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BVB raus! Und Bayern heute?

Borussia Dortmund scheint in der Champions League gegen Chelsea aus. Kämpferisch zwar - aber verdient.

Foto: Imago / Hufnagel

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Champions League paradox: Beim Rückspiel in Neapel nächste Woche Mittwoch dürfen keine Fans von Eintracht Frankfurt ins Maradona-Stadion. Angeblich, weil die Politik das nicht wollte: Man könne nicht für Sicherheit garantieren.

Ich muss mich diszipliniert zurückhalten, um keine Klischees über die Sicherheit im Süden Italiens zu bedienen. Im Moment mag ich nur so viel sagen: Die Uefa darf sich den Ausschluss von Zuschauern nicht gefallen lassen.

Ja, die Eintracht-Fans sind nicht gerade die Chorknaben unter Deutschlands Fußballfans. Wenn aber die Politik vorschreiben darf, wer ins Stadion darf und wer nicht, öffnet man das Tor zur Wettbewerbsverzerrung.

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Dann kann jeder Verein, der die Stimmgewalt der Gästefans im Stadion fürchtet, die Politiker seines Vertrauens vorschicken und eine willkürliche Auslese beim Publikum veranlassen. Undenkbar? Offenbar ja nicht.

Die Uefa sollte jetzt clever reagieren und ankündigen: Wenn Ihr in Neapel tatsächlich Sorgen um die Stadionsicherheit habt, dann verlegen wir das Rückspiel halt einfach an einen sicheren Ort - ganz, ganz weit weg von Neapel.

Bin mir sicher: Die Diskussion um den kurzfristigen Fan-Ausschluss würde sofort eine Wende erleben. Der SSC Neapel oder die Lokalpolitiker, völlig egal: Sie dürfen mit dieser Maßnahme jedenfalls eine Woche vorm Spiel nicht durchkommen.

Einen fanfreundlichen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk


++ Champions League aktuell ++

Foto: Imago / Shutterstock

Von Pit Gottschalk

Wer ein 1:0 aus dem Hinspiel mitbringt und dann im Rückspiel nach einem fragwürdigen Handelfmeter mit eingebauter Wiederholung 0:2 ausscheidet, versteht die Welt nicht mehr. Borussia Dortmund, vorher unbesiegt in diesem Jahr, hatte alle Voraussetzungen geschaffen, ins Viertelfinale der Champions League einzuziehen. Nun war der FC Chelsea doch Endstation.

In den nächsten Tagen wird die öffentliche Debatte davon bestimmt, ob entweder die frühere Verletzung von Julian Brandt oder doch die umstrittene Schiedsrichter-Entscheidung beim Elfmeter zum 0:2 das Ausscheiden bewirkt hat. Man darf das nicht ernstnehmen. Die Enttäuschung sitzt so tief, weil man sich tatsächlich für unschlagbar hielt. Die Realität holt einen oft zu schnell ein.

Grämen muss man sich deswegen nicht. Aus drei Gründen. Erstens: Der BVB spielte gegen eine Mannschaft, die sich im Winter mal locker im Wert 600 Mio. Euro verstärkt hat. Zweitens: Noch vor wenigen Wochen hätte man dem BVB nicht zugetraut, überhaupt in diese gute Ausgangslage zu kommen. Und drittens: Man kann noch anderswo sehenswerte Titel gewinnen.

Niemand erwartet ja von einer Mannschaft, die sich im Winter neu erfunden hat, dass sie an den größten Teams Europas vorbei ins Finale der Königsklasse durchmarschiert. Die nächste Ziele sind andere: in der Bundesliga eine Bayern-Jagd, die möglichst lange spannend bleibt und mindestens in der Qualifikation für die Champions League endet, und im DFB-Pokal der Einzug ins Finale.

Auf diesem Fundament aufbauend, darf man irgendwann von Zielen auf internationaler Ebene träumen. Denn auch das gehört zur Wahrheit: Gegen die Cleverness und das Powerplay von Chelsea hatte die BVB-Mannschaft, die uns 2023 so viel Freude bereitet, nichts entgegenzusetzen. Insofern ist jetzt jede Häme gegenüber Dortmund fehl am Platz. Da wächst noch etwas heran.

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Champions League heute im Fernsehen

20.15 Uhr, SPORT1: Fantalk
21 Uhr, DAZN: Bayern München - PSG, Tottenham Hotspur - AC Mailand


Sind wir zu kritisch mit Bayern? Antwort heute!

Von Alex Steudel

Ich musste in letzter Zeit öfter an den legendären Satz eines früheren Sport-Bild-Kollegen denken. Ist schon eine Weile her, aber egal. Bei einer Sonntagmorgenkonferenz brach es jedenfalls unvermittelt aus Jochen Coenen, so heißt der Ex-Kollege, heraus: "Ganz Deutschland hasst die Bayern!", stellte er fest. Und fügte hinzu. "Bis auf die 50 Prozent, die die Bayern lieben!"

Da war damals und ist heute viel Wahres dran. Der FC Bayern beschäftigt uns alle, und zwar, jahrzehnteübergreifend, mehr als BVB, Schalke und Gladbach zusammen. Fragt nur mal jemanden, der gemäß Selbstauskunft null Ahnung von Fußball hat: Sie/er wird trotzdem zumindest ein paar Bayern-Facts aus der Schublade zaubern können.

Das Bayern-Hypen musste auch dazu führen, dass wir immer mit äußerst strengem Blick auf diesen Verein schauen - jetzt, vor dem Champions-League-Achtelfinalrückspiel gegen Paris, ist es besonders schlimm.

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Nehmen wir nur die letzten Tage und Wochen, und was in dieser Zeit alles an Kritik auf Team Nagelsmann-Neuer-Gnabry-Sané-Brazzo-et-cetera eingeprasselt ist.

Der Trainer: Bringt die Truppe nicht auf Touren, macht Fehler beim Einwechseln, redet viel, aber zu wenig mit seinem Kapitän. Weiß mit Spielern, die für teuer Geld gekauft werden, nix anzufangen.

Der Sportchef: Feuert den besten Kumpel des Kapitäns, ohne ihm was zu sagen, weil er praktischerweise gerade verletzt ist und sich nicht wehren kann.

Der Kapitän und Torwart, also Manuel Neuer: Geht, null professionell, skifahren, bricht sich dabei den Haxen und zeigt dann, statt auf allen Vieren um Verzeihung bettelnd angekrochen zu kommen, seinen Chefs und der eigenen Medienabteilung mit einem Wut-Interview die lange Nase.

Dazu kommen verspätete Ankünfte zu Busabfahrten, eigenartige Privatjetreisen zu Modemessen, seltsame Lustlos-Auftritte vor wichtigen Spielen und, und, und.

Und natürlich die angeblichen Weltsensationstransfers des Sportchefs Hasan Salihamidzic, die einen Berg von Geld kosten, um dann sekundenschnell zu verpuffen (z.B. Mané, Cancelo). Funfact: Glaubt man den Vorberichten, sitzen heute gegen PSG Bayern-Spieler im Marktwert von einer drittel Milliarde Euro auf der beheizten Ersatzbank.

Ja, man kann das alles getrost vorbringen und die Bayern dafür kritisieren, es ist eine Menge Stoff und klingt überzeugend.

Aber, und jetzt kommt's: Die anderen überzeugenden Argumente wischen wir dabei manchmal unter den Tisch.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Der FC Bayern ist Tabellenführer in der Bundesliga. Hat dort von den letzten 16 Spielen nur eins verloren und gerade erst Herausforderer Union Berlin verprügelt. Steht im Viertelfinale des DFB-Pokals, hat da im Februar die zweitbeste Mannschaft der Rückrunde (Mainz 05) aus dem Weg geräumt wie früher ein schlecht gelaunter Jens Jeremies seine Gegenspieler.

Bayern hat das Achtelfinale der Champions League erreicht – mit sechs Siegen, null Unentschieden und null Niederlagen – und anschließend das erste Achtelfinale auswärts 1:0 gewonnen - beim Multimilliardenklub Paris, gegen die Avengers des Fußballs: Mbappé, Messi, Neymar. "Clean Sheet" nennt es der Engländer.

Krise nennen es wir Deutschen. Und nur wir Deutschen.

Doch die Bayern marschieren stramm durch die Saison. Was wollen wir eigentlich mehr? Dass sie endlich, endlich mal damit anfangen, aus einem Spiel vier Punkte zu holen?

Berti Vogts, der 1996 Deutschland als Trainer zum bisher letzten EM-Titel führte, sagte einmal: "Wenn ich übers Wasser laufe, sagen meine Kritiker: ​Nicht mal schwimmen kann er."

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Und was tut der FC Bayern heute: schwimmen oder laufen? Alle (also alle mit DAZN-Abo) werden ab 21 Uhr aus starren Augäpfeln den Rekordmeister mustern. Eine Niederlage reicht, um das, was weiter oben steht, wegzuwischen; ab 23 Uhr wird dann alles, was noch weiter oben steht, wie Platzregen auf die Münchner runtergehen.

Ist das gerecht? Sind wir womöglich zu kritisch mit der Klub, der in Europa die Kohlen seit 50 Jahren aus dem Feuer holt? Und falls die Antwort JA lautet: Liegt das eben genau daran, also dass die Bayern über die letzten Jahrzehnte gesehen der einzig konstante deutsche Vorzeigeklub sind? Hat deshalb jeder von uns irgendwelche Gefühle für sie entwickelt – 50 Prozent: Liebe, 50 Prozent: Hass?

Sind die Bayern so etwas wie das erstgeborene Kind, von dem die Eltern immer viel zu viel verlangen?

Ich habe nachgedacht. Ja, es ist schon was dran. An allem. Ich verspreche Mäßigung.

Außer natürlich, die Bayern scheiden heute Abend aus.

Das dritte Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer es sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.

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