hat es zuletzt bei den Reformplänen zur Super League erlebt.

Mit vereinten Kräften haben DFL-Führung und Bundesliga-Klubs ihre Haltung gegen Europacup-Spiele am Wochenende durchgesetzt, indem sie Abweichler in den eigenen Reihen zurück auf Kurs brachten (die Bayern), die Premier League mit einem einstimmigen Votum überzeugten und eine Phalanx gegen die Fantasiegelüste aus Spanien und Italien bildeten.

Hier zeigt sich an einem konkreten Beispiel, wozu Gemeinsamkeit im besten Sinne fähig ist. Seifert stand immer an der Spitze der Bewegung. Man darf nun gespannt sein, zu welcher Strukturlösung der DFB noch kommt. Der Verband mit seinen sieben Millionen Mitglieder spürt noch grelleres Rampenlicht. Wo ist derjenige, Mann oder Frau, der hier die Dinge lenkt?

Einen ausbalancierten Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Der Fall Platini: Ganovenstück für Paris Saint-Germain?

Jetzt mischt sich sogar Ex-Präsident Sepp Blatter ein

Die Nachricht schockierte die Fußballwelt. Der ehemalige Weltstar und Ex-Uefa-Boss Michel Platini musste aufs Polizeirevier. Von Korruption ist die Rede, auch Geldwäsche steht im Raum. Auch Katar drohen heftige Folgen. Mitten in der Aufregung schaltet sich auch der frühere Fifa-Präsident Sepp Blatter dazu ein.

Vielleicht hätten die Statistiker schon vor dreißig Jahren, als Michel Platini gerade seine Fußballerkarriere beendet hatte, Alarm schlagen sollen. Direkt unter Liste von insgesamt 72 Länderspielen für Frankreich steht in einschlägigen Datenbanken zu lesen, dass der einst geniale Spielmacher ein weiteres absolviert hat: eines für Kuwait Ende November 1988.

So ein überraschendes Gastspiel für einen Ölstaat macht am Ende der Karriere nur, wer Bares für Rares erwartet oder sein internationales Netzwerk mit einem Einsatz (beim 0:1 gegen Russland) zukunftsweisend erweitern will. Es kann jedenfalls kein Zufall sein, dass ihn jetzt die Verbindung zu den Wüstenstaaten den letzten Rest an Reputation kostet.

Im Rahmen von Korruptionsuntersuchungen wurde Michel Platini (63) am Dienstagmorgen von der Kriminalpolizei im Pariser Stadtteil Nanterre zur WM-Vergabe 2022 an Katar verhört. Der Vorwurf: “Verdacht der aktiven und passiven Korruption”, wie die französische Nachrichtenagentur AFP aus Justizkreisen berichtete.

Michel Platini und die WM 2022 in Katar: Dinner mit Folgen

Wie kam die Fußball-WM 2022 nach Katar? Für französische Ermittler spielen Michel Platini und ein ominöses Abendessen eine zentrale Rolle.

Die Untersuchung soll herausfinden, wie empfänglich Michel Platini 2010 als Uefa-Präsident handelte, als er Katar die entscheidenden Stimmen aus Europa einbrachte. Der Verdacht von Korruption bestand schon seit langem. Nur weitet sich der Katar-Skandal jetzt offiziell bis in den französischen Präsidentenpalast und den Tuchel-Klub Paris Saint-Germain aus.

Konkret geht es um ein Essen im Elysee-Palast am 23. November 2010. Auf Betreiben des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy soll es eine geheime Absprache mit Tamin Bin Hamad Al Thani (Emir von Katar) und Hamad Ben Jassem (damals Premier in Katar) gegeben haben. Der mutmaßliche Deal, oft zitiert, klingt noch heute atemberaubend.

Katar sollte bei der Fifa-Abstimmung über die WM 2022 Michel Platinis Unterstützung erfahren und im Gegenzug PSG kaufen, damit Paris mit millionenschweren Zuwendungen aus dem Nahen Osten wieder einen Vorzeigeklub bekommt. Beides fand tatsächlich statt. Zu prüfen ist, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen den zwei Entscheidungen besteht.

Der gierige Funktionär

Michel Platini war mal einer der mächtigsten Männer im Weltfußball. Und einer der gierigsten. Jetzt erlebt er den Tiefpunkt eines selbstverschuldeten Niedergangs.

Platini bestreitet jede Absprache zwar, aber Tatsache ist auch: Er wählte Katar, und sein Sohn Laurent wurde Europachef bei “Qatar Sports Investment”, jener Firma, die bei PSG einstieg. Die Behörden drehen nun jeden Stein um. Ihre Vorwürfe sind ernstzunehmen: Auch Nicolas Sarkozys früherer Generalsekretär Claude Gueant wird aktuell verhört.

Er habe “sich nichts vorzuwerfen und absolut nichts falsch gemacht”, heißt es in einer Erklärung, die Platini über seinen Anwalt verbreitet ließ. “Gelassen und präzise” habe er alle Fragen der Polizei beantwortet und “nützliche Erläuterungen gegeben”. Es war wie immer: Platini wäscht seine Hände in Unschuld.

Bei aller Unschuldsvermutung, die auch bei ihm gilt: Zuzutrauen sind ihm diese Vergehen. Immerhin hat er, Lichtgestalt der Franzosen, ja eine Vorschgeschichte und vier Jahre lang bei Fifa-Präsident Joseph Blatter das Funktionärsgeschäft aus Geben und Nehmen, Teilen und Herrschen gelernt. Irgendwann verlor er jedes Maß.

Ausgerechnet Sepp Blatter urteilt über Michel Platini

"Michel Platini ist ganz sicher kein Krimineller. Ich habe lange mit ihm zusammengearbeitet und besitze eine gute Menschenkenntnis. Ab und zu habe ich mich in meinem Leben in Menschen geirrt. Aber nie bei der Frage, ob jemand kriminell ist."

Michel Platini stieg in die Fifa-Exekutive auf und putschte 2007 in einer Kampfabstimmung Uefa-Präsident Lennart Johansson aus dem Amt. Platini konnte auf Zustimmung aus Osteuropa vertrauen, vor allem aus Polen und der Ukraine. Nicht viel später bekamen Polen und die Ukraine überraschend den Zuschlag für die gemeinsame EM-Austragung 2012.

Die Fußballfamilie erlebte Michel Platini nicht mehr als jenen Feingeist, der seinen Klub Juventus Turin und seine Nationalmannschaft zu Titeln führte und herzzerreißend in den zwei dramatischen WM-Halbfinals 1982 und 1986 an Deutschland scheiterte. Plötzlich war er Machtmensch, rücksichtslos und gierig. Einer, der am Ende an sich selbst scheiterte.

2015 kam heraus, dass er von Blatter 1,8 Mio. Euro kassiert hatte. Beide wollten die Zahlung als verspätetes Beraterhonorar vertuschen. Doch die Fifa-Ethikkommission erkannte einen Zusammenhang zum Stimmverhalten in den Gremien und sperrte beide auf Jahre für jedes Funktionärsamt. Platini wurde nicht Fifa-Chef. Seine Sperre liefe jetzt im Oktober aus.

Die wichtigsten Antworten zum Fall Platini

Noch ein Fußballboss im Konflikt mit dem Gesetz, es geht um die WM in Katar. Wird sie dort stattfinden? Die wichtigsten Antworten zum Fall Platini.

Katar kann auf die Vorgänge in Paris gewiss amüsiert schauen. Die WM 2022 ist ihnen nicht mehr zu nehmen. Aus Uefa-Kreisen ist zu hören, dass eine kurzfristige Verlegung mit 32 WM-Teilnehmern logistisch nicht zu stemmen ist. Auch Fifa-Präsident Gianni Infantino ist fein raus. Von den einstigen Katar-Befürwortern ist keiner mehr da. War noch was?

Neuordnung bei den Deutschen

Klubs beschließen DFL-Reform, DFB stellt seinen Zeitplan vor

Der deutsche Fußball reformiert sich: Die DFL hat ihre Reformen beschlossen und Geschäftsführer Christian Seifert weiter gestärkt. Der DFB sieht sich auch auf einem guten Weg zu einer neuen Struktur.

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