Bayern: Wochen der Wahrheit


Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Ich mache mir Sorgen um Schalke. Die Mannschaft liegt auf dem letzten Tabellenplatz der Bundesliga, sechs Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Der Klassenerhalt ist kein Ding der Unmöglichkeit. Der Abstand beträgt halt zwei Siege, und den muss eine Mannschaft aufholen, die in den bisherigen 18 Saisonspielen erst zwei Siege geschafft hat. Wie will die Reis-Truppe das packen?
Der Fußball hält für Situationen, wie sie Schalke erlebt, ein paar Worthülsen bereit. Dann ist von "Bock umstoßen" die Rede, von der "Hoffnung, die zuletzt stirbt", von "Befreiungsschlag" und "Erfolgserlebnis", was die Spieler brauchen. Früher nannte man das: Durchhalteparolen. Schalke hat auch keine andere Wahl: Durchhalten, bis der Punktestand Gewissheiten liefert.
Das Spiel in Mönchengladbach bietet eine gute Gelegenheit zur Trendwende. Ein Auswärtssieg würde zumindest den Glauben wiederbeleben, dass der bisherige Verlauf der Saison dem Missverständnis mit Ex-Trainer Frank Kramer geschuldet war und dessen Nachfolger Thomas Reis endlich seine Ideen in die Köpfe seiner Spieler gedrückt hat. Damit wären wir wieder beim Schlüsselwort: Hoffnung.
Mehr hat Schalke im Moment nicht. Man kann auch sagen: immerhin.
Ein königsblaues Wochenende wünscht
Euer Pit Gottschalk
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Nach den drei Unentschieden der Bayern in Folge schien der Meisterschaftskampf in der Bundesliga plötzlich offen wie noch nie zuvor nach 18 Spieltagen. Platz 1 und Platz 6 liegen nur fünf Punkte auseinander. Endlich wieder ein Hauch von Spannung. Aber dann holten die Bayern Joao Cancelo und setzten im Pokal in Mainz mit 4:0 ein Ausrufezeichen. Ist die Krise der Bayern damit abgestellt und die alte Langeweile bald wieder da? Darüber diskutieren Pit Gottschalk und Malte Asmus heute mit Sport1-Chefreporter und Bayern-Insider Kerry Hau. Und der gibt Einblick in das Mannschaftsgefüge der Bayern nach innen, aber zeigt auch am Beispiel des Rekordmeisters, wie modernes Vereinsmanagement funktioniert.

Donnerstag ist kicker-Tag 🤓 📬 🗞️ pic.twitter.com/jPGQQ3GfUI
— Julian Franzke (@Julian_Franzke) February 2, 2023
Macht der FC Bayern jetzt richtig ernst?
Von Jonas Wagner
War es jetzt eine Krise? Oder doch nicht? Und wenn ja, ist sie nun beendet? Ganz einig waren sich da nicht einmal die Protagonisten beim FC Bayern. Das Pokal-Viertelfinale ist erreicht, das Selbstvertrauen zumindest in den Aussagen der Spieler wieder zurück. Doch war das wirklich schon der Befreiungsschlag?
Eigentlich verhinderte der Rekordmeister ja nur, dass es noch unruhiger wird an der Säbener Straße. Aber mal im Ernst: Wer zweifelt wirklich daran, dass die Mannschaft von Julian Nagelsmann am Ende die Meisterschaft gewinnt, selbst wenn sie die Partien in Wolfsburg und gegen Bochum nicht gewinnt? Wer empfindet den "Titelkampf" momentan ernsthaft als spannend?

Die Qualität der Bayern wird sich in der Liga letztlich durchsetzen. Wer im Winter mal eben Yann Sommer, Daley Blind und kurz vor Transferschluss auch noch einen Weltklasse-Mann wie Joao Cancelo holen kann, muss national keine Konkurrenz fürchten. In einem Spiel bleibt alles möglich gegen die Bayern, klar, das zeigte sich nicht zuletzt im Pokal in den Vorjahren. Über eine ganze Saison führt aber kein Weg an ihnen vorbei.
Längst sind die Ansprüche in München deutschlandweit bekannt. Die Meisterschaft reicht nicht, der Pokal muss es dazu mindestens sein, im Idealfall noch die Königsklasse. Und genau dort wird sich in zwei Wochen erstmals zeigen, wo die Bayern wirklich stehen. Wobei momentan selbst Gegner Paris schwächelt - oder kriselt?
Bleiben die Bayern lange im Champions-League-Rennen, wird in einigen Wochen niemand mehr über die "Krise" (drei Unentschieden, keine Niederlage) aus dem Januar sprechen. Scheitern die Bayern schon im Achtelfinale, dann wären sie sicherlich in einer anderen Situation. In einer, die den Namen Krise wohl eher verdient hätte.
Jonas Wagner ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Heute im Fernsehen
20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, FC Augsburg - Bayer Leverkusen

Samstag
15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Borussia Dortmund - SC Freiburg, Union Berlin - Mainz 05, 1. FC Köln - RB Leipzig, Eintracht Frankfurt - Hertha BSC, VfL Bochum - TSG Hoffenheim
18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Mönchengladbach - Schalke 04
20.30 Uhr, SPORT1: 2. Liga, Greuther Fürth - 1. FC Nürnberg
Sonntag
11 Uhr, SPORT1: Doppelpass (mit Huub Stevens und Tabea Kemme)
15.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, VfB Stuttgart - Werder Bremen
17.30 Uhr, DAZN: VfL Wolfsburg - Bayern München

Schiris – die armen Mülleimer der Nation
Von Alex Steudel
Im Netz tobt der Glaubenskrieg: Ist "Bist du blind?" eine Beleidigung des Schiedsrichters oder einfach nur eine sorgenvolle Frage? Die Stimmung bei Twitter war gestern eher pro-blind. Eine Rote Karte für den Mainzer Trainer Bo Svensson, der Deniz Aytekin diese Frage nach dem Bayern-Spiel gestellt hatte, sei völlig übertrieben und zeuge von Dünnhäutigkeit des Unparteiischen, habe ich sehr oft gelesen. Ich gebe zu, ich bin mir da nicht sicher. Mir wäre es lieber, wenn die Schiris in Ruhe gelassen würden; denn was früher womöglich witzig war, spornt heutzutage die Verrückten an und artet hinterher zu Morddrohungen aus.
Leider.


Wie weit darf man nun gehen? Ich selbst gelte hier als Maßstab. Ich habe früher als Stadiongast selbstverständlich nie Schiedsrichter beleidigt. Also nie richtig. Ich rief bei Heimspielen der Stuttgarter Kickers allenfalls mal "Schiedsrichter, Telefon!", was nach Einführung des Smartphones allmählich an Witz verlor. Und dann war da natürlich der beliebte Schlachtruf "Schieber! Schieber! Schieber!" – ja, gut, den habe ich eventuell ein-, zweimal benutzt, er war aber nicht ernst gemeint und damals unproblematisch. Man konnte doch nicht ahnen, dass es später Berliner Wettbüros und Robert Hoyzer geben würde.
Die verkappte Drohung "Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht!" habe ich auch gern geschmettert, sie war rechtlich gesehen unkritisch, denn irgendwo muss es ja stehen, das arme Auto, und tatsächlich wusste früher niemand wirklich, wo der von der Gastmannschaft finanzierte Porsche Turbo des Mannes in Schwarz geparkt war. Heute funktioniert das mit dem Auto nicht mehr, weil Schiedsrichter mit dem ICE anreisen, außer vielleicht zu Heimspielen des VfL Wolfsburg. Dem Ruf "Schiri, wir wissen, wo deine Bahncard steckt" fehlt es jedenfalls an Würze.
Begriffe wie "Schwarze Sau" oder "Blinder" oder eben die Frage "Bist du blind?" gingen mir als Fan nie über die Lippen. Bei genauerem Nachdenken möchte ich aber nicht ausschließen, ein- bis zweimal das Wort "Hurensohn" benutzt zu haben. Ich kann mich dafür nur entschuldigen und mildernde Umstände geltend machen; Jugend, Fußball und drei Stadionhalbe sind eine enthemmende Kombination.
Einerseits.
Andererseits: Prostitution ist genau genommen legale Arbeit, und erst kürzlich habe ich gelesen, dass sich Prostituierte wünschen, der Begriff "Hure" möge nicht mehr als Schimpfwort betrachtet werden. Was also soll dann schlimm sein, Sohn einer Hure genannt zu werden?
Gut, das ist eine vielleicht etwas vergeistigte Betrachtungsweise, ich nehme sie gleich wieder zurück. Das Problem Schiedsrichterbeleidigung kommt sowieso woanders her: Es ist hausgemacht, das muss man sagen. Es gibt keine andere Sportart, die es den beteiligten Sportlern erlaubt, Schiedsrichter derart hart anzugehen, vollzulabern, zuzugestikulieren, ohne dass es dafür Konsequenzen gibt – zum Beispiel in den USA ist so etwas ganz und gar undenkbar.


Es ist doch klar, dass dieser Dauerlamentier-Zustand auf die Trainer und die Zuschauer und die komplette Ersatzbank des FC Augsburg übergreift und sie regelrecht enthemmt. Letztere gilt ja inzwischen sogar als der Marcel Reich-Ranicki des Fußballs: immer laut, immer sauer, immer anderer Meinung. Gefühlt fordern Stefan Reuter & Co. bei jedem Spiel den Staatsanwalt dazu auf, die Ermittlungen gegen das Schiedrichterteam einzuleiten und am besten vor Ablauf der regulären Spielzeit eine lebenslange Sperre auszusprechen.
Ach ja, und dann ist da noch ein ganz anderes Problem. Wer mal bei einem x-beliebigen E-Jugendspiel aufwärts zu Gast war, weiß, was 1000-mal schlimmer ist als die Frage "Bist du blind?": deutsche Eltern.
Das neue Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer das Buch sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.
Was sonst so los ist
Knäbel sagt aber auch kritisch zu den Personalentscheidungen nach dem Aufstieg: "Wenn wir uns jetzt hier hinstellen und sagen würden, wir hätten im Sommer alles richtig gemacht, wäre das falsch." #Knäbel #S04
— FUMS (@fums_magazin) February 2, 2023
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Spart sich einen Kommentar: @fums_magazin pic.twitter.com/YheOwn87Nq

Drei Zugänge, vier Abgänge: So schaut die Transferbilanz des VfL Bochum in diesem Winter aus. Doch reicht die Qualität? Ist jede Position jetzt gut genug besetzt? Hier meine Einschätzung... https://t.co/ViwCW99NIy
— P. Rentsch ✏ (@p_rentsch) February 2, 2023









Alle mal herschauen!
Who is the greatest midfielder here? 🤩 pic.twitter.com/vdj8RSUN9u
— SPORTbible (@sportbible) February 1, 2023
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