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Die Bundesliga-Saison beginnt für Borussia Dortmund am 24. August mit dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt. Aber schon jetzt, drei Wochen vorher, ist beim BVB der Teufel los. Sven Mislintat steht angeblich vor dem Aus.
Die Vorwürfe, die Bild gestern Abend unter der Überschrift "Bosse-Beben" veröffentlichte, sind lang und belastend. Man kann sie so zusammenfassen: Mislintat ist nicht teamfähig und verbreitet ein toxisches Klima.
Er war erst vor drei Monaten nach Dortmund zurückgekehrt und sollte den neuen Geschäftsführer Lars Ricken und Sportchef Sebastian Kehl bei der Kaderplanung unterstützen. Mislintat muss den Job missverstanden haben.
Es ist von Alleingängen auf dem Transfermarkt die Rede, von Respektlosigkeit in Gesprächsrunden und Selbstgefälligkeit. Das mag man beim BVB gar nicht, wenn einer sich selbst über den Verein stellt.
Sven Mislintat ist nicht irgendwer. Im Ruhrgebiet nannte man ihn früher das "Diamantenauge", weil er Talente frühzeitig entdeckt hat. Als er vor Jahren ging, arbeitete er auf der Insel, beim VfB Stuttgart, bei Ajax Amsterdam.
Ruhig blieb es selten um ihn. Borussia Dortmund trifft das Bosse-Beben in der heißesten Transferphase. Die Personalwechsel im Kader brauchen eine ruhige Hand. Provoziert ein Mislintat-Aus jetzt schlechte Stimmung?
Wenn Borussia Dortmund zur neuen Bundesliga-Saison Erfahrung im Kader haben wollte, dann hat man die jetzt bekommen. Die drei wichtigsten Zugänge sind 27, 28 und 33 Jahre alt.
Wenn BVB-Trainer Nuri Sahin eine neue Achse im Mannschaftsgerüst haben wollte, dann hat er die jetzt. Seine drei Neulinge sind Verteidiger, Mittelfeldspieler und Mittelstürmer.
Die Verpflichtung von Waldemar Anton und Serhou Guirassy (beide vom VfB Stuttgart) sowie Pascal Groß (Brighton) kostete knapp 50 Millionen Euro an Ablösesummen.
Das ist nicht viel und deswegen ein Zeichen, was man von den neuen Spielern erwarten darf. Hier zum Vergleich: 50 Millionen gab Bayern allein für einen einzigen Spieler aus - für Joao Palhinha.
Und kaum hat man die Nachricht zur Kenntnis genommen, dass ein Rechtsverteidiger von Manchester City ausgeliehen wird (Yan Couto), kracht das nächste Gerücht in die Tagesarbeit.
Angeblich kommt Jungnationalspieler Maxi Beier von der TSG Hoffenheim. Die Ablöse soll 30 Mio. Euro betragen und eine Investition in die Zukunft sein. Beier ist erst 21.
So geht das beim BVB ständig. Kein anderer deutscher Verein liefert in diesem Sommer so durchgehend Schlagzeilen auf dem Transfermarkt. Man weiß nicht, wer beim Liga-Start am 24. August auf dem Rasen stehen wird.
Fast geht schon unter, dass ein Publikumsliebling das Weite sucht: Niklas Füllkrug wechselt zu West Ham United. Der Abgang machte den Beier-Abgang erst refinanzierbar.
Noch ist offen, was man von der Häutung beim BVB halten soll. Es konnte trotz Finaleinzug in der Champions League nicht so weitergehen, so viel war sicher. Bundesliga-Platz 5 war für das zweitteuerste Team der Liga zu wenig.
Aber gleich so massiv das Personal wechseln? Trainer weg, Hummels weg, Reus weg, jetzt Füllkrug mit seinen 16 Toren weg - das funktioniert nur, wenn der Ersatz weltklasse ist.
Ist es das? Anton und Groß sind nicht mal Stammspieler in der Nationalmannschaft. Guirassy ist verletzungsanfällig, Beier kein Hochbegabter. Der BVB ist neu - aber auch besser?
Nuri Sahin, als Cheftrainer ein Neuling in der Bundesliga, muss erst noch zeigen, dass er erstens mit Stars umgehen und zweitens Spieler zu einer Mannschaft formen kann.
In seinem Kader stecken viele Fragezeichen. Zum Beispiel: Schafft Guirassy den Wechsel vom VfB- ins BVB-Spielsystem? Oder scheitert er wie damals Anthony Modeste daran?
Man muss den Kaderplanern um Sebastian Kehl und Sven Mislintat zugestehen, dass sie mit ihrer Strategie Mut zur Radikalkur haben. An Erfahrung fehlt es ihnen nicht.
Von außen wirkt der Großeinkauf wie Pokerei: Borussia Dortmund geht All-in. Das kann große Gewinne versprechen. Aber eine Gewinngarantie hat da niemand.