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Bundesliga droht Herbstdepression: Es geht ums Geld

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Guten Morgen, {{first_name}} {{last_name}}!

Kein Mensch, der bei Verstand ist, bringt irgendwie Verständnis für die Beleidigungen auf, die der 15jährige BVB-Torjäger Youssoufa Moukoko beim Junioren-Derby auf Schalke erleben musste. Man kann und muss dem FC Schalke jedes Wort abnehmen, dass die menschenverachtenden Kommentare aus den eigenen Reihen nicht ignoriert werden und dass die Führungsriege tiefstes Bedauern empfindet. Sportvorstand und Fan-Initiativen haben sich von den schlimmen Sprüchen, die bei der Video-Übertragung dokumentiert wurden, sofort und überzeugend distanziert.

Trotzdem bleibt die Frage: Wie konnte es so weit kommen? Es ist nicht lange her, dass der Journalist André Voigt bei einem Länderspiel in Wolfsburg ähnliche Sprüche gegen Nationalspieler mit dunkler Hautfarbe anhören musste; seine Veröffentlichung schockte die Fußballwelt. Bei einem Pokalspiel auf Schalke, kurz vor der Coronakrise, erfuhr der Hertha-Profi Jordan Torunarigha Rassismus von der Tribüne. So geht das leider auf zu vielen Fußballplätzen ständig: Was wie ein doofer Spruch daherkommt, ist blanker Rassismus. Man kann den Befund nicht schönreden.

Man darf die Situation deshalb auch nicht mit dem Hinweis verharmlosen, dass die Kampagnen gegen Rassismus ein paar Rechtsradikale, Mitläufer und Sprücheklopfer eingeschüchtert haben. Jeder einzelne Vorfall ist ein Vorfall zu viel und damit ein Skandal. Der DFB muss klare Kante zeigen und Sanktionen aussprechen, die schmerzhafter als ein Rüffel oder ein Stadionverbot sind. Wenn Fans des 1. FC Nürnberg um einen Neonazi trauern, muss das Konsequenzen haben. Die Vereine kann man jedenfalls aus ihrer Pflicht nicht entlassen. Weder auf Schalke noch sonstwo.

Einen treuherzigen Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Bundesliga droht Herbstdepression: Es geht ums Geld

BVB-Manager Watzke schlägt Alarm und kritisiert Angela Merkel

Zuschauerzahlen sinken, Corona-Fälle häufen sich in den Spielerkadern, die Klubs schreiben Verluste und denken über einen Streik nach, um den Spielbetrieb mit aller Kraft zu sichern. Dem deutschen Fußball droht ein harter Herbst.

Von Alexander Sarter

Ärger über Abstellungen, Kritik an der Politik, Infragestellen der Corona-Regularien - das sind die Schlagzeilen, die der Profifußball derzeit produziert. Um was es dabei aber wirklich geht, sagen beim Kampf um die Meinungshoheit nur die Wenigsten.

Es geht ums Geld - und wer wie viel davon bekommt. In Zeiten der Krise spielen die Einnahmen eben eine noch viel größere Rolle als sonst. Das zeigt einmal mehr, wie sich eine komplette Branche durch selbst forcierte Fehlentwicklungen in Existenznöte gebracht hat. Gerade aufseiten der Klubs haben alle mehr oder wenig eifrig daran mitgearbeitet, sich 25 Millionäre als Arbeitnehmer zu leisten.

Und diese überbezahlten Arbeitnehmer wollen pünktlich zum Monatsende ihr Gehalt auf dem Konto sehen. So steht es schließlich in den Verträgen mit den irrwitzigen Entlohnungen, die von den Klubchefs gegengezeichnet wurden - inklusive zig Millionen für Berater. Von den Ablösesummen ganz zu schweigen.

Die Liga hat Angst vor Herbstdepression

Das optimistische Sommergefühl war trügerisch: Die Lage des Patienten Fußball könnte von stabil zu bedrohlich umschlagen.

Genau diese Praktiken (und nichts anderes) sind es, die den Profifußball nun in die Bredouille bringen. Davon ist nur kaum etwas zu hören. Bloß keine Blicke hinter die Kulissen - das könnte den schönen Schein trüben. Doch auch ohne offene Worte macht sich Angst in der Branche breit, in der alle Protagonisten von den Geldströmen profitieren.

Es ist die Angst vor der Erkenntnis. Denn wenn der Familienvater, der sein Häuschen abbezahlen muss, sich in Kurzarbeit befindet und um seinen Job bangt, die Zusammenhänge erkennt, könnte er sich angewidert abwenden. Vielleicht wäre das gar nicht schlecht - denn mit mehr Demut und weniger Geld würde der Fußball wieder andere Schlagzeilen schreiben.

Alexander Sarter ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Verkehrte Welt auf Schalke

1:1 gegen Union! Schalke feiert ersten Punkt

Schalke spielt gegen Union 1:1. Die Treffer erzielen Friedrich für Union und Paciencia für Schalke. Für die Gastgeber ist es der erste Saison-Punkt.

Spieler müssen trotzdem zum Rapport bei den Ultras

Nach dem 20. Spiel in Folge ohne Sieg haben Schalkes Fans an der Arena Redebedarf. Ihre größte Sorge: Eine weitere bittere Pleite im Derby gegen den BVB.

Rassismus gegen BVB-Torjäger Moukoko: Der DFB ermittelt

BVB-Torjäger Youssoufa Moukoko wird beim Junioren-Spiel auf Schalke böse beleidigt. Der 15-Jährige findet anschließend klare Worte, der DFB ermittelt.

Bochum & Kickers: Lang lebe Fairplay!

Von Alex Steudel

Als ich am Samstag im Supermarkt war, habe ich mich zweimal geärgert. Zuerst, als ich feststellte, dass ich mich schon wieder für die langsamere Kassenschlange entschieden hatte. Kennt ihr das? Egal, in welche Schlange du dich stellst, es wird immer die Schalke-Schlange sein, während gleich neben dir die FC-Bayern-Schlange ihr bestes Tempo-Abkassieren spielt.

Ich hatte beim Ärgern genügend Zeit, mir das anliegende Zeitungsregal anzusehen. "Watzke warnt" stand oben links auf der Titelseite der Bild-Zeitung. Ich musste gar nicht weiterlesen, um zu erfahren, wovor der BVB-Boss warnte,. Ich wusste es schon: natürlich vor dem Untergang. Vor dem Untergang der Bundesliga warnen ist einer der Top-Trends 2020, es war die ungefähr 1000ste Warnung des Jahres.

Ich kann es nicht mehr hören.

Leute, ich habe inzwischen begriffen, dass es schlecht um die Liga schlecht. Die Statements laufen schon fast so oft wie diese Klopp-Werbung, bei der er in der Küche steht. Es tut mir ja auch wirklich leid. Aber mal ehrlich: Warnen macht es nicht besser. Und in den meisten Fällen ist die Krise sowieso hausgemacht. Die Klubs leben seit Jahren über ihre Verhältnisse, sie geben mehr aus als sie einnehmen, sie hatten vor Corona null Reserven, und die Spieler verdienen trotzdem Millionen. Man nennt das den HSV-Effekt.

Ich kann nur den Philosophen Christian Streich, der nebenher Freiburg trainiert, zitieren. Der sagte kürzlich der SZ: "Wenn ein deutscher Nationalspieler fünf Monate lang kein Geld bekommt, glauben Sie, bei dem ändert sich was im Leben? Natürlich nicht. Aber die Studentin, die in der Fußballkneipe arbeitet, oder der Koch, der für 100 Leute kocht, wenn der SC Freiburg spielt, die leiden wirklich."

Das Thema beschäftigte mich, als ich grummelnd von Edeka nach Hause ging. Ich möchte, dass das Jammern endlich aufhört, dachte ich. Lasst uns lieber besseren, vernünftigen Fußball sehen, mit mehr Herz und weniger Kohle. Oder, wie es neuerdings heißt: Lasst uns das Produkt verbessern.

VfL Bochum verliert nach Fairplay in Braunschweig

Erst ein fragwürdiger Platzverweis gegen den Eintracht-Torwart, dann vergibt der VfL Bochum den fälligen Freistoß im Zweitliga-Spiel freiwillig. Bitter: Kurz darauf kassieren die Gäste den entscheidenden Gegentreffer und verlieren.

Ich wurde gleich erhört. Ich meine damit aber nicht hinreißende Spielzüge oder fantastische Tore. Nein, es kam viel besser – es kam Fairplay.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, ich liebe Fairplay. Ich mag diese Momente, in denen Millionen und Kommerz und Erfolg keine Rolle spielen. Und es nur um Gerechtigkeit geht. Das ist für mich genau so Fußball wie ein 25-Meter-Schuss in den Winkel. Ich komme noch heute nicht damit zurecht, dass wir 1990 dank einer Schwalbe Weltmeister geworden sind.

Als die Bochumer am Samstag um den Schiri herumstanden und sich dafür einsetzten, dass der Braunschweiger Torhüter keine Rote Karte bekommen sollte, war das für mich so ein schöner Moment. Als der Mann trotzdem vom Platz gestellt wurde, und die Bochumer danach entschieden, den fälligen Freistoß einfach zu verschenken, ging mein Herz auf.

Ich glaube, solche Szenen braucht der Fußball mehr als den nächsten 100-Millionen-Transfer. Dass der Gegner Braunschweig gleich im Gegenzug den Siegtreffer erzielte? Bitter - aber geschenkt!

Noch besser fand ich eine Aktion der Stuttgarter Kickers. (Das sind die, die in der Bundesliga zweimal gegen die Bayern gewonnen haben, und jetzt in der Oberliga spielen.) Die Kickers erzielten am Samstag ein Tor, nachdem ihr Gegner wegen eines verletzten Spielers den Ball ins Aus geschossen hatte, und sahen dann den Fehler ein: Kickers-Trainer Ramon Gehrmann ordnete in bester Marcelo-Bielsa-Manier ein Eigentor an.

Ist das nicht fabelhaft? Finde ich zumindest.

Das ärgerte ich mich erneut. Auf Facebook las ich dann tatsächlich den zornigen Einwand eines Mannes, die Kickers hätten wohl vergessen, dass Menschen bei Wettanbietern Geld auf solche Spiele setzen, und was denn jetzt mit denen sei, die das Tor nicht auf der Rechnung hatten? Einer nannte den Kickers-Trainer abwertend "Gutmensch".

Ich sage dazu lieber nichts. Aber die Antwort eines Kickers-Fans gefiel mir: "Wenn der Sportsgeist stirbt, brauch ich die 3 Punkte auch nicht."

Trainer der Stuttgarter Kickers ordnet Eigentor an

Auch in der Oberliga Baden-Württemberg kam es am Samstag zu einer bemerkenswerten Fairplay-Aktion: Nach einem Tor-Vorteil durch ein Missverständnis schießen die Gastgeber ins eigene Tor.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, Sky: 2. Liga, FC St. Pauli - 1. FC Nürnberg

St. Pauli: Burgstaller will Torfluch gegen den Ex-Club brechen

Zweitligist FC St. Pauli empfängt heute den 1. FC Nürnberg. Für Neuzugang Guido Burgstaller ist es eine ganz besondere Partie. Der Angreifer spielte von 2015 bis 2017 für den Club in Nürnberg. Nach seinem 28-minütigen Joker-Einsatz vor der Länderspiel-Pause in der Partie beim SV Sandhausen (0:1) stehen die Chancen für den Ex-Nationalspieler offenbar gut, seine Startelf-Premiere für die Hamburger zu feiern.

Was sonst noch so los ist

"Gegen welche Regeln hat er verstoßen?"

Der Ausflug von Ex-Nationalspieler Max Kruse in eine Berliner Bar sorgte vor dem Spiel von Union Berlin beim FC Schalke 04 für Diskussionen. Unions Sportchef Oliver Ruhnert äußerte sich nach der Partie zum Vorfall. Kruse habe gegen keine Corona-Schutzmaßnahmen verstoßen, betonte der Geschäftsführer.

Mainz 05: Fans sollen wieder motzen dürfen

In Mainz diskutieren Anhänger mit dem Trainer. Vorbildlich! Die Coronakrise eröffnet Chancen für eine neue Kommunikation.

Remis gegen Frankfurt: Köln steckt im Stau

Immerhin drehen die Rheinländer gegen Eintracht Frankfurt in der zweiten Halbzeit auf und holen den ersten Punkt der Saison.

"VfB so gut wie seit zwölf Jahren nicht mehr"

Das 2:0 bei Hertha BSC findet bundesweit Beachtung. Der VfB Stuttgart wird in der Presse für seine Spielweise gefeiert.

Wie im falschen Hemd

Hertha BSC ist besser, als nach dem 0:2 gegen Stuttgart scheint. Doch wer den großen Umbruch will, muss Brüche in Kauf nehmen.

Jürgen Klopps Duell der Schmerzen

Van Dijk verletzt, wieder fiese Gegentore, ruppige Szenen: Beim 2:2 gegen Everton muss sich Liverpool gleich mehrfach ärgern.

Alle mal herschauen!

Giganten-Start von Mario Götze bei PSV Eindhoven

Volltreffer Götze! Acht Minuten und vier Sekunden hat Mario Götze (28) für sein Premieren-Tor im PSV-Trikot gebraucht.

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